Gesellschaft

Bereue ich die Mutterrolle, wenn mich der Alltag mit Kind stresst? Das Phänomen Regretting Motherhood und wen es häufig trifft

„Ich habe mit meinen Kindern auch mal einen schlechten Tag. Deswegen bereue ich doch nicht gleich die Mutterrolle!“ Als 2015 das erste Mal die Welle um Regretting Motherhood zu uns nach Deutschland schwappte, gab es viele empörte Stimmen, vor allem seitens glücklicher Mütter, die fanden, dass ein ziemlicher Hype veranstaltet wurde um „ein paar stressige Mama-Momente“. Bei mir war das anders, es traf den Nagel sogar ziemlich auf den Kopf. Der Mutterrolle entschwinden, mich noch einmal gegen das Mamawerden entscheiden, wenn ich könnte? Ja, damals hätte ich sofort zugestimmt! Und mit dem Begriff bekam ich endlich einen Namen für meine geheimsten Gedanken und Gefühle. Aber wo zieht man eigentlich die Grenze? Wann hat man als Mutter „nur“ schlechte Phasen und ab welchem Zeitpunkt spricht man von „Mutterrolle bereuen“?

Was mir auffällt, wenn Menschen das erste Mal von Regretting Motherhood hören, ist, dass die meisten Schwierigkeiten damit haben, zwischen Mutterrolle und Muttergefühlen zu unterscheiden. „Ich liebe doch mein Kind, wie könnte ich die da die Mutterrolle bereuen?“ Aber genau hier liegt der Knackpunkt: Meine Kinder zu lieben, ist ein Ausdruck meiner Muttergefühle, nicht Teil meiner Mutterrolle. Die Mutterrolle ist die reine Funktion hinter den Gefühlen: Die Kinder großziehen, ihnen gesundes Essen auf den Tisch zaubern, sie jeden Dienstag um Drei zum Blockflötenunterricht fahren, mit ihnen am Wochenende in den Zoo gehen, für ihre Gesundheit sorgen, ihnen ein soziales Umfeld ermöglichen, usw. Es geht bei Regretting Motherhood also gar nicht um die Frage, ob diese Mütter ihre Kinder lieben oder nicht.

Mütter, die ihre Mutterrolle bedauern, bereuen in den seltensten Fällen ihre Kinder. Nur, dass das eine ohne das andere nicht geht (keine Mutter mehr sein, aber seine Kinder behalten). Für Außenstehende ist dieses Phänomen nur schwer zu begreifen und ich muss zugeben, dass ich, wäre ich eine glückliche Mutter, selbst Schwierigkeiten hätte, diese Frauen zu verstehen. Man muss diese innere Zerrissenheit tatsächlich selbst schon einmal gespürt haben, um die Betroffenen nicht kritisch oder gar abwertend zu betrachten.

Bereue ich die Mutterrolle, weil mich der Alltag mit Kind stresst? Das Phänomen Regretting Motherhood und wen es häufig trifft„Aber man weiß doch vorher, was für Aufgaben auf einen zukommen, wenn man Mutter werden möchte. Wieso entscheiden sich diese Frauen dann für Kinder?“ könntest du dich jetzt fragen und rational gesehen ist diese Frage auch berechtigt. Die Sache ist nur die:

Mütter, die ihre Mutterrolle bereuen, haben nicht grundsätzlich Probleme mit der Ausführung ihrer Aufgaben, sondern mit dem Zuviel und zu oft.

Was es wirklich heißt, vierundzwanzig Stunden am Tag für ein weiteres Wesen als nur für sich selbst verantwortlich zu sein, kann man erst wissen, wenn man es erlebt (und dann ist es zu spät, sich dagegen zu entscheiden). Und was für die einen noch aushaltbar ist, bedeutet für die anderen Stress pur. Plötzlich soll man von Jetzt auf Gleich zu einer Person werden, die sich gerne zwei Stunden für den Kindergartenflohmarkt hinter den Verkaufstresen stellt, sich mit der Schwiegermutter über Erziehungsmethoden auseinandersetzt und es in Kauf nimmt, die Kinder jahrelang auf immer die gleichen Hausregeln hinzuweisen oder Abend für Abend stundenlange Einschlafbegleitung durchzuführen.

Viele Mütter gehen genau darin auf, als hätten sie ihr ganzes kinderloses Leben vorher nur darauf gewartet, sich nun endlich in der Mutterrolle entfalten zu können. Für diese Frauen freue ich mich von ganzem Herzen. Wobei natürlich auch in diesen Familien nicht alles glatt läuft. Jede Mutter erlebt auch mal stressige Phasen oder ist genervt vom Nachwuchs. Aber die „Vollblutmütter“, wie ich sie nennen möchte, stecken diesen Stress schneller weg, sie erfahren die Fülle durch die vielen schönen Momente mit ihren Kindern.

Bereue ich die Mutterrolle, weil mich der Alltag mit Kind stresst? Das Phänomen Regretting Motherhood und wen es häufig trifftDie Hochsensiblen unter diesen Vollblutmüttern nehmen sicherlich nur einen kleinen Teil ein, da alleine die Tatsache, die Fülle durch die schönen Momente mit Kindern zu erleben, oft im Widerspruch zu den Bedürfnissen einer hochsensiblen Person steht. Die meisten überempfindlichen Mütter, die ich kennengelernt habe, schöpfen ihre Kraft überwiegend aus der Zeit alleine, ohne ihr Kind.

Vor allem die hochsensiblen Mütter kommen schneller an ihre Grenzen, als Normalsensible, wobei es auch da sicherlich eine Rolle spielt, wie stark die Hochsensibilität ausgeprägt ist.
Dann kann selbst der tägliche Smalltalk mit den Erzieherinnen im Kindergarten zur Qual werden oder der Wutanfall des Sohnes noch vor dem Frühstück.
Ständig sind die Frauen Reizen ausgesetzt und infolgedessen als Mutter dauerüberreizt, was zu einer latenten Anspannung, Unruhe bis hin zur Aggressivität führen kann. Zeit und Raum zum Regenerieren bleibt aber auch kaum, vor allem in den ersten Lebensjahren des Kindes, wenn es noch sehr abhängig ist. Sich dann nicht mehr selbst spüren zu können, sondern permanent fremdbestimmt zu sein, lässt viele an ihren Mutterqualitäten zweifeln und sich im Extremfall ihr altes Leben zurückwünschen.

Aber nicht jede hochsensible Mutter ist vom Phänomen Regretting Motherhood betroffen. Obwohl Stimmungen und Eindrücke genauso ungefiltert auf sie einprasseln, scheint manche auf festerem Boden zu stehen. Vielleicht bekommt sie mehr familiäre Unterstützung, vielleicht teilt sie sich die Kinderbetreuung und den Haushalt mit ihrem Mann zu gleichen Teilen auf oder ihr stehen innere Ressourcen, die Gewissheit, dass sie eine gute Mama ist, besser zur Verfügung.

Die Mütter, die nicht von Regretting Motherhood betroffen, sondern „nur“ gestresst sind, sagen am Ende des Tages: „Aber man bekommt ja soviel zurück von den Kindern. Das ist es wert!“
Die Mütter, die die Mutterrolle bereuen, empfinden das nicht so. Bei ihnen überwiegt der Stress mit den Kindern und das Gefühl, eingeschränkt zu sein.

Ich persönlich glaube aber, dass es noch einen anderen Grund für Regretting Motherhood gibt, hochsensibel hin oder her: Ich vertrete die Theorie, dass viele Mütter, die ihre Mutterrolle bereuen, meist selbst negative Erfahrungen in ihrer Kindheit, vorrangig mit ihren Eltern, gemacht haben.

Dass ich persönlich immer wieder Schwierigkeiten mit meiner Mutterrolle habe, liegt vor allem auch in meiner Kindheit begründet. Infolge vieler Begebenheiten (die hier den Rahmen sprengen würden) war ich selbst ein Mädchen, das keine unbeschwerte Kindheit genießen durfte und schon damals viel Fremdbestimmtheit erfahren musste.

Das war mir bis ich selbst Mutter wurde gar nicht bewusst, ich hatte diese Erfahrungen verdrängt, bzw. konnte ich als Kinderlose damit leben, ohne, dass es mich belastet hätte. Mit der Geburt meiner Kinder und dem Erlangen der Mutterrolle änderte sich das allerdings schlagartig.

Neben dem einen Extrem, eine überglückliche Vollzeitmama zu sein und dem anderen, seine Mutterrolle zu bereuen, gibt es aber noch ein großes Mittelfeld.

Die Meisten entdecken erst mit dem Mamasein, dass sie diesen Wesenszug der Überempfindlichkeit besitzen. Für viele ist es eine Offenbarung, andere leiden noch stärker darunter. Manche Mütter würden ihre Mutterrolle gerne auf wenige Stunden des Tages beschränken, in denen sie sich dann aber deutlich entspannter und intensiver um ihre Kinder kümmern könnten. Teilzeitmutter sozusagen.

So oder so tun sich die meisten schwer damit, die richtige Balance zu finden, den eigenen Bedürfnissen und denen ihres Kindes gerecht zu werden. Dann scheitern sie oft zwangsläufig an ihren eigenen Idealen, sind unzufrieden und dauergestresst. So wie Christina:

Bereue ich die Mutterrolle, weil mich der Alltag mit Kind stresst? Das Phänomen Regretting Motherhood und wen es häufig trifftKinder spiegeln uns, suchen andauernd nach Aufmerksamkeit und Bestätigung und sie fordern viel ein: Stabilität und einen geregelten Alltag beispielsweise, genauso wie die oben beschriebenen Bestandteile der Mutterrolle: Dreimal am Tag Essen auf dem Tisch, frische Kleidung, einen sauberen Körper, eine gute Anbindung an soziale Kontakte, viel Bewegung an der frischen Luft und die Förderung ihrer Talente. Und das bitte täglich und nicht nur, wenn Mama Energie dazu hat. Die Mutter muss nun also rund um die Uhr die Mutterrolle ausführen, ihr eigenes Ich kommt viel zu kurz; Freiräume müssen gut organisiert und teilweise hart erkämpft werden, was in den meisten Fällen noch ein schlechtes Gewissen nach sich zieht.

Kinder drücken also pausenlos irgendwelche Knöpfe bei ihren Müttern. Der Unterschied ist der, dass es den einen nichts (oder nur wenig) ausmacht, sie ihre Aufgabe erledigen und am Ende des Tages trotzdem noch gerne Mutter sind.
Bei den anderen sind diese gedrückten Knöpfe (bzw. die Häufigkeit, mit der gedrückt wird) oft mit wunden Punkten aus der Vergangenheit gekoppelt, welche diese Mütter entsprechend überfordern und sie am Ende des Tages fragen lassen, ob das mit dem Muttersein wirklich so eine gute Idee gewesen ist. Und manche von ihnen wünschen sich dann tatsächlich ihr kinderloses Dasein zurück.

Seit dieser Erkenntnis arbeite ich noch intensiver mit meinen inneren Anteilen, um diese wunden Punkte zu heilen und um aus ihnen wieder „nur“ Knöpfe zu machen, die bei mir nicht gleich die Krise auslösen, wenn meine Kinder sie drücken. Ein Zitat, letztens von einer Bekannten auf Facebook aufgeschnappt, geht mir seither nicht mehr aus dem Kopf:

Das größte Geschenk, das wir unseren Kindern machen können, ist unsere eigene Heilung.

– Sabine Vorderderfler

Seit ich im ständigen Kontakt mit meinem inneren Kind bin, meinen inneren Erwachsenen stärke und die innere Reise in die Vergangenheit gemacht habe, um den Menschen zu vergeben, die in meiner Kindheit für viel Schmerz verantwortlich waren, hat sich mein Verhältnis zu meiner eigenen Mutterrolle wieder ein Stück gebessert. Genauso achte ich als Hochsensible immer wieder auf meine Grenzen und suche mir Rückzugsmöglichkeiten. Und dennoch braucht Heilung vor allem Zeit. Immerhin laufen die meisten von uns mindestens seit drei Jahrzehnten mit übernommenen Glaubenssätzen, ihrem Perfektionismus oder alten Verletzungen herum.

Aber nun, nach sieben Jahren Muttersein, ist es mir gar nicht mehr so unangenehm, selbstverständlich über meine Schwierigkeiten mit dem Mamasein zu sprechen.

Letztes Wochenende habe ich es dann gewagt: Ich habe mich vor der Großfamilie geoutet. Die Zeit war reif für die Zusammenführung der Christine im realen Leben, die versucht, ein unscheinbares, glückliches Leben als Mutter von zwei Kindern zu bestreiten und der Christine, die sich auf ihrem Blog regelmäßig mit ihren Empfindlichkeiten und dem Bereuen der Mutterrolle auseinandersetzt. Beides habe ich nach Außen bisher strikt getrennt. Bis auf meinen Mann und engste Vertraute wusste bisher niemand von meinem „Doppelleben“. Aber nun war es mir wichtig, mich so zu zeigen, wie ich bin.

Und so ließ ich an der Geburtstagsfeier meiner Schwiegermutter die Bombe platzen und hörte mich selbst laut Sätze aussprechen, die ich sonst nur aus dem Kopf heraus aufs Papier schrieb: „Ich bin nicht gerne Mutter“, „Ich habe Schwierigkeiten mit der Mutterrolle“, usw. Das Überraschendste an den Reaktionen meiner lieben Angehörigen war für mich wohl das selbstverständliche Nicken, als wäre mein Outing gar nicht überraschend gekommen. Man hatte mir die letzten Jahre über wohl schon angemerkt, dass ich in der Rolle als Mutter nicht so aufblühte wie andere und mir die Christine, die ein unscheinbares, glückliches Leben als Mutter führt, eh nicht abgenommen. Irgendwie war mir diese Reaktion sympathisch.

Und dennoch, obwohl ich nun offen darüber sprechen kann, möchte ich trotzdem nicht nur als die Person wahrgenommen werden, die ungern Mutter ist. Ich bin noch so viel mehr, genau wie jede andere Mutter, die auch noch Frau hinter ihrer Mutterrolle ist, egal, ob sie ihre Mutterrolle bereut oder nicht. Daran sollten wir uns auch immer wieder selbst erinnern.

(Fotolizenzen mit freundlicher Unterstützung von: © tiagozr – Fotolia.com (Titelbild), © Black Brush – Fotolia.com, © nicoletaionescu – Fotolia.com, © DREIDREIEINS Foto – Fotolia.com)

25 Gedanken zu „Bereue ich die Mutterrolle, wenn mich der Alltag mit Kind stresst? Das Phänomen Regretting Motherhood und wen es häufig trifft“

  1. Franziska sagt:

    Liebe Christine, heute ist mal wieder so ein Tag an dem mir als Mama alles zuviel ist. Ich sitze hier, lese deinen Blog und weine still vor mich hin, weil ich mich von dir so verstanden fühle. Du gibst mir so viel Kraft – Danke für alles!!!

    1. Christine sagt:

      Danke dir auch du Liebe! Fühl dich gedrückt ♥

  2. Kristina sagt:

    Ich habe bei Google „Mama Frust“ eingegeben, an einem Abend wie heute, an dem ich ihn deutlich spüre. Und bin auf diesen Artikel gestoßen, für den ich dankbar bin, weil er das spiegelt, was in mir vorgeht. Diese Gefühle anzunehmen, ist nicht leicht, aber wenn man sie benennen kann und merkt, dass man nicht alleine ist, ist das schon eine Erleichterung. Vielen Dank dafür!

    1. Christine sagt:

  3. Jaq sagt:

    Schlimm finde ich es jeden Tag funktionieren zu müssen und das eigene Befinden hinten anzustellen. Meine Eltern reisen nur und Nachbarn sind auch nicht mehr das was sie früher mal waren…die Wohnsituation verschärft mein Gefühl eingesperrt zu sein in einer kleinen Dachgeschoss Wohnung ohne Balkon und keine Möglichkeit für die Kinder mal alleine raus zu gehen…ich schweife ab. Ab es liegt heute schwer auf dem Herzen und es tut gut zu lesen…das man nicht alleine so fühlt…

    1. Christine sagt:

      Liebe Jaq,

      ich kann (deine/meine/die anderen) Eltern sogar verstehen, wenn sie nun reisen, Hobbys oder anderen Tätigkeiten nachgehen. Wahrscheinlich haben sie nun auch das Gefühl, ihr eigenes Leben nachdem die Kinder groß sind endlich verstärkt leben zu wollen. Ich selbst werde bestimmt auch nicht die Oma werden, die ständig auf die Enkel aufpassen wird. Aber ich weiß was du meinst. Das soziale Netz ist einfach nicht mehr so dicht wie früher, da müssten Alternativen her (in Form von anderen kostenfreien (bzw. für jedermann erschwinglichen) Betreuungsmöglichkeiten her, so dass die Eltern nicht so viel alleine tragen).
      Liebe Grüße und starke Nerven!

  4. Mali sagt:

    Ich schließe mich an, ich finde wenn man öfter Entlastung durch das Umfeld untereinander hätte, würden viele Mütter vllt gar nicht so leiden.. Und hinzu kommt das wiederum durch Entlastung auch wieder belasten kann..

    1. Christine sagt:

      Liebe Mali,

      genau das ist es: Je mehr man entlastet wird, desto mehr kann man selbst auch wieder aushalten bzw. zurückgeben. In den ersten Babyjahren war es mir nahezu unmöglich, noch für andere etwas zu tun, irgendwo mitzuhelfen oder etwas zu organisieren (z.B. für Familienfeiern). Ich kam mir richtig unverschämt vor, aber es ging einfach nicht, meine ganze Energie war aufgebraucht.

  5. Franzi sagt:

    Es tut unendlich gut, zu wissen, dass es anderen auch so geht. Allein deshalb fühle ich mich ein Stück weit „frei“, obwohl ich ja gar nicht frei bin. Gleich muss ich meine Kinder vom Kindergarten abholen und allein der Gedanke lähmt mich, weil gleich wieder das endlose Geplapper auf mich einprasseln wird, die elenden Streitereien, die Bedürfnisse, die ich erfüllen muss. Es gibt für mich nichts schöneres, als allein zu sein. Mich um meine zwei wunderschönen, geliebten Kinder kümmern zu müssen, ist der Alptraum meines Lebens.

    1. Christine sagt:

      „Mich um meine zwei wunderschönen, geliebten Kinder kümmern zu müssen, ist der Alptraum meines Lebens.“
      Danke, dass du diese Zerrissenheit so wunderbar auf den Punkt gebracht hast!

  6. Claudi sagt:

    Ich bin nun seit 1,5 Jahren Mama und habe die ganze Zeit das Gefühl, dass mit mir irgendwas nicht stimmt und ich mich mit den anderen Müttern nicht identifizieren kann. Nun habe ich endlich etwas gefunden, wo ich mich so sehr wiederfinde und weiß, dass ich nicht allein bin. Das tut so gut. Vielen Dank für diesen großartigen Blog!!!

    1. Christine sagt:

      Liebe Claudi,

      sei herzlich willkommen unter all den freiheitsliebenden, hochsensiblen Müttern!
      Es ist wirklich schön, dass du auf meine Seite gefunden hast!

    2. Sandra sagt:

      Vielen Dank für Deine Kommentar. Ich dachte das gleiche. Wie oft sitze ich in irgendeiner Mutter-Kindgruppe (Graus!) und fühle mich fehl am Platz. Sofort habe ich das Gefühl, dort nicht hin zu gehören. Mit uns stimmt aber alles, lass dir bloß nichts anderes einreden

  7. Frauke sagt:

    Seitdem mein Sohn auf der Welt ist, mittlerweile ist er zwei Jahre alt, fühle ich mich , als ob hier etwas einfach nicht richtig passt. Ich passe nicht in diese Rolle und ich fühle mich so oft unzulänglich und bin eigentlich nur noch gestresst,manchmal sogar aggressiv, obwohl ich eigentlich ein sehr friedfertiger Mensch bin. Mein Pampersterrorist war jetzt eine Woche krank und ich hätte heute weinen können vor Erleichterung ihn in der Kita lassen zu können. Und gleichzeitig fühle ich mich deswegen schlecht. Dieser innere Zwiespalt macht mich verrückt und ich bin grade sehr dankbar auf deinen Blog gestoßen zu sein. Ich weiß nicht ob ich hochsensibel bin, vielleicht ja, vielleicht ist es auch etwas anderes, aber ich danke dir für deine ehrlichen Artikel. Ich fühle mich jetzt etwas weniger allein und unnormal. Danke

    1. Sarah sagt:

      Ich selbst bin keine Mama, aber dennoch kann ich mich voll und ganz in euch reinfühlen – auch wenn ich schon gelesen habe, das ginge nur, wenn man selbst die Situation (erlebt) hat. Doch in meiner Vorstellung ist es genauso, wie ihr das beschreibt. Ich brauche Zeiträume in denen ich mich zurückziehen und für mich allein sein kann. Regelmäßig.
      Ständig dann für ein Kind „verfügbar“ und vor allem zuständig sein zu sollen bzw müssen, ist da jetzt schon eine Horror-Vorstellung – und alle um mich herum scheinen das nicht verstehen zu wollen.
      Mein Partner will unbedingt Kinder, aber er hält meine Vorstellung und Emotionen, die ich damit habe für Irrsinn. Er meint alles würde sich geben, wenn man erst mal schwanger sei (selbst das ist für mich schon alles andere als eine Wunschvorstellung). Und wenn das Kleine erst einmal da sei… Das gibt einem doch so viel… und ich sitze in solchen Momenten nur da und innerlich schreit es in mir… in Gedanken antworte ich „ja genau, gibt einem so viel… Stress, Geschrei, Verzicht, Überforderung, Selbstaufgabe… immer und alles hängt allein an mir, schnürt mir damit völlig die Luft ab…“ Man ist gefangen, flexibel, spontan, frei, selbstbestimmt war dann mal… ich war noch nie jemand, der Kinder süß fand, noch nie wollte ich irgendein Baby auf den Arm gedrückt bekommen. Als meine Schwester ihre Tochter bekommen hatte, war das erste Mal, dass ich versucht habe zu schauen, wie ist das eigentlich und es kam nichts. Man hätte mir auch ein Telefonbuch in den Arm legen können und ich hätte genauso viele Gefühle gehabt.
      Die Gesellschaft, mit ihren Erwartungen an uns Frauen, wo man von Natur aus Kinder kriegen möchte und das Muttersein nichts anderes als Erfüllung gelten lassen, sind oft auch großes Teil des Problems, wenn Mütter unter ihrer Rolle leiden, sich dafür dann schämen, wenn das eben nicht so ist und ihr Leiden oder ihre Hilflosigkeit nicht nach außen bringen können oder nur Unverständnis und Zeigefinger und damit noch größeren Druck erleiden müssen.
      Ich finde es so stark und mutig von euch, mal öffentlich ehrlich das zu sagen was man fühlt und wie es eben real sein kann.
      Ihr habt meinen vollen Respekt und ich wünsche euch, dass es mehr Verständnis und Akzeptanz für das Thema gibt.

      1. Doris sagt:

        Liebe Sarah,
        dein Kommentar ist schon eine Weile her, ich hoffe du liest meine Antwort darauf doch noch :). Ich bin auch keine Mutter und werde auch nie eine sein, weil ich absolut keine Kinder möchte. Und ich finde auch, dass der Satz „…das ginge nur, wenn man selbst die Situation (erlebt) hat…“ nicht auf jeden zutrifft. Denn ich habe das Mutter-Sein nie erlebt, trotzdem ist es in meiner Vorstellung auch genau so, wie es hier in diesen Artikeln beschrieben wird. Und aus diesem Grund werde ich auf gar keinen Fall Kinder bekommen.
        Es tut mir leid, dass dein Partner deine Gedanken und Gefühle scheinbar nicht so ernst nimmt. Er hat wohl einen großen Kinderwunsch. Ich möchte dir nicht zu nahe treten, aber wenn er nicht bereit ist, deinen Kinder-Nicht-Wunsch zu akzeptieren, dann sehe ich eine Weiterführung der Partnerschaft als schwierig. Wie auch immer die Situation bei euch ist, bitte bleib dir selbst immer treu und tue nichts, wozu man dich erst überreden müsste, und was du nicht aus freien Stücken und von ganzem Herzen auch möchtest! Ich meine das ganz lieb und hoffe dass ich dir nicht zu nahe getreten bin.
        Ich wünsche dir alles Gute!

  8. Sonja sagt:

    Danke für diesen Blog. Wir haben ein höllisches Wochenende hinter uns obwohl es erst Sonntagmittag ist. Meine Kleine geht mir mit ihrem ständigen Anspruch an mich so auf die Nerven. Gleichzeitig soll ich meinen Weg finden und ich selbst sein und authentisch…Mein lieber Mann, der mir den Link hier geschickt hat, ist ewig geduldig,trifft allerdings auch keine Entscheidungen..entschuldigt, dass ich mich hier auskotze, dass hat hier wirklich nichts verloren. Vielen Dank, dass es Euch gibt. Ich werde mich jetzt mal um meine Prinzessin kümmern, die offensichtlich wieder wach ist und dummes Geschwätz von ihrer Oma ertragen muss. Danke für die Ehrlichkeit. Ich werde mich noch in die Liste eintragen. Es tut so gut, nicht allein zu sein!

  9. Madlen sagt:

    Liebe Christine, jedes geschriebene Wort von Dir tut einfach nur gut. Mir fällt eine riesige Last von meinen Schultern weil ich mit meinen Gedanken um Emotionen nicht alleine bin. Ich bereue es nicht ein Kind bekommen zu haben. Dennoch ist es der Stress meines Lebens. Ich habe nie romantische Erwartungen an das Muttersein gehabt- aber dieses dauerhafte Funktionieren macht mich einfach fertig. Und meine Hochsensibilität verschärft das Ganze enorm. Danke für Deinen Blog!!

    1. Christine sagt:

      Liebe Madlen,
      auch dir vielen Dank für deine Worte! Du hast es wirklich gut auf den Punkt gebracht, wie es so vielen von uns Müttern geht, selbst, wenn man nicht die Mutterrolle bereut!
      Herzliche Grüße
      Christine

  10. Tanja sagt:

    Deine Seite war ein Segen für mich.
    Nicht nur weil das Thema das fehlende Puzzleteil zu meiner Diagnose war,sondern auch,weil ich bei dir Hinweise gefunden habe, zu den Ursachen.
    Jedes Problem wird groß und breit beschrieben,diskutiert und in mannigfaltiger Form wiedergegeben. Woher es kommt,bleibt oft unklar.
    Ich bin hochsensibel,das weiß ich. Ich hatte eine Wochenbettdepression entwickelt. Das weiß ich durch meine Hebamme. Die Geburt bzw der Weg dahin (Einleitung etc) war furchtbar für mich. Keine Frage. Aber das letzte Quäntchen,was auch die Therapie,die ich vom Jugendamt erhalten habe,nicht klären konnte,blieb im Dunkeln. Ich konnte den Finger nicht drauf legen,nicht sagen,was mir eigentlich fehlt. Der Freiraum? Der Schlaf? Das Muttergefühl? Ich hatte die Depression bezwungen,trotzdem hatte ich Angst davor,für meine Tochter da sein zu müssen. Alleine. Immer. Dann habe ich deinen Blog gelesen und mir meine Kindheit und die Beziehung zu meiner Mutter nochmal vorgenommen. Ich habe fast eine ganze Nacht wach gelegen und geheult. Tausend Gedanken rasten durch meinen Kopf. Ich nahm Kontakt auf zu meinem inneren Kind,diskutierte alle Aspekte mit mir und ihm durch. Ich habe geflennt und gelitten und mich hat es fast zerrissen,herauszufinden was um alles in der Welt mit mir nicht stimmt. Ich habe keine Ahnung,was genau in dieser Nacht mit mir geschehen ist. Aber seitdem geht es mir besser. Der Knoten ist geplatzt. Ich kann meine Tochter annehmen und ich fange an mich zu fühlen,wie die Mutter,die ich immer sein wollte. Das Schuldgefühl,keine Mutter sein zu wollen, wo man doch so ein tolles Kind hat,ist weg. Das ins Bett bringen,was immer ein Drama war weil ich sie so schnell wiemöglich los sein wollte, ist kein Drama mehr. Es flutscht von allein. Weil ich es liebe,zu sehen, wie sie auf meinem Arm einschläft. Manchmal möchte ich sie garnicht hinlegen,weil es so schön ist. Das alles hätte ich mir so nie vorstellen können. Ich wünschte ich könnte einen genauen Grund ausmachen,was sich geändert hat. Aber ich weiß es nicht. Denn meinem Mann geht es wie mir. Auch wenn er das so nicht sehen kann. Er zeigt die selben Symptome. Aber ich weiß jetzt,das es möglich ist,das wieder ‚einzurenken‘.
    Vielen Dank und liebe Grüße
    Tanja

    1. Christine sagt:

      Danke dir Tanja!
      Erfahrungsberichte wie deiner sind es, die mich in Momenten des Zweifels motivieren, weiterzumachen!
      Ich freue mich von Herzen mit dir, dass der Knoten geplatzt ist und anstelle der uralten Ängste und Schuldgefühle Vertrauen und Muttergefühl getreten sind, auch, wenn du nicht genau sagen kannst, was in dieser Nacht passiert ist. Wahrscheinlich ist das auch nicht so wichtig.
      Ich wünsche dir, dass du dir auch in Zukunft selbst immer wieder die fürsorgliche Mutter sein kannst, die du brauchst, wenn mal ein Durchhänger kommt oder gerade kaum Kraft und Energie da ist.
      Gut möglich, dass du deinem Mann alleine durch deine neue Zugewandtheit deiner Tochter gegenüber bereits ein Vorbild bist und er sich zukünftig nun auch leichter damit tut, einen Zugang zu sich selbst zu finden und somit auch zu eurem Kind. Auf jeden Fall ist es wie ein großartiges Wunder, was da innerlich bei dir passiert ist und nun auch in der Beziehung zu deiner Tochter möglich geworden ist – ich gratuliere dir von Herzen!!
      Danke, dass du mich daran teilhaben lässt!
      Christine

  11. Conni sagt:

    Ich glaube es ist unmöglich, einem Außenstehenden diese Ambivalenz zu erklären.
    Du hast es schon ziemlich gut auf den Punkt gebracht und differenzierst zwischen Muttergefühlen und Mutterrolle. Das ist so unglaublich wichtig zu betonen.
    Dein Outing hat mich übrigens sehr gefreut, ich rede im Freundeskreis auch offen darüber und es ist total befreiend. Einfach diese Erkenntnis: Muttersein ist nicht mein Ding und ich stehe dazu. Witzig finde ich auch die verdutzten Gesichter, wenn ich sage, dass ich kein Kinderfan bin :-)
    Was soll ich sagen: Je älter mein Sohn wird, desto besser geht es mir. Ich fühle mich dann weniger als Mutter, sondern eher als Kumpel. Unser Zusammenleben ist mittlerweile sehr WG-ähnlich. Wir essen zusammen und sonst macht jeder sein Ding. Darin bin ich sogar richtig gut :-)

  12. Linda sagt:

    Danke. Für diesen Blog und an alle, die hier so ehrlich schreiben.
    Ich hasse es, Mutter zu sein. Wenn ich die Zeit zurück drehen könnte, würde ich kinderlos bleiben. Wollte ich eigentlich auch immer, ich war nie ein Kinderfan und bin es auch heute nicht. Trotzdem fing wohl irgendwann meine biologische Uhr an zu ticken, der Kinderwunsch reifte und zack, war ich Mutter! Was für eine dumme Idee…. Ich liebe meine Tochter, aber ohne sie hätte ich ein schöneres Leben, da bin ich mir sicher. Ich hasse, nicht nur ich sein zu können sondern dass sich am Ende immer alles ums Kind dreht. Morgens aufstehen, der Tag beginnt mit Kinderkram und endet meist auch damit. Macht mir absolut keinen Spaß, ist eher eine Pflicht. Die meisten Menschen verstehen das nicht und finden, man reagiert einfach übertrieben darauf, dass man als Mutter schon mal gestresst ist. Oder Kommentare wie „Du hast es ja so gewollt“ oder „das weiß man doch vorher“. Nein, grundsätzlich kann man nicht wissen, wie es tatsächlich ist Mutter zu sein. Egal wie viele Bücher man liest oder sich von Freunden erzählen lässt, wie das so ist mit Kind. Und noch weniger kann man voraussehen, dass Muttersein unerwarteter Weise nicht die Erfüllung schlechthin ist. Die kennen das Gefühl der inneren Zerrissenheit einfach nicht, wenn man ein Leben führt, dass man so nicht will aber auch nicht heraus kann.
    Das schlimme bei mir ist, dass mein Mann null Verständnis hat. Er betet unsere Tochter an und ist der beste Vater der Welt. Da bin ich sehr froh drum, da ich mich für eine sehr schlechte Mutter halte (auf emotionaler Ebene) und er das ausgleicht. Aber ich würde mir so oft wünschen, dass ich auch nochmal erste Geige bei ihm spiele. Wenn ich froh bin, dass Tochter bei den Großeltern schläft und einfach nicht da ist, ist er nervös und sehnt den nächsten Tag herbei. Wenn ich erzähle, dass die Weihnachtsfeier der Tanzschule eine der ätzendsten Veranstaltungen war, auf denen ich je war, ist er entsetzt. Ich solle mich glücklich schätzen, solche Momente miterleben zu dürfen. Genauso wenn ich Beklemmungen kriege, weil ich an irgendwas kindermäßigem teilnehmen muss. Ich könnte ewig weiter solche Beispiele aufführen. Wenn ich ihm ehrlich sagen würde, wie schrecklich Muttersein für mich ist und dass ich lieber kein Kind hätte, würde für ihn eine Welt zusammenbrechen. Natürlich weiß und merkt er, dass ich nicht „so gut“ in der Mutterrolle bin. Aber das volle Ausmaß kennt er nicht.
    Das klingt alles, als hätte ich ein ganz furchtbares Leben. Ist natürlich nicht so und jeder hier weiß, dass das nur einen Teil widerspiegelt. Aber es könnte halt schöner sein…

    1. Christine sagt:

      Liebe Linda,
      hab vielen Dank für deine offenen Worte! Ich kann mir nur ansatzweise vorstellen, wie das ist, nicht mit seinem Partner darüber reden zu können, der ja derjenige ist, mit dem man am engsten und vertrautesten ist (sein sollte), wenn man zusammen unter einem Dach wohnt. Wenn ich mir vorstellen müsste, dass mein Mann überhaupt kein Verständnis für das Ausmaß meiner Gefühlslage hätte oder unsere Kinder in den Zeiten, wo sie nicht da sind, so furchtbar vermissen würde, während ich mal froh über ein bisschen Luft bin, dann wüsste ich nicht, wie ich das langfristig aushalten würde.
      Kannst du denn mit jemandem aus deinem Umfeld darüber reden? Ich kann mir vorstellen, dass es einem alles abschnürt, wenn man sich nicht mal irgendwo ausheulen kann und Verständnis oder eine Umarmung oder ein tröstendes Wort erhält?
      Danke, dass du dich hier anvertraut hast! Ich hoffe, das Niederschreiben hat dir auch ein wenig geholfen..
      Fühl dich ganz lieb gedrückt, wenn du magst ♥

  13. Vivien sagt:

    Ich möchte diesen Blog an alle senden, die mir mit verklärtem Gesichtsausdruck erzählen, dass sie „früher eigentlich auch keine Kinder wollten, aber es stimmt, was alle sagen, es ist die totale Erfüllung trotz stressigen Phasen“. Ich weiß seit Kindertagen, dass ich selber keine will – ich fand andere Kinder schon als Kind nahezu unerträglich! Meine eigene Kindheit war eigentlich erfüllt, aber ich weiß, dass meine Mutter sehr mit mir zu kämpfen hatte. Ich vermute inzwischen stark, dass ich Asperger habe und kann mir vorstellen, wie unverständlich meine Anpassungsprobleme und Regulationsschwierigkeiten für meine Mutter waren.
    Je älter ich werde, desto öfter werde ich mit diesem Glücks-Narrativ konfrontiert und bin manchmal schon kurz davor, mich zu fragen, ob ich nicht vielleicht doch einfach nur egoistisch bin. Aber ich kann mir einfach nichts Erfüllenderes vorstellen, als die Zeit und Mittel zu haben, mein Leben selbstständig zu gestalten. Ich spiele mehrere Instrumente, reite, nähe und reise gerne – mehr brauche ich nicht im Leben! Dann habe ich aber an Ostern den 16 Monate alten Sohn einer Freundin gehütet und obwohl er beste Laune hatte, war es das unerträglichste Wochenende meines Lebens. Konstante Reizüberflutung, Fluchtreflex hoch zehn.
    Ich finde es klasse, dass das Bewusstsein für „unsere Art“ Frauen wächst und wünsche euch allen von Herzen einen erträglichen Weg durch diese Zeit! Ich werde versuchen, euch die beste Allierte zu sein, die ich kann, sollte sich mir irgendwann einmal jemand offenbaren.

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