Mama-Momente

Warum ich meine Kinder manchmal auf den Mond schießen könnte

Liebes Universum,

wie du sicher noch weißt, hast du mir vor knapp 3 und 2 Jahren zwei Söhne anvertraut. Damit schlossen sich für mich ein paar Türen im Leben, aber es gingen auch ein paar Fenster auf. Aus denen ist es manchmal wirklich schwer, herauszuklettern. Für mich jedenfalls. Mini und Maxi hätten damit sicher kein Problem.

Mühelos bekommen sie inzwischen die Kindersicherungen an den Küchenschubladen auf (und wieder zu), überwinden physikalische Gesetze, indem sie viel zu große Bauklötze durch kleine Flaschenöffnungen schieben (und Keiner sie wieder raus bekommt) und rauben ihrer Mutter liebend gerne die Nerven, indem sie aufgestellte Verbote mit einem unverschämten Grinsen im Gesicht ignorieren. Manchmal wünsche ich mir meine Kinder an einen Ort, an dem ich sie nicht hören und sehen muss, sie mir aber beim Aufräumen des ganzen Chaos hier zusehen dürfen. Sind zwei Plätze auf dem Mond bei dir heute Nachmittag zufällig noch frei?

Ich gebe zu, meine Nerven sind sicherlich dünner als die von manch anderen Müttern. Ich bin weniger tolerant, was meine Schmerzgrenze betrifft, denn die ist schnell überschritten. Ich mag zum Beispiel Ordnung gerne. Und heile Spielsachen, die auch noch nach zwei Stunden Wochen funktionieren. Ich mag Stille. Und geistreiche Konversationen bei Tisch. Okay, okay, ich habe es nach drei Jahren langsam begriffen, dass Kinder da ganz anders ticken. Die haben noch keinen (oder einen anderen) Sinn für Ordnung, reißen im neuen Bilderbuch als Erstes die geheimen Klappen zum Öffnen ab, toben mit einer Lautstärke von 100 Dezibel durch die Wohnung und begrüßen einen morgens als Erstes mit der Info, dass sie Fleischwurst auf ihrem Brot wünschen. Und zwar sofort!

Ist ja alles schön und gut, aber muss es 24 Stunden am Tag sein? Für eine Weile machen meine Nerven das ja mit. Auch, wenn mein inneres Empfinden beim Anblick der zertrampelten Bücher laut aufjault, kann ich mich inzwischen damit arrangieren, dass es die Bücher meiner Kinder sind und sie damit machen können, was sie wollen. Das war auch nicht immer so. Glaube mir, ich habe etliche Wochen damit verbracht, Mini und Maxi beizubringen, dass Bücher zum Angucken und nicht zum Zernagen, Auseinanderreißen oder als Wurfgeschoss zu benutzen sind.

Etwa drei Wochen ist mein (zugegeben sehr anstrengender) Plan aufgegangen. Und dann kam der Tag, an dem mein Ältester sich heimlich, still und leise mit dem schönsten aller Lesewerke aufs Sofa verkrümelte und seelenruhig jede Seite herausriss. Ein schwarzer Tag für meine Mutterseele.Warum ich meine Kinder manchmal auf den Mond schießen könnte

Wozu die ganzen Regeln, wenn sie ja doch nicht befolgt werden? Resigniert muss ich feststellen, dass Kinder anscheinend in dem Alter noch keinen Sinn dafür haben, etwas wertvoll genug zu finden, dass man es liebevoll benutzt. Selbst der Lieblingsteddy wird mit Schwung in die Ecke gepfeffert oder fröhlich dessen Nase abgebissen. Ehrlich gesagt halte ich es manchmal nur schwer aus, die Kinder mit ihren Sachen anstellen zu lassen, was sie wollen. Ich kann da nicht hingucken.

Aber Aufregen bringt auch nur primär was. Hohen Blutdruck vor allem und den kann ich auf Dauer auch nicht gebrauchen. Wie lange muss ich diesen Zustand hier noch aushalten? Bis zur Pubertät oder gar bis zu ihrem Rausschmiss Auszug? Wann kann ich nach 10 Minuten göttlicher Stille im Kinderzimmer hineingehen, nur um festzustellen, dass kein Quatsch und Blödsinn getrieben wurde? Wann darf ich mich mal zurücklehnen und darauf vertrauen, dass die Kinder alt genug sind um zu wissen, dass es nicht gerade die beste Idee ist, die Wundcreme an die Wand und in die Haare des Bruders zu schmieren? Die Klorolle einfach mal auf der Ablage liegen bleiben darf? Keine Kastanien die Düse vom Staubsauger verstopfen?

Liebes Universum, wenn du eine zufriedenstellende Antwort oder wahlweise eine dicke Portion Gelassenheit für mich hast, sag mir Bescheid. Du findest mich hier zwischen Waschmaschine und umgekippten Trinkbechern. Wenn die Sonne untergeht, darfst du mir auch gerne meine Jungs mit dem Sternenexpress vom Mond zurück und direkt ins frischbezogene Bett schicken.

4 Gedanken zu „Warum ich meine Kinder manchmal auf den Mond schießen könnte“

  1. Mina sagt:

    Hallo!
    Ich hatte mich etwas rar gemacht und dabei deinen Blog wirklich vermiest! Ich mag es sehr, wie du schreibst und vor allem was du so alles niedertippst. Muss mich ranhalten und ein bisschen was nachholen, wird wieder eine schöne Abendbeschäftigung, deine letzten Beiträge durch zu lesen ;)

    Liebe Grüße
    aus dem HeldenNest

    1. Christine sagt:

      Liebe Mina,

      ich habe dich ehrlich gesagt auch vermisst und hoffe, dass es dir gut geht! Freue mich, dass du wieder mitliest :)
      Sei lieb gegrüßt
      Christine

  2. Rosalie sagt:

    Ja äh, kann ich mich nur anschließen. Soll aber besser werden – so in 10-30 Jahren, versicherte mir meine Mutter. Nur, dass dann statt ausgerissene Seiten irgendwoher fiese Kratzer und Beulen in Mamas Auto kommen. Keiner weiß woher…

    1. Christine sagt:

      Liebe Rosalie,

      ich weiß nicht so recht, ob mich das jetzt beruhigt… ;-)
      Christine

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