Manchmal muss ich wirklich anfangen zu lachen, wenn ich merke, wie naiv ich früher doch war und heute manchmal noch bin. Ich meine die Zeiten als kinderlose Frau, in der man sich die Zukunft mit dem Familiennachwuchs bildlich vorstellt. „Oh ja, der Herbst wird total schön! Stell dir nur mal vor, wie wir mit den Kindern durch den Laubbedeckten Wald spazieren und mit einem Lächeln auf den Lippen Kastanien einsammeln, aus denen wir dann Zuhause anschließend Kastanienmännchen basteln.“
Beliebt war auch unsere Vorstellung vom ersten Zoobesuch, bei dem die Kinder in unserer Phantasie voller Ehrfurcht vor den Elefanten stehen und den Löwen bei der Fütterung zujubeln würden. In diesem September haben wir beide Aktionen zum ersten Mal durchgeführt und du wärst nicht auf meinem Mama Blog, wenn du nicht jetzt schon ahnen könntest, dass Vorstellung und Realität ein wenig auseinander gedriftet sind. Aber der Reihe nach.
Es war ein kalter, aber sonniger Freitagnachmittag gewesen, an dem ich beschloss, den Waldspaziergang Richtung große Kastanienallee zu lenken. Bisher hatte ich weder mit Mini noch mit Maxi dem täglichen Spaziergang einen tieferen Sinn gegeben, sprich, eine Aufgabe in Form von „Einsammeln und mitnehmen“ angekündigt. Jetzt war es herbstlich genug, dass genug Kastanien herumliegen könnten und zumindest unser Ältester alt genug, um zu verstehen, was ich mir von dem Spaziergang erhoffte. Dachte ich. Doch statt der Kastanien, die zuhauf am Boden lagen, interessierte Maxi sich vielmehr für den Jägerhochstand am Wegesrand.
Während Mama laut und unüberhörbar „Seht mal Kinder, noch so eine schöne Kastaniäää“ vom Waldboden aus hockend Richtung Nachwuchs trällerte, in der Hoffnung, doch noch Jemanden für die braunen Früchte begeistern zu können, inspizierte Mini viel lieber die Bremsen am Buggy und hatte Maxi –schwuppdiwupp- die wackelige Holzleiter erklommen, um plötzlich gefühlte fünf Meter über der Erde zu stehen. Ich malte mir schon den ersten Krankenhausaufenthalt aus, in dem der Oberarzt mit hochgezogenen Augenbrauen fragend ein „Soso, Sie waren also Kastanien sammeln….“ Richtung Mama geben würde, neben ihm das Kind mit zwei gebrochenen Armen und Beinen liegend.
Trotz vielen Protestgebrülls vom Kletterkind, tat er seiner Mutter doch noch den Gefallen und stieg wieder hinab, noch bevor ich das Handy für den Notruf herauskramen musste. Nach weiteren frustrierten zehn Minuten, in denen ich vor allem damit beschäftigt war, Streitereien um jede gefundene Kastanie zu schlichten und Mini davon abhielt, die Kastanientüte mit Dreck und Würmern zu bereichern, traten wir den Rückweg an, auf dem sowieso viel spannendere Stöcke und Steine warteten.
Im Zoo war es ähnlich. Nicht, dass wir nur 10 Minuten da geblieben wären, obwohl mein Mann und ich uns auch diesmal schon bei den Jungs auf ein niedrigeres Level an Begeisterung für die Sache an sich eingestellt hatten. Für das erste Mal fremde Tiere im Gehege begucken überraschten mich die Kinder tatsächlich auch mit Durchhaltevermögen, wie ich es mir nicht hätte vorstellen können. Ganze vier Stunden blieben wir im Zoo, wenn man eine Stunde Spielplatz und die Wege von A nach B mal abzieht.
Dass die Seehunde spannender waren als schlafende Tiger und das Baden der Elefantenfamilie mehr Beachtung erhielt als versteckte Geckos im Terrarium, versteht sich von selbst und geht Mama heute auch noch so. Ansonsten waren bei Mini und Maxi vor allem abgezäunte Wege, Gullideckel und Mitarbeitertüren, auf denen „Durchgang verboten“ steht das Interesse der Wahl.
Fazit: Für den quengeligen Mini war der Zoobesuch eindeutig noch zu früh. Und auch bei Maxi lohnt sich noch keine Dauerkarte. Zumindest sind mir 12 Euro pro Spielplatzbesuch auf Dauer dann doch etwas zu teuer. Und Gullideckel können wir auch vor der Haustür begucken. Kastanien reinschmeißen macht bestimmt auch furchtbar Spaß.