Ich betrat gut gelaunt das Esszimmer und wünschte meiner Familie einen guten Morgen, während diese bereits die Schulbrote für die große Pause schmierte. Alle antworteten fröhlich, bis auf meinen Mini. Der Siebenjährige saß wie so oft in letzter Zeit mit diesem Gesichtsausdruck am Tisch, der verriet, dass da jemand ganz schlechte Laune hatte. Klar war auch, es lag nicht an mir. Und trotzdem durfte ich jetzt als Mutter wieder versuchen, die Ursache zu klären, den unerwiderten Guten-Morgen-Gruß und -Kuss nicht persönlich zu nehmen und mich nebenbei nicht selbst von dieser Stimmung anstecken zu lassen. Und wie so oft wünschte ich mir, einfach mal nicht die verständnisvolle Mutter geben, mich nicht um diese Angelegenheit kümmern zu müssen, alle pädagogisch wertvollen Ansätze über Bord zu werfen und meinen Sohn gleich hinterher.
Schlagwort: Inneres Kind
Das innere Kind ist der Teil von jedem von uns, der in der Kindheit geprägt wurde und nun in mehreren Facetten und Altersstufen zu unserer Persönlichkeit gehört. In meinen Beiträgen kümmere ich mich vor allem um den verletzten inneren Teil, das sog. „Schattenkind“.
Die Innere Erwachsene entdecken für mehr Freude am Muttersein
Schon aus der Ferne sah ich sie bereits. Die Frau saß an dem kleinen Lagerfeuer, das an der Lichtung am Waldrand leise vor sich hin prasselte. Ab und zu stand sie auf, legte ein Holzscheit nach oder schüttelte eins der Kissen auf, die da so gemütlich auf einer Holzbank hergerichtet worden waren. Das alles tat sie mit einer derartigen Ruhe und Gelassenheit, dass meine anfängliche Nervosität schnell verschwand. Als ich näherkam, drehte sie sich zu mir um und bedeutete mir mit einem herzlichen Lächeln, mich neben sie auf die Bank mit den weichen Kissen zu setzen. Dabei strahlte sie solch eine Wärme und Herzlichkeit aus, dass ich meinem Impuls folgte, mich an ihr anzulehnen. Dass ich ihr Gesicht dabei nicht richtig erkennen konnte, spielte keine Rolle. Ich wusste auch so wer sie war: Sie war meine innere Erwachsene, die ich so lange gesucht hatte und der ich fortan bewusst die Führung in meinem Leben überlassen wollte.
Von der Wichtigkeit des Inneren Erwachsenen für die Mutterrolle
Nachdem ich herausgefunden hatte, wie wichtig die Arbeit mit meinem inneren Kind für meine eigene Bedürfniserfüllung und somit für mehr Wohlbefinden ist, merkte ich gleichzeitig, dass da noch ein entscheidendes Element fehlte auf dem Weg meiner persönlichen Heilung von alten Wunden aus der Kindheit hin zu einer glückliche(re)n Frau, vor allem aber auch zu mir als Mutter. Diese Komponente ist ebenfalls ein innerer Teil von uns, wird in der Literatur und psychologischen Arbeit jedoch leider noch stark vernachlässigt: Es ist der innere Erwachsene (bzw. in unserem weiblichen Fall die innere Erwachsene). Aus meinem heutigen Verständnis heraus behaupte ich: Ohne die Entwicklung unserer inneren Erwachsenen können wir unseren leiblichen Kindern keine wahrhaftige Mutter sein!
Der innere Kritiker (und was das alles mit meinen Kindern zu tun hat)
Im Herbst letzten Jahres kam ich in die Situation, einen Parkschein ziehen zu müssen. Das kam nicht zum ersten Mal vor, aber ich erinnere mich deswegen so gut daran, da vor mir noch eine Frau stand, die ebenfalls ein Ticket benötigte. Irgendetwas schien sie vergessen zu haben, denn plötzlich hörte ich die Dame lauthals fluchen: „Ach was bin ich denn für eine blöde Kuh! Wie kann man nur so doof sein?“ Sie kramte noch kurz in ihrer Tasche und war dann wieder weg. Mein Herz blutete auf der Stelle und mein Mitgefühl schäumte über: Wie konnte diese Frau nur so unfreundlich mit sich selbst sprechen, ja, sich sogar regelrecht beschimpfen? Am liebsten hätte ich sie sofort in den Arm genommen und ihr gesagt, dass sie keine blöde Kuh ist, egal, was sie vergessen oder versäumt hatte. Ich persönlich komme nie auf die Idee, so herablassend mit mir zu reden, es ist mir völlig fremd. Das dachte ich zumindest bisher. Bis mir die Augen geöffnet wurden, dass ich jahrelang im Irrglauben lebte.
„Genieße die Zeit, solange die Kinder noch klein sind!“ Was, wenn das nicht einfach geht?
Die letzten zwei Wochen der Sommerferien waren für mich der absolute Katastrophenzustand. Nachdem ich die ersten vier Wochen tatsächlich als Herrin meiner Lage mit zwei Kindern von morgens bis abends um mich herum über die Bühne gebracht hatte (frag mich nicht, wie ich das hinbekommen habe!), schwanden nun von Heute auf Morgen meine Kräfte. Der Umzug hatte uns viel abverlangt, der Mann musste wieder arbeiten und die Kindergarten- bzw. inzwischen Schulferien der Kinder taten ihresgleichen dazu. Nun war ich am absoluten Nullpunkt angekommen. Mama-Burnout. Mein Körper signalisierte mir mit Übelkeit und stechenden Schmerzen in Bauch und Rücken, dass es Zeit für mehr Ruhepausen war und in meiner Not kontaktierte ich schon wieder Mutter und Schwiegermutter, obwohl beide uns erst zwei Tage zuvor ein verlängertes, kinderfreies Wochenende ermöglicht hatten. Gott sei Dank nahmen sie mir nochmal für ein paar Tage die Kinder ab. Ein größeres Geschenk hätten sie mir in dem Moment nicht machen können. Und dann erreichte mich von irgendwo aus dem Hinterstübchen wieder dieser Satz: „Genieße die Zeit, solange die Kinder noch klein sind – sie werden so schnell groß!“