Lebensfragen

Sind hochsensible Frauen die schlechteren Mütter?

Wie schwer es hochsensiblen Frauen fällt, ihre sensible Seite zu akzeptieren und in ihren Alltag zu integrieren bemerke ich immer wieder, nicht zuletzt an mir selbst. Dafür müssen diese Frauen nicht mal Mutter sein, auch ohne den „Eltern“-Stempel kommen Hochsensible schnell an ihre Grenzen: Ein Zuviel an Geräuschen, Gerüchen oder Emotionen (die eigenen oder die der Anderen) und schon ist die Hochsensible überfordert. Wie viel belastender das Ganze im Leben als Mutter mit einem oder mehreren Kindern sein muss, vor allem, wenn diese selbst hochsensibel sind, können in dem Ausmaß sicher nur andere hochsensitive Mütter nachvollziehen.

Auf Twitter fragte „Mo Zart“ (was für ein tolles Wortspiel als Pseudonym einer sensiblen Seele!) vor ein paar Tagen erschöpft in die Runde, ob hochsensible Mütter automatisch auch die schlechteren Mütter (für hochsensible Kinder) seien. Immerhin sind sie oft weniger belastbar und müssen immer und immer wieder für sich und in ihrem Umfeld Grenzen setzen und auf ihren Freiraum achten, um entspannt und ausgeglichen zu sein.

Das ist oftmals sehr schwer in die Praxis umzusetzen. Nicht nur, dass Hochsensible generell das schlechte Gewissen erst einmal beiseitelegen müssen, sich Zeit für sich selbst einzugestehen und einzufordern (wie oft erreichen mich Leserbriefe von hochsensiblen Müttern, die sich als egoistisch bezeichnen und schuldig fühlen, wenn sie ihren Nachwuchs auch mal abgeben, um ein paar freie Stunden in der Woche für sich zu haben); es ist eine andere Sache, sich diesen Freiraum im Alltag mit Kind überhaupt einzuräumen.

Grundsätzlich muss sicherlich auch in unserer Gesellschaft noch ein Umdenken stattfinden und Möglichkeiten geschaffen werden, wie die Mutter (ob hochsensibel oder nicht) mehr Unterstützung erfährt, sei es finanzieller Natur oder in Form von praktischer Hilfe, wie flexibleren Betreuungsformen für die Kinder. Die Work-Life-Balance ist bei uns im Westen immer noch ein Spagat, der nur schwer zu bewerkstelligen ist, vor allem, wenn Mutter oder Kind mal krank werden und trotzdem Miete und Essen bezahlt werden wollen.

Dennoch muss gerade die hochsensible Mutter im Rahmen ihres Möglichen immer wieder auch an sich und ihre wohlverdienten Pausen denken.

Sie (Anmerkung: die Frau) kann nicht in ewiger Zerrissenheit leben. Sie wird in tausend Stücke zerspringen.

Anne Morrow Lindbergh

Anne Morrow Lindbergh, Autorin des Buches „Muscheln in meiner Hand“ und selbst Mutter von vier Kindern, beschrieb in besagtem Werk den Zustand, sich in ihrer freien Zeit in zu vielen (sinnlosen) Aktivitäten zu verlieren, zu dem ihrer Meinung nach insbesondere Frauen stark tendieren, mit „Zerrissenheit“. Auch sie war der festen Überzeugung, dass die Momente der Einsamkeit, der inneren Einkehr und Sammlung, für jede Frau und Mutter überlebenswichtig sind; „nicht nur um ihrer eigenen Rettung willen, sondern um die Familie, die menschliche Gesellschaft, ja vielleicht sogar unsere Zivilisation zu retten.“

Sind hochsensible Frauen die schlechteren Mütter?Was für kluge Gedanken einer sensiblen Frau! Und obwohl dieses Buch bereits im Jahr 1975 veröffentlicht wurde, haben ihre Worte gerade heute an Bedeutung und Wichtigkeit nicht verloren. Wie oft lenken wir uns mit Internet, Fernsehen, Partys oder sonstigen Dingen ab, statt unsere Akkus so aufzutanken, wie es für uns persönlich am besten ist? Ob das beim Meditieren, Yoga oder Häkeln passiert, das wissen wir selbst wohl am Besten.

Ich sehe uns hochsensible Mütter übrigens ganz und gar nicht als die schlechteren Mütter an, nur weil wir empfindsamer auf äußere Einflüsse reagieren und auch im Umgang mit unserem Nachwuchs schneller an unsere Grenzen kommen. Trotzdem denke ich, haben wir eine große Verantwortung, unseren Kindern, aber vor allem uns selbst gegenüber. Denn wir müssen immer und immer wieder und vor allem viel schneller und öfter auf Körper, Geist und Seele achten, den Dreien zuhören, wenn sie ein Zuviel melden und entsprechend reagieren. Das ist nicht einfach, aber auch nicht unmöglich. Es bedarf viel Achtsamkeit sich selbst gegenüber, hinzuspüren, wie viel Trubel ich um mich herum ertrage oder wie schnell ich gestresst bin. Das mag lästig klingen, ich nenne es eine bereichernde Selbsterfahrung.

Und dann liegt es an uns, diesem Impuls zu folgen und uns bei nächster Gelegenheit zurück zu ziehen und uns um uns zu kümmern. Wir dürfen uns nicht mit Nicht-Hochsensiblen messen, die in vergleichbaren Situationen noch mehr machen oder geben können.

Es bedingen sich die Gefühle so stark gegenseitig […] Kurz gesagt: Es ist die Hölle. (über die derzeitige Situation beim Bringen ihres hochsensiblen Sohnes zur Tagesmutter)

Kathrin „ÖkoHippie“ via Twitter

Wie gut tut es meinen Kindern, dass sie eine hochsensible Mutter haben? Die so ein „Sensibelchen“ ist, das ständig an seine Grenzen kommt und nicht so viel kann wie „normale“ Mütter von Nebenan. Verständliche Gedanken, die mir früher auch oft durch den Kopf gegangen sind.

Aber warum meinen wir, uns Angst machen zu müssen, dass unsere Kinder langfristig darunter leiden könnten? Hochsensibilität kann schließlich auch eine Chance sein: Dadurch, dass ich meinen Söhnen früh vermittle, wo meine Grenzen erreicht sind, kann ich ihnen das gleiche durch meine Hochsensibilität auch zugestehen. Da wo Nicht-Hochsensible vielleicht schneller mit einem „Stell dich nicht so an!“ reagieren, kann ich erkennen, dass bei meinen Kindern vielleicht eine Grenze erreicht ist, die ich nun zu akzeptieren habe und wo ein „Es ist okay wie es ist“ besser angebracht ist. Ich erhoffe mir dadurch im Gegenteil ganz besonders, dass sie schnell(er) ein Gefühl für diese Gabe und entsprechend auch für sich selbst bekommen werden.

Aber auch, wenn es sich nicht schön anfühlt, wenn ich Wutausbrüche meiner Kinder nicht gut aushalten kann oder Hämmern und Trommeln im Wohnzimmer für meine eigenen Nerven verbieten muss. Im Grunde hilft es uns allen langfristig für ein achtsameres Miteinander.

Geeignet wären Buddhas, denen starke Emotionen fremd sind und die die starken Emotionen ihrer Kinder ausgleichen können.

Mo Zart

Der Gedanke an Buddha ist sicher jeder überforderten Mutter schon einmal gekommen. Jetzt genauso ausgeglichen, weise und mitfühlend reagieren wie die tibetischen Vorbilder aus Fernost, die einem hierzulande auch gerne mal als dekorative Steinfiguren, selig lächelnd, die Beine überkreuz im Lotussitz begegnen. Ja das wär’s! Stattdessen reagieren wir im Stress ruppig, launisch, oft auch unfair.

Sind hochsensible Frauen die schlechteren Mütter?Wie gesagt, der Gedanke an Buddha kommt mir auch öfter, genauso häufig wie der Wunsch, genauso vorbildlich zu handeln. Bei näherer Betrachtung ist mir allerdings folgendes aufgefallen: Der Buddha, bzw. der tibetische Mönch, egal ob erleuchtet oder nicht, ist ein kinderloser Mann, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, den ganzen Tag der Meditation der buddhistischen Lehren zu widmen. Er hat also a) nicht vierundzwanzig Stunden am Tag ein Kind um sich herum, das es zu erziehen gilt, ist b) in der Regel nicht mal eine Frau, also schon mal gar keine hochsensible Mutter als Partnerin und hat obendrein c) viele Stunden am Tag nur für sich. Und das ganz offiziell aus Beruf und Berufung heraus!

Also warum suchen wir westlich lebenden Mütter ständig unser Vorbild in Menschen, die irgendwo am anderen Ende der Welt auf den höchsten Bergen unter einem schattenspendenden Baum sitzen und um himmlischen Beistand bitten?

Ich glaube, die Antwort liegt ganz tief in jedem von uns: Weil wir nämlich eigentlich genau wissen, wie gut es täte, mehr Zeit für sich in der Stille zu finden, um zu unserem inneren Wesenskern zu gelangen. Und gerade wir hochsensiblen Mütter benötigen diese Zeit dringend, um nach stressigen Situationen wieder ins Gleichgewicht zu kommen.

Dann können wir mit viel Übung in der Stille nach und nach auch bei unseren Kindern ausgeglichen, mitfühlender und vielleicht manches Mal auch genauso weise wie ein Buddha reagieren. Dafür muss man meiner Meinung nach nicht täglich im Schneidersitz unter einem bestimmten Baum sitzen oder sich wie die Tibeter den Kopf rasieren. Nicht mal der buddhistischen Religion muss man zukünftig folgen.

Aber ich halte es für absolut wichtig, dass jede Mutter weiß (und gerade wir hochsensiblen Mütter!), an welchem Ort und mit welchen Hilfsmitteln sie am Besten entspannen und wieder zu sich selbst finden kann – um dann wieder tiefenentspannt auf ihr Kind zugehen zu können.

Ich weiß, das klingt leichter gesagt als getan. Auch ich erwische mich immer wieder dabei, mich von Äußerlichkeiten ablenken zu lassen oder in meiner freien Zeit Dinge zu tun, die mich nachweislich nicht zurück zu meiner Mitte führen. Zuviel Fernsehen, schlechte Ernährung oder Telefonate mit Menschen, die mir eigentlich mehr Energie rauben, denn schenken. Die Auswirkungen davon spüre ich auch ziemlich unmittelbar in meiner Unausgeglichenheit den Kindern gegenüber.

Hochsensible Mütter sind nicht per se die schlechteren Mütter, sie müssen vielleicht nur noch viel achtsamer mit sich umgehen und einen längeren Atem haben als Nicht-hochsensible.

Ich empfinde meine hochsensiblen Eltern, als die tollsten Eltern, die ich als hochsensibles Kind haben konnte. Ich denke es ist optimaler, wenn Eltern sich in das Kind hineinspüren können. Es benötigt aber auch viel Wissen und innere Ruhe. Meine Eltern wussten von ihrer Sensibilität, gaben das Wissen so gut es ging an uns weiter.

Lela

Sind hochsensible Frauen die schlechteren Mütter?Ich weiß nicht, ob meine Eltern hochsensibel sind oder sich überhaupt mal darüber Gedanken gemacht haben. Als ich klein war sicherlich noch nicht, da war dieser Begriff ja noch nahezu unbekannt. Mit meiner sensiblen Seite waren sie als junge Eltern auf jeden Fall überfordert. Ich kann es ihnen nicht verübeln, ich erlebe es oft selbst mit meinem hochsensiblen Sohn, und das, obwohl ich mich eingehend mit der Thematik beschäftige.

Manchmal wünschte ich es mir schon anders und bin emotional gestresst. Aber ich kann meinen hochsensiblen Sohn gut verstehen und ihm das Gefühl geben, dass er mit seinem Fühlen voll in Ordnung ist.

Coffeefee

Ich glaube, um seinen Kindern eine gute Mutter sein zu können, ist es letztendlich nebensächlich, ob man hochsensibel ist oder nicht. Beides hat seine Vor- und seine Nachteile. Um dem Nachwuchs die beste Mutter sein zu können, ist es vor allem wichtig, sich selbst mit seinen Bedürfnissen und Grenzen zu kennen und diese auch zu schützen und zu pflegen, das gilt aber eben in besonderem Maße für uns hochsensible Mütter.

Du kannst die beste Version deiner Selbst für dein Kind sein, wenn du ihm vermittelst, dass du es genauso liebst und annimmst, wie es ist, wenn es so sein darf, wie es auf die Welt gekommen ist, mit all seinen Gefühlen, Empfindungen und sensiblen Seiten, sofern du dich selbst mit deiner Hochsensibilität genauso respektierst. Damit ist schon sehr viel getan!

„Ich glaube, dass es mit jeder Generation bewusster HSP besser wird“

Lela

Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, die sensible Seite wieder mehr ins allgemeine Bewusstsein zu rücken, einen Gegenpol zur Laut-lauter-am Lautesten-Mentalität, Multitasking und Höher-Schneller-Weiter-Entwicklung zu setzen und der Gesellschaft den Wert der leisen Töne, des Sanften, Empfindsamen zu vermitteln. Unser hochsensibles Wesen kann uns dabei helfen.

Fotos mit freundlicher Unterstützung von © Marcelo Silva, © Hannah Voggenhuber, © Chelsea Gates, © Amy Treasure, unsplash.com

13 Gedanken zu „Sind hochsensible Frauen die schlechteren Mütter?“

  1. Sabine sagt:

    Mir gefällt besonders gut der Aspekt mit wem man sich vergleicht und hier in diesem Beispiel der tibetische Mönch an den eine Mutter gar nicht herankommen kann…
    Ein sehr schöner Gedankenanstoß…Danke

    1. Christine sagt:

      Hallo Sabine,

      freut mich, dass dir mein Beispiel mit dem Mönch weiterhelfen konnte. Grundsätzlich finde ich ihre innere Haltung nachahmenswert, man sollte das Ganze nur nicht eins zu eins anstreben, ansonsten ist Frust vorprogrammiert!
      Lieben Gruß

  2. Jenny sagt:

    Schlechte Mütter..oh je..schlechte Mütter lesen das hier nicht. Sie sitzen rauchend vor dem Fernseher.sie schreien ihre Kinder an. Schlechte Mütter stellen sich nie die Frage. Sie halten sich immer für gut.

    1. Christine sagt:

      Ich glaube selbst die Mütter aus deinem Beispiel wollen im Grunde nur das Beste für ihre Kinder, aber es fehlt ihnen möglicherweise an stabilem, sozialen Hintergrund respektive Umfeld oder aber einer greifbaren Perspektive. Und vielleicht sind unter diesen „schlechten“ Müttern auch hochsensible dabei, die einfach wahnsinnig überfordert sind.

    2. Mimi sagt:

      Merci vielmals fuer das Buddha-Beispiel! Dieser perfektionistische Gedanke allein macht doch total ver-rückt, sodass wir nie in unsere Mitte finden. Und ich finde echt, dass wir mit dem „gute“ vs. „schlechte“ Mutter-Vergleich aufhoeren koennen. Jede Mama versucht, angesichts ihres Wissens und Gewissens, ihr Bestes. Und das ist genug. Es gibt fuer mich einfach nur Mütter. Und Muttersein ist eine Kunst, die man gar nicht vorab studieren kann, sondern in der Erfahrung kennenlernt. Da kann Frau und Mutter stolz auf sich sein – und zwar einfach so. Ich fuer meinen Teil habe einen heroischen Tag mit meinem 4-jaehrigen Sohn, wenn ich ihn nicht anschreie, wir halbwegs friedlich gemeinsam essen und er sich 1x in die Hosen macht statt 3x. Das muss reichen, alles andere ueberfordert mich und setzt unnoetig Druck auf uns beide aus.

      1. Christine sagt:

        Liebe Mimi,

        ich finde es schön, dass du deine Anprüche heruntergeschraubt hast und somit die Perfektions-Falle umgehst. Natürlich wollen wir immer die tiefenentspannte, geduldige Mutter sein, aber wir sind eben auch nur Menschen. Außerdem möchten wir doch unseren Kindern im Gegenzug auch ihre ganze Gefühlspalette zugestehen, also dürfen wir selbst auch genervt sein oder auch mal keine Ahnung haben, wie es weitergeht.

  3. Sandy sagt:

    Das hast du wirklich wunderbar geschrieben!
    Der Aspekt der Vorbildfunktion ist für mich die beste Erklärung, warum hochsensible Mütter nicht schlecht fürs hochsensible Kinder sind. Durch das Wissen unserer „besonderen“ Grenzen und die damit verbundenen Gefühle, gehen wir selbst ja schon bewusster in bestimmte Situationen rein.
    Seitdem mir klar ist, dass mein Sohn und ich hochsensibel sind, nehme ich viele Reaktionen von ihm ganz anders wahr. Oft erkenne ich gewisse Parallelen zu mir und meinen „Macken“.

    Liebe Grüße,
    Sandy

    1. Christine sagt:

      Und ist das nicht wirklich eine wunderbare Erfahrung, dieses „anders wahrnehmen“ wo vorher vielleicht Wut und Unverständnis im Vordergrund standen? Lieben Dank für dein Feedback! :)

  4. Mo Zart sagt:

    Wunderbar! Sehr, sehr!!! kluge Antwort auf die Frage! ❤
    Der Name Mo Zart ist übrigens kein Zufall 😊
    Alles Liebe
    Mo

    1. Christine sagt:

      Liebe Mo Zart,

      dass dein Name kein Zufall sondern gut durchdacht ist, habe ich mir schon gedacht :)
      Freut mich, dass dir meine Antwort gefällt!
      Lieben Gruß
      Christine

  5. Anna sagt:

    „Da wo Nicht-Hochsensible vielleicht schneller mit einem „Stell dich nicht so an!“ reagieren, kann ich erkennen, dass bei meinen Kindern vielleicht eine Grenze erreicht ist, die ich nun zu akzeptieren habe und wo ein „Es ist okay wie es ist“ besser angebracht ist. Ich erhoffe mir dadurch im Gegenteil ganz besonders, dass sie schnell(er) ein Gefühl für diese Gabe und entsprechend auch für sich selbst bekommen werden.“

    Jap. 100%! Ich bin 24/7 mit meinem Kind zusammen. Es hat in 2 Jahren nicht ein mal woanders übernachtet. Er war immer mit mir oder mit meinem Freund zusammen. Nichtmal 1 Std nur bei Oma. Ich hab Asperger… Frag mal, wie es mir geht, wenn das Kind stresst… Oder die Omas, weil man nicht jedes Wochenende da sitzt mit Kind.

    Dafür habe ich etwas wunderbares: Ich verstehe mein Kind! Nicht nur Worte. Ich kann ihn lesen. Seine Mimik, Gestik, seine Blicke. Ich weiß weit vor allen andern, wann er müde ist, Hunger hat, ihm langweilig ist etc. Darauf bin ich stolz. Denn das habe ich mir erarbeitet, ich, die keine Mimik erkennt usw… Ich finde ich darf da auch mal stolz sein. Wir sind Harmonie. Selbst in der Trotzphase eskaliert es hier kaum. Andere gucken. Sind Sie neidisch? Ich weiß es nicht.

    Ich wünsche mir mehr Achtsamkeit unter den Menschen.
    Mehr Demut.
    Mehr Respekt. Vor allem vor Kindern.
    Unglaublich, was oft von Kindern erwartet wird.
    Dinge, mit denen selbst erwachsene teilweise große Probleme haben.
    Passiert mir bei meinem Kind nicht. ;-)

  6. Mehr sagt:

    Schöner Text….. aber…bin HSP, habe 2 hochsensibel Kinder und leider keinerlei Hilfe oder Unterstützung von außen. Da kann man keine Auszeit bei Oma o. ä. nehmen….
    Kenne auch niemanden, dem es so “schlecht“ geht, wie mir……
    Stellt Euch vor, Ihr macht ein Rennen gegen Andere und müsst einen Berg besteigen, mit nur einem Bein und einem Arm. Der Berg ist auch noch höher, als der, der anderen Teilnehmer. Und was passiert? Ihr werdet Erster. Und jetzt wisst ihr annähernd, wie viel mehr ich täglich leiste…….

  7. Antonia sagt:

    Liebe Christine,

    da habe ich doch einen neuen Text von dir entdeckt, so ein Glueck!
    Das mit dem Erkennen der eigenen Grenzen und dann im richtigen Augenblick danach handeln, also sich im Zweifel zurueckzuziehen und in sich zu gehen oder irgendwie abschalten, klingt genau richtig und tatsaechlich schaffe ich das nun manchmal mit meinem jetzt fast achtmonatigen Sohn… ja, wie die Zeit vergeht!;)

    Heute fand einmal wieder das Muttertreffen statt, und als mir dort alles etwas zu viel und zu laut wurde, bin ich gegangen mit meinem Kleinen. Dass ich den richtigen Punkt erwischt habe, bevor ich nur noch gestresst gewesen waere, lag auch vor allem daran, dass mein Sohn mir durch Weinen signalisiert hat, dass es ihm auch nun reicht. Und da hatte ich auch einen Grund zu gehen!

    Gestern waren die Grosseltern da und leider war ich von Anfang an total gestresst, da ich vor der Kaffeerunde keine Minute zum Ausruhen hatte, schon vorher bei Hitze auf dem Spielplatz war, davor bei einer Freundin, und nun hatte ich noch nicht mal die Kaffeetafel vorbereitet…bubuuh, so eine schlechte Mama…
    beim Zusammensein war ich also insgesamt nur angespannt, und ich habe nach zwei Stunden gesagt, dass ich nun erstmal schlafen muesste.
    Also auch hier einen Schlussstrich gezogen, mich aber nur maessig gut gefuehlt und doch spaeter daran herumgedoktert, dass ich hier einige Ansprueche nicht erfuellt habe…
    Das ist der Mist, dass dieser Anspruch der Perfektion, dass frau eine „gute“ Mutter ist, die alles wuppt und dabei noch strahlt, in einem tief drinsitzt, und selbst wenn ich anders handle, die Gedanken gemaess diesem Idealbild aufkommen, das ich erfuelle oder nicht. Scheiss drauf!, das muss man sich wirklich sagen, wenn man aeh frau nicht untergehen will. Ich hatte nun schon mal Zeit am Wochenende, auch, um mal ein Buch zu lesen oder ansatzweise was Kreatives zu machen, und habe meinen Partner ganz doll eingespannt. Ich habe mich soo gut gefuehlt, einfach mal was fuer mich zu machen, und dadurch Energie getankt. Endlich!

    Deine Idee mit dem ruhigen Wohlfuehlort im Haus gefaellt mir auch gut.
    Ich habe uebrigens lange nicht mehr sauber gemacht bei uns, ich habe einfach keine Lust mehr. Wird ja sowieso so schnell wieder dreckig alles…genauso halte ich es uebrigens nun mit dem Kind…ihn schert Dreck sowieso nicht und mich auch nicht so. Lieber einmal richtig sauber machen, dann faellt es auch mehr auf!
    Das ist jetzt meine Ueberlbensstrategie und mir geht es besser so.
    Jetzt mit knapp acht Monaten ist also alles schon etwas, etwas! entspannter, aber die Tage ziehen sich trotzdem…
    Wenn ich mir noch mehr Fenster fuer mich einbauen koennte und ein bisschen arbeite, ein, zwei Tage pro Woche, das koennte fein sein, mal schauen…

    Erst einmal dir und euch allen LeserInnen
    alles Gute, viel Kraft im Alltag und toitoitoi!

    Antonia

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