Gesellschaft

Bereue ich die Mutterrolle, wenn mich der Alltag mit Kind stresst? Das Phänomen Regretting Motherhood und wen es häufig trifft

„Ich habe mit meinen Kindern auch mal einen schlechten Tag. Deswegen bereue ich doch nicht gleich die Mutterrolle!“ Als 2015 das erste Mal die Welle um Regretting Motherhood zu uns nach Deutschland schwappte, gab es viele empörte Stimmen, vor allem seitens glücklicher Mütter, die fanden, dass ein ziemlicher Hype veranstaltet wurde um „ein paar stressige Mama-Momente“. Bei mir war das anders, es traf den Nagel sogar ziemlich auf den Kopf. Der Mutterrolle entschwinden, mich noch einmal gegen das Mamawerden entscheiden, wenn ich könnte? Ja, damals hätte ich sofort zugestimmt! Und mit dem Begriff bekam ich endlich einen Namen für meine geheimsten Gedanken und Gefühle. Aber wo zieht man eigentlich die Grenze? Wann hat man als Mutter „nur“ schlechte Phasen und ab welchem Zeitpunkt spricht man von „Mutterrolle bereuen“?

Lebensfragen

Eine Entschuldigung tut gar nicht weh – Wenn Eltern Sätze sagen, die sie nicht sagen wollten

„Wenn du jetzt nicht mit dem Theater aufhörst, verkaufe ich dich an wildfremde Leute!“ Bäm! Da war er, der gefürchtete Satz. Dieser oder ein anderer von der Art Sprüche, die ich meinen Kindern niemals entgegenschleudern wollte. So Hirnrissige Ankündigungen, die man nicht mal im allergrößten Frust aussprechen möchte, selbst wenn man nicht mehr weiterweiß. Die man eigentlich nicht mal denken sollte. Androhungen, die man gewiss nicht durchsetzen würde, die mir jetzt aber über die Lippen kamen, weil ich dem Herrn Sohnemann mitteilen wollte, dass nun das Ende der Fahnenstange erreicht ist. Und jetzt hatte ich es verkackt.

Lebensfragen

Ist ab jetzt alles Friede, Freude, Eierkuchen?

Eine Mutter, die zuvor noch einen fast unhörbaren Seufzer des Unmuts hervorstieß, wenn das Wochenende nahte und nun mit einem Freudenschrei die Kinderzimmertüren aufreißt, um endlich zwei Tage am Stück mit ihren Kindern spielen zu können. Eine Mutter, die ohne Murren die Taschentuchfetzen aus Waschmaschine und nasser Wäsche befreit und dabei mit einem Lächeln auf den Lippen sagt: „So sind Kinder eben.“ Eine Mutter, die früher die Mutterrolle bereut hat und sich nun auf die Seite der zufrieden gurrenden Vollblutmamis geschlagen hat.

Mama-Momente

Die Straße der Freiheit

Die Wehmut traf mich wie ein Blitzschlag. Wahrscheinlich, weil mehrere Faktoren zusammenkamen, immerhin war es nicht die erste Autofahrt seit wir Kinder haben, weiß Gott nicht! Und dennoch, als wir die Autobahn entlangbrausten, vorbei an Raststätten, Maisfeldern und Lagerhallen, überkam sie mich wieder, die Sehnsucht nach alten Zeiten. Zeiten, in denen mein Mann und ich uns abends mit guter Musik ins Auto setzten und durch die schwach beleuchtete Gegend oder mithilfe von Straßenlaternen und bunten Neonröhren effektvoll in Szene gesetzte Großstädte kurvten. Die Straße war unser Symbol für Freiheit, ahnten wir doch damals noch nicht, wie schnell wir diese einmal verlassen würden.