Gesellschaft

Bin ich eine Rabenmutter, weil ich Urlaub von meinen Kindern brauche?


Es gibt Dinge im Leben, wenn man die ausspricht, dann erntet man spitze Aufschreie. Manchmal vor Entzückung („Ich bin schwanger!“), manchmal aus einer Unverhofftheit heraus („Mir wurde heute gekündigt.“). In meinem letzten Blogbeitrag habe ich festgestellt, dass ich urlaubsreif bin. Und zwar wegen meiner Kinder. Um es noch einmal anders zu formulieren: Ich habe meine Kinder satt und brauche Urlaub. Wenn du möchtest, darfst du jetzt aufschreien.

Zumindest käme es für mich nicht unerwartet, denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein ernst gemeinter Wunsch nach ein paar Tagen Auszeit von den Kindern keinen Beifall auslöst. „Ich liebe doch mein Kind, wie könnte ich es da bewusst für mehr als einen Nachmittag aus meinem Leben raushalten wollen?“ „Kinder sind doch eine Bereicherung fürs Leben, wer das nicht sieht, ist wohl eine Rabenmutter!“ „Deine Kinder gehören doch zu dir! Wie kannst du ihnen das antun?“

Bin ich eine Rabenmutter, weil ich Urlaub von meinen Kindern brauche?
Ich gebe zu, das sind fiktive Sätze, die mir persönlich noch Niemand an den Kopf geworfen hat. Allerdings gehe ich mit meinem Wunsch nach Urlaub aufgrund von Stress mit meinem Nachwuchs auch nicht hausieren. Es gibt ein paar wenige Menschen, denen ich mich anvertrauen kann, weil ich weiß, dass sie nicht aufschreien oder das Gesicht ungläubig verziehen. Meine Nachbarin Katharina, die ebenso wie ich zwei Kleinkinder hat und manchmal ähnliche Wünsche hegt. Meine Schwester, die mich und meine Jungs kennt. Mein Mann. Aus allen schon genannten Gründen.

Wenn mir dann Blogleserinnen aus ganz Deutschland plötzlich Zuspruch geben, obendrauf noch erwähnen, dass es ihnen ab und an gar ähnlich geht, fühlt sich das für mich immer noch komisch an. Weil ich es nicht gewohnt bin, dass auch andere Mütter gerne mal ein paar Tage ohne ihre Kinder sein wollen. Irgendwie ist es einfach in meinem Kopf drin, dass das ein Unding ist. Gerade Nachwuchs, der gewollt war, kann einem doch jetzt nicht so dermaßen auf die Nerven gehen, dass man kinderfreie Zeit plant, die über drei Stunden Kinobesuch hinausgeht. Und doch, das kann er. Und wie er es kann!

Bin ich eine Rabenmutter, weil ich Urlaub von meinen Kindern brauche?
Anders sieht das wohl für die Meisten im Job aus. Wer mault da nicht täglich alle paar Monate, dass er mal wieder drei Wochen am Stück Mallorcaurlaub benötigt, weil die Arbeit so schlaucht? Und Jeder nickt nur verständnisvoll und reicht ebenfalls schnell das Urlaubsformular beim Chef ein. Drei Mal jährlich eine Auszeit vom Traumjob nehmen, scheint also von der Gesellschaft abgenickt zu werden, weil man danach ja nachweislich erholter wieder am Schreibtisch durchstarten kann. Selbst Erzieherinnen gönnen sich –Gott bewahre!- ihre wohlverdienten Ferien. Und das soll in Bezug auf Mutter-Kind-Beziehungen anders sein?

Aber nicht nur im Arbeitsleben sind längere Pausen für Jedermann legitim. Wie selbstverständlich fahren wir jedes Jahr im Sommer für zehn Tage mit unseren Mädels an die holländische Küste, während die Männer in den Bergen klettern gehen. Da kommt Keiner auf die Idee, die Partner durchlebten eine ernsthafte Ehekrise – im Gegenteil! Oft werden gerade Diejenigen argwöhnisch beäugt, die vierundzwanzig Stunden 365 Tage im Jahr am Liebsten alles mit ihrem Partner gemeinsam machen. Mal ehrlich: Wo ist da der Unterschied zwischen dem Mann, den man liebt und den Kindern, die man liebt?

Bin ich eine Rabenmutter, weil ich Urlaub von meinen Kindern brauche?
Und jetzt sitze ich hier als Mutter von zwei quirligen Kindern im besten Trotzalter und muss mich dafür rechtfertigen, dass ich von der permanenten Betreuung, Bespaßung und Beschimpfung seitens aufmüpfiger Zwerge ein paar Tage für mich und meinen Mann alleine brauche? Fühle mich vielleicht sogar schuldig oder herzlos, nur, weil mir das Gros der Gesellschaft diese Gefühle von unterschwellig bis ganz offensichtlich zuschieben will?

Ich appelliere hiermit an mehr Mitgefühl für alle Eltern unserer Gesellschaft: Statt sie schief anzusehen oder als Rabeneltern zu bezeichnen, setzt sie lieber beim nächsten Wellnesshotel ab und bespaßt ihren Nachwuchs für die kommenden zwei Wochen. Ist doch eh nur ein Klacks! Wenn Mama und Papa dann wiederkommen, fallen sie überglücklich über ihre Kinder her und sind zudem noch frisch und erholt. Und dann dürft ihr im (kinderlosen) Hotel einchecken. Deal?

25 Gedanken zu „Bin ich eine Rabenmutter, weil ich Urlaub von meinen Kindern brauche?“

  1. Rosalie sagt:

    Als T1 gerade 2 Jahre wurde fuhr der Papa mit ihr 2 Wochen in Urlaub, damit ich meine Ruhe hatte. Seither sind T1 und seit letzten Herbst auch T2 öfter mal 1-2 Wochen bei Oma und hier herrscht Ruhe. Zuletzt um die Geburt herum für 3 Wochen, was gut war wegen KH etc. In dieser Zeit fahre ich zwar nicht lange in Urlaub – man hat ja nur begrenzt Urlaubstage, aber verlängerte Wochenenden und Wellnessprgramm sind schon drin. Der nächste Urlaub für die Damen sind die Kitaferien im August. Wir fahren alle eine Woche zusammen und dann werden T1 und T2 bei Oma abgeliefert.
    Für uns ist das ganz normal. Ich ‚durfte‘ früher auch 2-3 mal im Jahr mit Oma in Ferien fahren – nach Österreich. Das hat mir immer sehr viel Spaß gemacht und ich habe keine schlechte Erinnerung daran, obwohl ich zu Beginn auch erst 2 Jahre oder so gewesen sein muss. Für mich ist das eher ein Problem der Erwachsenen, nicht der Kinder. Und gerade wenn man eine Oma hat, die eher weiter weg wohnt und noch fit ist, ist das ne super Möglichkeit. Wenn man die ganze Familie nutzen kann um Kinder groß zu ziehen, dann sollte man das auch tun. Die Kinder haben ja auch irgendwie ein Recht auf das ‚ganze Dorf‘, auch wenn dieses nicht in der Umgebung wohnt.

    Ich schreie also nicht auf. Ich ernte immer nur neidische Blicke der Kitamütter, wenn ich sage, dass meine Kinder jetzt 2 Wochen nicht kommen. Klar ist es fies, wenn man z.B. keine rüstige Oma zur Verfügung hat. Aber ich persönlich glaube, dass Mütter ein Problem daraus konstruieren, wenn Kinder mal nicht bei ihnen sind. Vielleicht fühlen sie sich ja dadurch ersetzbar? Ich jedenfalls hab gestern T1 nach 5 Tagen Oma alleine in Empfang genommen. T2 blieb diesmal bei uns. Allen hat’s gefallen. Wo soll also das Problem sein?

    1. Christine sagt:

      Liebe Rosalie,

      vielen Dank für deinen langen Kommentar und für’s Nicht-Aufschreien ;-)
      Das klingt nach einer sehr guten Lösung für alle bei euch. Und ich finde deine Ergänzung ganz wichtig, dass man es ja auch mal aus Kindersicht sehen könnte, was man ihnen in der Zeit bei den Großeltern gönnt. Das ist ja keine Strafe (zumindest für die Kinder nicht ;-)).

      Interessante These, dass Mütter ein Problem aus dem Ganzen konstruieren, weil sie sich ersetzbar fühlen!

      Und zum Schluss: Herzlichen Glückwunsch zum dritten Kind! Verrätst du, ob es eine T3 oder ein S1 geworden ist? :)

    2. Birgit sagt:

      Grosseltern? Bei mir ist da Fehlanzeige. Meine eigenen Erzeuger wollen mit den Enkelkindern nur maximal 1 mal im Jahr in Kontakt treten und dann nur wenn ich dabei bin und nur maximal ein Wochenende lang…Klar schickt man die obligatorischen 50 Euro für Geburtstage, Weihnachten, Ostern etc. aber das wars dann auch…sie sind extra aus einer kinderreichen Gegend weggezogen in eine Gegend wo es nur noch alte Leute gibt, um von Kindern nicht mehr belästigt zu werden! Bei mir auf Enkelkind Nr. 3 pochen, denn „Kinder sind ja so toll“; das ist dermassen unverschämt, aber da beissen sie bei mir auf Granit. Ich habe nur trocken geantwortet: „Wenn ihr so heiss auf KInder seid, wieso nehmt ihr nicht Eure Enkel öfter und/oder adoptiert ein syrisches Flüchtlingskind? Ihr wollt doch nur, dass Eure Rente gesichert ist, ihr Heuchler…..“. Ich denke, die haben das jetzt kapiert….
      Meine Schwiegereltern sind auch nicht mehr verfügbar wegen Trennung vom Kindsvater, der aber seine Eltern sehr rege in Anspruch nimmt und sie sehen ihre Enkel öfter als meine Erzeuger, obwohl sie in Frankreich wohnen und die meinen in Mitteldeutschland……Pfff was soll man da noch sagen?? Meine Erzeuger sind beide Narzissten durch und durch…..und ich bin sehr froh, dass ich nicht mehr bei ihnen wohnen muss.

  2. Rosalie sagt:

    Eine T3, die Kulleraugen von T2, die Schnute gleicht T1. Ich werde in einigen Jahren hier eine Sammelstation für gebrochene Ritterherzen aufmachen können…

    1. Christine sagt:

      Wie süß :)
      Aber auch: Zickenalarm!! Kennst du ja schon in zweifacher Form; wirst dem sicher gewachsen sein!

  3. Claudia sagt:

    Genau so sehe ich das auch! Auch aus Italien ???? hast Du meinen Zuspruch!!!!

    1. Christine sagt:

      Oh Italien, wie schön!
      (Alleine oder mit Nachwuchs? ;-))

  4. Kerstin sagt:

    Der Sohn ist zwar mittlerweile fast schon selber groß (12 Jahre), aber ich erinnere mich noch zu gut an die Kleinkindjahre… Eine Oma in erreichbarer Nähe gab es nicht und auch keine sonstige Unterstützung. Ich habe mich immer wie Bolle auf die wenigen Wochenenden gefreut, an denen mein Mann mit ihm alleine zu unserem kleinen Zweitwohnsitz gefahren ist.
    Ich habe endlich mal ausgeschlafen, habe drei Tage nichts Warmes gegessen, stundenlang gelesen, ausgiebig gebummelt und mich nur um mich gekümmert. Und das Beste war: Ich habe den Sohn nicht vermisst. Überhaupt nicht!
    Ich fand es am schlimmsten mein Leben nicht mehr selbstbestimmt leben zu können, sondern alles nur noch den Bedürfnissen des Sohnes unterzuordnen. Ich liebe ihn abgöttisch, aber ich war einfach nie nur Mutter sondern auch noch ICH.
    Jetzt ist es so, daß er ein selbstbewusster Junge ist, der kein Problem hat auch mal einen ganzen Nachmittag alleine zu sein und trotzdem seinen Pflichten nachkommt. Und ich kann meine Passion – Bergsteigen – wieder mehr ausleben. Ich bin zufrieden, der Sohn offensichtlich auch und der Mann findet es auch alles sehr gelungen.
    Quintessenz: Mach was dir gut tut und fühl dich NIE schuldig dabei! Lass alle Helikoptereltern laut aufschreien – wer sich nur über seine Kinder definiert bekommt spätestens dann ein Problem, wenn sie sich abnabeln…

    1. Christine sagt:

      Liebe Kerstin,

      zuerst einmal: Herzlich Willkommen auf meinem Mama-Blog; schön, dass du hergefunden hast! Ich hoffe, du hast eine heiße Tasse Tee und Schokokekse in meiner Küche zu dir genommen ;-)
      Dein Kommentar macht Mut! Mir, und, wie ich ja inzwischen weiß, auch anderen Müttern da Draußen, denen es manchmal ähnlich geht.
      Ich finde es bewundernswert, dass du „dein Ding“ durchgezogen hast und nun auch wieder mehr Zeit für dich und dein Hobby hast.
      Ich glaube, ich werde mir deine Quintessenz mal an den Kühlschrank pinnen ;-)

      Viele Grüße
      Christine

    2. Birgit sagt:

      Ja, ja und nochmals ja! Kann ich alles unterschreiben. Genau: mach, was Dir guttut und kümmere Dich um Deine Bedürfnisse und habe NIE Schuldgefühle dabei. Das tut der ganzen Familie gut und besonders auch den Kindern, denen man schreckliche Schuldgefühle erspart, denn sie sind ja „schuld“, dass es Mama oder Papa so schlecht geht…..muss man auch mal von dieser Seite betrachten. Eine glückliche und zufriedene Mutter ist das Beste für die Kinder und den Mann!

  5. Kerstin sagt:

    Hallo Christine,
    vielen Dank für den warmen Empfang – ich bin schon länger stille Leserin deines Blogs.
    Ich habe meine „Egotrips“ nicht immer ganz ohne schlechtes Gewissen gemacht, aber ich hatte die Rückendeckung meines Mannes und das hilft enorm. Die spitzen Bemerkungen der anderen Mütter („… ach, schon wieder ohne Männer in die Berge? ICH würde das ja nicht wollen…“) sind auch irgendwann an mir abgeprallt.
    Wenn ich heute mal vom ganz normalen Wahnsinn – Sohn, Mann, Job, Haus, Garten – gestresst bin sagt der Sohn meistens zum Mann: „Die Mama soll mal wieder Klettern/Bergsteigen/Skitouren gehen, dann ist sie endlich gechillt…“
    Ich finde, du machst es gut und richtig; lass dir bloß nix anderes einreden!!!

    Herzliche Grüße Kerstin

  6. Susi sagt:

    Hallo,

    meine Kleine ist zwar aktuell erst ein halbes Jahr und wird noch voll gestillt, aber auch ich kann mir vorstellen, dass sie, wenn sie größer ist mal ein paar Tage bei der Oma ist und dort verwöhnt wird.

    Was ist den besser?

    a) eine dauer gestresste, genervte was weis ich Mama oder
    b) eine (tiefen)entspannte, selbstbewusste Frau die sich wieder wahnsinnig auf Ihr Kind bzw. Kinder freut.

    Also ich würde definitiv b) nehmen!!!

    Außerdem machst Du das ja nicht ständig und bist sonst immer für Deine Kinder da. Vielleicht sogar damit die bessere Mami?

    Ganz liebe Grüße
    Susi

    1. Christine sagt:

      Liebe Susi,

      ich heiße dich herzlich willkommen auf meinem Mama-Blog; schön, dass du da bist!

      Ob ich grundsätzlich eine bessere Mami bin, wage ich ab und an zu bezweifeln ;-)
      Aber für meine Kinder sicherlich, wenn ich Antwort b) ankreuze! :)

      Lieben Dank für deine netten Worte!

  7. Jeanette sagt:

    So schön zu lesen, dass es noch andere Mütter gibt, die auch mal ganz gerne eine Zeit ohne ihre Kinder verbringen wollen. Unsere Jungs sind zwei und vier und sie bringen mich momentan täglich auf die Palme. Erst vor ein paar Stunden habe ich noch zu meinem Mann gesagt, dass ich unbedingt noch in diesem Jahr nochmal ein Wochenende alleine mit ihm verbringen will. Eine Nacht haben wir auch schonmal hinbekommen. Allerdings ist das schon immer ein organisatorischer Akt, und ich muss noch lernen, das schlechte Gewissen dabei abzuschalten. Das habe ich weniger, weil ich mal ohne die Kinder sein will, sondern eher weil die Babysitter sich ja auch dafür die Zeit nehmen müssen (auch wenn es die Omas, Tanten, Onkel sind). Es macht mir immer Mut, dass die Kleinkindjahre ja auch irgendwann vorbei sind, und die Kinder dann ja auch (hoffentlich) von alleine auch mal bei Freunden oder so sind. Und bis dahin werden wir uns wohl immer mal wieder kinderfreie Tage gönnen. Was ja stimmungsmäßig dann auch wiederum den Kindern zu Gute kommt.
    Ich mag deinen Blog sehr und freue mich immer über deine Ehrlichkeit. Weiter so!
    Liebe Grüße,
    Jeanette

    1. Christine sagt:

      Liebe Jeanette,

      ich freue mich, mal wieder von dir zu hören (bzw. zu lesen ;-))!
      Ja das stimmt, der Punkt ist für mich auch nicht immer einfach umzusetzen: Die Babysitter (sprich die Verwandten) um ihre Zeit zu bitten, weil man selbst mal wieder eine Auszeit für sich braucht. Das war zu kinderfreien Zeiten ja nicht nötig, da hat man sich seine Pausen „einfach so“ gegönnt. Hier in diesem Bericht habe ich schon einmal ausführlicher darüber geschrieben.

      Freut mich, dass du und dein Mann immerhin schon mal eine Nacht hinbekommen habt! Ich drücke die Daumen für euer alleiniges Wochenende, aber beeilt euch: Das Jahr ist wieder schneller um, als gedacht ;-)

      Danke für deine Komplimente zu meinem Mama-Blog!
      Bis bald und liebe Grüße

  8. Aschilli sagt:

    Hallo, dein Artikel ist zwar schon eine Weile her aber ich bin dir soooo dankbar für deine Artikel, für deine Ehrlichkeit, mit der du deinen Gefühlen freien Lauf lässt… als hättest du meine Worte verwendet.
    Im übrigen schreibe ich dir gerade aus meiner ein-wöchigen-sohnemann-freien-urlaubswoche auf Föhr..
    ich liebe meinen Sohn über alles und bin täglich aufs neue überrascht über ihn und dankbar ABER manchmal geht mir alles und auch er einfach auf den sack… wenn ich das Gefühl habe, ich will meinen Koffer packen und abhauen, muss ich meine Akkus aufladen…
    Einige beneiden mich für meine Einstellung und Konsequenz dies auch einzufordern und andere schütteln missbilligend den Kopf oder kommen mit Kommentaren „das hätten wir uns früher nicht erlauben dürfen“ oder „wie, du fährst ohne deinen Sohn in den Urlaub? Findest du das nicht egoistisch und unfair ihm gegenüber?“

    Ganz ehrlich? Nein, finde ich nicht… denn nur weil ich Mutter bin, bin ich nicht weniger ich selbst und auch noch Frau… wenn es mir nicht gut geht, geht es meinen Kind auch nicht gut… wäre ich dann noch in der Lage eine gute Mutter zu sein und würde ich ihm damit nicht mehr schaden, als ihn in meiner Abwesenheit in einem tollen Umfeld zu lassen? Ich glaube die Alternative zu meinem Kind-Urlaub wäre, genau genommen, das, was ich unter einer schlechten Mutter verstehe!!

    1. Christine sagt:

      Liebe Aschilli,

      sei herzlich willkommen auf meinem Mama-Blog, schön, dass du dir in deinem kinderfreien Urlaub Zeit genommen hast, mir ein paar liebe Zeilen dazulassen!
      Ich freue mich über deine Worte, aber noch mehr über die Tatsache, dass du so gut auf dich achtest und dir trotz aller negativen Kommentare aus deinem Umfeld die Zeit alleine auf Föhr gönnst!

      Ich sehe es ganz genauso wie du, dass man irgendwann als Mutter an einem Punkt ist, an dem man seine Akkus wieder aufladen muss und das auch NUR alleine kann! Und das wiederum tut dann euch beiden gut und dein Sohn hat anschließend eine entspannte(re) Mutter wieder um sich. Wie du schon sagst, ist er ja in einem guten Umfeld zuhause und somit nicht -rabenmüttermäßig- im Stich gelassen.

      Ich wünsche dir noch ein paar schöne Urlaubstage, die du für dich genießen kannst!
      Alles Liebe dir,
      Christine

  9. Kathyli sagt:

    Ein toller Artikel :)
    Mir geht es gerade ähnlich, der Gedanke kam auf dass ich mal Urlaub bräuchte.
    Gut, bei mir kommt noch hinzu dass ich eine schwere Erkrankung habe und die Behandlung dieser auch wahnsinnig schmerzhaft und anstrengend ist, und die Medikamente unzählige Nebenwirkungen haben, und ob ich es überlebe ist ungewiss. Aber auch in gesundem Zustand würde ich mit Sicherheit eine Auszeit wollen. Rüstige Großeltern haben wir leider nicht, als Kinderbetreuung kommen sie nicht in Frage. Wer das hat kann sich natürlich glücklich schätzen und neidig braucht man darauf auch nicht sein, bei vielen ist ausgerechnet das sogar das Problem.
    Was bleibt uns Müttern also? Der Gedanke dass es mit der Zeit wieder anders wird, und eines Tages wünscht man sich vielleicht sogar die Zeiten mit Kleinkindern zurück, weil sie sich im Laufe des Lebens immer mehr abnabeln werden und ihrer eigenen Wege gehen werden. Der Gedanke mal Urlaub zu wollen, oder schreiend davonzulaufen ist aber trotzdem nicht verwerflich und schon gar nicht ungewöhnlich. Frauen hatten diese Gedanken schon immer, auch vor 100 Jahren, und zwar jede. Das gehört einfach zum Mutter-sein dazu.

    1. Christine sagt:

      Liebe Kathyli,

      vielen Dank für deine persönlichen und offenen Worte! Stress mit den Kindern kann hochsensible Mütter ja auch ohne Krankheit schon an die Schmerzgrenze führen; wenn dann noch, wie in deinem Fall, zusätzliche Schmerzen hinzukommen, kannst du sicherlich kaum noch klar denken!

      Der Gedanke, dass es mit der Zeit anders wird, ist wohl tatsächlich der letzte Strohhalm, an den wir uns klammern können, immerhin haben wir rückblickend auch schon so viel geschafft und an anderen Phasen hinter uns gelassen! Und tröstet mich der Satz „Es ist alles nur eine Phase“ nur in seltenen Fällen.

      Ich bin sehr gespannt, ob ich mir wirklich die Zeiten mit Kleinkindern zurückwünschen werde. Spätestens in der Pubertät wird es sich wohl zeigen ;-)

      Lieben Dank nochmal für deinen Kommentar! Ich wünsche dir alles Gute, vor allem für deine Gesundheit!
      Viele Grüße
      Christine

  10. Antje sagt:

    Hallo zusammen,
    ein schlechtes Gewissen, wenn man die Kinder “verkauft“? Nee.. die Zeiten sind schon lange vorbei :-) Ebenso die, wenns darum geht die Betreuungszeiten in der Kita fast bis auf die letzte Minute auszureizen. Hey, wir bezahlen dafür! Und auch wenn ich Urlaub habe, bringe ich die Kinder weg. Ich denke das können hier fast alle verstehen ;-)
    Meine beiden Jungs sind 2 und 5. Ich wünschte ich könnte die Zeit um ca. 5 Jahre vordrehen *lach* Ich bin täglich so dermaßen gestresst, dass ich oft einfach bloß noch rumschreie. Viele um mich herum kommen mit “mach doch mal ne Mutter-Kind-Kur“. Daran erkennt man, dass niemand versteht.. Mein Problem SIND doch die Kinder. Ich muss von den beiden kleinen Tyrannen ne Auszeit bekommen :-)
    Wie dem auch sei… Ich fühle mich in Eurer Runde sehr wohl und auch wenn einem niemand helfen kann.. außer eventuell zu verstehen, was man daheim durchmacht, so tut es doch gut zu wissen, dass man nicht alleine is.
    Vielen vielen Dank für diesen Blog!!!

    1. Christine sagt:

      Hallo Antje,

      schön, mal wieder von dir zu lesen :) Deinen Worten nach zu urteilen, brauche ich also gar nicht fragen, ob es inzwischen besser geworden ist mit deinen beiden zuhause… Aber ich kenne es ja selbst nur zu gut, wenn man permanent überfordert ist mit dem Alter. Da macht ein halbes Jahr hin oder her nicht viel aus. Deinen Wunsch, mal ein wenig an der Zeitachse zu drehen, kann ich absolut nachvollziehen. Erst die Tage habe ich mir beim Einschlafen gewünscht, etwa fünfzehn Jahre später aufzuwachen.

      Über eine Mutter-Kind-Kur habe ich für mich selbst tatsächlich trotzdem mal nachgedacht, allerdings lag es eher an der Beziehung zu meinem Ältesten, die damals noch nicht ganz rund lief. Heute würde ich es nicht mehr für notwendig erachten, weil wir in der Zeit der Eigenbetreuung viel nachholen konnten (obwohl es für mich die größte Zeit die Hölle war, von morgens bis abends mindestens ein Kind zuhause zu haben). Heute bräuchte ich auch eher wie du, einen Urlaub von den Kindern.

      Es freut mich, dass du dich auf meinem Mama-Blog für hochsensible Mütter so wohl und verstanden fühlst. Durch die vielen Leserkommentare habe auch ich das Gefühl, nicht alleine zu sein ♡

      Alles Liebe dir weiterhin!
      Christine

  11. Eva sagt:

    Liebe Christine, ich komme mir seit einiger Zeit wie eine Rabenmutter vor. Habe (nur) eine Tochter (3Jahre). Ich konnte sehr lange nicht schwanger werden, dann wurde ich schwanger und musste 9 Monate um das Leben meiner Kleinen bangen, der Tag, an dem sie zur Welt kam, war der schönste meines Lebens. Ich habe sie zwei Jahre lang gestillt (bis zum Schluss viel und oft, nachts war ich manchmal stündlich wach). Von ihrem Papa wollte meine Tochter aus irgendeinem Grund nichts wissen, so kümmerte ich mich um sie quasi alleine.Tagein tagaus. Ich war froh, wenn wir bei jemandem zu Besuch waren und sie es kurz zuließ, dass jemand anders (z.B. der Opa) sie bespaßt. Mit zwei ging sie dreimal die Woche in den Spielkreis. Richtig erholen konnte ich mich in den wenigen Stunden nicht, aber das hat schon gut getan. Als ich mich von meinem Mann getrennt hatte, wurde dieser plötzlich zum besten Papa der Welt. Vielleicht merkte unsere Tochter das, denn ab da hat sie ihn als Bezugsperson akzeptiert. Und ich konnte endlich durchatmen. Im Moment wohnen meine Tochter und ich alleine. Ich arbeite jetzt mehr als noch vor ein paar Monaten, sie ist vormittags im Kiga, um 14 Uhr hole ich sie ab, manchmal ist sie dann den Rest des Tages mit mir, manchmal nimmt mein Mann sie für ein paar Stunden (er arbeitet nicht), am WE ist sie den halben Tag bei meinem Mann (nur samstags, manchmal samstags und sonntags). Wenn wir alleine zu Hause sind, lässt mich meine Tochter kaum in Ruhe. Ich muss ständig mit ihr spielen: Verstecken, Fangen,Bauen usw. Sie meckert selbst, wenn ich kurz zur Toilette will. Ich kann nicht in Ruhe frühstücken, zu Mittag essen, Kaffee trinken. Ich bin ständig am Überlegen, wie ich ein paar Minuten für mich klaue und dann putze ich meistens oder suche im Internet nach Schuhen und Kleidung für sie, denn dass ich z.B. in Ruhe ein Buch lese, das lässt sie gar nicht zu. Ich habe auch jedes Mal ein schlechtes Gewissen, wenn ich nach einer kurzen Spielrunde wieder verschwunden bin und heimlich bei eBay Kleinanzeigen stöbere. Wenn wir auf dem Spielplatz oder beim Eltern-Kind- Turnen sind, bin ich froh, wenn ich mich ein bisschen mit den Erwachsenen unterhalten kann, aber dann kommt meine Tochter immer dazwischen und will meine ungeteilte Aufmerksamkeit haben. Ich bin echt froh, wenn der Tag um ist und ich sie ins Bett bringen kann (und ich mich dann nicht mehr unter Druck gesetzt fühle). Ich war zuletzt 2011 im richtigen Urlaub, die Mutter-kind-kur zwischendurch hat nicht viel gebracht, weil meine Maus nie länger als 2 Stunden am Tag in der Kinderbetreuung bleiben wollte. Das Leben mit einem Choleriker, die Trennung und der Umzug haben mich nerven gekostet. Jetzt läuft alles einigermaßen, aber ich sehne mich nach Auszeit. Ich würde so gerne alleine wegfahren, aber ich könnte das nicht, ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben. Ich habe seit dem Umzug das Gefühl, dass sich mein Mann besser um die Kleine kümmert als ich. Gestern hat sie den ganzen Tag und die Nacht bei ihm verbracht (zum ersten Mal war sie so lange mit ihrem Papa alleine) und heute als sie mich im KiGa gesehen hatte, freute sie sich kurz und dann fing sie an zu weinen, sie wolle zu Papa, Papa solle sie abholen…Mich hat das echt traurig gemacht, aber ich denke, ich bin selber schuld, denn ich spiele zu wenig mit ihr. Um ehrlich zu sein, finde ich es total lästig, auf dem Fußboden zu sitzen und mit den Duplo-Steinen oder kleinen Püppchen zu spielen. Manchmal mache ich das gerne, aber oft zwinge ich mich regelrecht dazu. Singen, Vorlesen, Basteln …ja, aber Spielen…ist nicht meine Stärke. Ich weiß jetzt nicht, ob ich einfach nur erschöpft oder mit der Erziehung eines Kleinkindes überfordert bin, denn mir geht es am besten, wenn ich alleine bin. Als die Maus noch ein Baby war, habe ich sie vermisst, wenn ich sie 2 Stunden nicht gesehen habe. Jetzt gebe ich sie, wenn es nur möglich ist, ab. Ich habe Angst, dass sie sich bald nur noch bei ihrem Papa aufhalten will…

    1. Christine sagt:

      Liebe Eva,

      vielen lieben Dank für deine ausführliche Geschichte!
      Du hast wirklich viel Kraft verbraucht in den letzten Jahren und es ist nur verständlich, dass du immer wieder Pausen zum Auftanken brauchst!
      Die Trennung von deinem Mann war sicher schmerzhaft, aber es freut mich zu lesen, dass du dadurch auch ein wenig mehr Luft für dich bekommen hast. Und wenn es nur in der Zeit ist, in der deine Tochter bei ihm ist und du Zeit für dich hast. Dass sie sich bald nur noch bei ihm aufhalten will, glaube ich allerdings nicht. Vielleicht mal Phasenweise, wie das bei jedem Kind mal so ist, aber eure Beziehung wirkt doch sehr stabil auf mich.

      Aber dein Dilemma kenne ich trotzdem nur zu gut: Deine Angst, dein Kind wolle nicht bei dir sein, aber das Wissen, dass es dir in den Zeiten des Alleinseins eigentlich besser geht…

      Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft und ganz viele erholsame Momente nur für dich!!
      Alles Liebe dir
      Christine

    2. Birgit sagt:

      Hallo Eva,

      ich finde es sehr gut, dass Deine Tochter nun auch eine gute Beziehung zum Vater aufbauen kann. Das ist so unendlich wichtig für sie. Schön, dass Du es für sie ermöglichst. Bitte lasse Deine Tochter soviel wie möglich zu ihm und verhindere das nicht aufgrund Deiner Verlustangst. Diese Angst kommt von Dir und stammt vermutlich aus Deiner Kindheit. Du solltest sie mit Meditationen (Heilung des inneren Kindes) heilen damit Du die kinderfreie Zeit ohne Schuldgefühle und ohne Verlustangst geniessen kannst. Es ist nicht gut, wenn ein Kind auf nur eine Bezugsperson fixiert ist. Es ist besser für Euch beide, wenn sie starke Bindungen zu anderen Bezugspersonen aufbaut (Vater, Grosseltern etc.). So bist Du entlastet und eine Berufstätigkeit wird so auch wahrscheinlicher/möglicher. Alles Gute!

  12. B sagt:

    Nein! Du bist definitiv keine Rabenmutter, wenn Du Dir Urlaub ohne Kinder wünscht. Das zeugt nur von Deiner gesunden Selbstliebe. Jeder, der Kinder hat, weiss dass Urlaub mit Kindern kein Zuckerschlecken ist (vor allem mit Baby/Kleinkind) und man danach noch urlaubsreifer als vorher ist….Es ist ganz normal, wenn man regelmässig Auszeiten ohne Kinder will (Wandern, Baden, Radfahren etc.) nur mit Erwachsenen.
    Ich persönlich spiele mit meinen Kindern nicht – das ist mir zu langweilig. Sie sollen alleine oder mit dem Geschwister spielen. Wieso sollte ich da lügen und mich zu so etwas zwingen? Da bin ich lieber ehrlich und mache meinen Kindern nichts vor. Ich lasse sie aber gerne beim Kochen / Backen mitmachen oder wir spielen Gesellschaftspiele, Memory, Mau Mau, Uno etc. Das macht mir auch Spass. Deshalb ist eine Grundregel für mich: ich mache nur die Dinge mit meinen Kindern, die mir auch Spass machen. Bei den Dingen, die mir keinen Spass machen, bin ich ehrlich und sage einfach „NEIN“. Schuldgefühle habe ich deswegen keine und als Rabenmutter fühle ich mich auch nicht. Im Gegenteil: eine gute Mutter zeichnet sich dadurch aus, dass sie nur durchschnittlich ist und die Kinder nicht allzusehr verwöhnt sondern sie zu selbständigen und frustrationstoleranten Menschen erzieht.
    Schlussendlich ist das Kinderhaben heutzutage auch so dermassen anstrengend, weil man die Kinder zu sehr verwöhnt und sie es gewohnt sind, der Nabel der Welt zu sein. So lernen sie nicht mehr, sich auf Erwachsene einzustellen. Im Gegenteil: die Erwachsenen sollen sich auf die kleinen Prinzen / Prinzessinnen einstellen und sie permanent bespassen….eine fatale Fehlentwicklung. Siehe auch die Bücher von Michael Winterhoff.

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