Wir hatten Glück. Das Eiscafé war an diesem Frühlingsnachmittag zwar gut besucht, allerdings wollten die Meisten bei dem sonnigen Wetter lieber draußen sitzen. Genauso wie ich es mir erhofft hatte. Grundsätzlich genieße ich eher drinnen auf gemütlichen Bänken die stilvolle Inneneinrichtung eines Cafés oder Restaurants, als auf dessen Metallstühlen inmitten der belebten Fußgängerzone zu sitzen, selbst wenn das bedeutet, auf wärmende Sonnenstrahlen zu verzichten. Und so kam es, dass Maxi und ich, vor Lärm und neugierigen Wespen gleichermaßen geschützt, nun am beliebtesten Tisch im hinteren Teil der Eisdiele saßen und beide den Luxus genossen, weit und breit keine Tischnachbarn zu haben. Mit Spaghetti-Eis und Fruchtbecher vor uns auf dem runden Marmortisch knipsten wir lustige Selfies und erfreuten uns an diesem Mutter-Sohn-Nachmittag. Bis die Stimmung plötzlich kippte, kaum hatten wir angefangen, das cremige Eis zu löffeln.
Schlagwort: Mutterfrust
Den gibt es bei mir ständig. Kein Wunder, dass es das meistgenutzte Schlagwort auf meinem Blog ist.
Elf Jahre Leben mit Regretting Motherhood: „Es wird wohl immer ein Teil von mir bleiben.“
Die Weite, die hier oben herrscht, ist selbst von meinem Wohnzimmer aus spürbar. Als würde der Deich direkt hinter dem letzten Haus beginnen, das ich vom Sofa aus sehen kann. Das stimmt natürlich nicht; bis zum Meer sind es von unserer Siedlung aus noch fünfundzwanzig Autominuten. Aber der weite Himmel und das flache Land sorgen dafür, dass ich, jedes Mal, wenn ich aus dem Fenster blicke, mich nur bereitwillig dieser Täuschung hingebe. Genauso, wie ich mir sage, dass ich, nun, da ich bereits die anstrengendere Hälfte der Zeit bis zur Volljährigkeit meiner Kinder hinter mich gebracht habe, von jeglichen Gedanken rund um Regretting Motherhood befreit bin. Auch eine Illusion.
Kein Platz für Mütterlichkeit? Wenn die Wellen von Regretting Motherhood mich mitzureißen drohen
Ich bin wie versteinert, meine Gesichtszüge eingefroren. Mein Atem geht flach. Alles in meinem Körpersystem ist auf Notreserve eingestellt, selbst mein Gehirn traut sich nicht mehr zu denken. Außer diesen einen Gedanken: Nein. Nein, nein, nein.
Schon wieder eine Pause? Warum Mütter mit Entwicklungstrauma kein schlechtes Gewissen haben müssen, wenn sie ständig Auszeiten benötigen
Die Idee für dieses Time-Out wuchs in mir heran, als meine Gedanken mal wieder Karussell fuhren. Wild und chaotisch, so nahm ich sie wahr. Vor allem geprägt von negativen Glaubenssätzen („Es wird ja eh nie besser“), durchtränkt von irrationalen Vorhaben („Morgen google ich ernsthaft nach einem Internat für die Jungs oder alternativ nach einer Zwei-Zimmer-Wohnung für mich“). Meinem Körper ging es nicht besser. Der Puls oben, der Zeiger meines imaginären Stressbarometers weit am Anschlag, es fühlte sich an wie kurz vorm Burnout.
10 Jahre Mutter sein mit Regretting Motherhood – Wie geht es mir heute?
Bald ist es soweit und ich werde zehn Jahre Mutter sein. Angefangen hatte alles mit einer schweren postpartalen Depression und dem Wunsch, mein kinderloses Leben zurückzubekommen.
Kein schöner Start ins Muttersein, wenn Regretting Motherhood die Basis darstellt, obwohl ich mir (wie die meisten, die unter dem Phänomen leiden), so sehr gewünscht hatte, Mutter zu werden.
Nun sitze ich hier und verfasse nach 8 Jahren Bloggerdasein den sage und schreibe 400. (!!) Blogbeitrag (unglaublich, ich kann es selbst kaum greifen). Alleine daran erkenne ich, wie groß mein Bedürfnis war und ist, über dieses Lebensthema namens Muttersein zu schreiben. Meine Beiträge sind Ausdruck all meiner Gefühle, die ich dazu besitze.
Hand aufs Herz: Wie geht es mir nach fast genauso langer Zeit des Zusammenseins mit den Kindern, der Zeit der Aufarbeitung, der Therapiemaßnahmen und Selbstbesinnung? Wie ist es, wenn der Babystress wegfällt und die Kinder älter werden?