Mama-Momente

Zeit mit meinen Kindern verbringen? Was mich daran so stresst

Donnerstag also. Ein ganz normaler Wochentag, nichts Besonderes, kein ungewöhnliches Ereignis, das stattfindet. Ich habe den Vormittag für mich, hole die Kinder um Vierzehn Uhr vom Kindergarten ab und verbringe mit ihnen Zeit bis halb Sechs, bis der Mann fertig ist mit Arbeiten. Ein Donnerstag wie immer. Es könnte auch ein Dienstag sein oder ein Mittwoch, wenn der Babysitter ausfällt. Und dennoch wird auch dieser Tag wieder eine Herausforderung für mich. Wie jeder gewöhnliche Alltag-Tag.

„Was machst du denn heute Schönes mit den Kindern?“ Die Standardfrage von meinem Mann, der mit der einen Hälfte seiner Gedanken noch bei seinem Frühstücksbrot verweilt und mit der anderen bereits an seinem Schreibtisch im Büro sitzt, lässt mich an guten Tagen das minutiös geplante Nachmittagsprogramm herunterrasseln. Spielplatz, Einkaufen, Hirsche im Wildpark füttern, Bücher vorlesen, solche Sachen.

Heute ist kein guter Tag. Zumindest noch nicht. Denn ich habe noch keinen Plan, was ich nachher mit meinen drei- und vierjährigen Söhnen anstellen könnte. Und solange das nicht klar ist, bin ich noch deutlich unentspannt. Selbst an meinem freien Vormittag! Denn jetzt habe ich sechs Stunden Zeit zum Grübeln, was ich in den drei Stunden nachmittags anstellen könnte. In den letzten vier, fast fünf Jahren gab es im Grunde keinen Tag, der nicht vormittags schon in meinem Kopf durchgespielt wurde. 365 Tage im Jahr rund um die Uhr durchplanen: Das ist manchmal ganz schön anstrengend!

Wie oft sehne ich mich danach, einfach mal mit meinen Kindern in den Tag zu leben.
Und doch weiß ich, dass dies Gift für meine Nerven wäre.

Zeit mit meinen Kindern verbringen? Was mich daran so stresstEin unvorbereiteter Tag mit meinen Kindern macht mich nervös. Weil jede Minute, ach was sage ich: Sekunde, die meine Kinder ohne Beschäftigung sind, Genörgel, Gezappel und quengeliges Hin- und Herrutschen auslöst. „Mama, was machen wir jetzt?“ „Mama, mir ist langweilig!“ Solche Sätze, gepaart mit einer genervten Stimmlage bringen mich augenblicklich in einen Zustand der Unruhe, aus dem ich nur schwer wieder herausfinde. Und dann meistens auch nicht, ohne irgendeinen kleinen oder größeren Wutanfall.

Ja, ich gebe es zu: Die Zappeligkeit meiner Kinder macht mich hochgradig nervös und katapultiert meinen Puls ganz weit nach oben. Das hohe Energieniveau meiner Jungs lässt auch mich binnen kürzester Zeit nicht mehr stillsitzen.

Weshalb auch ich in der Gegenwart meiner Kinder immer in Bewegung bin. Dann ertappe ich mich dabei, wie ich die Spülmaschine ausräume, zum dritten Mal über die saubere Arbeitsplatte wische oder sinnlos Sachen von A nach B trage, obwohl schon alles aufgeräumt ist. Die Unruhe meiner Kinder steckt mich tatsächlich an. Auch, wenn ich den Spieß am Liebsten umdrehen, ihnen meine Ruhe vermitteln und sie somit runterholen würde. Es klappt nicht. Ein Umstand, der meine Aktivitäten mit den Kindern meistens nach Draußen verlagert. Denn in geordneter Bewegung können wir scheinbar alle wieder zu mehr Struktur finden.

„Mama, was machen wir heute?“ begrüßt mich mein ältester Sohn also logischerweise regelmäßig, sobald ich mittags den Kindergarten betrete. Und nachdem Frau Neumeier, seine Erzieherin, diese Frage zum X-ten Mal mitbekommen hatte, entgegnete sie Maxi leicht entnervt: „Muss man denn jeden Tag etwas machen?!“ Und konnte es kaum glauben, als ich zur Bestätigung wild nickte.

Zeit mit meinen Kindern verbringen? Was mich daran so stresstKein Wunder, derlei Nachfragen bei ihren Eltern hatte ich von anderen Kindern auch noch nie in dem Ausmaß aufgeschnappt. Du findest mich nachmittags also vor allem irgendwo da Draußen. Bloß nicht Zeit mit den Kindern in der Wohnung verbringen, wo selbst hundert Quadratmeter manchmal beengender sein können als ein Hamsterkäfig. Wo sich alle nur auf den Füßen herumtrampeln und sich gegenseitig auf die Nerven gehen.

Wenn ich alleine bin, reichen mir die hundert Quadratmeter. Da kann ich es selbst mehrere Stunden am Stück auf nur vier davon locker aushalten. Weil Niemand neben mir nervös von einem Fuß auf den Anderen tritt, Tobsuchtsanfälle bekommt oder aus Spaß an der Freude am Pullover des Bruders zupft. Wenn ich alleine bin, kann ich die Ruhe selbst sein und die ganze Umgebung um mich herum in diese Wolke der Ruhe einhüllen. Sobald meine Kinder einen Fuß in die Tür setzen, ist es mit der Ruhe dahin. Auch meine Eigene betreffend.

In den Frühjahrs- und Sommermonaten fällt es mir entsprechend leicht, die Nachmittage mit meinen Söhnen zu organisieren. Eigentlich reicht eine Tasche voller Sandspielzeug, Wechselwäsche und genügend zu Essen, um sie stundenlang auf einem Spielplatz oder Waldausflug zufrieden stellen und meine eigene Ruhe behalten zu können. Da Draußen kommt kein „Mama, mir ist langweilig“ oder „Was machen wir jetzt?“.

Zeit mit meinen Kindern verbringen? Was mich daran so stresstJetzt werden die Tage kürzer (und es hört bis Heilig Abend nicht auf mit dem noch-kürzer-werden) und es ist deutlich ungemütlicher Draußen. Selbst an Regenfreien Tagen mag man nicht länger als ein Stündchen auf dem Spielplatz frieren und nach Vier Uhr kann sich im Wald nur noch aufhalten, wer starke Nerven und eine Taschenlampe dabei hat.

Herbst und Winter dienen der Einkehr. Sowohl innerlich, als auch äußerlich. Für mich als Frau eigentlich ein himmlischer Zustand.
Für mich als Mutter eine tägliche Herausforderung.

Ich bewundere all die Mütter, die sich einfach auf die Couch setzen, gemeinsam und spontan mit ihrem Nachwuchs den nächsten Tagespunkt planen und es schaffen, das Gehampel ihrer Kinder neben ihnen gekonnt zu ignorieren. Vielleicht fällt es manchen von ihnen nicht mal auf. Beneidenswert! Das würde ich auch gerne können.

Aber nach über fast fünf Jahren weiß ich inzwischen, dass mir das nicht einfach so gelingen wird. Vielleicht ist es auch gar nicht möglich.

Also bleibe ich wohl erst einmal dabei, die Nachmittage mit den Kindern auch bei ungemütlichem Wetter fernab der Wohnung zu verbringen. Zum Wohle aller. Dann siehst du uns Kastanien vom nassen Waldboden aufheben, mit Regenschirmen bewaffnet die Hirsche im Wildpark füttern oder zum soundsovielten Male Kerzen im IKEA kaufen. Letzteres für die gemütlichen Stunden zuhause. Sobald die Kinder im Bett sind und Niemand mehr durchs Wohnzimmer hampelt.

15 Gedanken zu „Zeit mit meinen Kindern verbringen? Was mich daran so stresst“

  1. Susann sagt:

    Danke. Einfach nur Danke.

    1. Christine sagt:

      :-)

  2. Claudi sagt:

    Ich fühle jedes Wortes von dir! Mir geht es auch so! Und ich fühle mich als „sensible“ immer wieder so alleine! :(

    1. Christine sagt:

      Liebe Claudi,

      es berührt mich zu lesen, dass du dich in jedem meiner Worte wiederfindest! Und ich wünsche dir von Herzen, dass du bald mehr Verständnis aus deinem unmittelbaren Umfeld erhältst, so dass du dich mit deiner Sensibilität nicht immer so alleine fühlst.
      Hier findest du auf jeden Fall viel davon!
      Sei herzlich Willkommen und fühl dich wohl auf meinem Mama-Blog! In der Küche findest du frisch aufgebrühten Tee :)

  3. Sandra sagt:

    Ja hier auch! Um 9 Uhr morgens werden mir die Schuhe gebracht und dann bitte Action!
    Im Haus dauert keine Beschäftigung länger als 10 min bevor was neues geboten werden sollte…

    1. Christine sagt:

      Ich frage mich die ganze Zeit, was du bereits bis 9h an Action schon hinter dir hast ;-)
      Das mit den zehn Minuten kenne ich nur zu gut, es sei denn, es gibt neues Spielzeug. Aber das kann ich ja nicht täglich bieten… Ich kann dir leider nicht versprechen, dass sich das in den nächsten ein, zwei Jahren grundsätzlich bessern wird…

      Liebe Grüße
      Christine

  4. Daniela sagt:

    Liebe Christine,
    mir geht es ähnlich. Seit die Maus keinen Mittagsschlaf mehr macht, bekomme ich an jedem Wochenende mit Regentagen schon morgens die Panik.
    Schon seltsam, denn wenn es um meinen Berufsalltag geht, weiß ich genau, was ich tun kann, um meine Kita-Kinder zu beschäftigen. Das stresst mich auch nicht… Aber 2 Wochen Schließzeit oder ein ganzes Wochenende mit schlechtem Wetter sind der Horror.

    Liebe Grüße
    Daniela

    1. Christine sagt:

      Liebe Daniela,

      interessant, wie das Wissen um die fehlende Mittagspause schon morgens Panik bei uns auslöst, hm? :)
      Das habe ich übrigens schon öfter gehört, dass Viele im Job in der gleichen oder ähnlichen Situation sofort wissen, wie sie handeln können, aber zuhause völlig auf dem Schlauch stehen. Ich werde in den Weihnachtsferien verstärkt an dich denken!! ;-)

      Lieben Gruß
      Christine

  5. NURGÜL sagt:

    Hallo..
    Habe einen Sohn der 16 Monate alt ist ..
    Seit meiner Schwangerschaft habe ich wieder schwere Depressionen..
    Suche wertvolle Tipps was meinen Alltag erleichtert.

    Liebe Grüße
    nurgül

    1. Christine sagt:

      Hallo liebe Nurgül,

      sei willkommen auf meinem Blog! Danke, dass du so offen zu uns sprichst! Es tut mir leid zu hören, was du gerade durchmachst. Vielleicht helfen dir die Links auf meiner Seite Postpartale Depressionen schon ein wenig weiter? Das Forum „Schatten und Licht“ kann ich dir wärmstens empfehlen, dort findest du sicherlich auch viele Betroffene, die dir Tipps für den Alltag geben können.
      Hast du nahestehende Freunde oder Familienmitglieder, die von deiner Depression wissen und die dich unterstützen können?
      Sei lieb gegrüßt und fühle dich umarmt, wenn du magst ♥

  6. Jannette sagt:

    Hallo Christine.
    Gestern habe ich mich getraut die Worte : „mein Kind macht mich nervös“ zu googeln.
    Nach Monaten mit Gastritis habe ich mir die Frage gestellt warum ich Abends weniger Magenprobleme habe. Dann wenn meine Tochter schläft.
    Ein Hinweis mit deinem Blog erschien und ich bin erstaunt und erleichtert das es nicht wenige sind denen es auch so geht wie mir. Überraschend finde ich auch den Zusammenhang mit der Hochsensibilität von der ich bei mir erst seit 3 Monaten weiß.
    Ich finde deinen Blog klasse und bewundere deine Ehrlichkeit und freue mich das du deine Gefühle und Erlebnisse mit anderen teilst. Danke!
    Ich habe dich direkt abonniert.

    1. Christine sagt:

      Hallo liebe Jannette,

      ich freue mich, dass du zu mir gefunden hast und dich hier wohlfühlst, aber noch mehr, dass du dich getraut hast, die Worte „mein Kind macht mich nervös“ in deinem Kopf zu formulieren (und niederzutippen). Es ist keine Schande, auch negative Gefühle im Umgang mit seinen Kindern zu fühlen, sondern viel natürlicher, als die Gesellschaft uns das immer versucht, vorzumachen.
      Danke, dass ich dir bald auch per Mail schreiben darf :)
      Liebe Grüße und sei herzlich willkommen!
      Christine

  7. Helene sagt:

    Hallo,
    darf ich fragen wie es Dir Jahre später so geht mit Deinen Kids?
    LG

  8. Nadine sagt:

    Hallo,

    Danke.Danke.Es tut mir gut ,zu lesen,dass es noch so jemand gibt wie mich.
    Ich weiß um meine Hochsensibilität Bescheid, doch trotzdem weiß ich keinen rechten Weg ,wie ich den langen Weg mit meinen zwei aufgeweckten, kleinen Buben durchstehen kann.
    Dazu habe ich noch einen nervösen,stressigen Mann,dass die Sache nicht leichter macht.

    Ich liebe meine Kinder über alles.Aber dieses Laute,das Gezappel und vor allem der Streit,das macht mich wahnsinnig,unruhig,nervös.

    Ich unternehme ebenfalls viel mit Beiden.
    Doch dann ist die andre Seite,dass das ständige Zusammenpacken,Aufräumen, die vielen Reize außer Haus mich auf Dauer auch stressen.Ich bin ziemlich reiz offen und ohne Kinder eigentlich am liebsten Zuhause. Leider haben wir auch nur eine kleine Wohnung, keine Großeltern in der Nähe.

    Ich bin für jeden Tipp dankbar.

    Wird es mit zunehmendem Alter der Kinder vielleicht besser?

    Lg,Nadine

  9. Johanna sagt:

    Hach, mir geht es seit Jahren genauso – meine beiden Jungs sind mittlerweile 7 und 10.
    Ich liebe sie über alles, aber sie bringen mich fast jeden Tag an meine Grenzen. Diese ständige Unruhe, rein -raus, dies, das… Das Geschrei beim Streiten oder Spaß haben… es ist echt anstrengend… vor allem in den Ferien, wenn es kein festes Programm gibt.
    Sie sind halt quicklebendig und Jungs, aber ich könnte auch einen Tipp gebrauchen wie ich damit umgehen soll.

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