Lieber Mini, lieber Maxi,
ein Genörgel zu viel, ein Krach zu laut, ein Gekreische zu lang. Und mitten im Chaos eine Mutter, die nervlich eh schon angeschlagen ist. Vielleicht hat sie zu schlecht geschlafen, vielleicht trägt sie noch Altlasten vom Vortag mit sich herum, vielleicht nervt sie der Dauerregen vorm Fenster mitten im August. Oder es kommt alles zusammen. Ich weiß es nicht. Dann macht sie aus jeder Mücke einen Elefanten, legt alles auf die Goldwaage und hat die dünnsten Nerven, die man als Mama nur haben kann. Es sind Tage wie heute, die mir die Tränen in meine Augen steigen lassen. Denn ihr kriegt meine Laune ab.
Okay, ihr macht es eurer Mutter auch nicht immer leicht. Wenn aufgestellte Verbote mit einem Grinsen im Gesicht wieder und wieder missachtet werden, ist es für Mama manchmal schwer, innerlich ruhig zu bleiben und bis zehn zu zählen. Dann werde ich auch mal unfair und schimpfe schon bei „fünf“ und das Ganze ein bisschen lauter. An Tagen wie diesem ist meine Haut ein wenig dünner, als ob Jemand ein Schutzschild entfernt hätte, an dem Nörgeleien von euch sonst müheloser abprallen.
Schön ist das nicht, wenn man innerlich nicht ganz bei sich ist. Aber mitten im Chaos kann auch die beste Mutter schwer zu sich finden, innerlich zur Ruhe kommen und an Alles gelassener herangehen. Das klingt wie eine Rechtfertigung, dabei soll es schlicht eine traurige Feststellung sein. Der Mensch ist keine Maschine, lebt von und mit wechselnden Stimmungen. Niemand kann immer nur fröhlich und mit einer Engelsgeduld durch den Tag gehen. Außer vielleicht Mönche in tibetischen Klöstern, aber das sind auch keine Mütter mit quengeligen, ungeduldigen Kleinkindern an beiden Händen.
Logisch also, dass vor allem Mamas über kurz oder lang an ihre Grenzen kommen. Laut werden, obwohl sie es nicht wollen, ungerecht handeln und es hinterher bereuen. Dann sitzt da eine Mama wie ich niedergeschlagen auf dem Sofa, macht sich Vorwürfe und versucht, schnell wieder zu sich zu finden. Viel Zeit hat sie nicht, schließlich schlafen die Kinder nicht ewig, wollen gleich wieder eine Mutter vor sich haben, die wieder hundertprozentig bei sich ist und wohlwollend auf sie zugeht. Ich wünsche mir das auch. Für mich, aber vor allem für euch, meine Kleinen!
Ihr seid noch so jung, versteht noch nicht, warum Mama manchmal gereizt ist und überreagiert. Ich wünsche mir, dass unsere guten Momente miteinander überwiegen. Dass ihr wisst, dass ich immer für euch da bin und euch sehr lieb habe! Auch, wenn ich an meine Grenzen komme. Ich werde mir jetzt eine kleine Auszeit für mich nehmen. Etwas Schönes für mich tun. Musik hören, in anderen Mama Blogs lesen, den Blümchen auf unserem Balkon beim Wachsen zusehen. Und gleich dann hoffentlich ganz entspannt wieder auf euch zugehen. Ich verspreche euch, dass ich alles dafür tun werde!
Eure Mama
Pia sagt:
Respekt für diesen Brief. Mini und Maxi verstehen das wahrscheinlich noch nicht, aber ich finde es super, dass du ihnen erklärst warum es so ist wie es ist. Ich glaube sie vergeben dir und haben dich trotzdem gaaaaanz doll lieb. Egal ob du mal unfaire oder lauter wirst, sie lieben ihr Mama.