Lebensfragen

Für Familie und Besitz: Mehr Herz und Seele statt Distanz

Entrümpeln ist eines meiner Hobbys. Mich von unliebsamen Dingen zu trennen fällt mir nicht schwer. Nicht nur, dass Minimalismus und Zero Waste gerade voll im Trend sind und man daher in unzähligen Ratgebern und Lifestyle-Kolumnen mit dem bewussten Lebensstil der Nachhaltigkeit konfrontiert wird – was ich sehr schätze und gerne unterstütze, beispielsweise indem ich auf den gutriechenden Nagellackentferner verzichte, den es nur in einer Plastikflasche gibt und stattdessen die okay-duftende Variante im Glasfläschchen in den Einkaufskorb lege. Letztens bin ich sogar mit der kaputten Sandale meines Sohnes zum Schuster gegangen, statt wie früher üblich, direkt den Deckel der grauen Tonne zu öffnen und die Treter zu entsorgen. Die Reparatur kostete mich lediglich vier Euro, was nicht nur die Umwelt, sondern auch meinen Geldbeutel freute.

Lebensfragen

Warum ich meine Kinder in sieben Jahren noch nie vermisst habe

Zwischen den Jahren hatten der Mann und ich überraschend Kinderfrei. Nachdem unser Jüngster schon länger für die Tage nach dem Weihnachtsfest bei meiner Mutter zum kleinen Urlaub eingeplant war, sagte nun auch noch kurzfristig meine Schwiegermutter zu, unseren Großen zur gleichen Zeit bei sich beherbergen zu können – ein Angebot, das wir nicht ausschlagen konnten. Vier Tage Kinderfrei, das hieß nicht nur vier Mal Ausschlafen und vier Tage keinen Spielplatz besuchen, es bedeutete auch ein lange nicht mehr gekanntes Ausmaß an Freiheit zu erleben. Und bereits im Vorfeld stellte ich mir die obligatorische Frage, ob ich meine Kinder diesmal vermissen würde. Es wäre für mich ein völlig neues Gefühl.

Lebensfragen

Ich bin nicht die geborene Mutter

Ich glaube jede Frau, die Mutter werden will, tut dies vor allem, um ihrem Leben noch einen tieferen Sinn zu geben. Als Kinderlose fühlt man sich vielleicht unvollständig, die berufliche Erfüllung allein kann doch nicht Erfüllung genug sein, man denkt darüber nach, der Welt etwas zu hinterlassen, wenn man selbst irgendwann nicht mehr ist. Mein Mann und ich waren beide sehr glücklich miteinander und so sollte ein Kind, besser noch zwei, unser Leben nur noch bereichern. Ich hatte nur eine Sache unterschätzt: Man wird nicht automatisch als Mutter geboren. Jedenfalls nicht mit meiner Vorgeschichte.

Lebensfragen

Das innere Kind

Das kleine Mädchen stand am Zaun, den Blick in meine Richtung gerichtet. Es wartete auf mich und ich erkannte es bereits von Weitem. Mit seiner roten Brille und den zwei Zöpfen, die an beiden Seiten des Kopfes keck nach Außen standen, erinnerte es mich sofort an mich früher. Natürlich tut es das, dachte ich bei mir selbst, während ich weiter auf den Zaun zuging, immerhin befand ich mich gerade auf einer inneren Reise zu mir selbst und begegnete gleich zum ersten Mal ganz bewusst meinem inneren Kind. Ein bisschen mulmig war mir schon zumute. Wie würde das kleine Mädchen auf meinen Besuch reagieren? Würde es sich freuen oder gar weglaufen, mich vielleicht sogar beschimpfen, weil ich mich so lange nicht um es gekümmert hatte? Ich atmete noch einmal tief durch und drückte dann entschlossen die Klinke des hölzernen Tores herunter, um meinem inneren Kind entgegen zu treten.