Lebensfragen

Verantwortung und Kümmern als Preis fürs Muttersein zu hoch?

Als ich mich dazu entschied, Mutter zu werden, wusste ich nicht, welchen Preis ich dafür bezahlen würde. Ich wusste vorher weder, wie hoch mein Bedürfnis nach Autonomie und Freiheit ist, noch wie sehr Kinder einen an seine Grenzen bringen können, geschweige denn, wie oft sie es tun. Ich hatte keine Ahnung von den Dimensionen an Wäschebergen, Spielzeugchaos im Haus und wie sehr mich die Bewältigung all dessen auf die Palme bringen würde.

Hätte ich vorher gewusst, wie hoch der Preis ist, den ich zahle, wäre ich nicht auf den Kuh-Handel eingegangen. Ehrlich gesagt, hatte ich mir damals überhaupt keine Gedanken um den Preis gemacht. Ich dachte, Kinder bekommt man vom Leben geschenkt! Bis es genau diese Kinder waren, die mir erst mit der Zeit bewusst machten, dass man für ALLES im Leben einen Preis bezahlt. Wir wollen es nur oft nicht wahrhaben.

Lebensfragen

Corona – Krise oder Chance für mich als freiheitsliebende Mutter?

Also gut, bringen wir es doch auf den Punkt: Die erste Woche war scheiße!
„Irgendwann wird es hier noch Tote geben – aber nicht aufgrund des Virus“ schimpfte ich leise vor mich hin, während ich versuchte, die Energie der in mir aufsteigenden Wut in die Spülbürste zu lenken, welche der Verkrustungen in der Bratpfanne vom letzten gemeinsamen Mittagessen an den Leib ging. Gerade hatte der Mann mir die Macke am Auto gezeigt, die „irgendwie versehentlich“ beim Spielen am Carport entstanden war, nachdem die Kinder vergessen hatten, dass sie diesen Bereich des Hofes zum Spielen meiden sollten. Irgendwie. Versehentlich. Vergessen. Drei Begriffe, die ich weiß Gott nicht zum ersten Mal von meinen Kindern hörte, aber seit die Regierung zum familiären Hausarrest aufgerufen hatte, wurden die Intervalle zwischen den versehentlichen Ausrutschern und Verstößen von Regeln immer kürzer. Wir alle gingen am Zahnfleisch. Und ich bereits am ersten Tag der politischen Verordnung.

Lebensfragen

Aushalten der Mutterrolle – Wie dieser Zustand den Kontakt zu mir und meinen Kindern verbaut

„Denkt bitte ans Händewaschen, wir haben doch gerade gegessen!“ Augenrollend rief ich meinen Kindern hinterher, während diese genauso augenrollend auf dem Treppenabsatz kehrt machten und noch einmal genervt nach unten polterten, um ihrer Pflicht im Badezimmer nachzugehen. Und einmal mehr wünschte ich mir die Knopfleiste aus Stefan Raabs „TV Total“-Sendung herbei, auf der man verschiedene Sätze speichern und im passenden Moment per Knopfdruck wieder freigeben konnte. Jede kleine Regel, egal, ob es sich ums Händewaschen nach dem Essen, um das Abtreten der dreckigen Schuhe auf der Fußmatte vor Betreten des Hauses oder um sonst was handelte, hätte einen Platz auf dem Speichermedium verdient. Denn ich war es leid, auch nach acht Jahren meines Mutterseins gefühlte hundert Mal am Tag immer und immer wieder die gleichen Regeln auszusprechen. Ich drückte den (bislang leider nur imaginär vorhandenen) dritten Button von links und meine beiden Jungs bekamen noch die nächste wertvolle Info zugerufen: „Und bitte die Seife nicht vergessen!“ Danach legte sich mein Zeigefinger auf den größten Knopf von allen und ich hörte erneut meine eigene Stimme, diesmal leiser und resigniert: „Wie lange muss ich das eigentlich noch aushalten?“

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Die Innere Erwachsene entdecken für mehr Freude am Muttersein

Schon aus der Ferne sah ich sie bereits. Die Frau saß an dem kleinen Lagerfeuer, das an der Lichtung am Waldrand leise vor sich hin prasselte. Ab und zu stand sie auf, legte ein Holzscheit nach oder schüttelte eins der Kissen auf, die da so gemütlich auf einer Holzbank hergerichtet worden waren. Das alles tat sie mit einer derartigen Ruhe und Gelassenheit, dass meine anfängliche Nervosität schnell verschwand. Als ich näherkam, drehte sie sich zu mir um und bedeutete mir mit einem herzlichen Lächeln, mich neben sie auf die Bank mit den weichen Kissen zu setzen. Dabei strahlte sie solch eine Wärme und Herzlichkeit aus, dass ich meinem Impuls folgte, mich an ihr anzulehnen. Dass ich ihr Gesicht dabei nicht richtig erkennen konnte, spielte keine Rolle. Ich wusste auch so wer sie war: Sie war meine innere Erwachsene, die ich so lange gesucht hatte und der ich fortan bewusst die Führung in meinem Leben überlassen wollte.