Gesellschaft

„Hast du als Mutter schon mal den Gedanken gehabt, abzuhauen? Die Familie zu verlassen?“

Ich lag in meinem Bett, starrte kraftlos die Decke über mir an und wünschte mir zum ich-weiß-nicht-wievielten-Male ich würde endlich erwachen. Aufwachen aus diesem Albtraum namens Muttersein, der mich jetzt schon seit Monaten festhielt in dieser grausamen Wirklichkeit, die unwirklicher nicht sein konnte. Unser Mini war Anfang des Jahres geboren und obwohl ich zu ihm gleich eine Bindung aufbauen konnte -im Gegensatz zu meinem Ältesten nach dessen Geburt-, drohte ich, in dem viel zu engen Korsett namens Mutterrolle zu ersticken.

Lebensfragen

Verantwortung und Kümmern als Preis fürs Muttersein zu hoch?

Als ich mich dazu entschied, Mutter zu werden, wusste ich nicht, welchen Preis ich dafür bezahlen würde. Ich wusste vorher weder, wie hoch mein Bedürfnis nach Autonomie und Freiheit ist, noch wie sehr Kinder einen an seine Grenzen bringen können, geschweige denn, wie oft sie es tun. Ich hatte keine Ahnung von den Dimensionen an Wäschebergen, Spielzeugchaos im Haus und wie sehr mich die Bewältigung all dessen auf die Palme bringen würde.

Hätte ich vorher gewusst, wie hoch der Preis ist, den ich zahle, wäre ich nicht auf den Kuh-Handel eingegangen. Ehrlich gesagt, hatte ich mir damals überhaupt keine Gedanken um den Preis gemacht. Ich dachte, Kinder bekommt man vom Leben geschenkt! Bis es genau diese Kinder waren, die mir erst mit der Zeit bewusst machten, dass man für ALLES im Leben einen Preis bezahlt. Wir wollen es nur oft nicht wahrhaben.

Lebensfragen

Aushalten der Mutterrolle – Wie dieser Zustand den Kontakt zu mir und meinen Kindern verbaut

„Denkt bitte ans Händewaschen, wir haben doch gerade gegessen!“ Augenrollend rief ich meinen Kindern hinterher, während diese genauso augenrollend auf dem Treppenabsatz kehrt machten und noch einmal genervt nach unten polterten, um ihrer Pflicht im Badezimmer nachzugehen. Und einmal mehr wünschte ich mir die Knopfleiste aus Stefan Raabs „TV Total“-Sendung herbei, auf der man verschiedene Sätze speichern und im passenden Moment per Knopfdruck wieder freigeben konnte. Jede kleine Regel, egal, ob es sich ums Händewaschen nach dem Essen, um das Abtreten der dreckigen Schuhe auf der Fußmatte vor Betreten des Hauses oder um sonst was handelte, hätte einen Platz auf dem Speichermedium verdient. Denn ich war es leid, auch nach acht Jahren meines Mutterseins gefühlte hundert Mal am Tag immer und immer wieder die gleichen Regeln auszusprechen. Ich drückte den (bislang leider nur imaginär vorhandenen) dritten Button von links und meine beiden Jungs bekamen noch die nächste wertvolle Info zugerufen: „Und bitte die Seife nicht vergessen!“ Danach legte sich mein Zeigefinger auf den größten Knopf von allen und ich hörte erneut meine eigene Stimme, diesmal leiser und resigniert: „Wie lange muss ich das eigentlich noch aushalten?“

Mama-Momente

Weihnachtsmann, Osterhase & Co. Warum ich meine Kinder am liebsten aufklären würde

„Mama, dieses Jahr wünsche ich mir vom Weihnachtsmann eine Carrera-Bahn!“ Spätestens, als mein Sechsjähriger diesen Satz äußerte, wusste ich, dass nun auch mein Jüngster dem Kleinkindalter endgültig entwachsen und auf dem Weg dahin war, ein cooler Schuljunge zu werden. Wahrscheinlich hatte er auch schon heimlich geübt, wie man das Objekt seiner Begierde für den Wunschzettel buchstabiert, während ich noch fieberhaft überlegte, ob der Weihnachtsmann denn für so einen großen Wunsch noch Platz in seinem Sack hatte, immerhin war die Wahrscheinlichkeit groß, dass unser Ältester gleich mit seinen Ansprüchen nachziehen würde. Weihnachten ist das Fest des Kindes, wusste schon Loriot. Ja. Und dann macht es bumm und alle Tiere fallen um. Zumindest diejenigen mit dem Geld in der Tasche, die den Weihnachtsmann finanzieren und in keine enttäuschten Kinderaugen blicken möchten.

Lebensfragen

Hochsensibilität und fehlende Mutterliebe als Folge von Entwicklungstrauma? Mein persönlicher Weg zu mehr Muttergefühl

Ich schließe die Augen und stehe an einem einsamen Strandabschnitt. Vor mir die endlose Weite zwischen Himmel und Ozean, weicher Sand befindet sich unter meinen Füßen. Ich breite die Arme zur Seite aus, spüre, wie der Wind sie leicht nach hinten drückt. Ein tiefer Atemzug und ich fühle mich frei. So frei wie seit langem nicht mehr. Das Leben hat mir einen tiefen Blick in meine eigene Seele geschenkt und mir die Augen für eine Wahrheit geöffnet, die nur ich zu verstehen vermag. Denn es ist mein Leben. Meine Geschichte. Meine Vergangenheit.