Ich schloss die Tür und lehnte mich erschöpft von Innen dagegen. Ich hörte mich vor Erleichterung laut aufseufzen und atmete tief ein. Endlich alleine. Der Blick zur Uhr zeigte Punkt Acht. Maxi war gerade vom Kindergartenbus abgeholt worden und mit ihm verschwand auch die Unruhe, die bis dahin hier im Haus geherrscht hatte. Die letzte Stunde waren wir zwei alleine gewesen; ein Zustand, den ich nur sehr schwer aushalte. Aber jetzt war Maxi fort und ich wieder für mich. Noch einmal seufzte ich schwer und langsam fiel die Last von mir ab. Ich hatte den Morgen überlebt.
Wenn man mir früher gesagt hätte, dass ich mich schwer damit tun würde, alleine mit meinen Kindern zuhause zu sein, ich hätte es niemals geglaubt. Noch unvorstellbarer der Gedanke, dass ich regelrechte Panik davor schieben würde. Hilfe, Mama mit Kind allein zu Haus? Was genau sollte denn daran so schlimm sein? Und trotzdem, entgegen aller Vernunft, ist es für mich genau das.
„Schatz, am Freitag muss ich leider mal zu einem Kunden in die alte Heimat zu einem persönlichen Termin fahren. Und nächsten Dienstag muss ich nach Zwickau. Da bleibt mir nichts anderes übrig, als über Nacht weg zu bleiben.“ Natürlich war ich nicht begeistert, als mein Mann mir davon erzählte, obwohl es wirklich an ein Wunder grenzt, dass solche geschäftlichen Fahrten überhaupt so selten vorkommen. Aber nun standen uns eben zwei solcher Termine bevor und ich musste mich mit dem Gedanken vertraut machen, in der Zeit die Betreuung alleine zu stemmen.
„Ach du, kein Problem, das kriegen wir schon hin! Dann fährst du halt ein oder zweimal im Monat“ erklärte ich damals noch selbstbewusst und ohne mir der Tragweite dieser Worte bewusst zu sein. Damals, als wir über den Umzug und die Anfangszeit in der neuen Heimat sprachen, bis mein Mann sich an der Küste einen neuen Kundenstamm aufgebaut hätte.
Meine Naivität war mit der damaligen romantischen Vorstellung, Kinder wären die Erfüllung meines Lebens, zu vergleichen und im Nachhinein nur dadurch zu erklären, dass wir unbedingt umziehen wollten. Alles andere war zweitrangig und würde sich schon fügen.
Jetzt aber kamen mir diese beschwichtigenden Worte nicht über die Lippen. Stattdessen krampfte sich mein Magen zusammen, mir wurde speiübel und ich bekam nur noch schwer Luft. Bereits Anfang der Woche kämpfte ich mit einem aufkommenden Gefühl der Panik und bei jedem erneuten Gedanken an die Tage der alleinigen Betreuung flammte es sofort wieder auf.
Zu meiner Erleichterung hatte ich mit meiner Mutter ausgemacht, dass mein vierjähriger Mini in genau dieser Woche, in der die zwei Termine meines Mannes anstanden, Urlaub bei ihr machen dürfe. Ich hatte also nur für ein Kind zuhause die Verantwortung zu tragen.
Alleinige Verantwortung. Das ist eine Sache, die mich sehr stresst in der Kinderbetreuung. Zu wissen, dass vor und nach dem Kindergarten alles an einem hängt und Niemand da ist, der mal einspringen könnte, um mir Maxi abzunehmen, mit ihm zu spielen oder mit ihm über das verkehrte Mittagessen zu diskutieren. In solchen Momenten denke ich an all die alleinerziehenden Mütter und frage mich, wann genau die eigentlich Zeit zum Leben haben?
Aber es ist noch mehr, als diese Art der Verantwortung. Es ist das Wissen, dass ich zu jeder Zeit Ansprechpartnerin bin, also auch nachts. Nun kommt es zwar so gut wie nie vor, dass Maxi nachts mal ins Schlafzimmer kommt, weil er Albträume hat oder es ihm schlecht geht, aber leider beruhigen diese Fakten mein hochsensibles Wesen nicht. Bei jedem kleinen Geräusch bin ich hellwach und mein Herz rast wild, wie bei einem Wachhund, der die kleinste Bewegung vorm Haus meldet.
Sonst ist mein Mann mein Prellbock für solche nächtlichen Störungen. Er sitzt abends auf der Couch im Wohnzimmer näher an der Tür, falls mal ein Kind hineinkommt und er ist es auch, der auf der linken Seite im Bett schläft, damit die Kinder zuerst bei ihm vorbeischleichen, wenn sie nachts etwas wollen. Dafür nehme ich sogar in Kauf, unter dem hellen Fenster ohne verdunkelnde Rollos zu schlafen.
Auch morgens fungiert mein Mann als Puffer. Er hilft den Kindern beim Anziehen und hält schon mal die ersten Wutanfälle aus, während ich langsam in den Tag starten und erstmal in Ruhe duschen kann.
Und jetzt ist er weg und mit ihm mein Schutzschild. Bereits um kurz vor Sieben fuhren er und Mini aus unserer Einfahrt Richtung Autobahn, eine Stunde früher als sonst, während Maxi bereits mit zwei Büchern zum Sofa marschierte und mich fragte, ob wir das Zähneputzen heute nicht mal ausfallen lassen könnten, damit wir noch ein bisschen mehr Zeit gemeinsam hätten.
In diesen Momenten rührt es mich vor Bedauern fast zu Tränen. Mein Sohn versucht alles, um so viel Zeit wie möglich mit mir zu verbringen und ich würde am liebsten die Uhr vordrehen, um so wenig Zeit wie nötig mit ihm zu verbringen.
Ich wäre so gerne „gerne“ mit ihm zusammen.
Aber es stresst mich so. Nicht nur die Verantwortung, auch die Gewissheit, nun der einzige Spielkamerad für meinen Sohn zu sein, der sich keine zwei Minuten alleine beschäftigen kann und immer Aufmerksamkeit benötig. Zu viel Aufmerksamkeit, die mir die Luft zum Atmen nimmt.
„Mama, was machen wir jetzt?“ „Mama, können wir ein Buch lesen?“ „Mama, ich will nicht mehr basteln, was können wir jetzt machen?“ Und ich möchte am liebsten den Nachmittag lesend auf der Couch verbringen. Ein Kind, das gerne mit sich selbst spielt und nur mal kurz ins Wohnzimmer kommt, um zu verkünden, dass der Teddy jetzt im Kinderzimmer-Krankenhaus behandelt wird, wäre mir lieber. So wie ich damals ein Kind war, das sich stundenlang mit sich selbst beschäftigen konnte, ohne einen Anflug von Langeweile zu verspüren. Heute verspüre ich diese Langeweile, wenn ich mit meinem eigenen Kind spielen muss.
Ich vermute jetzt schon, dass Maxi sich unheimlich freuen wird, wenn er erfährt, dass wir beide bald zwei Tage und eine Nacht alleine miteinander verbringen werden, während ich schon fieberhaft überlege, mir Baldrian oder ein anderes Beruhigungsmittel zu besorgen.
Ich weiß, dass ich unheimlich stolz auf mich sein werde, wenn ich diese beiden Tage überstanden habe. So wie andere Mütter stolz auf sich sind, wenn sie zwei Wochen nach der Geburt ihren ersten Marathon laufen. Ich weiß aber auch, dass dieses „Überlebenstraining“ keine Garantie dafür sein wird, beim nächsten Mal gelassener auf solch eine Situation reagieren zu können.
Trotzdem glaube ich fest daran, dass es besser wird. Mit jedem Mal. Und in dreizehn, bzw. vierzehn Jahren sind die Kinder volljährig.
Fotolizenzen mit freundlicher Unterstützung von Bruno van der Kraan, Kevin Laminto, Kira auf der Heide (von oben nach unten)
Janne sagt:
Ich wünsche dir sehr viel Stärke für eure zwei Tage und möchte dir danken, dass du das hier so offen schreibst.
Mir geht es oft genauso. Wenn mein Mann am Wochenende auch nur einen halben Tag ausfällt, bin ich Tage vorher schon angespannt und kann das Zusammensein mit meinem Kind überhaupt nicht genießen. An berufliche Termine in anderen Städten will ich erst gar nicht denken.
Ich hätte nie gedacht, dass Hochsensibilität so einen großen Einfluss auf das Muttersein hat, aber so ist es tatsächlich und ich bin sehr froh, deinen Blog gefunden zu haben. Also nochmal danke 🙂
Christine sagt:
Liebe Janne,
auch mich freut es sehr, dass du meinen Blog gefunden hast – sei ganz herzlich willkommen, auch, wenn du vielleicht schon länger still mitliest :)
Ich danke dir sehr für deine aufbauenden Worte!! Es tut immer gut zu wissen, dass man nicht alleine ist, aber in den Momenten selbst denkt man oft nicht daran, bzw. ändert es ja nichts an der Situation.
Ich wünsche dir auch weiterhin viel Kraft, sei es für Zeiten alleine mit deinem Kind oder „einfach nur so“ fürs Muttersein :)
Liebe Grüße
Christine
Cara sagt:
Liebe Christine,
danke für deine Zeilen. Ich habe sie gelesen und sitze nun mit Tränen in den Augen da, weil ich dachte, dass es nur mir so geht.
Unser Sohn ist noch nicht ganz 7 Monate alt und ich merke, dass mich die Tage unwahrscheinlich schlauchen, vorallem weil ich eh unter Ängsten leide und es mir unwahrscheinlich schwer fällt, mich intensiv mit ihm zu beschäftigen. Ich kann es oft einfach nicht und habe gleichzeitig Angst, dass er total „verkorkst“ werden könnte.
Leider kann ich mit niemandem drüber reden. Irgendwie glaube ich, geht jeder in seinem „Mutterdasein“ auf, nur ich nicht.
Mir macht jeder Tag Angst und ich sehne mich täglich der Nacht entgegen. Es macht mich so traurig das zu sagen, weil unser Sohn entzückend ist, aber ich kann einfach die Anspannung, das Chaos in meinem Kopf nicht steuern.
Jetzt werde ich mir Hilfe holen, wenn auch in medikamentöser Form, aber ich habe tatsächlich Angst, immer mehr depressiv zu werden und dass unser Sohn darunter leidet.
Danke für Deine Zeilen. Sie machen mir Mut, dass ich nicht die einzig Hochsensible bin, die vor Freude über die Mutterschaft fast ausflippen könnte.
Ich bin die, die traurig ist, die Zeit mit ihrem Kind nicht mehr genießen zu können und sich schämt, dass sie ständig nur überfordert ist.
LG Cara
Christine sagt:
Liebe Cara,
ich finde es gut, dass du dir Hilfe suchen möchtest – damit beweist du sehr viel Stärke, sowohl für dich als auch für deinen Sohn! Ich wünsche dir alles Liebe und ganz viel Kraft für die kommende Zeit! Hoffentlich geht es dir mit den Medikamenten bald besser, so dass du trotz deines Unwohlseins beim Mamasein nicht mehr so angespannt bist wie jetzt.
Lieben Dank für deine Offenheit!
Viele Grüße
Christine
Nina sagt:
Liebe Cara,
es ist schon eine lange Zeit her seit deinem Kommentar und ich hoffe, du konntest einen guten Weg finden besser mit deiner Angst umgehen zu können.
Schon deine Worte, Christine, haben mir Tränen in die Augen steigen lassen. Nach deinem Kommentar Cara, sind sie nun übergelaufen.
Ich kann es kaum glauben, dass ich nicht die einzige bin, der es so geht. Zwei Jahre lang habe ich die Augen verschlossen und habe jede Situation versucht zu vermeiden, in der ich mit meiner Tochter alleine sein würde.
Leider wurde bei meiner Tochter im Januar ein Tumor im Bauch entdeckt und wir haben bis in den April hinein sehr viel Zeit im Krankenhaus verbracht.
Ihr geht es nun zum Glück wieder gut. Die Behandlung hätte besser nicht laufen können, sie entwickelt sich nun endlich wie eine normale zweijährige.
Aber die letzten Monate waren die Hölle für mich. Ich war nun mit ihr im Krankenhaus gefangen, immer wieder sogar im Isolierzimmer.
Ziemlich schnell ist mein Partner die Nächte und auch immer wieder tagsüber bei ihr geblieben und es hat mich unglaublich fertig gemacht, dass ich es einfach nicht geschafft habe, alleine bei ihr zu sein und ihm eine Auszeit zu ermöglichen. Wenn ich dort war, waren wir meistens zu zweit bei ihr. Das geht nun, einen Monat danach immer noch so, dass wir die meiste Zeit zu dritt verbringen.
Es ist auch sehr schön, dass wir uns nun die Zeit nehmen, Dinge als Familie zu unternehmen. Aber meine Angst ist nun stärker als je zuvor da. Nicht nur in Bezug auf sie, sondern in nahezu allen Lebensbereichen.
Ich fühle mich, als wären wir in ein tiefes Loch gefallen, aus dem wir es kaum herausschaffen. Wir wissen beide nicht, wie wir nun unser Leben weiterführen sollen. Man sollte meinen, so eine schlimme Diagnose wie die, die wir im Januar bekommen haben, sollte einem klar werden lassen, worauf es ankommt im Leben, doch ist da einfach nur schlechtes Gewissen, dass ich nicht die Mutter, nicht die Partnerin sein konnte und kann, die ich gerne sein möchte.
Ich bin in psychotherapeutischer Behandlung und auf der Suche nach einem Psychiater, doch ist es schwer, jemanden zu finden. Ich weiß auch, dass wieder schönere Zeiten kommen werden. Doch fällt es mir unglaublich schwer mir einen Tritt in den Arsch zu geben. Jeder Tag ist ein Kampf und es fällt mir unglaublich schwer eine positive Einstellung aufrecht zu erhalten.
Ich hoffe, ihr konntet Wege aus dieser lähmenden Angst finden und die Zeit mit euren Kindern nun genießen!
LG, Nina
Ich auch sagt:
Ich habe das hier zufällig gefunden und finde mich hier wieder. Ich dachte, nur ich bin so. Es tut mir gut zu lesen, dass es noch andere solche Mütter gibt. Mich stresst das Alleinsein mit unserem Sohn so sehr.
Steff sagt:
So geht es mir auch mit meinen 3 Kindern. Und ich weiß aber nicht wie ich das wieder hinbekomme… 😔
Lea sagt:
Liebes,
ich fass es nicht, kommst du doch heimlich zu uns Mauserl spielen?
Erst gestern verriet mein Mann mir, dass er jetzt für einen Termin in Lüneburg zugesagt hat, Anfang Dezember, wo er von Donnerstag auf Freitag ebenfalls weg ist. D.h. ich schmeiße mich und den Lütten dann von Donnerstagmorgen bis Freitagabend alleine – also die Stunden ausgenommen, die er bei der Tagesmutter verbringt. Aber es geht ums Essen kochen, zu Bett bringen, Zähne putzen etc. ja dann doch. Und vor allem ums Spielen.
Ich war genau so ein Kind wie du. Nicht weiter verwunderlich, wie mir scheint ;)
Aber Love ist so völlig anders, er kann auch überhaupt gar nicht alleine spielen. Er braucht immer eine*n Partner*in – und dass ich diese Person sein darf – nun ja, sagen wir lieber sein muss – das ist schon nicht einfach.
In solchen Momenten frage ich mich dann doch, wie ich es letztes Jahr geschafft habe, als wir in Schweden gewesen waren und der Mann dreimal für fünf Tage nach Deutschland musste innerhalb der vier Monate. Wie habe ich das bewerkstelligt?!
Herzlichste, allerliebste Grüße
Lea
Christine sagt:
Hach, liebe Lea,
da siehst du mal, wie gut ich Gedanken lesen kann ;-)
Ja, es sind vor allem auch diese Kleinigkeiten wie Zähneputzen oder Tischdecken oder so manches Pillepalle, was sonst automatisch der Mann erledigt. Das erscheint dann noch zusätzlich als unüberwindbare Herausforderung. Und dieses ewige Spielen…
Du kannst sowas von stolz auf dich sein, was du in Schweden geleistet hast! Trink erstmal im Nachhinein noch einen drauf! Ich stoße auch mit dir an :)
Die besten Grüße zurück
Christine
Reb sagt:
Hallo Christine,
nun sind bereits einige Jahre vergangen seit diesem Blogeintrag und ich wollte mich erkundigen wie es Dir mittlerweile geht? Hat es sich gebessert? Legt es sich (hoffentlich) irgendwann und das Alleinsein mit den Kids wird normal?
Du sprichst mir tatsächlich aus der Seele und ich kann mir nicht erklären wieso es mir so geht. Ein Jahr Therapie habe ich bereits hinter mir, aber wirklich weg ist die Panik vorm allein sein mit der Tochter nicht.
Viele Grüße!
Christine sagt:
Hallo Reb,
meine Kinder sind inzwischen 9 und 10 Jahre alt. Bei mir persönlich kommt auch heute noch als erstes Gefühl eine leichte Panik auf, wenn ich weiß, dass ich mit den Kindern alleine sein muss. Es ist aber auch nochmal ein Unterschied, ob beide Jungs anwesend sind, sprich, ihren Bruder zum Spielen haben. Da läuft es meistens „rund“. Aber wenn ich nur ein Kind alleine zu betreuen habe ist da immer noch ein großer innerer Widerstand, weil das jeweilige Kind dann seine volle Aufmerksamkeit auf mich richtet und mit mir spielen will. Da kriege ich immer noch Beklemmungen in der Brust, auch, wenn es schon besser geworden ist und ich innerlich nicht „kollabiere“. Ich denke es wird erst dann besser, wenn sie mich als Spielpartner nicht mehr brauchen, sondern sich im Gegenteil, in ihrem Zimmer einsperren und niemand reinkommen darf (sprich in der Pubertät ;-)).
Ich habe inzwischen einige Mütter kennenlernen dürfen und viele von ihnen haben bereits früher als ich die Erfahrung machen dürfen, keine Panik mehr zu empfinden. Das wünsche ich dir natürlich auch! Ich weiß wie frustrierend das sein kann, wenn sich trotz (langer) Therapie an gewissen Stellen nichts zu ändern scheint. Ich möchte dir aber Mut zusprechen, dass sich dafür gewiss an anderen Stellen schon viel verändert hat, auch, wenn es dir vielleicht nicht so vorkommt. Rückblickend sehe ich so viele kleine Veränderungen an mir, wo ich heute anders reagiere als noch vor ein oder zwei Jahren, aber die sieht man oft nicht, wenn man nur das „große Ganze“ bzw. die dicksten Baustellen im Blick hat.
Glg Christine
Simone sagt:
Hallo Christine,
Ich finde deinen Text toll, sehr ehrlich vor allem. Ich war auch sehr oft mit meinem Sohn allein, bin fast wahnsinnig geworden. Und überall glückliche Familien um einen herum, die so sehr die Zeit mit ihren Kindern genießen. Manchmal hab ich einfach keine Lust mit ihm was zu spielen und immer das gleiche vor allem. Seit ich wieder arbeite ist alles besser zum Glück.
Nina sagt:
Puh. Exakt, wirklich exakt meine Gedanken/Gefühle in diesen Situationen. Danke für die Worte, ich bin offensichtlich wirklich nicht alleine.
Christine sagt:
Nein, du bist nicht alleine ♥
Angelika sagt:
Genau aus diesem Grund haben wir uns letztes Jahr dazu entschlossen, ein Au Pair zu nehmen. Ich hatte wirkliche Panikattacken, da ich mit der Verantwortung die auf mir für alle drei Kinder lastete nicht mehr klar kam. Der Höhepunkt war ein Sonntag, an dem mein Mann Notdienst hatte und ich 24h mit allen drei alleine war…
Jetzt habe ich aber einen Puffer zwischen den Kindern und mir. Mein Au Pair spielt mit den Kindern während ich mich um die Haushaltsorganisation und auch meine Arbeit von zu Hause aus kümmere und es geht mir sooo viel besser dabei. Mir war bisher nur nicht so deutlich vor Augen, dass dies auch durch die Hochsensiblität kommt. Liebe Christine, vielen Dank für diesen Blog.
Christine sagt:
Liebe Angelika,
das freut mich wirklich sehr, dass du jetzt einen Puffer durch euren Au Pair hast und es dir damit deutlich besser geht. Manchmal müssen wir erst das Äußerste erleben, bis wir uns eingestehen, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Gut, dass du die Reißleine gezogen hast.
Ich danke dir für deine Worte zu meinem Blog :)
Lieben Gruß
Christine
Julia sagt:
Wow. Dieser Artikel liest sich, als hätte ich ihn selbst geschrieben. Meine Maxi ist 2,5 und hatte schon als Baby ein unausgeglichenes Wesen und ein sehr lautes Organ. Ich bin beinahe irre geworden, abends und nach dem Babyschwimmen. Sie hat meinem Mann und mir die letzten Nervenfasern aus dem Kostüm gebrüllt, bis sie laufen konnte mit 1,5 Jahren. I’m ersten Jahr hat sie quasi nur auf mir gelebt und geschlafen. Zwischen dem 7. und dem 12. Lebensmonat waren wir beide auch ungefähr 2,5 Wochen im KH, erst wegen Corona und dann wurde meine Tochter 2 mal operiert. Das war schrecklich. Einerseits die Angst, das Kind wegen eines blöden kleinen Eingriffs nicht wieder zu sehen. Dann das schreckliche Weinen nach der ersten OP, als man mich nicht zu ihr geholt hat als sie aufwachte (sie hat den ganzen Weg bis zur Station wie am Spieß gebrüllt). Und dann das Eingeschränktsein im KH. Ein verkabeltes, mobiles Baby im Krankenhausbett bei Laune zu halten ist echt ne harte Nummer finde ich. Ich war froh, dass ich mich nicht um Haushalt und Essen machen kümmern musste, gleichzeitig fehlte es mir als Ausgleich. Meine Maxi ist unheimlich willensstark und macht in 80% der Fälle nicht, was ich möchte. Besonders tut sie gern, was ich nicht möchte. Auch beim Papa ist es nicht besser. Nur wenn da mehr Bezugspersonen als nur wir beide sind ist scheinen ihre Bedürfnisse befriedigt zu sein, sodass sie keinen Blödsinn anstellt oder stänkert. Sie spielt selten alleine, meist müssen wir mit ihr mitspielen. Mein Mann kann das gut, ich kriege dabei fast einen Knall vor Kontrollverlust und kognitiver Unterforderung. Meine Eltern sagen mir immer, sie sei wie ich. Das kann noch was werden, wenn sie ein Teenager wird.
Und dann gibt’s da noch die 6 Monate alte Mini, die so unheimlich ausgeglichen ist und wenn sie satt und frisch gewickelt ist auch nach kurzem Rumningeln allein einschläft. Nur stillen klappt nicht, wenn ihre große Schwester bei uns ist, sodass sie irgendwann auch schlechte Laune bekommt und ich dann spätestens am Abend zwei anhängliche Kinder habe die irgendwie gepflegt und ins Bett gebracht werden müssen. Deswegen graust es mir vor den 3 Tagen die uns ab übermorgen bevor stehen, wenn mein Mann arbeitet und ich mit beiden Kindern bis nachmittags allein bin. Ich springe nur zwischen beiden Kindern hin und her, keiner von uns dreien bekommt seine Bedürfnisse ausreichend befriedigt. Und meine Schwiegereltern wollen den Oma&Opa-Tag an dem unsere Maxi 4 Stunden nachmittags bis zur Abendbrotzeit bei Ihnen ist diese Woche ausfallen lassen. Seitdem ich das gehört habe habe ich Panik vor diesen 3 Tagen. Meine Schwägerin hat heute so schön mit unserer Maxi mit dem Lego gespielt, wie ich es nicht kann. Ich würde so gerne gern mit ihr spielen, so wie du es schon geschrieben hast. Und ich fühle mich unzulänglich darüber.
Das und viele andere ambivalente Gefühle im Bezug auf die Mutterschaft die ich mir immer so erfüllend vorgestellt habe, das Wissen was ich mir angelesen habe innerhalb der letzten zwei Jahre und die Tatsache, dass ich seit fast 20 Jahren immer wieder eine unerklärliche Traurigkeit spüre haben mich dazu veranlasst mir ebenfalls Hilfe zu suchen.
Ich hoffe ich bekomme das noch hin.
Mein Kind soll keinen Schaden von mir erben.
Christine sagt:
Liebe Julia,
ich hoffe, du hast den Tag heute gut rumgebracht und wünsche dir noch ganz viel Kraft für die nächsten zwei anstehenden Tage!
Außerdem wünsche ich dir, dass du viel Mitgefühl und Geduld für dich selbst aufbringen kannst, wenn du das Gefühl hast, dass du während einer Therapie oder auch so im Alltag nicht so schnell vorankommst, wie du es gerne hättest. So tiefe Muster aufzulösen braucht manchmal länger Zeit, als und lieb ist, aber das Wichtigste dabei ist, uns nicht selbst zu verurteilen oder sich von seinen Ängsten verrückt machen zu lassen.
Alles, alles Liebe dir!! ♥
Jenny sagt:
Dein Alltag ist ihre Kindheit .und je mehr sie spüren, dass Du Dich eigentlich zurückziehen willst, werden sie an Dir hängen. so versuchen sie, ihren liebesspeicher aufzufüllen.sie werden sich nicht „allein beschäftigen „.es ist ganz normal, dass sie jedes bisschen Aufmerksamkeit (= Liebe) von Dir erzwingen, dessen sie habhaft werden können. Dein Alltag ist ihre Kindheit .alles Gute für Euch.
Christine sagt:
Liebe Jenny,
da sprichst du viel Wahres aus! Genau darüber habe ich mir auch schon so meine Gedanken gemacht. Es ist ein schmaler Grad zwischen „Für sich sorgen“ und „Die Bedürfnisse der Kinder erfüllen“. Ich wünsche mir und allen anderen Müttern, die in einer ähnlichen Situation stecken, dass unsere Kinder trotzdem unsere ganze Liebe spüren und vor allem, dass noch das Alter kommen wird, in der wir unseren Töchtern und Söhnen gut und gerne Mama und Ansprechpartnerin sind.
Danke für deinen Kommentar!
Nadine sagt:
Liebe Christine, ich hoffe es geht Dir und Deiner Familie gut. Ich bin erst jetzt auf deinen Blog gestossen, da ich mich seit Monaten in einer Abwärstspirale befinde und mich in vielen Deinen Beschreibungen wiederfinde. Bei mir ging es los, als meine Tochter 2 Jahre war. Davor war eigentlich alles im Rahmen und normal. An besagten Tag vor 11 Monaten hatte ich einen Arzttermin mit ihr – ein Verdacht des Kinderarztes sollte bei einem Spezialisten ausgeräumt werden. Ich steigerte mich in die Situation und was wäre wenn so hinein, dass ich eine Panikattacke bekam. Seitdem ist vieles anders geworden … Ich bin mit meiner Tochter nicht mehr gern alleine. Es kostet mir so viel Kraft … Die Verantwortung, die Ängste um mein Kind machen mich so nervös, dass ich das Zusammen sein mit ihr nicht richtig geniessen kann. Es macht mich so traurig … Wie gehst Du mittlerweile mit Deiner Angst um? Liebe Grüße, Nadine
Nova sagt:
Liebe Christine,
danke für diesen ehrlichen Blogbeitrag mal wieder ❤️❤️❤️.
Mir geht es ganz genauso, vorallem, wenn mein Mann so wie jetzt im November sechs Tage die Woche von morgens früh bis abends arbeiten muss und ich quasi alleinerziehend bin. Hätte ich doch vorher gefühlt wie es sich in der Praxis anfühlt….
Dein Mann ist inzwischem zurück, oder? Und ein Hoch noch auf ihn, dass er dich so entlastet, wenn er da ist!!! Mein Mann macht das auch, sobald er da ist. Leider sind sie nicht die Regel, was ich so von anderen höre…
Ich drück dich,
deine Nova ;-)
Christine sagt:
Liebe Nova,
„Hätte ich doch vorher gefühlt wie es sich in der Praxis anfühlt…. “
Dem ist nichts mehr hinzuzufügen! ♥
Christine
Laura sagt:
Wie sehr ich diese ganzen Gefühle kenne!
Und ich bin alleinziehend seit Geburt an, also ziemlich genau 5 Jahre jetzt. Jeden Tag dasselbe, jeden Tag die gleichen Sprüche und Macken meines Sohnes, der gleiche Ablauf, usw…
Ich bin so froh, dass ich 35 Std die Woche arbeiten gehen kann. Meine einzige Freizeit die ich täglich habe ;) Mein wirklicher Job beginnt nämlich erst nach Feierabend und diesen mache ich nicht besonders gerne :-/
Ich wünsche mir meist auch mein altes Leben zurück, Freiheit und Selbstbestimmheit…
Und dieser Spagat zwischen Überforderung und absoluter Unterforderung ist furchtbar. Ich kann mich schwer mit dem ganzen „Kinderkram“ anfreunden. Mein Kind macht mir eigentlich so viele Angebote mit ihm in Interaktion zu treten (Spielzeug, Bücher, Quatsch machen,..) und am Liebsten würde ich in diesen Moment schreiend weglaufen.
Sehr schwer für mich und mein schlechtes Gewissen frisst mich auf.
Vielen Dank für all deine Texte! Ich finde mich da absolut wieder <3
Christine sagt:
Liebe Laura,
sei herzlich willkommen auf meinem Blog und fühle dich bitte einmal ganz fest gedrückt!
Ich kann mir nicht mal ansatzweise vorstellen, wie es mir ergehen würde, hätte ich all die letzten fünf Jahre wie du alleine mit einem oder zwei Kindern verbracht. Du hast meinen größten Respekt, genau wie alle anderen alleinerziehenden Mütter, egal ob hochsensibel oder nicht.
Dass du deine Arbeit eher als Freizeit empfindest, kann ich sehr gut nachvollziehen. Auch, wenn ein Job oder der Chef natürlich super stressen kann, das wissen wir ja alle, ist es doch eine andere Art der Verantwortung, der man dort ausgesetzt ist. Vor allem, wenn du schreibst, dass dich der ganze „Kinderkram“ zuhause unterfordert.
Ich wünsche dir sehr, dass dein schlechtes Gewissen dich nicht so sehr belastet, auch, wenn ich es mir auch jeden Tag sage, denn mir geht es genauso. „Was kann mein Kind dafür, dass ich seine Art von Spielen nicht mag?“ oder „Der Arme, jetzt sitzt seine Mutter schon wieder so gelangweilt daneben, reiß dich doch mal zusammen!“ sind die Sätze im Kopf, die mich jeden Tag verfolgen. Es ist für mich schwer, mich auch auf die Momente zu konzentrieren, in denen ich meinen Kindern eine interessierte und zugewandte Mutter bin. Wahrscheinlich sind es viel mehr als ich denke, aber auf meiner persönlichen Waagschale wiegen sie natürlich viel zu wenig.
Ich wünsche uns beiden, dass es irgendwann eine Zeit gibt, in der wir nicht mehr schreiend davonlaufen möchten :)
Alles liebe dir und danke für deine ehrlichen Worte!!
Christine
Stefanie sagt:
Liebe Christine,
„In solchen Momenten denke ich an all die hochsensiblen, alleinerziehenden Mütter und frage mich, wann genau die eigentlich Zeit zum Leben haben?“ Genau das trifft auf mich zu: Hochsensibel und alleinerziehend seit dem 4. Lebensmonat meiner Tochter (inzwischen ist sie 7 und aufgrund ihres Handicaps – einem Chromosomendefekt – ein sehr lebhaftes, kontaktfreudiges, ständig Grenzen überschreitendes Kind mit äußerst starkem Willen). Manchmal frage ich mich auch, wann ich neben Kind, Job und alleiniger Verantwortung noch Zeit zum leben habe. Meine Tochter spielt auch selten allein und ich bin leider auch keine begeisterte „Koch-, Bastel- und Spielmutti“. Dennoch habe ich einen für mich ganz passablen Weg gefunden: Wir sind nachmittags und an den Wochenenden viel zu zweit unterwegs: Zoo, Kinderkonzerte, Puppentheater, Eltern-Kind-Yoga, Stadtbibliothek, therapeutisches Reiten im Wald, Enten füttern am See… alles Dinge, die uns beiden Spaß machen, die uns zuhause nicht die Decke auf den Kopf fallen lassen und mich einerseits nicht langweilen und andererseits nicht zu sehr überreizen. Meine Tochter ist dann für ein paar Stunden gut beschäftigt und ich kann mich in der Rolle als „Bespaßerin“ etwas zurücknehmen. Im Sommer gehen wir oft auf den großen Spielplatz direkt vor unserem Haus, aber da muss ich schauen, dass mir der Kontakt zu den anderen Eltern nicht zu viel wird (Smalltalk, Oberflächlichkeiten und größere Menschengruppen meide ich lieber). Wenn ich nachmittags mal etwas Zeit und Ruhe für eine Tasse Kaffee brauche, lasse ich meine Tochter mit Oma und Opa telefonieren. Seit wir Videotelefonie per Whatsapp entdeckt haben, reicht meine freie Zeit sogar locker für 2-3 Tassen Kaffee ;-). Vielleicht findest du für dich und deinen Maxi (und Mini) auch Unternehmungen, die euch beiden gut tun, die dich entlasten, und die dir die Zeiten, in denen dein Mann auf Dienstreise muss, etwas erleichtern?
Liebe Grüße,
Stefanie
Christine sagt:
Liebe Stefanie,
es freut mich, dass du den Weg auf meinen Mama-Blog für hochsensible Mütter gefunden hast und ich danke dir ganz herzlich für deine positive Kraft und deinen (Überlebens-)Willen, der in jedem Satz zu finden ist.
Ich bewundere es wirklich, dass du es geschafft hast, trotz der alleinigen Verantwortung und eurem schweren Schicksal, nach Vorne zu blicken und immer wieder neue Perspektiven und Lösungen zu finden, die euch beiden gut tun! Natürlich könnte man auch sagen, was bleibt dir anderes übrig, aber so sehe ich das nicht. Es bedarf einer großen Selbst- und Mutterliebe zu deiner Tochter. Und gerade die Selbstliebe/Selbstfürsorge kommt bei uns (hochsensiblen) Müttern ja oft zu kurz!
Vielen lieben Dank für all deine Gedankenanstöße! Da sind tatsächlich horizonterweiternde Ideen dabei!
Herzliche Grüße
Christine
Grit sagt:
…heul ich, wenn ich das lese. Das ging mir solange und so oft genauso und ist heute immer noch in Abstufungen da. Mein Sohn ist gerade 7 Jahre alt geworden. Ich frage mich immer wieder, warum ich nicht genauso gerne mit ihm zusammen sein will, wie er mit mir. O-Ton mein Sohn: „Mama, Du bist so kuschelig“. Mir ist heute klar, dass mein soziales Netzwerk in der Akutphase viel zu klein war. Viele Leute konnten mit dieser Erkrankung überhaupt nichts anfangen und haben auch nicht im Ansatz erkannt, wie lebensbedrohlich das war….Ich konnte auch nicht um Hilfe bitte, habe mich vielleicht sogar geschämt. Sonst so stark und nun. Vor allem bin ich permanent von der Angst getrieben, dass mein Kind wegen mir anders ist und einen Schaden genommen hat. Liebe Grüße
Christine sagt:
Liebe Grit,
vielen Dank für deinen Kommentar, allerdings liest er sich so, als hätte es noch einen ersten Teil gegeben?! Der ist leider nicht bei mir eingegangen..
Dieses „Nicht um Hilfe bitten können“ ist leider weit verbreitet, selbst unter „gesunden“ und vor allem unter Frauen. Immer wollen wir stark nach Außen wirken und alles selbst auf die Reihe kriegen. Vor allem als Mama.
Ich wünsche dir sehr, dass die Angst, dein Kind könne wegen dir anders sein, nicht überhand nimmt und dass du deswegen nicht zu viel grübelst.
Du bist bestimmt eine ganz wunderbare Mutter und du hast die letzten sieben Jahre so viel geschafft! Sei auch mal stolz auf dich :)
Alles Liebe
Christine
P.S. Wenn du den ersten Teil des Kommentars noch ergänzen möchtest, schick ihn mir einfach, ich puzzle dann alles zusammen :)
Melanie sagt:
Oh mir geht es genauso mit meunem Baby 9 Monate. Mein Mann war sie ersten 2 Monate […] und ich war Tag und Nacht alleine mit dem Baby. Und meine Schwiegereltern hassen mich seit 16 Jahren […].
Christine sagt:
Liebe Melanie,
es tut mir leid, was du durchmachen musstest und auch noch musst! Gerade von der engsten Familie braucht man in solch einer Extrem-Situation Hilfe und Unterstützung. Gibt es die Möglichkeit, dass du dich an eine Familienhilfe oder andere außenstehende Beratungsstellen wendest? (In meinem Beitrag „Hochsensibel, freiheitsliebend, schwanger: So gelingt der Start ins Muttersein leichter“ findest du unter Punkt 7 eine Reihe von Anlaufstellen). Manchmal erfordert es viel Kraft und Mut, den Schritt nach Außen zu wagen und sich Hilfe zu holen, weil man vielleicht Angst hat, verurteilt zu werden. Ich kann dir trotzdem nur ans Herz legen, in deiner Situation zusätzliche „Verbündete“ zu suchen, die dich unterstützen und dir gut tun.
Alles Liebe für dich!
P.S.: Ich habe deinen Beitrag ein wenig gekürzt, weil die entsprechenden Inhalte andere Leserinnen triggern könnten.
Saskia sagt:
Hallo Christine,
ich lese gerade einen zweiten Beitrag von dir, nämlich diesen. Ich habe mich sooooo oft gefragt, was an mir „nicht stimmt“ und warum ich oft ebenso fühle wie du. Mein Mann wird beruflich mehrere Montagen mitmachen müssen in diesem Jahr… In diesem Jahr erwarten wir unser zweites Kind. Ich bin völlig verzweifelt und weiß gerade nicht, wie ich es schaffen soll. Kennst du das Gefühl von starker innerer Unruhe- gerade morgens? Fühlt sich an , als würde mich diese Unruhe von innen auffressen. Um mich herum sehe ich nur überglückliche Mütter (zu Mindest macht es den Anschein, als seien sie es) und mitten dazwischen sehe ich mich. Es tut auch mir unheimlich gut zu wissen, dass ich nicht alleine bin mit meinen Gefühlen. Dennoch habe ich oft ein furchtbar schlechtes Gewissen, meinem Sohn gegenüber. :(
Christine sagt:
Liebe Saskia,
das schlechte Gewissen kann uns niemand abnehmen und uns selbst fällt es auch sehr schwer. Dennoch möchte ich dich zu der Sichtweise ermutigen, dass du bereits dein Bestes gibst und dass dies auch schon sehr viel ist!
Die innere Unruhe (gerade morgens, bevor der Tag auch nur angefangen hat) kenne ich noch zu gut! Alles fühlt sich überfordernd, beinahe überflutend, an, als ob man der Verantwortung nicht gerecht werden könne.
Mir hat in den letzten Monaten sehr die Arbeit mit mir selbst geholfen, den Blick nach Innen zu richten und erstmal zu gucken: Was belastet mich gefühlsmäßig? Wo kommt das her? Ist es etwas, das mit meiner eigenen Kindheitsgeschichte zu tun hat? Vor allem hat mir dabei die Arbeit mit meinem Inneren Kind geholfen, sowie die Stärkung meines erwchsenen Ichs, dem Anteil, der mitfühlend den Überblick behält und nicht überfordert ist. Zusätzlich habe ich aktuell eine innere Reise gemacht, um Verletzungen aus der Kindheit durch Vergebung zu heilen. Das hat mir sehr geholfen.
Nun stehen bei dir mehrere große Veränderungen an, sowohl die Geburt eures zweiten Kindes, als auch die langen Zeiten, in denen dein Mann dich zuhause nicht unterstützen musst. Ich möchte dir gerne (aus meiner eigenen Erfahrung heraus) ans Herz legen, dir jetzt schon Unterstützung zu suchen. Zum Beispiel über eine Familienhilfe, die dich im Haushalt unterstützt oder bei Fragen in der Kindererziehung. In meinem Beitrag zum Start ins Muttersein habe ich unter Punkt 7 einige Anlaufstellen aufgelistet, die dir helfen könnten, dich in diesen Zeiten nicht so ausgeliefert zu fühlen.
Auch, wenn du um dich herum nur (scheinbare) überglückliche Mütter siehst, sei Gewiss: Hier bist du nicht alleine mit deinen Gedanken und Gefühlen :)
Alles Liebe dir und viel Kraft für die kommende Zeit!
Christine
Marie sagt:
Hallo Christine, ich bin gerade auf deinen Beitrag gestoßen und bin sehr dankbar dafür.
Ich frage mich oft was mit mir los ist.
Wir haben 2 Kinder (20 Monate und 5 Monate), mein Mann ist von Montag bis Donnerstag auswärts arbeiten. Mir graut es jeden Sonntag schon bei den Gedanken, dass er Montag morgen wieder fährt.
Der Gedanke wie die Woche vergehen soll, macht mich fertig.
Der grosse braucht viel Aufmerksamkeit, klar mit 20 Monaten ist er ja fast noch ein Baby. Immer wenn ich denke was soll ich als nähstes mit ihm spielen bekomme ich ein ungutes Gefühl. Davon abgesehen das die kleine derzeit sowieso ständig zum Tragen ist, weil sie nicht mehr liegen mag.
Dazu kommt meine ständige Angst das mir nachts irgendwas passiert und die Kinder stundenlang alleine sind und schreien – niemand hört sie.
Ich bin immer froh wenn Donnerstag Abend ist und mein Mann endlich nach Hause kommt.
Novalena sagt:
Hallo!
Ihr wisst gar nicht, wie gut es tut, eure Worte zu lesen. Ich hab echt geglaubt, nur mir ginge es so. Mein jüngster Sohn ist 5 Monate alt und mein Mann ist nicht da. Die vier großen Kinder 12, 15, 16 und 17 sind stinkfaul und machen keinen Handschlag von allein. (Soviel zu happy Patchwork.)
Ich bin tagsüber mit dem Kleinen allein zu Hause, bis die großen aus der Schule kommen. Heute hatte ich einen schrecklichen Tag, weil ich mich mit Themen befassen musste, die mich seelisch angreifen.
Als ich abends in der Küche stand und für die Kinder Burger vorbereitet habe, während das Baby im Hochstuhl dabei zugesehen hat, ging es los. Unwohlsein, unspezifisches Flattern im Bauch, trockener Mund….die Angst krabbelt langsam in mir hoch. Verdammt.
Da mein Mann nicht da ist, sind meine Sorgen und Ängste, dass ich es allein nicht schaffen könnte. Das Baby könnte schreien (macht er nie), ich könnte eine Panikattacke davon bekommen, ich könnte durchdrehen und ins Krankenhaus müssen und die Kinder wären allein und was wäre mit dem Baby? Oh mein Gott, jetzt kommt sie richtig, die Angst. Wovor genau hab ich Angst? Vor der Angst. Der ewige Kreislauf.
Mein Mann kann nicht spontan nach Hause kommen, er ist viel zu weit weg.
Ich bin allein.
Ich muss das aber schaffen. Ganz allein. Ich werde das das schaffen. Neurexan und Rescuetropfen stehen bereit.
Morgen werde ich stolz sein, dass ich es geschafft habe.
In 10 Jahren werde ich nicht einmal mehr wissen, dass es den heutigen Abend gab. Ich schaffe das!
Auch dank euch allen! Denn immer, wenn es ganz schlimm wird, lese ich eure Worte, fühle mich weniger allein und empfinde euch alle als meine Freundinnen, die ich so gut verstehen kann und die mich verstehen.
Danke euch allen !
Lena sagt:
Ich habe diese Webseite per Zufall gefunden und ich hatte das Gefühl, dass es nur mir so ginge bis ich diesen Text gefunden habe. Ich liebe mein Kind so sehr aber ich habe auch manchmal Ängste wenn wir alleine sind oder wenn bei meinem Mann etwas ansteht und er nicht da sein kann. Ich dachte auch immer, dass das für mich doch absolut kein Problem wäre aber dann überrumpelt es einen doch. Aber mit der Zeit habe ich das Gefühl gelassener zu werden, mal mehr oder weniger.
Karin sagt:
Oh wow! Ich hab grad einen schlimmen Einbruch mit Angst und Trauer und bin bei Googeln nach „Angst vor dem eigenen Kind“ auf diesen Blogeintrag gestoßen. Ich bin fasziniert wie vielen es so geht. Ich habe mal gelesen dass es eigentlich normal ist, wenn Mütter die mit ihren Kindern allein sind nervös und ängstlich sind, weil es die Natur nicht so vorgesehen hat dass die schwächsten Glieder der Gesellschaft ohne Unterstützung allein gelassen werden!
Mir ging 2022, als mein Sohn 4,5 war, die Puste aus. Panikattacken, konnte nicht mehr schlafen. Ich war für alle verantwortlich – Kind, Geld verdienen, organisatorisches,…habe mich sehr verausgabt mit langem Stillen und Corona Erkrankungen etc. Habe mich dann von heute auf morgen getrennt und bin mit Kind 200km weit weg in meinen Heimatort gezogen. Kurz darauf hatten wir das dritte mal Corona und das Immunsystem war angeschlagen. Ich war alleine mit einem kleinen Kind, selbständig, konnte nicht arbeiten, nicht einkaufen, nicht zum Kindergarten bringen. Dann hatte er über 40 grad Fieber und ab da konnte ich wieder nicht schlafen. Ich war allein für alles verantwortlich und selbst absolut nicht fit.
Ich kam in die Psychiatrie! Habe mich nach dem Aufenthalt halbwegs erholt doch ein paar Monate später ging mir wieder die Kraft aus. Wieder Psychiatrie und mein Sohn ist nun bei seinem Vater. Er fehlt mir sehr und gleichzeitig habe ich Angst vor ihm! Angst, mich mit irgend etwas anzustecken und wieder in die Erschöpfung zu kommen (aus der ich noch immer nicht ganz raus bin). Angst vor Panikattacken, Angst davor, nicht genug zu sein, Angst Angst Angst… Angst vor Veränderung, Angst davor dass alles gleich bleibt, und so viel Traurigkeit!
Jeden Tag entscheide ich mich den Weg weiter zu gehen – ich will wieder bei meinem Kind sein, und gleichzeitig nicht. Es zerreißt mich manchmal fast.
Ich wollte immer ein Kind, das ich begleiten und bedingungslos lieben kann. Und dann das.
Wenn ich mit ihm bin, kann ich den Moment nicht genießen – ich bin ständig auf der Hut, am checken was passieren könnte/auf was ich achten muss, damit nix passiert. Das ist so wahnsinnig anstrengend. Mir fehlt das Vertrauen in das Leben und in das Gute.
Ich merke, das Schreiben ist direkt therapeutisch 😅
Ich danke dir sehr dafür, dass du das hier teilst und auch für all die Kommentare, die zeigen, dass es wirklich vielen ähnlich geht. ♥️