Lebensfragen

Im Gefängnis namens Muttersein dennoch ein selbstbestimmtes Leben führen

„Kinder! Kinder! Immer dreht sich alles nur um Kinder!“ Ich schimpfte lautstark vor mich hin und versetzte dem vergessenen Spielzeug vor meinen Füßen wütend einen Tritt. Der Tag war lang gewesen, Mini und Maxi nun endlich im Bett, aber in mir drin tobte noch immer ein Sturm. Eine Mischung aus Frust, Resignation und dem unbändigen Wunsch nach Freiheit. Die Fremdbestimmtheit, der ich Zeit meines Mamaseins ausgeliefert bin, sie brachte mich mal wieder an den Rand des Wahnsinns. Mama hier, Mama da, für die Christine in mir blieb einfach kein Raum. Und das sollte jetzt die nächsten Jahre, womöglich bis zum Auszug der beiden Jungs, so weitergehen? Sollte ich ganz im Nebel meiner Selbst verschwinden, völlig in den Hintergrund gedrängt von dieser Rolle, dieser Last, namens Mutter?

Mama-Momente

Die Gezeiten des Mamaseins

Ich zog mir die Kapuze noch ein Stück tiefer ins Gesicht und versuchte, nicht auf die spitzesten Muscheln auf dem weißen Sandboden zu treten. Das Meerwasser war trotz des kurzen Regenschauers angenehm warm, so dass ich auf Gummistiefel verzichtet hatte und mir das erfrischende Nass über die nackten Füße spülen ließ. Gerade war Flut, keine Ebbe, wie das an der Nordsee eben alle sechs Stunden (genauer gesagt alle sechseinhalb Stunden) wechselt. Die Chancen stehen also fifty-fifty, wenn man über die Dünen späht und Richtung Ufer läuft. Ein bisschen ähnelt es meinem Gemütszustand mit der Mutterrolle, dachte ich bei mir. Heute war meine Bereitschaft, Mutter zu sein, da, genau wie die Flut. Gestern sah das Ganze noch anders aus.

Lebensfragen

Mein Brief an Mütter mit Wochenbettdepression

Liebe traurige Seele,

meine Zeilen gehen an dich, wenn du seit der Geburt deines Kindes keine Freude mehr empfindest. Du hattest dir das Mamasein ganz anders vorgestellt, eigentlich solltest du doch jetzt glücklich sein, oder? Warum fühlt es sich dann so leer an? Du bist erschöpft, von was genau weißt du manchmal gar nicht so recht.

Mama-Momente

Das letzte Mal… Sehnsucht nach kinderlosen Zeiten

Lauthals und wahrscheinlich mindestens genauso schief meine derzeitigen Lieblingssongs mitträllern – wann habe ich das eigentlich das letzte Mal gemacht? Ich bin allein, ich sitze in meinem Lieblingssessel, die quietschrosa Kopfhörer auf den Ohren und lausche den himmlischen Melodien, die mich weit wegtragen. Weg von meinen Sorgen, weg von meinem Alltag und vor allem weit weg von meiner Rolle als Mutter. Singen befreit Geist und Seele.

Lebensfragen

Manchmal

Manchmal hat ein Tag zu viele Stunden, eine Woche zu viele Tage, ein Jahr zu viele Sekunden. Du fragst dich, wo die Zeit geblieben ist, die du einmal nur für dich hattest. Als kein Kind deine permanente Aufmerksamkeit einforderte, keine Mutterpflichten dich in eine feste Alltagsstruktur zwangen. Die Zeit scheint verronnen, wie in einer Sanduhr.