Gesellschaft

Hochsensibel, freiheitsliebend schwanger: So gelingt der Start ins Muttersein leichter

(Info für dich vorab: Dieser Beitrag enthält unentgeltliche Werbung aufgrund der Verlinkung von gewerblichen Websites.)
Die schönste Zeit, seit ich Mutter bin, erlebte ich während meiner ersten Schwangerschaft. Voller Vorfreude auf das Leben zu Dritt ahnte ich noch nicht, welch schwere Zeiten einmal auf mich zukommen würden. Damals wusste ich weder etwas von meiner Hochsensibilität noch von meinem starken Bedürfnis nach Unabhängigkeit und Zeit für mich. Natürlich merkte ich, dass ich bereits als kinderlose Frau sehr sensibel reagierte und gerne viel Zeit alleine verbrachte, aber ich nahm naiverweise an, dass diese Empfindungen mit der Geburt des ersehnten Kindes ganz alleine wie von Zauberhand verschwinden würden. Als ob mit dem Kind automatisch ein dickeres Fell dazugeliefert würde und sich der Wunsch, jemals wieder etwas ohne den Nachwuchs machen zu wollen, in Luft auflöste.

Leider passierte genau das Gegenteil, was mir, angefangen von postpartalen Depressionen bis hin zum jahrelangen Bereuen der Mutterrolle, enorm viel Kraft und Akzeptanz abverlangte. Hätte ich damals schon die Unterstützung und Tipps erhalten, die ich mir selbst hart erarbeiten musste oder oftmals auch erst im Nachhinein erkennen konnte, wäre ich zwar sicher nicht weniger blauäugig das Thema Kinder-kriegen-und-erziehen angegangen, aber vielleicht hätte ich meinen Perfektionismus ein wenig heruntergeschraubt und mich nicht so alleine und hilflos gefühlt.

Seitdem der Fokus meines Blogs verstärkt auf den Themen „hochsensible Mütter“ und „Regretting Motherhood“ liegt, erhalte ich immer wieder Rückmeldungen von Leserinnen. Manche berichten mir, dass auch sie erst während der Strapazen, die das Muttersein mit sich bringt, von ihrer Hochsensibilität erfahren haben. Andere wissen bereits seit ihrer Kindheit/Jugend von ihrem sensiblen Wesenszug, hätten aber trotzdem gerne schon vor dem Muttersein gewusst, was tatsächlich auf sie zukommt.

Wieder andere haben noch keine Kinder, sind aber aufgrund ihrer Hochsensibilität (bzw. mancher meiner Blogbeiträge und bestätigender Kommentare) stark verunsichert, ob sie überhaupt welche bekommen sollten. Und dann gibt es auch noch Schwangere, die sich von ihrem Nachwuchs schon fremdbestimmt fühlen, obwohl ihr erstes Kind das Licht der Welt noch nicht erblickt hat.

Hochsensibel, freiheitsliebend schwanger: So gelingt der Start ins Muttersein leichterFür all diese Mütter möchte ich hier eine Liste zusammentragen mit Tipps, Anlaufstellen und Ratschlägen, die mir persönlich weitergeholfen haben bzw. hätten, in der Hoffnung, dass auch andere hochsensible und freiheitsliebende, werdende Mütter davon profitieren mögen.

Allen Frauen, die noch unsicher sind, ob sie bereit für ein Kind sind, möchte ich folgendes ans Herz legen:

Sei dir der Verantwortung für ein Kind, aber auch für DEIN WOHLBEFINDEN, bewusst!

Ganz ehrlich: Wer (noch) keine Kinder hat, kann nicht wissen, wie es sich anfühlt, Mutter (oder Vater) zu sein, selbst, wenn man ab und zu Neffen oder Nichten versorgt. Was es heißt, 24 Stunden über viele Jahre die Verantwortung zu tragen, lässt sich nicht mit Worten beschreiben oder in Gedanken ausmalen. Daher ist es auch müßig, vorher „abzuklären“, ob du „belastbar genug“ für ein Kind wärst.

Weißt du schon vor der Schwangerschaft, dass du eine hochsensible und/oder unabhängige Frau bist, solltest du dir jedoch über folgendes im Klaren sein:

1. Sei dir bewusst, dass dein Kind nicht zwangsläufig genauso ruhig und introvertiert wird, wie du es vielleicht bist, zumindest nicht in den ersten Jahren. Kinder sind kleine Energiebündel!

2. Hochsensibilität ist vererbbar. Es kann(!) also sein, dass dein Kind deinen Wesenszug ebenfalls in sich trägt. Das ist natürlich nichts Schlimmes, im Gegenteil! Allerdings müssen gerade Kinder, noch einmal mehr als wir Erwachsene auch, lernen, mit der Flut an Reizen und Gefühlen umzugehen. Das kann auch für dich als Begleitperson ein intensiver und langer Prozess werden.

3. Ein Säugling schreit mitunter häufiger, als dir lieb ist, weil er sich nicht anders mitteilen kann. Wie empfindlich sind deine Ohren, deine Nerven, vor allem nachts?

4. (Kleine) Kinder suchen ständig deine Nähe und Aufmerksamkeit, benötigen Input oder wollen bespaßt werden, statt das Wochenende auf dem Sofa gammelnd zu verbringen. Was so selbstverständlich, ja mitunter erfüllend, klingt, kann zu einer echten Zerreißprobe für dich werden, wenn du auch viel Zeit für dich benötigst. Stichwort eigene Hobbys.

5. Ein Kind kann keine Beziehung retten. Sich aus diesem Grund ein Kind zu wünschen oder „um endlich von Jemandem (eben dem Kind) bedingungslos geliebt zu werden“ wird auf Dauer alle Beteiligten unglücklich machen.

Natürlich kannst du nicht alle Fragen im Vorfeld fundiert beantworten. Und nur, weil du hochsensibel oder freiheitsliebend bist, musst du nicht auf ein Kind verzichten! Aber wenn die Ausgangssituation schon schwierig ist, du den „richtigen“ Partner noch nicht an deiner Seite hast oder noch mitten im Studium steckst und eigentlich gar nicht weißt, wie du deinen Alltag mit Kind organisieren sollst, ist die „Augen zu und durch“-Methode sicherlich nicht die beste Wahl.

Aber auch ein „ungünstiger“ Zeitpunkt kann vorkommen, genauso wie eine ungeplante Schwangerschaft oder eine Beziehung, die erst so stabil und sicher erschien und während der Schwangerschaft oder auch erst nach einigen kinderreichen Jahren plötzlich zerbricht.

Hochsensibel, freiheitsliebend schwanger: So gelingt der Start ins Muttersein leichterEgal, ob du noch mitten in der Kinderplanung steckst oder bereits Mutter von vier Kindern bist: Es ist deine Verantwortung, gut für deinen Nachwuchs, aber vor allem auch gut für dich selbst zu sorgen, damit dein Familienleben gut ausbalanciert ist und du auch als hochsensible oder freiheitsliebende Mutter ein erfülltes Mama Sein erfährst!

So gelingen Start und Alltag als hochsensible oder freiheitsliebende Mutter einfacher:

1. Lies Mama-Blogs, wälze Bücher und informiere dich auf Internetseiten und bei anderen Müttern, aber informiere dich nicht einschlägig und nimm dir nicht alles an, was du hörst und liest!

Die Werbung suggeriert uns eine heile Mama-Welt, wenn wir nur diese Windel oder jenen Babybrei kaufen. In Spielfilmen hören die Kinder vornehmlich beim ersten Mal aufs Wort oder sind altersüberdurchschnittlich entwickelt. Die eine Freundin schwärmt mit jedem Satz von ihrem Dreijährigen, die andere rät dir mit schreiendem Kleinkind auf dem Arm vom Kinderwunsch ab. Es gibt Blogs, auf denen ausschließlich von den schönen Momenten mit dem Nachwuchs berichtet wird und andere, die sich mit jedem nervigen Kinkerlitzchen des Mamaseins auseinandersetzen (du befindest dich übrigens gerade auf ebensolch einem) und natürlich gibt es auch noch die Blogs aus der „Goldenen Mitte“. Wichtig ist, dass du dich weder in dem einen noch dem anderen Extrem verlierst.

Kinder haben ist nicht NUR schön, aber auch nicht NUR furchtbar. Beim Durchstöbern vieler Quellen erhältst du die ganze Bandbreite des Möglichen. Aber nur, weil ich unter meiner Mutterrolle litt, muss das für dich noch lange nicht gelten. Genauso kann es sein, dass deine Nachbarin zwar glücklich und ausgeglichen mit drei Kindern lebt, das Modell für dich aber nicht in Frage kommen muss. Male dir also im Vorfeld weder die Heile Welt noch das absolute Horrorszenario aus! Beachte aber dennoch Punkt 2!

2. Sei dir deiner Disposition bewusst!

Gerade als hochsensible und freiheitsliebende Frau besteht bei dir eine gewisse Disposition zur Stressanfälligkeit. Es könnte also sein, dass du weniger belastbar bist als du dir wünschst oder mehr Zeit für dich benötigst und deswegen öfter Gewissensbisse deinem Kind gegenüber hegst. Idealerweise klärst du im Vorfeld schon ab, inwieweit du deinem Wunsch nach Unabhängigkeit (Job, Auszeiten) auch mit Kind nachgehen kannst.

Schau dir aber auch deine eigene Familiengeschichte und Kindheit an. Neigtest du in der Vergangenheit bereits zu Depressionen, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass du eine Wochenbettdepression bekommst (aber es ist auch kein Muss!). Bist du mit viel Gewalt oder unter strengen moralischen Vorstellungen aufgewachsen, kann es mitunter -trotz bester Absichten- eine starke Herausforderung werden, deine eigenen Kinder sanft und ohne (emotionalen wie physischen) Druck großzuziehen.

„Mit dem Mutterwerden rückt die eigene Herkunftsfamilie wieder deutlich in den Vordergrund“. Diesen Satz einer Therapeutin kann ich nur bestätigen und er gilt übrigens für alle, nicht nur für die Hochsensiblen unter uns.

Je eher du anfängst, dich mit deiner eigenen Geschichte auseinander zu setzen, mit engen Verwandten auszusprechen und sogar Dinge aufzuarbeiten, desto besser für deine spätere Beziehung zu deinem Kind und zu dir selbst in der Rolle als Mutter.

Bin ich eine hochsensible Mutter?
Und auch für alle (Noch-)Nicht-Mütter: Der Klassiker an Selbsttest

3. Lass‘ dich nicht zu einem (weiteren) Kind drängen!

Von Niemanden! Weder von deinem Mann, weil ihr doch ursprünglich eine ganze Rasselbande geplant hattet noch von deiner Mutter, weil sie doch soooo gerne endlich einen Enkel hätte oder weil Kinderkriegen in deiner Nachbarschaft oder Clique gerade „in“ ist. Vor allem aber solltest du dich selbst nicht unter Druck setzen, selbst wenn die biologische Uhr tickt. Wenn dein Verstand „Ja“ und dein Bauch „Nein“ sagt (oder umgekehrt), werde dir erst deiner wahren Bedürfnisse bewusst und versuche dann, beide Stimmen in Einklang zu bringen.

Hochsensibel, freiheitsliebend schwanger: So gelingt der Start ins Muttersein leichter4. Suche dir eine Frauenarztpraxis deines Vertrauens und eine Hebamme, bei der du dich wohlfühlst!

Gerade beim ersten Kind entstehen viele Fragen, auch, was Körperhygiene, Sexualität oder eben auch psychische Schwankungen angeht. Dann solltest du unbedingt gut aufgehoben sein und dich nicht für deine Fragen oder auftretenden Gefühle schämen müssen.

Hebammensuche nach PLZ oder Tätigkeiten

Vielleicht kann dir auch Jemand aus deinem privaten Umfeld eine gute Hebamme bzw. Gynäkologin empfehlen?

5. Plane deine Geburt so selbstbestimmt wie möglich!

Überlege dir, wie und wo du dein Kind zur Welt bringen willst. Im nächsten Krankenhaus, im Geburtshaus oder sogar in deinen eigenen vier Wänden? Wäre eine Wassergeburt in der Badewanne für dich angenehmer oder lieber die klassische Liegeposition im Bett? Darfst du deine eigene Musik mitbringen? Welche soll es sein? Wer soll dich begleiten? Je besser du planst, desto weniger fremdbestimmt musst du dich bereits während der Geburt fühlen.

Mache dich aber auch mit dem Gedanken vertraut, dass es Komplikationen geben könnte und die Geburt anders verläuft, als du es dir gewünscht hast. So etwas kann passieren. Je weniger du dich deswegen verrückt machst und je mehr du dem Leben/dem Schicksal vertraust, desto besser. Auch, wenn ich dir von Herzen die beste Geburt wünsche!

6. Gestalte die Wochenbettzeit rigoros nach deinen Bedürfnissen!

Kündige nach der Geburt schonungslos Rückzug an, wenn du es wünscht! Nur, weil es inzwischen Gang und Gäbe ist, noch aus dem Kreißsaal heraus ein Foto des Neugeborenen der Twittergemeinde zu schicken und nach zwei Stunden den ersten Besuch am Bett zu empfangen, musst du das noch lange nicht mitmachen, wenn du erst einmal deine Ruhe willst und dein Baby in Ruhe beschnuppern möchtest (es sei denn, du willst dein Glück sofort mit der ganzen Welt teilen, was natürlich auch wunderbar ist!).

Das gilt übrigens für die ganze Wochenbettzeit. Bei unserem Mini habe ich die Verwandtschaft erst zwei Tage nach der Geburt informiert und mich wochenlang mit ihm zuhause verschanzt. Ich habe ihn auch kaum anderen Personen zum Halten gegeben. Im Nachhinein betrachtet kommt mir das selbst leicht übertrieben vor, aber aufgrund meiner Erstgeburtserfahrungen inkl. Besucherflut und der darauffolgenden postpartalen Depression war das meine mir damals einzige Möglichkeit, eine Entfremdung zu meinem Kind nicht noch einmal zu wiederholen.

7. Knüpfe dir so früh wie möglich ein Netz aus Helfern und Unterstützern und lerne, Hilfe anzunehmen und zu erbitten!

Lege so früh wie möglich eine Liste an mit Menschen, die dich unterstützen können, selbst, wenn dein Bauchansatz noch winzig ist. Wen darfst du nachts um drei aus dem Bett klingeln, wenn es dringend ist? Wer kommt als Babysitter in Frage, wenn du mal krank bist, einen Termin beim Steuerberater hast oder über’s Wochenende weg willst? Möglicherweise sind es für verschiedene Anlässe auch verschiedene Personen.

Hochsensibel, freiheitsliebend schwanger: So gelingt der Start ins Muttersein leichterAuch, wenn du dir als Schwangere noch gar nicht vorstellen kannst, dein Kind jemals länger als fünf Minuten abzugeben: Plane als Hochsensible lieber für das Gegenteil! Es ist leichter, bei Mama oder Schwiegermutter vorher abzuchecken, ob sie bereit wären, regelmäßig zweimal die Woche auf dein Kind aufzupassen, als sie hinterher damit zu überfallen, wenn du schon am Limit bist und dich womöglich aus Scham nicht mehr traust, um Hilfe zu bitten.

Wann du dazu bereit bist, dein Kind in fremde Hände zu geben, musst du selbst für dich herausfinden. Unseren Maxi mussten wir bereits am dritten Tag nach der Geburt von unseren Eltern fremdbetreuen lassen, weil ich das Gefühl hatte, zuhause zu ersticken. Geplant hatte ich das sicher nicht, aber auch das ging, ohne, dass er verhungert wäre.

Hilfe annehmen ist gar nicht so einfach!

Gerade die Perfektionistin in uns will alles selber machen, nach der Geburt sofort blendend aussehen und mit Baby im Tragetuch der Schwiegermutter selbstgebackenen Kuchen servieren. Lass dir den unnötigen Druck nehmen und glaube mir: Hilfe annehmen ist kein Zeichen von Schwäche oder dass du keine gute Mutter wärst! Im Gegenteil: Zum Mutterwerden gehört auch, zu lernen, dass man fortan nicht für alles alleine verantwortlich ist. Zur Unterstützung bei der Erziehung kommen später Tagesmutter, ErzieherInnen, LehrerInnen usw. hinzu.

Für den nachgeburtlichen Anfang kostet es aber manchmal schon eine große Überwindung, den Mann den Kuchen kaufen zu lassen und die Hilfe deiner Mutter, mal die Spülmaschine auszuräumen, anzunehmen. Überwinde dich trotzdem! Vor allem wir hochsensible Mütter sind dann erstmal mit allem überreizt und womöglich auch überfordert. Und die lieben Verwandten freuen sich, wenn sie etwas für dich als Neumami tun können!

Das mit dem Hilfe-annehmen und Hilfe-erbitten gilt übrigens auch noch, wenn die Kinder schon größer sind! Wir sind keine Inseln!

Wenn du keine Verwandten in deiner Nähe hast, die dir schnell mal unter die Arme greifen können:

Andrea vom Blog „Runzelfüßchen“ hat über die Suche nach einer Mütterpflegerin/Familienhilfe gebloggt und gibt wertvolle Tipps!

Die Familienschule Dortmund berät hochsensible Mütter und gibt Kurse und Workshops.

Auch die Caritas hilft gerne! Von Bedenken in der Schwangerschaft über Eheprobleme bis hin zu Haushaltsorganisations-Trainings.

Babyssitter, Tagesmütter oder Leihomas findest du unter betreut.de (allerdings kostenpflichtig).

Vielleicht wäre auch ein Au-Pair eine geeignete Hilfe für dich, wenn du mit einer fremden Person unter einem Dach leben kannst?

8. Lass dich nicht von Außenstehenden verunsichern!

Auf die eigene Intuition zu hören, ist gar nicht immer so einfach, vor allem nicht, wenn wir noch nicht lange Mutter und ziemlich unerfahren auf dem Gebiet sind. Gerne lassen wir uns dann von anderen helfen, bitten sie um ihre Meinung oder vertrauen sogar ungefragten Ratschlägen.

Hochsensibel, freiheitsliebend schwanger: So gelingt der Start ins Muttersein leichterDas ist gut, wenn der Tipp uns hilft und schlecht, wenn wir auf Dauer entgegen unserer eigenen Ansicht handeln. Gerade in Zeichen von Internet und Social Media gibt es zu jedem Thema tausend Meinungen, egal ob es um Beikost, Stillen oder Familienbett geht. Und es hört nach dem Säuglingsalter nicht auf! Die Flut an Informationen ermöglicht es, uns genau zu informieren, sie kann uns aber auch stark verunsichern. Aber nicht nur online, auch innerhalb einer Krabbelgruppe, der Nachbarschaft oder der Familie gibt es zig verschiedene Meinungen zu ein und demselben Thema und meistens kommen sie ziemlich ungefragt daher.

„Du kennst dein Kind immer noch am besten“ war tatsächlich einer der besten Ratschläge, den ich jemals gehört habe. Vielleicht merkst du, dass dein Sohn noch gar nicht so weit ist, vom Stillen loszukommen, obwohl schon mehrere Leute gefragt haben, wann du denn endlich abstillst? Oder du findest, dass deine Tochter schon ganz prima mit eurem Einschlaf-Ritual zurechtkommt – warum solltest du es jetzt anders handhaben, nur, weil ein neues Buch eine vermeintlich bessere Taktik vorschlägt?

Neue Wege auszuprobieren kann sehr bereichernd sein, aber versuche, deiner Intuition zu vertrauen, ob sich das, was du ausprobierst, im Einklang mit deinem Gefühl befindet.

Auf jeden Fall brauchst du einen langen Atem und zeitweise ein dickes Fell, denn dieser Weg -inkl. der vielen Ratschläge- endet nie.

Intuitionscoach Ulrike Gorissen, selbst hochsensibel, begleitet dich (auch per Skype) auf deinem Weg zu dir selbst und hilft dir, deine persönliche, ideale Mama-Frau-Balance zu finden.

9. Lasse Gefühle zu und heraus, ohne dabei Jemanden zu verletzen!

Die Freudentränen bei der Geburt blieben aus? Dein Leben als Mama gleicht einem Scherbenhaufen, weil du dein altes, kinderloses Leben zu gerne zurücktauschen würdest? Du hast beim Ultraschall erfahren, dass das Geschlecht deines Babys doch ein anderes ist, als du dir erhofft hattest? Egal, was passiert ist: Wichtig ist es jetzt, deine vorherrschenden Gefühle zuzulassen. Gib deinen Tränen die Erlaubnis, zu fließen und schreie, tanze oder male deine Wut heraus.

Deine Gefühle scheinen dir noch so irrational zu sein („Aber ich liebe mein Kind doch!“), trotzdem sind sie da und wollen von dir gesehen werden. Versuche, ihnen einen Weg zu ermöglichen, sich äußern zu dürfen (deswegen liebst du dein Kind nicht weniger), aber versuche, dabei Niemanden zu verletzen. Rede deine Gefühle niemals klein und schenke ihnen immer die Beachtung, die sie verdienen. Verdrängte Gefühle verschwinden nicht, sondern kommen an anderer Stelle wieder hoch. Meistens heftiger.

Hochsensibel, freiheitsliebend schwanger: So gelingt der Start ins Muttersein leichter10. Suche dir Hilfe, wenn sich dein Zustand nicht bessert!

Wenn du merkst, dass du alleine nicht weiterkommst und deine Gefühle dich immer und immer wieder übermannen (oder du sie im Gegenteil möglicherweise gar nicht mehr spürst), suche dir professionelle Hilfe, um in geschützter Begleitung nach den Ursachen zu forschen. Möglicherweise stecken sie in deiner Kindheit oder auch ganz woanders. Es ist kein Zeichen von Schwäche, sondern im Gegenteil von Stärke, dir Unterstützung zu suchen, wenn du alleine nicht weiterkommst. Hab keine Scheu vor Selbsthilfegruppen, Therapeuten oder Ämtern. Betrachte sie als Wegbegleiter durch eine anstrengende Lebensphase (in der Regel brauchst du sie nicht bis zum Ende deines Lebens).

Forum „Schatten und Licht“ für Mütter, die an postpartalen Depressionen oder Zwangsgedanken leiden.

Therapie.de informiert dich über Therapieverfahren und Behandlungsschwerpunkte und hilft dir bei der Suche nach einem Therapeuten in deiner Nähe.

Das Müttergenesungswerk bietet Beratung zu Mutter-Kind-Kuren an.

Es gibt aber auch reine Mütter-Kuren, wenn du Abstand von Kind und Alltag brauchst.

11. Lebe dein Leben mit Kind so selbstbestimmt wie möglich!

Der wohl größte Knackpunkt im Leben einer hochsensiblen, freiheitsliebenden Mutter: Mama werden und Ich bleiben.

Manche behaupten, man könne sein Leben, so wie es früher verlief, mit Kind ziemlich identisch weiterleben. Ich persönlich kann dies nicht bestätigen. Für mich änderte sich alles. Spontane Ausflüge mit dem Liebsten oder der Freundin sind genauso wenig drin wie lange Zocker-Sessions vorm PC. Nicht mal abends eine Runde mit dem Mann um den Block gehen, um gemeinsam den Sonnenuntergang zu erleben, ist jahrelang ohne Babysitter möglich.

Und selbst Aktionen, bei denen man die Kinder mitnehmen kann, verlaufen unter Garantie anders (meist nervenzehrender) als ohne sie. Wichtig für dich ist es, Kapitänin deines eigenen Schiffs zu bleiben. Manchmal sind es nur die kleinen 5-Minuten-Pausen im Alltag, ein anderes Mal ist es die Musikauswahl im Auto, die du bestimmst, oder der Friseurtermin, den du dir gönnst. Entscheidend ist, dass du dir regelmäßige Auszeiten nur für dich einräumst und so verbindlich einhältst, wie die gemeinsame Spielzeit mit deinem Kind!

Je mehr du auf dich und deine Bedürfnisse Rücksicht nimmst, desto weniger neigst du dazu, unter der Mutterrolle zu leiden und umso intensiver kannst du die gemeinsame Zeit mit deinem Kind genießen.

Auch ein Nein lässt dich bei dir selbst bleiben. Das Nein zum selbstgebackenen Kuchen für das Kindergartenbuffet, wenn du nicht backen kannst (dann helfen eben Coppenrath & Wiese) oder das Nein zur dritten Gutenacht-Geschichte, wenn du selbst schon total k.o. vom Tag bist.

Viele Mütter berichten mir, es wird von Jahr zu Jahr besser, je selbstständiger die Kinder werden. Ich würde das Wort „besser“ durch „anders“ ersetzen.

Hochsensibel, freiheitsliebend schwanger: So gelingt der Start ins Muttersein leichter12. Vergleiche dich nicht mit Supermoms!

Mit Supermoms meine ich zum einen die Mütter, die ihre Kraft vor allem in der Zeit mit ihren Kindern tanken und in kinderfreien Zeiten regelrecht depressiv werden. Zum anderen meine ich mit Supermoms die nicht-hochsensiblen Mütter, die scheinbar alles mühelos schaffen, selbst nach einem durchgemachten 24-Stunden-Tag noch blendend aussehen, Power für Drei haben und dank Multitasking-Talent zwei Kuchen gleichzeitig backen, nebenbei die süße Wollmütze für ihren Neffen stricken und an dem Kostüm für die Theateraufführung ihrer Tochter basteln, während der Kuchen im Ofen ist.

Ich bewundere all diese Supermoms, aber sie schwingen nicht auf meinem Energieniveau. Alle Vergleiche sind zwecklos und würden meinerseits nur im Frust enden. Wie mit den Äpfeln und den Birnen. Ich kann auch dir nur raten: Lass die Vergleiche, in denen du scheinbar schlechter abschneidest! Du bist du und du gehst deinen Weg. Punkt. Suche dir lieber Freundinnen und Vorbilder, die deiner Hochsensibilität entsprechen oder deinen Wunsch nach Einfach-mal-wieder-nur-Frau-sein verstehen (Siehe Punkt 13).

Buchtipp meiner Freundin Janina, der mich Seitenweise vom Anfang bis zum Ende zum Lachen brachte (und manchmal auch an den Rand des Wahnsinns, weil ich feststellte, wie schonungslos die Realität mit Kindern tatsächlich ist): „Am Arsch vorbei geht auch ein Weg“ von Alexandra Reinwarth.

13. Suche dir Gleichgesinnte!

Tatsächlich gelingt das sehr gut online über Blogs, Twitter, Facebookgruppen u.ä. Der Nachteil dort ist, dass die Kontakte meist virtuell bleiben.

Aus diesem Grund habe ich auf meinem Blog eine Kontaktpinnwand gegründet. Dort findest du inzwischen über 200 hochsensible Mütter aus ganz Deutschland, Österreich, der Schweiz und sogar aus dem Ausland. Du kannst nach Region, Alter der Mutter, Alter der Kinder und auch nach Themenschwerpunkt (postpartale Depression, Regretting Motherhood) suchen. Ob es bei einem einmaligen E-Mail-Kontakt bleibt oder ihr euch regelmäßig zum Kaffee trefft, bleibt euch überlassen.

Aber auch im Alltag lassen sich Gleichgesinnte finden, die Suche dauert oft nur länger. Meine Freundin aus der Nachbarschaft ist weder hochsensibel, noch bereut sie ihre Mutterrolle, aber bei ihr kann ich meinen Frust lassen, wenn der Alltag mit den Kindern mal wieder so anstrengend ist, dass man die Zwerge am liebsten bei eBay versteigern möchte. Sie erzählt mir dann von ihrem notorischen Schlafmangel, der seit der Geburt der Zwillinge seit über einem Jahr bei ihr herrscht, kocht uns einen heißen Tee und anschließend bemitleiden wir uns eine Runde gegenseitig, bis die Welt schon wieder ganz anders aussieht und wir die Kinder wieder zurückersteigern wollen.

Manchmal reicht es eben einfach schon zu wissen, dass man mit seinen Ängsten, Sorgen und Eigenheiten nicht alleine ist.

Und das bist auch du nicht!

Von Herzen wünsche ich dir alles Liebe auf deinem Weg des Mama-Seins!

 

5 Gedanken zu „Hochsensibel, freiheitsliebend schwanger: So gelingt der Start ins Muttersein leichter“

  1. Annika sagt:

    Danke für diesen Artikel. Die Tipps sind alle sehr wertvoll für mich in meiner schlimmsten Zeit.

    1. Christine sagt:

      Liebe Annika,

      ich danke dir sehr für deine ehrlichen Worte, für deinen tiefen Einblick, den du hier gewährst.
      Ich sende dir einen hellen Sonnenstrahl und viel Kraft!
      Alles Liebe dir <3
      Christine

  2. Frühlingskindermama sagt:

    Dankeschön für’s Verlinken! <3
    Ganz liebe Grüße, ich hoffe, es geht Dir gut!

  3. Sabine sagt:

    Hallo Chrisine!
    Vor kurzem bin ich auf deinen Blog gestoßen und vieles sprach mir aus der Seele und es hat mir echt schon geholfen, dass es noch andere Mütter gibt, denen es ähnlich geht.

    Ich habe zwei kleine (Wunsch-) Kinder, eine dreijährige Tochter und einen 10-monatigen Sohn und liebe sie sehr. Beide waren die ersten drei Monate Schreibabys und die Große hatte eine ausgeprägte Trotzphase. Der Kleine hat vor der Geburt einen leichten Schlaganfall erlitten und ist motorisch entwicklungsverzögert, aber ein absoluter Sonnenschein. Sie schlafen glücklicherweise inzwischen relativ gut und auch durch, aber seit einigen Monaten habe ich Schlafprobleme.
    Ich weiß nicht ob ich hochsensibel bin. Ich habe einen relativ großen Freundeskreis und habe zuvor als Krankenschwester immer mit vielen Menschen zusammen gearbeitet und das 14 Jahre in Vollzeit mit drei Schichten und sehr sehr gerne- es ist kein leichter Job, aber er hat mich nicht annähernd so angestrengt und im negativen Sinne gestresst wie der 24-Stunden-Job als Mama, ohne freien Tag, ausschlafen oder einfach nur einmal krank sein können. Mein Mann arbeitet immer den ganzen Tag und unterstützt mich im Haushalt nicht und mit den Kindern wenig. Die Schwiegereltern leben nebenan und hatten zuvor versprochen, regelmäßig zu ‚unterstützen‘- das blieb jedoch ziemlich komlett aus. Kein babysitten, keine Zeit für Oma-Opa-Tag, nicht einmal den Kleinen spazieren fahren, keine Fahrten der Großen zum Kindergarten etc. nur im absoluten Notfall- sie arbeiten schließlich noch und ich sitze nur den ganzen Tag mit den Kindern zu Hause. Sie lassen mich spüren, dass sie mich für faul, egoistisch und undankbar halten. Diese Situation belastet mich und ich hätte so gerne mal etwas ‚freie‘ Zeit.
    Was ich machen möchte, muss ich also mit mindestens einem Kind im Schlepptau machen, manche Dinge wie Frisörbesuche oder shoppen nur für mich gestalten sich da schwierig. Auch das komplette Unverständnis von kinderlosen Freunden/Verwandten, deren Lebensinhalt Reisen und ihre Arbeit sind, belastet mich, obwohl ich sie verstehen kann. Ich frage mich oft, wann ich auch einmal wieder annähernd so frei sein werde.
    Sturm der Liebe ist übrigens für mich auch täglich eine angenehme Flucht aus dem Alltag ;) fand es total witzig dass es dir auch so ging..
    Dein Blog ist toll, ich wünsche mir auch, dass Mütter in Zukunft mehr Gehör finden- gerade bei solch sensiblen (Tabu-)Themen.
    Ganz liebe Grüße!

    1. Christine sagt:

      Liebe Sabine,

      es tut mir sehr leid zu hören, dass du so wenig Unterstützung erhältst und infolgedessen noch weniger Zeit für dich hast. Es ist wirklich traurig, dass man in unserer Gesellschaft als „reine“ Mutter, die nicht nebenher arbeitet (oder arbeiten kann) statt Mitgefühl und Unterstützung vor allem Unverständnis, Kritik oder gar Verachtung erntet. Hast du mal mit deinen Schwiegereltern ein Gespräch führen können, warum die abgesprochenen Oma-Opa-Zeiten nicht stattfinden? Mal ganz davon abgesehen, dass sie arbeiten (das wussten sie ja sicher vorher) und du zuhause bist – es geht doch auch um die Zeit, die sie mit ihren Enkeln verbringen wollen bzw. wollten, nicht nur, um dich zu entlasten, sondern auch, um für deine Kinder als Großeltern da zu sein. Hast du eine Idee, warum das so rigoros wegfällt? Vielleicht steckt ja auch eine Unsicherheit ihrerseits dahinter?

      Ich wünsche dir jedenfalls, dass sich eure Beziehung in der Hinsicht wieder bessert und du zukünftig wieder mehr Entlastung erfährst!

      Die Zeit, in der du wieder annähernd so frei sein wirst wie deine kinderlosen Freunde wird sicher noch ein Weilchen hin sein. Und dafür wünsche ich dir viel Kraft und Zuversicht (denn die Zeiten werden wieder kommen!) und liebe und wohlwollende Menschen um dich herum! Und natürlich deine tägliche Portion Sturm der Liebe ;-)

      Alles Gute für dich und danke für deine lieben Worte zu meinem Blog!

      Christine

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