Ich schließe die Augen und stehe an einem einsamen Strandabschnitt. Vor mir die endlose Weite zwischen Himmel und Ozean, weicher Sand befindet sich unter meinen Füßen. Ich breite die Arme zur Seite aus, spüre, wie der Wind sie leicht nach hinten drückt. Ein tiefer Atemzug und ich fühle mich frei. So frei wie seit langem nicht mehr. Das Leben hat mir einen tiefen Blick in meine eigene Seele geschenkt und mir die Augen für eine Wahrheit geöffnet, die nur ich zu verstehen vermag. Denn es ist mein Leben. Meine Geschichte. Meine Vergangenheit.
Schlagwort: Postpartale Depression
Nach der Geburt meines Ältesten habe ich lange Zeit die Bindung zu ihm verloren, ich fühlte nur Wut statt Liebe. Ich möchte anderen Betroffenen mit Texten zu dem Thema Trost schenken und die Hoffnung, dass Gefühle sich ändern können. Auch, wenn es manchmal länger dauert, als wir uns das wünschen.
Traumatisiert – Wenn der Mutterstress nicht nur auf Hochsensibilität zurückzuführen ist
Bevor ich mit dem Bloggen anfing, wusste ich eigentlich ziemlich wenig über mich. Wie kann das sein, fragst du dich möglicherweise, wenn du nachgerechnet hast und nun feststellst, dass ich damals immerhin schon neunundzwanzig Jahre auf dem Buckel hatte. Und doch wurde mir erst mit der Geburt meiner Söhne ein tiefer Blick hinter meine eigenen Kulissen gewährt. Nicht behutsam, sondern mit voller Wucht. Postpartale Depression, fehlende Mutterliebe zu meinem Ältesten, Regretting Motherhood, Wunsch nach meinem kinderlosen Dasein. Alles nichts, was man sich als frischgebackene Mutter zweier herbeigesehnter Kinder wünscht, geschweige denn wahrhaben will. Es war ein langer Prozess, mir das alles einzugestehen und ein noch längerer, das zu akzeptieren. Wenn du Zeit und etwas Proviant mitbringst, kannst du es von meinem ersten Blogbeitrag bis heute nachlesen, mal zwischen den Zeilen, mal offensichtlich. Als ich nach der Geburt meines Jüngsten auf den Begriff namens Hochsensibilität stieß und einen Zusammenhang zwischen diesem Wesenszug und meiner eigenen Dünnhäutigkeit erschloss, war ich erleichtert. Endlich gab es einen Namen für all die Schwierigkeiten, die ich als Mutter im Zusammenleben mit meinen Kindern hatte. Lange Zeit war ich mit der Begründung zufrieden. Aber irgendwann wurde mir klar: Da war noch mehr.
Wie es sich anfühlt, wenn Mama ihr Kind nach der Geburt nicht lieben kann
Du bist wach, aber eigentlich hoffst du, dass du schläfst. Dass alles nur ein Traum ist, ein wahrhaft schlimmer Albtraum. Du bist nun Mutter. Der Zustand, den du dir so herbeigesehnt hast. Was du nicht wolltest ist die Kälte, die dein Herz nun umgibt. Du siehst dieses Kind vor dir liegen, dein eigen Fleisch und Blut. Aber es fühlt sich nicht so an. Das Kind ist dir fremd, so fremd.
„Genieße die Zeit, solange die Kinder noch klein sind!“ Was, wenn das nicht einfach geht?
Die letzten zwei Wochen der Sommerferien waren für mich der absolute Katastrophenzustand. Nachdem ich die ersten vier Wochen tatsächlich als Herrin meiner Lage mit zwei Kindern von morgens bis abends um mich herum über die Bühne gebracht hatte (frag mich nicht, wie ich das hinbekommen habe!), schwanden nun von Heute auf Morgen meine Kräfte. Der Umzug hatte uns viel abverlangt, der Mann musste wieder arbeiten und die Kindergarten- bzw. inzwischen Schulferien der Kinder taten ihresgleichen dazu. Nun war ich am absoluten Nullpunkt angekommen. Mama-Burnout. Mein Körper signalisierte mir mit Übelkeit und stechenden Schmerzen in Bauch und Rücken, dass es Zeit für mehr Ruhepausen war und in meiner Not kontaktierte ich schon wieder Mutter und Schwiegermutter, obwohl beide uns erst zwei Tage zuvor ein verlängertes, kinderfreies Wochenende ermöglicht hatten. Gott sei Dank nahmen sie mir nochmal für ein paar Tage die Kinder ab. Ein größeres Geschenk hätten sie mir in dem Moment nicht machen können. Und dann erreichte mich von irgendwo aus dem Hinterstübchen wieder dieser Satz: „Genieße die Zeit, solange die Kinder noch klein sind – sie werden so schnell groß!“
Tränen der Erinnerung
Auf den kleinen Gefühlsausbruch war ich gar nicht vorbereitet gewesen. Das letzte Mal des Stöberns in Erinnerungen war wohl schon zu lange her gewesen. Eigentlich wollte ich nur mal eben ein paar Fotos heraussuchen, nachdem ich beim Zubettbringen der Kinder auf die Idee gekommen war. Ich hatte in Minis Bett gesessen, gemeinsam hatten wir dem kleinen Bagger Ben aus der gleichnamigen Geschichte Gute Nacht gesagt und Minis Lieblingslied gesungen. Statt wie sonst anschließend herumzuhopsen, lag mein Jüngster nun immer noch ruhig auf meinem Schoß und ließ sich den Rücken kraulen. Es herrschte eine absolut friedliche Atmosphäre, die mich unweigerlich an unsere allererste gemeinsame Nacht nach seiner Geburt zurückdenken ließ. Die erste und einzige Nacht, in der ich es aushielt, mit einem meiner Kinder die Nacht gemeinsam im Bett zu liegen.