Lebensfragen

Trotz Hadern mit der Mutterrolle ein weiteres Kind: Ja oder nein?

„Eigentlich würde ich ja so gerne noch ein Kind bekommen, aber wäre das die richtige Entscheidung, wo ich ja schon mit einem überfordert bin?“ Als Außenstehender muss diese Frage ziemlich paradox klingen und gleichzeitig ebenso leicht zu beantworten sein. Noch ein Kind, wenn man schon mit der jetzigen Situation am Rande seiner Kräfte ist? Rational und logisch betrachtet sollte die Fragestellende es natürlich bei Einem belassen. Aber Gefühle sind weder rational noch logisch und nicht mal Mütter, die mit ihrer Mutterrolle hadern, werden von einem weiteren Kinderwunsch verschont.

Im Laufe der letzten Jahre wurde mir die Frage, warum ich mich für ein zweites Kind entschieden habe, schon oft von Leserinnen gestellt. Die Wahrheit liegt irgendwo zwischen „Gefangen in der Mutterrolle bin ich jetzt eh schon, da kommt es auf ein Zweites auch nicht mehr drauf an“ und „Tief in mir steckt die Gewissheit, dass unsere Familie aus vier Mitgliedern bestehen soll, also muss es eh so kommen“, so dass sich mir die „Ob“-Frage überhaupt nicht stellte.

Dass ich so kurz nach der Geburt meines Ältesten bereits wieder schwanger war, empfinde ich im Nachhinein als großes Glück. Natürlich waren die ersten Jahre extrem stressig, immerhin sind die beiden Jungs nur knapp ein Jahr auseinander, so dass es mir oft vorkam, als müsste ich Zwillinge versorgen. Kein größerer Altersabstand, als dass man eklatante Unterschiede im Umgang mit ihnen bemerken und als entspannt betrachten könnte („Wenigstens muss ich den Größeren nicht mehr wickeln/stillen/bespaßen/was auch immer“).

Aber genau das ist auch der Punkt, warum ich froh bin, nicht noch ein paar Jahre mit dem zweiten Kind gewartet zu haben. Wenn ich nach zwei oder drei oder gar fünf und noch mehr stressigen Jahren nochmal bei Null hätte starten müssen, wäre das für mich sicherlich noch viel schwerer zu ertragen gewesen. Zumal dann auch der zunehmende Altersabstand zwischen den Kindern zu einem Entscheidungsbeschleuniger geworden wäre.

Trotz Regretting Motherhood ein weiteres Kind: Ja oder nein?„Meine beiden Töchter sind leider zu weit auseinander. Die eine ist Acht und die andere Fünfzehn. Eigentlich habe ich zwei Einzelkinder, da die beiden nichts miteinander anfangen können.“ Es war meine damalige Nachbarin, die mir zwischen Treppe putzen und Einkäufe reintragen ihr Leid klagte. Und auch mein Mann offenbarte mir letztens, dass er durch den mehrjährigen Vorsprung zu seinen jüngeren Geschwistern öfter das Gefühl von Geschwisterzugehörigkeit vermisst hätte.

Dass Regretting Motherhood, also die Mutterrolle zu bereuen, mit der Liebe zu den eigenen Kindern nicht unmittelbar zusammenhängen muss, wird genau an dem Wunsch nach einem weiteren Kind sichtbar. Das ist ja der Punkt, den viele nicht verstehen: Bedeutet es nicht, sein Kind nicht zu lieben, wenn man die Mutterrolle ablehnt? Regretting Motherhood bezieht sich aber auf die Rolle, die man als Mutter erfüllen muss: Mamataxi mimen, Berge von Wäsche waschen, Nachmittage auf dem Spielplatz oder Spielteppich im Kinderzimmer verbringen, sein eigenes Leben größtenteils hintenanstellen.

Berechtigterweise ist an dieser Stelle Raum für die Nachfrage gestattet, warum man sich dem Ganzen dann freiwillig ein weiteres Mal aussetzen würde, wenn man die Mutterrolle eh nicht gerne erfüllt bzw. dem Stress nicht gewachsen ist? Wie uneigennützig ist dann der Wunsch, einem weiteren geliebten Kind das Leben zu schenken?

Ich glaube, wer ernsthaft mit dem Gedanken spielt, trotz aller stressigen Umstände, ein weiteres Mal Mutter zu werden, sollte sich bewusst machen, welche Gründe hinter dem Kinderwunsch stecken.

Liegt dahinter die Sehnsucht, mit anderen gleichzuziehen, eine gesellschaftliche oder familiäre Norm zu erfüllen („Die Sowieso kriegt das doch auch hin“, „In meiner Familie fragen alle ständig, wann das Zweite denn unterwegs ist, ich habe keine Lust mehr auf den Druck“) oder geht es darum, den „besten Weg“ für das Kind zu wählen („Er soll doch kein Einzelkind bleiben“)? Oder aber hofft man beim nächsten Mal auf das andere Geschlecht, die Tochter, die mich -endlich- mit mir selbst aussöhnen lässt?

Trotz Regretting Motherhood ein weiteres Kind: Ja oder nein?Ich gestehe, auch mich packt ab und zu das irrationale Verlangen nach einem dritten Kind. Der Wunsch, es beim dritten Mal ganz anders anzugehen, in dem Wissen, schon vieles aus meiner Vergangenheit aufgearbeitet zu haben, in der Hoffnung, dem dritten Kind eine mütterliche, von Anfang an Liebe und Geborgenheit schenkende Mutter zu sein, das ließ mich so manches Mal darüber nachdenken, ob nicht doch noch ein weiteres Kind Platz in unserem Leben hätte.

Und dann erlebe ich in anderen Momenten wieder, wie tiefsitzende Traumatisierungen in einem triggernden Moment wieder voll zuschlagen und in mir Ängste und eine Hilflosigkeit auslösen, die nur schwer zu bewältigen sind. Ich habe mit den Jahren des Mutterseins gelernt, mehr auf mich und mein Körpersystem zu achten und erlaube es mir inzwischen, mir nicht mehr so viel abzuverlangen. Ein weiteres Kind wäre schlichtweg ein gewaltiger Stressfaktor; Aufarbeitung und Liebe zum Kind hin oder her.

Aber das ist nicht der einzige Grund, warum ich mich gegen ein weiteres Kind entschieden habe. In dem Wissen, dass ich meinen beiden Kindern nicht von Anfang an die Liebe und Geborgenheit schenken konnte, die ich ihnen so gerne hätte zukommen lassen, möchte ich es ihnen im Nachhinein nicht noch zumuten, dass sie womöglich miterleben müssten, dass ich es bei einem dritten Kind nun könnte. Die Schuldgefühle, die sie (wenn auch unbewusst) empfinden würden („Was habe ich falsch gemacht, dass Mama mich nicht lieben/mütterlich umsorgen konnte?“) und den daraufhin womöglich entstehenden (lebenslangen?) Neid auf das jüngste Geschwisterkind will ich ihnen auf jeden Fall ersparen.

Ein weiteres Kind sollte aus der Fülle und nicht aus einem Mangel heraus entstehen dürfen. Es sollte eine Bereicherung für die gesamte Familie sein und nicht dafür herhalten müssen, um irgendein Bedürfnis abzudecken, etwas wieder „geradezubiegen“ oder eine Lücke zu füllen.

Das Leben ist komplex und vielschichtig. Es gilt, immer wieder Entscheidungen zu treffen, und besonders schwierig sind jene, bei denen Kopf und Herz sich nicht einig sind.

Manchmal lähmt uns die Angst, unserer inneren Wahrheit zu folgen. Dann trauen wir uns weniger zu als wir eigentlich können. Und manchmal erlauben wir es uns selbst nicht, alteingesessene Wünsche und Vorhaben beiseite zu legen und einen anderen Weg zu wählen.

Trotz Regretting Motherhood ein weiteres Kind: Ja oder nein?Die Kunst dabei, so scheint es mir, liegt darin, ein Gefühl dafür zu entwickeln, was uns wirklich guttut, fernab aller Konventionen. Es geht nicht darum, die Erwartungen anderer zu erfüllen oder ein selbst festgestecktes Ziel mit allen Mitteln zu erreichen, als wäre man ein Versager, wenn man es nicht schaffte. Wir vergessen viel zu oft, dass wir es uns erlauben dürfen, frei zu entscheiden. Und dass man sich dabei selbst trotzdem treu bleiben kann, obwohl man immer wieder neue Richtungen einschlägt.

Ich glaube ein eindeutiges Ja oder Nein bei der Entscheidung nach einem weiteren Kind zu erspüren, ist nahezu unmöglich. Es wird immer (Gegen-)Argumente vom Kopf sowie Sorgen, Ängste und Hoffnungen vom Herz geben. Und das ist völlig normal. Alles im Leben hat zwei Seiten einer Medaille. Es gibt weder nur Schwarz oder nur Weiß. Jede sich richtig anfühlende Entscheidung bringt auch Hindernisse mit sich, die überwunden werden müssen.

Die Frage ist eher: Was traue ich mir zu? Sowohl in der Umsetzung und Organisation (Stichwort: Zeit für mich!) mit noch einem Kind, als auch emotional für den Fall, dass ich zu der Erkenntnis komme, einem weiteren Kind doch nicht gewachsen zu sein? Kann ich mir selbst verzeihen, entgegen meiner Träume und Vorstellungen zu handeln? Kann ich dem Leben vertrauen, dass mein(e) Kind(er) auch ohne ein weiteres Geschwisterchen zu glücklichen und sozialen Wesen heranwachsen? Kann ich mein Bedürfnis nach Kontrolle abgeben, dass im Leben nicht immer alles so läuft, wie ich es für das Beste erachtet hatte?

Ich habe gemerkt, dass ich innerlich viel ruhiger geworden bin, seitdem ich die Entscheidung gegen ein drittes Kind getroffen habe und nicht jedesmal wieder neu alle Für und Wider abwäge, sobald mir eine entspannt lächelnde Schwangere begegnet.

Ich brauchte dafür (neben guten Argumenten) vor allem das Wissen, dass es völlig normal ist, dass auch nach einer endgültig gefällten Entscheidung immer wieder Zweifel aufkommen, insbesondere dann! Und dass man, wenn man einmal einer Richtung zugesagt hat, natürlich vieles verpasst, was man auf anderen Wegen erlebt hätte.

Allerdings vertraue ich dem Leben, dass jede von uns auf ihrem gewählten Weg Glück und Erfüllung finden wird. Wenn wir uns nur trauen, ihn zu beschreiten, um dann von Herzen JA zu sagen und uns zuversichtlich vom Leben treiben zu lassen.

Fotos mit freundlicher Unterstützung von © Steve Gale, © Natalie Chaney, © Samantha Kennedy, © Zack Minor

25 Gedanken zu „Trotz Hadern mit der Mutterrolle ein weiteres Kind: Ja oder nein?“

  1. Lili sagt:

    Ich glaube, dass bei vielen Frauen die Vorstellung da ist, dass sie im Familenleben und als Mutter „ankommen“. So war es bei mir auch. Und als ich dann Mutter wurde und merkte, dass dieser Alltag so gar nicht zu mir passt und ich gerade in den ersten Jahren sehr unter der Fremdbestimmtheit gelitten habe, hat es dennoch gute fünf Jahre gedauert, bis ich mit Klarheit und Gewissheit sagen konnte, dass ich kein zweites Kind bekomme und das Thema abschließe.

    Und das war eine große innere Befreiung und dann ist erst der innere Raum für eine andere Art des Lebens freigeworden. In der ich auf andere Arten Erfüllung finde. Denn ich war davor, so viele Jahre, Jahrzehnte eigentlich, mehr oder weniger bewusst davon ausgegangen, dass Muttersein mich erfüllen würde. So wie es eben von der Gesellschaft vermittelt wird.

    Und es hat viel Zeit gebraucht, um mich Stück für Stück aus diesen Vorstellungen (ich wollte mindestens zwei Kinder, eher drei) zu lösen und meine Zukunft ganz anders vor mir zu sehen. Es ist ja auch eine Aufgabe, sich selbst auszufüllen und einfach einen neuen Blick in die Zukunft und auf sich selbst zu werfen, der ganz anders ist, als man es seit dem Erwachsenwerden gedacht hat. Und diese Freiheit anzunehmen und auch den Leerraum auszuhalten, wenn man sich von alten Vorstellungen verabschiedet, aber das Neue noch nicht kennt.

    Ich bin sehr happy über diesen Weg, weil ich das Muttersein mit meinem Einzelkind mittlerweile genießen kann und sehr viel Raum für mich und meine eigenen Lebensthemen habe.

  2. Katja sagt:

    Liebe Christine, Liebe Lili,
    der Beitrag und Lilis Kommentar haben mich gerade in einer schwierigen Phase erwischt. Ich bin ungewollt Einzelkindmutter (mein Sohn ist jetzt 6, ich hatte vor 2 Jahren eine Fehlgeburt und seither oft gyn. Beschwerden und werde nicht mehr schwanger; dazu kommen einige chronische Erkrankungen).
    Und ich bin hochsensibel. Finde mich in Christines Schilderungen zu regretting motherhood meistens wieder.
    Und ich bin hin- und hergerissen. Mein Sohn ist extrem aktiv, braucht immer Leute um sich und sagt mir sehr oft, wie gerne er Geschwister hätte zum Spielen. Mir tut das so weh. Ich würde ihm gerne mehr Familie ermöglichen. Auch für später. Ich sehe die fröhlichen Mehrkindfamilien, die Mütter, die so dankbar waren, dass ihre Kinder im Lockdown wenigstens noch Geschwister im Haus hatten.
    Mich stresst am Muttersein vor allem, dass mein Sohn oft nur mich als Ansprechpartnerin hat, als Spielpartnerin etc. Gerade in Lockdown-Zeiten war das für mich die Hölle. Und jetzt wieder mit den nachgeholten Dauer-Erkältungen, mit denen er nicht in die Kita und zu Freunden kann (von denen wir leider nur wenige haben). Mit Geschwistern wäre das viel leichter, da würde allein schon mal die Aufmerksamkeit verteilt.
    Ich habe Angst, dass meine Einzelkindsituation endgültig so bleiben wird. Ich bekomme Sehnsucht, wenn ich Babys sehe, würde so gerne nochmal so ein kleines Menschlein auf dem Arm haben und lieben dürfen. Aber ich frage mich oft, ob ich das wirklich schaffen würde mit einem zweiten Kind. Körperlich und psychisch. Zumal der Altersabstand jetzt schon so groß ist, dass sie erst einmal für einige Jahre sowieso keine richtigen Spiel- und Ansprechpartner wären.

    @Lili, wie ist es dir gelungen, mit dem Einzelkinmuttersein „Frieden zu schließen“?

    Alles Liebe euch beiden
    Katja

    1. Birgit sagt:

      Hallo Katja,

      ich kann Dich sehr gut verstehen! Auch ich wollte, das der Grosse nicht alleine aufwächst und dass er Jemanden zum Spielen hat. Als der Grosse 3,75 Jahre alt war kam also ein weiteres Baby dazu. Aber was soll ich sagen? Jetzt ist es gar nicht harmonisch zu Hause. Die meiste Zeit streiten sie miteinander. Der Grosse hat ganz andere Interessen als der Kleine und der Kleine klebt jetzt komplett an mir(!) sodass ich es mittlerweile sehr bereue, mich für ein weiteres Kind entschieden zu haben! Und den ganzen Krippen-, Kindergarten und Schulblödsinn müssen wir jetzt zweifach ertragen, vor allem mit dem C Schnuofen, Maskenpflicht, Testwahnsinn, 3G in der Schule……
      Also ich würde an Deiner Stelle auf das 2. Kind verzichten. 6-7 Jahre Altersunterschied ist zu gross und sie werden nichts voneinander haben.

    2. Lili sagt:

      Liebe Katja,

      meine Tochter war ca. 5 Jahre alt, als ich sicher war, dass ich kein weiteres Kind bekomme. Ich habe gemerkt, dass ich für mich eine klare Entscheidung brauche, weil das meinen Blick in die Zukunft stark prägt und auch meine Partnerwahl (vom Vater war ich da getrennt).
      Und da war mir klar, dass ich auf keinen Fall noch einmal bei Null anfangen will, die schlaflosen Nächte, die Fremdbestimmtheit…. Ich habe die Freiheit, die zurückkam sehr genossen und habe gemerkt, dass das meine Richtung ist.
      Aber ich habe auch gute 5 Jahre gebraucht, um mich aus meinen alten Vorstellungen vom „glücklichen“ Familienleben zu schälen. Und ich habe meine Entscheidung keine Sekunde bereut. Und meiner Tochter geht es auch gut, sie hat immer viele Freundinnen um sich.

      Ich musste mit der Situation nicht Frieden schließen, weil sich die Entscheidung, es bei einem Kind zu belassen, sich über die Jahre entwickelt hat und mir dann irgendwann einfach klar war. Und diese Klarheit war befreiend, weil der Blick dann in die Zukunft wieder offen und frei war.

      Aber letztlich ist das eine sehr persönliche und individuelle Entscheidung, die jeder für sich treffen muss… Alles Gute für dich! :-)

      1. Katja sagt:

        Liebe Lili,
        danke für die Antwort.
        Da sind wir beide in unterschiedlichen Situationen hinstl. Partner und soziales Netz. Wir sind in einer schwierigen Wohnsituation und haben leider kaum Anschluss und deshalb gibt es auch nur 2-3 Freunde. Die haben selbst Geschwister und ein großes soziales Netz nicht so oft Zeit, wie unser Sohn es bräuchte. Bis letztes Jahr hat er oft mit den Nachbarinnen gespielt, aber jetzt mag er nicht mehr mit Mädels…

  3. Birgit sagt:

    Heute ist mein grosser 13 geworden und ich bereue immer noch, mich für Kinder (besonders 2!) entschieden zu haben. Heimlich zähle ich die Jahre bis der Grosse potentiell ausziehen könnte und ich hier wieder mehr Platz, Zeit, Kraft und Geld für mich habe. Ich weiss, das darf eine gute Mutter nicht denken doch denke ich so, es ist einfach so. Wieso müssen wir zu unseren Kindern so entsetzlich enge Beziehungen haben? Haben sie nicht das Recht auf Abstand, Freiraum und Raum für Entwicklung? Ich finde es krank, wenn eine Kollegin erzählt, dass ihr 24jähriger Sohn mitsamt Freundin immer noch bei ihr wohnt….ist es nicht die Aufgabe von Eltern die Kinder loszulassen?

    1. sagt:

      Stimme dir absolut zu!! Es ist nicht unsere Aufgabe, die besten Freunde der Kinder zu werden, sondern sie auf ein eigenständiges Leben vorzubereiten!

    2. Franzi sagt:

      Liebe Birgit,
      ich stimme dir zu, dass es nicht unbedingt erstrebenswert ist, den 24jährigen Sohn mit Freundin bei sich wohnen zu haben. Aber je nach Situation ist es definitiv nicht „krank“. Das finde ich gemein!
      Genauso könnte man dann böse sagen, es sei „krank“, bei seinen Kindern-für die man sich freiwillig entschieden hat- nur auf den Auszug zu warten sei krank.

      Ansonsten verstehe ich die Dilemmata hier sehr gut. Ich möchte aber auch nochmal betonen, dass es ein Trugschluss von Einzelkindeltern ist, wenn man zwei Kinder hätte, sei alles einfacher. Das ist es definitiv nicht! Im Gegenteil!!! Das zweite Kind muss man schon wirklich und richtig als zusätzliches Familienmitglied wollen! Sonst hat man nur (wie Birgit sagt) regretting motherhood im Doppelpack.

      1. Birgit sagt:

        Hallo Franzi,

        ja, Du hast Recht. Wahrscheinlich ist die Ansicht, was „krank“ oder „gesund“ ist ziemlich subjektiv….für mich ist das Beispiel mit dem 24 Jährigen plus Freundin nur eine konsequente Weiterführung der Helikoptereltern-beelterung….
        Es ist menschlich, dass Leute gewisse Entscheidungen in ihrem Leben bereuen, und ja, auch die Entscheidung für Kinder kann man bereuen…

  4. Ina sagt:

    Hallo Katja, ich kann zum Einzelkindmuttersein nichts beitragen, ich habe zwei Jungs, Altersabstand ziemlich genau 5 Jahre. Ich will dir nur schildern, dass sie in diesem Altersabstand keine Spielkameraden mehr füreinander sind, sie sind und waren zwar nicht alleine in Corona, aber definitiv kein Freundesersatz…Wie das später mal sein wird, wenn sie erwachsen sind, weiß man nicht, jetzt aber sind sie wie Hund und Katze…Liebe Grüße

  5. Marie sagt:

    Ich kann das nur bestätigen. Meine Jungs sind 3 Jahre auseinander und nun 5 und 8. Ich bin selber Einzelkind und fand es ganz furchtbar, wollte dass mein Kind nicht alleine aufwächst. Es ist jedoch ganz anders gekommen. Die beiden sind charakterlich einfach komplett inkompatibel und beide dominant. Hier herrscht 99% des Tages der totale Krieg… WENN sie mal miteinander spielen ist es ganz wunderbar und ich denke mir nur wie leicht und toll alles sein KÖNNTE. Der ständige Streit raubt einem den letzten Nerv, Familienharmonie Fehlanzeige und immer komme ich mir vor, als ob es nur bei uns so schlimm ist. Unternehmungen mit beiden sind kaum möglich, weil einer von beiden immer quer schießt. Ist der Kleine mal bei Oma, merke ich, wie schön und leicht es nur mit dem Großen ist. Dann denke ich, wäre er lieber alleine geblieben, dann könnte ich das Kinderhaben mehr genießen. Das darf man natürlich nicht laut sagen…. So fundiert man den ganzen Tag als Mentor und Puffer, vieles ist aber eben nicht Erziehungs, sondern auch Charaktersache…. Hätte ich vorher gewusst, dass es hier noch ein 2. Mal so ein aktives Testosteronbündel gibt… vielleicht hätte ich dann nur ein Kind, obwohl ich auch meinen Kleinen unendlich liebe. Aber es ist so unglaublich anstrengend und wenn ich dann die Mädelseltern mit den 2 ruhigen, sich liebenden Schwestern sehe (ganz klischeehaft), werde ich immer etwas neidisch, wenngleich mir bewusst ist, dass auch das nur Fassade sein mag.

    1. Selina sagt:

      Hallo,
      bei uns ist es genau so – als würdest du haargenau meine Situation beschreiben…nur, dass wir 2 Mädchen im Alter von 7 und 4 haben. Wir sind leider meilenweit von harmonisch spielenden, bastelnden und Zöpfchen flechtenden Schwestern entfernt :(
      Das Schlimmste für mich ist das permanente dazwischen sein; es keiner recht machen können; den Streit nicht aushalten, weil er mich triggert; schimpfen; drohen…ich HOFFE, es wird besser und sie finden irgendwie zueinander…
      LG

  6. Katja sagt:

    Danke Birgit, Ina, Marie für eure Kommentare!
    Puh, das klingt alles unschön und frustrierend. :/
    Ich habe tatsächlich in meinem Umfeld nur Familien, bei denen es vergleichsweise harmonisch zugeht und die froh sind, mehrere Kinder zu haben.
    In meiner eigenen Familie war das übrigens so, dass mein ältester Bruder zu mir (Altersabstand 7 Jahre) immer ein wesentlich besseres Verhältnis hatte und mit mir mehr anfangen konnte als mit seinem 2 Jahre jüngeren Bruder.

    1. Ina sagt:

      Liebe Katja, gehe mal gedanklich diese Familien durch, in denen es harmonisch ist….Sind da Mädchen unter den Geschwistern? Auch eher ältere? Das erlebe ich nämlich in meiner Umgebung auch, dass es mit mindestens einem Mädchen, vorzugsweise „große Schwester“, besser läuft als mit ausschließlich Jungs :)

      1. Katja sagt:

        Liebe Ina,
        in den meisten dieser Familien gibt es Mädchen. Nicht überall große Schwestern. In zwei Familien mit jeweils zwei Jungs verstehen sich die beiden Jungs auch sehr gut (1x Zwillinge, 1x 3 Jahre Altersabstand).

  7. Julia sagt:

    Hallo zusammen,
    Ich wollte immer zwei Kinder. Das war für mich so klar, wie das Amen im Gebet. Wieso, weiß ich auch nicht.
    Unsere Tochter (ein absolutes Wunschkind von beiden von ganzen Herzen), gerade 5 geworden. Die Geburt naja, etwas traumatisch, Saugglocke. Die Kleine – über 4 kg – kam gleich nach der Geburt weg, die Kleine bekam etwas Sauerstoff, dann war alles gut, Bonding fand eindeutig beim Papa statt, während ich versorgt wurde. Ich denke an die Geburt mit gemischten Gefühlen zurück. Sehr viel Dankbarkeit und Demut empfinde ich, weil knapp am Kaiserschnitt vorbei, aber auch Angst schwingt mit, wenn ich daran zurück denke.
    Die ersten zwei Monate fiel ich in ein Loch, redete aber nicht darüber. Ständig Besuche, obwohl nur lieb gemeint, Schlafentzug, Alltag mit Baby, keine Zeit für mich … Eine wunderschöne gesunde Tochter und trotzdem Regretting motherhood. Es ging mir sc*. Nach und nach kam ich mit eigener Hilfe heraus, es wurde besser. Ich freundete mich mit meiner neuen Rolle etwas an. Nach 2 Jahren ging ich wieder arbeiten. Die Kleine war viel krank (Krabbelstube) ich war wieder fertig. Corona brachte dann Entschleunigung … und mir öffnete es die Augen. Ich arbeitete im Lockdown viel von meiner Kindheit auf, lernte meine Mutterrolle noch mehr zu akzeptieren und zu mögen. Natürlich kamen immer wieder Fragen, wann denn das zweite käme, ob ich nicht noch Lust hätte etc. …
    Heute weiß ich ziemlich sicher, dass ich es eigentlich im Unterbewusstsein schon gleich nach der Geburt gewusst habe: Ich bekomme kein zweites Kind mehr! Das hat mehrere Gründe. Vorrangig ist für mich, dass ein Kind zu bekommen, ein Herzenswunsch sein sollte, so wie bei unserer Tochter. Und dieses Gefühl hatte ich einfach nicht mehr! Durch die Mutterrolle bin ich gereift, gewachsen und stärker geworden: nur noch eines zu bekommen, um irgendwelche Normen und Werte der Gesellschaft zu erfüllen, wollte ich auf gar keinen Fall. Und unserer Tochter zuliebe, „damit sie nicht allein aufwächst“, kam für mich nicht in Frage. Ich habe doch ein paar ehrliche Freundinnen, die mir erzählten, dass das 2. Kind gewiss nicht einfach „mitläuft“. Und wir hatten bis jetzt nie das Gefühl, eine Lücke zu füllen. Für uns passt die Entscheidung, für uns fühlt es sich gut an. Sollte meine Tochter mir später Vorwürfe machen, keine Geschwister zu haben, muss ich das auch aushalten.
    Ehrlich gesagt, hin und wieder, wenn ich schwangere Frauen sehe, finde ich das schön und süß. Ich überlege, dann etwas herum, wie das wäre, wenn doch … Aber es viel Verantwortung, viele viele Sorgen und Ängste, und ich würde das glaube ich auch psychisch nicht schaffen. Es ist gut so, wie es ist.
    Ich selbst habe eine über vier Jahre jüngere Schwester. In der Kindheit haben wir nur gezofft, gestritten, gebissen, gehauen, … erst seit ca 7 Jahren verstehen wir uns richtig gut. Natürlich bin ich jetzt froh, dass ich sie habe. Aber viele Jahre haben wir uns gegenseitig gewünscht, dass wir keine Schwester hätten, klingt jetzt voll arg.

    Danke Christine, für den schönen Haupt-Text und ich wünsche dir, liebe Katja, alles Gute für deine Entscheidung.
    Ich kann auch die restlichen Beiträge sehr gut verstehen und nachvollziehen.

  8. Anne sagt:

    Für mich ist die Sehnsucht nach einem K3 einfach beantwortet: es gibt schon zwei Wichte, die jede Liebe verdient haben, die ich geben kann.

  9. Katja sagt:

    @Julia
    Danke für den langen Kommentar. Ich merke einfach noch zu oft, wie mein Herz sich ein kleines Leben wünscht und wie sehr ich das Kind vermisse, dass nicht zur Welt kommen durfte.
    Beim Lesen von Annes Kommentar fiel mir ein, dass ich trotz der vielen Sorgen und Mühen oft denke: aber ich hab noch so viel Liebe, die ich gerne einem kleinen Menschen geben würde…
    Naja. Ich werde wohl so schnell keine einfache Entscheidung finden…

    1. Gcx sagt:

      hy, meine Schwester und ich sind 11 Monate auseinander, optisch und Charakterlich sehr unterschiedlich, ich bin die erste und war pflegeleicht, meine Schwester soll viel gespuckt, gejammert haben. Wir haben uns bis zur Volljährigkeit täglich gestritten. Auch heute noch sind wir nur Schwestern.

      Meine Tochter (Hirnblutung bei Geburt, 30 ssw )ist sehr anhänglich, von Anfang an ehrgeizig, schimpft, lässt sich nicht helfen, liebt mich über alles, sie hat 2 Jahre gespuckt,, erst mit 2 Krabbeln, erst mit 2 sprechen ..sehr Anstrengendes Kind)

      Nun möchte ich wo sie etwas pflegeleichter wird noch ein Baby, aber mein Mann hat Angst das einer von uns stirbt und möchte keins mehr.

      Meine Nachbarin hat 3 pflegeleichte (je ca 1 Jahr auseinander)sehr ruhige Kinder die selten sprechen, noch nie weinen und schimpfen gehört.

  10. Vanessa sagt:

    Liebe @Katja,

    wenn ich ehrlich sein darf, für mich hört sich gerade dein letztes Kommentar so an, als wenn du dich schon entschieden hast insgeheim, tief in dir drin. Du hättest gerne noch ein weiteres Kind :0)

    1. Katja sagt:

      Hallo Vanessa,
      Kann schon sein, das mit dem Inneren 🙈
      Mein Körper schreit nur ständig: NEIN! Bitte, Bitte NICHT noch ein Kind!!
      Und wenn ich die Jahre seit der Fehlgeburt Revue passieren lassen, muss ich feststellen, dass er sich dauernd etwas Neues einfallen lässt, um bloß nicht schwanger werden zu können.
      Voilà mein Zwiespalt.
      Und die Frage, auf wen man mehr hören sollte (das gilt ja für viele andere Lebensbereiche auch). Herz, Kopf, Körper? Für mich grundsätzlich ein kompliziertes Thema, das mich immer wieder in allen möglichen Lebensfragen beschäftigt.

  11. Birgit sagt:

    Und kennt ihr das auch? Meine Kinder und besonders der Jüngere sind total schwierige Esser. Jeder mag was anderes und es gibt keinen gemeinsamen Nenner ausser bei Pommes mit Ketchup und Pizza, Spaghetti. Z.B. liebt der eine grüne Stangenbohnen aber der Andere hasst sie. Der Eine mag Eier, der Andere hasst sie. So ist das Kochen für sie für mich zu einem Alptraum geworden (!) und oft wünsche ich meine beiden Söhne einfach weit weg, in die Kalahari oder so, sodass ich nicht mehr für sie kochen muss!
    Ich habe einen riesigen Obst- und Gemüsegarten und natürlich kommt da viel Gemüse und frisches Obst auf den Tisch: Zucchini, Mais, Stangenbohnen, Mangold, Kohl, Rhabarber, etc. etc. aber mit diesen fürchterlichen Essern wird mir das Gemüsekochen total vergällt. Am Schönsten ist es, wenn sie jede zweite Woche beim Papa sind und ich kann für meinen neuen Partner und mich nach Herzenslust Gemüsegerichte kochen und es schmeckt Jedem und es gibt kein Gemaule und Generve, Herrlich!
    Oft komme ich mir lediglich wie ein Haussklave meiner verwöhnten Kinder vor(!) Ständig soll man alles tun und machen, damit die Blagen nicht mehr meckern….Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass sie mind. einmal im Leben wirklichen Hunger kennenlernen müssen!
    Zum Beispiel raten einem die Erziehungsartikel zum Thema schwierige Esser (Kinder), dass man entweder mehrere Mahlzeiten für die unterschiedlichen Geschmäcker kocht (sonst nochwas?!?) oder sonstwie auf die Geschmäcker eingeht. Ich habe es so satt, gesellschaftlich verlangt man von den Eltern dass sie ihren Kindern immer alles Recht machen sollen und die Kinder auf jeden Fall ihren Willen bekommen. Ich habe es satt, Sklave meiner Kinder zu sein…vielleicht streike ich einfach mal so 4 Wochen oder so und sage den nervenden Kindern: „neee, ich habe keine Lust zu kochen, ihr habt ja eh immer was zu meckern und es schmeckt euch nicht, also lass ichs bleiben, macht euch doch selbst was…“
    Vielleicht würde das was helfen?

    1. Anne sagt:

      Hallo Birgit,
      du bist weder Sklavin deiner Kinder noch gesellschaftlicher Erwartungen. Du kannst wählen, wie du euer Familienleben gestaltest, auch wenn die Umstände widrig sind.
      Bei uns gibt‘s regelmäßig Nudeln mit Soße meiner Wahl. Wer‘s nicht mag ist halt Nudeln pur oder mit Ketchup.
      LG

    2. Christine sagt:

      Ich kann deine ersten beiden Absätze zu 100% unterschreiben! Es ist derzeit bei uns genauso: Der eine liebt Spaghetti Bolognese, der andere hasst es. Der eine mag Spinat, der andere gar nicht. Und Gemüsegerichte sind grundsätzlich bäh. Es ist zum Haareraufen! Bei uns ist es wie bei euch, dass ich Ratatouille & Co. nur an den Tagen kochen kann, wenn die Kinder in der Schule oder bei ihren Großeltern essen.

      Und natürlich sind wir an einer gesunden Ernährung der Kinder interessiert! Aber wir wollen sie weder zwingen, das zu essen, was sie nicht mögen noch jeden Tag Pommes, Chicken Nuggets oder Nudeln mit Ketchup servieren.
      Ich hoffe, dass sie sich bald auch wieder an anderen Geschmacksrichtungen erfreuen!! (Haben wir ja auch irgendwann geschafft…)

      1. Anne sagt:

        Hallo Christine,
        für mich besteht ein Unterschied, ob ich ihnen nur Nudeln mit Ketchup vorsetze oder was gesünderes, aber es als Alternative zulasse.
        Letztlich stellt sich mir die Wahl, Essen pragmatisch anzugehen und gern mit am Tisch zu sitzen, oder die Priorität auf’s Essen und mich selbst weg zu wünschen, weil’s mich gerade zu viel Kraft kostet und ich innerlich in Abwehr gehe. Die Wahl liegt bei den Erwachsenen.
        LG

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