Manchmal hat ein Tag zu viele Stunden, eine Woche zu viele Tage, ein Jahr zu viele Sekunden. Du fragst dich, wo die Zeit geblieben ist, die du einmal nur für dich hattest. Als kein Kind deine permanente Aufmerksamkeit einforderte, keine Mutterpflichten dich in eine feste Alltagsstruktur zwangen. Die Zeit scheint verronnen, wie in einer Sanduhr.
Schlagwort: Postpartale Depression
Nach der Geburt meines Ältesten habe ich lange Zeit die Bindung zu ihm verloren, ich fühlte nur Wut statt Liebe. Ich möchte anderen Betroffenen mit Texten zu dem Thema Trost schenken und die Hoffnung, dass Gefühle sich ändern können. Auch, wenn es manchmal länger dauert, als wir uns das wünschen.
„Mama, hast du mich immer schon geliebt?“ Wie ehrlich antwortet man einem Kind nach schweren postpartalen Depressionen?
Ich sitze in meinem Lieblingssessel, das Notebook auf dem Schoß, und sortiere Kinderfotos. In wenigen Tagen wird Maxi Fünf. Neben einer Auswahl an Spielsachen wird er dieses Jahr auch ein Fotoalbum geschenkt bekommen. Ganz persönlich von mir gestaltet. Es soll ein Album aus den letzten fünf Jahren, von seiner Geburt bis Heute, werden. Bisher hatte Maxi keins, was nicht nur an der beschränkten Auswahl wirklich hübscher Fotoalben in den Geschäften lag (entweder sind sie nicht kindgerecht oder gleich extrem kitschig), sondern vielleicht auch ein klein wenig an meiner Motivationslosigkeit, dem Aussuchen, Bestellen und Einkleben der zig Fotos genug Raum und Zeit zu widmen. Denn was abertausenden Müttern viel Freude bereitet, war für mich lange Zeit undenkbar: Immer wieder Babyfotos anzugucken, um sich an die schöne Säuglingszeit zu erinnern. Die gab es bei mir nämlich nicht.
„Du hast dich nicht mal umgedreht.“ Brief einer erschöpften Mutter
Ich sehe dir nach. Gerade hat deine Omi dich am Busbahnhof abgeholt. Tränen der Erschöpfung bahnen sich leise ihren Weg über mein Gesicht, als ich wieder ins Auto steige. Ich bin am Ende. Ich kann nicht mehr. Und dabei hat der Tag gerade erst angefangen. Aber es ist nicht nur dieser Tag.
Akzeptieren vom Muttersein ist für mich ein Prozess
Früher war der Fall für mich Sonnenklar. Früher, als ich noch kinderlos war und vollkommen naiv meiner Belastbarkeitsgrenze gegenüber stand. „Was bedeutet für dich Freiheit?“ Über diese Frage brauchte ich nicht lange nachzudenken. „Nicht im Gefängnis zu sitzen“, genau so hätte meine Antwort gelautet. Nicht mehr und nicht weniger. Wieso sollte es unter meinen Lebensumständen auch eine andere Form des persönlichen Freiheitsentzugs geben? Heute würde meine Antwort garantiert differenzierter ausfallen, denn heute bin ich nicht mehr kinderlos. Heute bin ich Mutter von zwei Jungen im Alter von knapp fünf und vier Jahren.
Das weiße Pferd
Es gibt Dinge im Leben, die passieren einfach. Passieren mir, passieren dir. Lohnt es sich, sie zu hinterfragen? Wer weiß das schon.
Ich sitze in meinem Lesesessel. Du hast mich gerade etwas gefragt. Ich weiß nicht mehr was, aber wahrscheinlich hat es mit meinem Gemütszustand zu tun, denn ich breche als Antwort in Tränen aus.