Lebensfragen

Vergeben ohne Entschuldigung? Der Weg zu Frieden und Freiheit.

Mit dem Vergeben ist das so eine Sache.
Wenn der andere sich aufrichtig entschuldigt, können wir ihm verzeihen.
Vielleicht.
Wenn wir genug Zeit hatten, darüber nachzudenken und in uns hineinzufühlen, ob wir überhaupt an dem Punkt sind, verzeihen zu wollen. Verzeihen zu können.
Vielleicht reicht uns eine Entschuldigung auch nicht.
Vielleicht muss der andere erst Buße tun und Taten sprechen lassen, uns vielleicht über einen langen Zeitraum beweisen, dass er es mit der Entschuldigung wirklich ernst meint. Dass er sich in uns hineinfühlen konnte, sich seiner Schuld bewusst ist und nun alles daransetzt, Wiedergutmachung zu leisten.
Vielleicht muss er sich auch mehrmals oder unter Zeugen, einer gewissen Öffentlichkeit entschuldigen, damit es noch mehr Gewicht hat.

Lebensfragen

Leben im Hier und Jetzt

Die Schaukel schwingt höher und höher an einem dieser ersten Herbsttage, an denen die Luft schon so klar und dünn ist, dass man unweigerlich zu wärmeren Mänteln und Schuhen, die bis über die Knöchel ragen, greift. In der Nacht hatte sich so viel Kondenswasser an den Rutsch- und Klettergeräten gebildet, dass die meisten von ihnen zum Spielen uninteressant sind, aber die Schaukel bedarf nur einer kleinen Wischbewegung mit der Hand und schon ist sie einsatzbereit. „Mama, schaukelst du zusammen mit mir? Du sitzt unten und ich auf deinem Schoß?“ Ein Lächeln umspielt meine Lippen und schon steuere ich bereitwillig auf meinen Sohn zu, um seinen Wunsch zu erfüllen. Früher hätte ich geseufzt, und jeder Schritt in Richtung meines Kindes wäre von innerem Widerstand ausgebremst worden. Wenn ich überhaupt Ja gesagt hätte, dann nur aus Pflichtgefühl meiner Mutterrolle gegenüber. Aber heute, an diesem frischen Herbsttag, kribbelt es voller Vorfreude in mir und ich spüre eine Woge von Dankbarkeit, dass das Leben mir diesen kostbaren Augenblick schenken möchte, den ich in all meinen Jahren als Mutter nicht als solchen wahrnehmen konnte. Denn mein Jüngster, der mich da zu dem gemeinsamen Höhenflug einlädt, ist nicht mehr drei oder fünf, sondern ein Junge von zehn Jahren, der Spielplätze inzwischen eigentlich für öde hält.

Mama-Momente

Zum 10. Geburtstag meines Sohnes: Was sich seit unserem tragischen Beziehungsstart verändert hat

Es war ein typisch nasskalter Februartag, zumindest in meiner Erinnerung. Der Mann war gerade zur Arbeit gefahren; nichts kündigte an diesem frühen Morgen eine bevorstehende Niederkunft an, außer der errechnete Geburtstermin in meinem Mutterschaftspass. Heute sollte er auf die Welt kommen, mein geliebter Sohn, unser erstes und gewünschtes Kind. Nach Aufstehen war mir nicht zumute, also blieb ich im Bett liegen. Am Vormittag rief ich meine Mutter an, ob das Ziehen im Bauch, was in unregelmäßigen Abständen, aber doch mit deutlichem Wiedererkennungswert, auftrat, tatsächlich Wehen sein könnten.

Kann man noch mit seiner Mutter telefonieren, wenn man in den Wehen liegt? War es nicht eher ein eindeutiges Zeichen für Wehen, wenn man völlig von Sinnen war, keinen klaren Kopf mehr behalten konnte und langsam vor Schmerzen verrückt wurde? So zumindest sah mein Bild einer Frau aus, die nur Stunden vor der Entbindung steht. Es sollte nicht das letzte Mal sein, dass sich meine Vorstellungen vom Muttersein nicht mit der Realität deckten. Um kurz vor achtzehn Uhr desselben Abends erblickte unser Maxi das Licht der Welt – und ich meinen persönlichen Abgrund namens Muttersein.

Lebensfragen

Corona – Krise oder Chance für mich als freiheitsliebende Mutter?

Also gut, bringen wir es doch auf den Punkt: Die erste Woche war scheiße!
„Irgendwann wird es hier noch Tote geben – aber nicht aufgrund des Virus“ schimpfte ich leise vor mich hin, während ich versuchte, die Energie der in mir aufsteigenden Wut in die Spülbürste zu lenken, welche der Verkrustungen in der Bratpfanne vom letzten gemeinsamen Mittagessen an den Leib ging. Gerade hatte der Mann mir die Macke am Auto gezeigt, die „irgendwie versehentlich“ beim Spielen am Carport entstanden war, nachdem die Kinder vergessen hatten, dass sie diesen Bereich des Hofes zum Spielen meiden sollten. Irgendwie. Versehentlich. Vergessen. Drei Begriffe, die ich weiß Gott nicht zum ersten Mal von meinen Kindern hörte, aber seit die Regierung zum familiären Hausarrest aufgerufen hatte, wurden die Intervalle zwischen den versehentlichen Ausrutschern und Verstößen von Regeln immer kürzer. Wir alle gingen am Zahnfleisch. Und ich bereits am ersten Tag der politischen Verordnung.

Mama-Momente

Demut und Dankbarkeit für das was ist

Meine eigenen Schatten integrieren lernen. In meinem Traumhaus mitten im Wald leben dürfen. Meinen Eltern vergeben können für alles, was war. Tiefere Freundschaften pflegen, als jemals zuvor in meinem Leben.

Mich an Routinen gewöhnen müssen. Momente für mich viel mehr als früher genießen. Über Kindermund lachen. Mich selbst beweinen können. Echte Liebe leben lernen.