7 Tipps, wie du als freiheitsliebende Mutter du selbst bleibst

1. Bei dir bleiben

Versuche, so oft wie möglich bei dir selbst zu bleiben und dich nicht zu verlieren. Gerade in den ersten Jahren, wenn der Nachwuchs ausschließlich zuhause ist und der Tag noch keiner gleichbleibenden Struktur folgt, sind es vor allem die kleinen Dinge, die dir dabei helfen, dich selbst zu spüren. Aber auch Jahre später noch geben mir diese Achtsamkeitsübungen im Alltag Halt:

1. Nimm deinen Atem wahr und beobachte ihn; das richtet deinen Blick nach innen, hin zu dir. Wenn es dir guttut, atme bewusst etwas langsamer, um die Situation zu entschleunigen.
2. Nimm deine Füße wahr! Eine einfache Übung, die dich schnell wieder in deiner Ganzheit spüren lässt und dich im Hier und Jetzt verankert.
3. Wenn du aufwachst: Versuche, deine Augen ganz bewusst zu öffnen, wenn DU es willst. Achtsam, in deinem Tempo. Nicht als automatische Reaktion, weil das Kind ruft oder der Wecker klingelt. Das ist kein Aufruf, dein Kind oder die Uhrzeit zu ignorieren – es geht dabei um die zwei Sekunden, die, bewusst gesetzt, den Unterschied machen, ob du selbstbestimmt oder fremdbestimmt reagierst.

2. Selbstbestimmt statt fremdbestimmt

Gestalte deinen Tag so selbstbestimmt wie möglich, wenn du das Gefühl hast, von der Fremdbestimmtheit deines Kindes überrannt zu werden.

Gerade, wenn es sich nicht vermeiden lässt, dass du dein Kind selbst betreust, auch, wenn du diese Stunden gerade lieber alleine für dich hättest. Dann versuche einen Kompromiss zu finden, der auch dir gerecht wird.

Wenn schon Rausgehen, dann ein Programm, das dir selbst zusagt: Lieber Spielplatz oder ein Waldspaziergang? Eher Indoor-Spielhalle oder ein Zoobesuch? Wenn du dein Kind mitentscheiden lassen willst, dann gib ihm zwei Wahlmöglichkeiten, die du in jedem Fall guten Gewissens mitträgst. So schaffst du eine Win-Win-Situation für euch beide, weil jeder von euch nach seinen Interessen gewählt hat.

Der Gedanke daran, den halben (oder ganzen) Tag Bespaßer für die Kinder sein zu müssen, fällt vor allem uns freiheitsliebenden Müttern unheimlich schwer. Dabei müssen wir gar nicht den Vollzeit-Entertainer geben! Gönne dir zwischendurch immer mal wieder Pausen, auch, wenn es nur fünf Minuten Kaffeetrinken sind. Ich habe außerdem die Erfahrung gemacht, dass meine Söhne sich viel genügsamer auch mal mit sich selbst beschäftigen können, wenn ich mir vorher intensiv Zeit für sie genommen habe. Intensiv bedeutet dabei nicht unbedingt lange, sondern vor allem aufmerksam. Lieber öfter am Tag zehn Minuten fokussiert auf dem Bauteppich mitspielen, als zwei Stunden nebenan bügeln und nur immer wieder ein „Aha“ oder „Ja schön!“ durch die halb offenen Türen rufen.

3. Zwei persönliche Kraftorte für dich

Schaffe dir zwei persönliche Kraftorte, an die du dich zurückziehen kannst! Den Ersten ermöglichst du dir in deinen eigenen Vier Wänden.

Im Idealfall ist das eine heimelige, selbsteingerichtete Ecke (bei mir ist das z.B. das Ecksofa im Wohnzimmer, auf dem ich gerne lese, blogge oder auch meditiere) oder deine ausgebreitete Yoga-Matte im Schlafzimmer. Ein Ort, der nur dir allein gehört. Weder deinem Mann, noch deinen Kindern. Ein Ort, den du in ruhigen Minuten aufsuchen kannst und der dir zur Entspannung dient. Suche ihn mindestens sooft auf, wie du es brauchst; am Besten noch öfter. Was ich damit sagen will, ist, dass jede Mutter Zeit zum Erholen nur für sich alleine braucht und freiheitsliebende ganz besonders.

An manchen vollen Tagen wird das Badezimmer möglicherweise dein einziger Rückzugsort sein. Dann bleibe fünf Minuten länger dort als du eigentlich bräuchtest, schließe die Augen und reise zu deinem visuellen Kraftort.

Dieser visuelle Kraftort ist dein zweiter Rückzugsort und befindet sich in deinem Kopf. Wo kannst du nur für dich sein und sofort entspannen? In einer Hängematte auf einer einsamen Insel? Am Chiemsee mit Blick auf die Berge? Gibt es ein Tier, das dort auf dich wartet und seine Ruhe und Kraft mit dir teilt? Schließe deine Augen und gehe immer wieder in einer ruhigen Minute zu deinem persönlichen Lieblingsplatz. Nimm das Gefühl wahr, das sich dort in dir ausbreitet und versuche, es jedes Mal abzurufen, sobald du zu deinem Ort gehst. Mit der Zeit funktioniert das auch gut in Stresssituationen mit deinem Kind: Ein kurzer Gedanke an deinen Kraftort und du entspannst Körper und Seele augenblicklich.

4. Symbole der Freiheit

Welche Dinge symbolisieren für dich Freiheit?

Wenn es dein (Flucht-)Auto ist, dann richte dich darin so ein, dass du dich jederzeit wohlfühlst. Hefte an deine Sonnenblende ein Foto, das dich beim Anblick sofort glücklich macht und dich an jeder Ampel in Hochstimmung versetzt. Bei mir war es lange Zeit ein Bild vom Sylter Strand, das mich daran erinnerte, meinen Traum vom Leben am Meer zu verwirklichen. Höre unbedingt deine Wohlfühl-Musik, auch wenn dein Kind mitfährt. Es schadet den kleinen Zuhörern auf der Rückbank nicht, wenn ausnahmsweise mal keine Schni-Schna-Schnappi-Melodien aus den Lautsprechern quaken und Feuerwehrmann Sam keinen Einsatz in Mama’s Auto, sondern erst später wieder zuhause im Kinderzimmer hat. Es sei denn, du willst das auch hören.

Ein weiteres Symbol der Freiheit versteckt sich in meiner Regenjacke. Es ist eine kleine Eichel, die ich bei einem Waldspaziergang in der alten Heimat gefunden habe. Sie ist mein Handschmeichler und Erinnere-dich an alte Zeiten. Ein kleiner Anker für meine Hand.

Genauso gerne sammle ich Naturschätze wie Steine, Muscheln und Federn und lege sie zuhause auf Regale und Fensterbänke, an denen ich oft vorbeigehe. Auserwählte Bilder/Fotos und ein großer Baum-Kalender an der Wand sind Sehnsuchtspunkte für meine Augen, wenn ich mal wieder von zu viel Kindertrubel umgeben bin.

5. Kinderloses Ziel vor Augen haben

Plane detailreich deine nächste, kinderfreie Auszeit. Es ist die Sehnsucht nach kinderlosen Zeiten, die uns freiheitsliebenden Müttern die Kraft gibt, die kinderreichen Zeiten zu überstehen.

Unser nächstes Ziel heißt Dänemark. Wir wissen noch nicht, wann der Kurztrip dahin stattfinden wird, nur, dass er es wird. Der Zeitpunkt ist dabei aber auch eher nebensächlich. Wichtiger ist die intensive Beschäftigung damit. Wo wollen wir hin? Was möchten wir ansehen? Wie werde ich mich dort fühlen? Mein Mann und ich verbringen immer mal wieder Zeit damit, in aller Ruhe Internetseiten nach dem schönsten Fleckchen zu durchforsten und die Reise umfassend zu planen – selbst, wenn am Ende nicht alles genauso eintreffen wird, wie wir es uns jetzt vielleicht ausmalen. Dafür gibt uns allein der Gedanke an unsere kinderfreie Auszeit Energie.

Von welcher Auszeit träumst du? Ist es das Verwöhn-Wochenende im SPA mit deiner besten Freundin? Die Rucksack-Tour durch Indien, wenn dein Kind ausgezogen ist? Denke so oft und so detailliert wie möglich an diese ganz besondere Pause vom Mamasein, vor allem, wenn du das Gefühl hast, dein ganzes Leben drehe sich nur noch um Kinder.

6. Hobby-Lust statt Hobby-Frust

Viele meiner Leserinnen schreiben mir, dass sie, seit sie Mama sind, ihre alten Hobbys aufgeben mussten. Sei gewiss: Irgendwann wirst du sie wieder aufnehmen können! Bis dahin musst du aber nicht gänzlich auf bereichernde Aktivitäten verzichten. Vielleicht solltest du momentan nur welche wählen, die nicht viel Zeit in Anspruch nehmen, schnell weggelegt werden können, wenn der Säugling Hunger hat, aber auch genauso zügig wieder aufgenommen werden können, wenn du nur dreißig Minuten zwischen Arbeit und Kind-von-der-Kita-Abholen hast. Meine Ideen:

Malbücher, Puzzles und Rätsel eignen sich hervorragend dazu, auf einem Tisch abseits der Kinderhände offen und unfertig herumzuliegen und nur darauf zu warten, dass du dich ihnen in deiner Fünf-Minuten-Pause widmest.

Schnapp dir ein Buch mit kurzen Kapiteln und lies jeden Abend eins davon. Oder steige direkt auf Zeitschriften um, wenn deine Konzentration derzeit nicht so lange anhält.

Lass dich auf dem Weg zur Arbeit von einem Hörspiel fesseln. Wie spannend können die 30 Minuten Autofahrt werden, wenn du dem Radio-Tatort oder einem humorvollen Podcast lauschst?

Fange mit Yoga, Origami oder Stricken an. Oder besorge dir passende Bälle und lerne jonglieren. Je mehr du mit den Händen machst, desto präsenter bleibst du im Hier und Jetzt verankert. Da du logischerweise keine Zeit und Nerven für einen Kurs hast, lernst du das ganze über YouTube-Videos.

Tanze vor dem Spiegel die Choreografie deines Lieblingssongs, schreibe jeden Abend Tagebuch oder einem besonderen Menschen mal wieder einen echten Brief statt einer WhatsApp-Nachricht.

Meine persönlichen Hobbys sind mein Blog (statt Tagebuch) und das Fotografieren. Jedes Mal, wenn ich mit meinen Kindern unterwegs bin, zücke ich auch die Kamera. Nicht nur für nette Schnappschüsse meiner Söhne, sondern vor allem, um den Blick fürs Detail um mich herum zu schärfen: Blümchen am Wegesrand, der Nebel zwischen den Bäumen,…

Hobbys bringen dich wieder ein Stückchen mehr zu dir und lassen dich für eine kurze Weile vielleicht auch mal deine Mutterrolle vergessen. Hier findest du über 190 Mama-Pausen meiner Leserinnen.

7. Verbündete und Vorbilder finden

Als freiheitsliebende Mutter inmitten von überglücklichen Mamis zu leben, kann dein Selbstwertgefühl ganz schön mindern. Frauen, die am liebsten jede Sekunde mit ihrem Nachwuchs verbringen und das Gefühl der Fremdbestimmtheit gar nicht kennen, sind im Regelfall nicht der ideale Gesprächspartner für dich, wenn du über deine Sorgen im Alltag sprechen willst, die dein Gegenüber nicht nachvollziehen kann. Was nicht bedeutet, dass diese Mütter vom „wahren Leben“ keine Ahnung haben, aber sie empfinden ihren Alltag einfach ganz anders, weil sie aus dem Zusammensein mit ihren Kindern Kraft ziehen und keine Energie verlieren, wie unsereins.

Deswegen ist es wichtig für dich, Mütter zu kennen, die deine Ängste und Sorgen teilen, weil sie in einer ähnlichen Lage stecken. Auf Social Media gibt es inzwischen unzählige Gruppen, die aus hochsensiblen Müttern bestehen oder Müttern mit dem Schwerpunkt „Regretting Motherhood“ Austausch bieten.

Daneben halte ich es aber für genauso wichtig, sich Mütter als Vorbilder zu suchen, die man für ihren Umgang mit ihrem Kind, trotz des alltäglichen Stresses, bewundert. Meine Freundin Stefanie ist so eine. Mit drei kleinen Kindern an der Hand besteht ihr Alltag noch einmal mehr als meiner aus Organisieren, Hände abwischen, Spielzeug hinterherräumen und entnervt mit den Augen rollen. Und trotzdem schafft sie es bei all dem Chaos, immer wieder den Blick für die Bedürfnisse ihrer Kinder zu schärfen, ihnen zwei Minuten Herumalbern zu gönnen oder sie zwischen Tür und Angel zu knuddeln. Einmal habe ich sie gefragt, wie sie das trotz allem hinkriegt? „Nur mit Humor,“ war ihre Antwort, „ansonsten würde ich am Rad drehen.“ Diese Art von Leichtigkeit ist es, die auszuleben mir manchmal noch schwerfällt, wenn ich das Muttersein zu sehr als Last empfinde.

Ich wünsche dir, dass du auch so eine Mutter kennenlernst, an der du dich im Positiven orientieren kannst oder die dir sagt, dass es irgendwann besser wird. Nicht, damit du dir noch unzulänglicher vorkommst, als du dich vielleicht eh schon fühlst. Sondern um zu sehen, dass Kinder haben für jede Mutter eine Herausforderung ist, der Weg zu gehen sich aber lohnt!

Deine Christine

Bilder mit freundlicher Unterstützung von © Marek Szturc, © Havilah Galaxy und © Jessica F, unsplash.com