Mama-Momente

Ein Stück zurückgewonnene Freiheit


Ich kam nach Hause und schaltete (dicht gefolgt von der Kaffeemaschine) als Erstes das Radio an. Pharrell Williams’ „Happy“ drang an mein Ohr und irgendwie hörte es sich heute noch ein wenig beschwingter und ausgelassener an. Kein Wunder, dies schien der perfekte Soundtrack für diesen besonderen Tag zu sein. Heute beginnt für mich und meinen Mini nämlich eine neue Ära:

Mein Zweijähriger besucht ab heute den „Fuchsbau“, eine Tageseinrichtung für eine kleine Gruppe von U3-Kindern, und was das für mich und meinen Terminkalender bedeutet, kannst du dir sicher vorstellen: Montag bis Freitag zwischen 9h und 14h ist dort zukünftig nichts eingetragen. Nichts. Nothing. Niente.

Okay, vielleicht mal ein Zahnarztbesuch oder der Treff mit der Freundin. Haushalt und Kochen brauche ich auch nicht zu notieren, das läuft selbstredend nebenher. Aber wo früher stressige Spielstunden mit dem Nachwuchs, und (noch viel früher) der Bürojob auf dem Programm standen, befinden sich jetzt weiße, unausgefüllte Kalenderblätter, die nur darauf warten, aus Langeweile mit Strichmännchen vollgekritzelt zu werden.

Ja, ich gebe es zu: Heute ist der Tag meiner zurückgewonnenen Freiheit. Zumindest halbtags. Bloggen, Lesen, für mich herum „krorsen“ – all das scheint jetzt wieder möglich. Oh, wie hatte ich diese „Für mich“-Zeiten vermisst! Drei Jahre Fremdbestimmtheit durch meine Kinder lösen sich plötzlich ein ganzes Stückchen auf. Nicht völlig, aber einen Großteil des Tages.

Nein, leicht fiel mir diese Entscheidung wirklich nicht. Immer wieder tauchte das Thema „Tagesmutter“ in den letzten Monaten und Jahren in meinem Kopf auf. Genauso oft schob ich es aber auch wieder bewusst zur Seite. „Rabenmutter!“ „Egoistin!“ Titel, die ich mir selbst oft genug auferlegte. Andere Frauen gehen in ihrer Mutterrolle doch schließlich auch voll und ganz auf – warum schaffst du das nicht? Es dauerte ziemlich lange, bis ich mir versöhnlich eingestehen konnte, dass ich einfach nicht „Die Anderen“ bin, sondern eine Mama, die mehr Sinn von ihrem Leben erwartet, als sich den ganzen Tag mit ihren Sprösslingen auf Kleinkindniveau zu bewegen.

Ein Stück zurückgewonnene Freiheit
An unserem Pärchenwochenende vor zwei Wochen ließ ich dann endlich den Gedanken los, nur dann eine perfekte Mutter zu sein, wenn ich von morgens bis abends die alleinige Bespaßerin meiner Söhne mimte. Mein Mann klatschte freudig in die Hände („Endlich denkst du mal an dich!“), als ich ihm meine Entscheidung mitteilte, neben Maxi (der ja bereits seit Anfang des Jahres den Kindergarten besucht) jetzt auch unseren Mini fremd betreuen zu lassen.

Von den Bedürfnissen meiner Kinder einmal ganz abgesehen: Minis leuchtende Augen, als ich ihm sagte, dass er jetzt auch bald in einen kleinen Kindergarten gehen dürfe, sprachen Bände! Was dann folgte, glich einem Wunder. Montag Erstkontakt mit dem Fuchsbau, per Zufall sofort den letzten freien Platz in der Einrichtung ergattert, Mittwoch Kennenlernen und Vertragsunterschrift, Freitag (sprich heute) erster Tag für Mini in seinem „Vor-Kindergarten“. Alles in einer Woche! Ich bin immer noch sprachlos und realisiere noch gar nicht wirklich, was für einen Sechser im Lotto ich da gezogen habe.

Aber zum Realisieren habe ich ja jetzt zukünftig genügend Zeit. Möglich, dass du bald einen lauten Aufschrei der Entzückung vernehmen wirst. Dann weißt du, dass es auch bei mir „Klick“ gemacht hat und ich mir der neuen Freiheit endgültig bewusst geworden bin. Bis dahin drehe ich Pharrell Williams noch einmal ein bisschen lauter und tanze völlig abgedreht durch die Wohnung. Gibt ja jetzt Niemanden hier, der sich über meine Performance kichernd auslassen könnte. „Because I’m happy…“

6 Gedanken zu „Ein Stück zurückgewonnene Freiheit“

  1. Frühlingskindermama sagt:

    Wow, wie toll! Ich freue mich wahnsinnig für euch! Was für ein kurioser Zufall. Genieße Deine freie Zeit und hole alles nach, was Du die letzten Jahre vermisst hast. Anfangs war es bei mir eine Mischung aus „wie ein wildes Hühnchen durch die Wohnung rennen und alles erledigen wollen“ und dann wieder „völlig gelähmt auf der Couch sitzen“. Ist normal. Die Stunden vergehen zwar schnell, aber schon das Wissen darum, dass es morgen wieder und übermorgen und jeden Tag so ist, gibt Kraft. Und meinen allergrößten Respekt, dass Du es so lange durchgehalten hast. Ich selbst hätte das nicht geschafft, allerdings haben wir ja auch keinerlei Entlastung hier.
    Wechselt er dann später noch in die Kita des großen Sohnes?
    Liebe Grüße und viel Spaß mit der Freiheit!

    1. Christine sagt:

      Danke dir!! Dann bin ich ja schon mal vorbereitet auf das was auf mich zukommt :)
      Ja, geplant ist es, dass er danach in die KiTa vom Bruder (oder im „schlimmsten“ Fall in eine andere, die das Jugendamt aus Platzgründen zuteilt) gehen soll. Auf jeden Fall wird das ein nahtloser Übergang, denn er kann hier im Fuchsbau so lange bleiben, bis er einen „richtigen“ Kiga-Platz hat. Das verschafft mir noch einmal eine gehörige Portion Erleichterung!
      Danke dir nochmal :)

  2. Sonja sagt:

    oh cool…. das hört sich alles ganz toll an.
    Dass es so unkompliziert geklappt hat wo man doch immer
    hört dass die Plätze über Jahre hinweg ausgebucht sind…
    schön dass ihr als Familie einen Weg gefunden habt der Euch
    alle glücklich macht – und der Dir Freiheiten zurück gibt :-)
    geniesse es…
    liebe Grüsse
    Sonja

    1. Christine sagt:

      Liebe Sonja,
      ich bin auch immer noch ganz baff, wie schnell das jetzt geklappt hat :)
      Und ich denke auch, dass es jetzt für uns alle hier ein kleines oder größeres Aufatmen gibt ;)
      Besten Dank für deine lieben Grüße!

  3. Katarina sagt:

    Wie witzig? Das ist nicht zufällig der Fuchsbau von Frau Elch und Lätti? In einer Wohnung, mit grünem Ikea „Grashalm“ Teppich?

    1. Christine sagt:

      Leider nein ;) Eigentlich hat „unser“ Fuchsbau auch einen anderen Namen; hab ihn nur der Anonymisierung halber so getauft.
      Den grünen Grashalm-Teppich von IKEA hatte ich selbst mal, auch wenn das jetzt offtopic ist und keinen interessieren wird…

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