Mama-Momente

Krach existiert nur, wenn die Kinder schlafen

Unsere Wohnung ist ein Minenfeld. Zumindest wenn unsere Kinder schlafen. Dann wird Alles, was nicht in Watte gepackt wurde, zur potentiellen Lärmquelle und ist somit eine Gefahr für die wohlverdiente Ruhepause. Wenn der Postmann zweimal klingelt, der Nachbar den Laubpuster aus der Gartenlaube holt und man selber unbedacht auf die Quietscheente tritt, dann weiß man: Es ist wieder Kinder-Schlafenszeit.

Zu keiner anderen Stunde erreichen Stecknadeln, die auf den Boden fallen, eine gefühlte Lautstärke von bis zu 120 Dezibel (was mit der eines Presslufthammers zu vergleichen ist). Und wie alle Eltern wissen, gibt es unterschiedliche Schlaftiefen. Und gerade tagsüber sind diese eher flacher. Da kann es gut sein, dass man endlich erschöpft die Beine hochlegt, weil der Sohn nach langem Hin und Her Gott sei Dank eingeschlafen ist, nur um zwei Minuten später hochzuschrecken, weil der Krankenwagen mit Tatütata am Haus vorbeifährt.

Dieses Lärm-Phänomen kommt übrigens nur in Haushalten vor, in denen Kleinkinder ihr wohlverdientes (Mittags-) Schläfchen halten sollen (Kinderlose erkennst du daran, dass sich Besagte weiterhin in Zimmerlautstärke mit dir unterhalten, während du ständig flüsternd mahnst und warnst, dass der Nachwuchs nebenan wie eine Zeitbombe tickend liegt und nur auf die Explosion wartet). Ein kleines Geräusch zu geräuschvoll nämlich und schon ist nix mehr mit Schlafen. Dann springen Mini und Maxi wieder im Bett herum und erfreuen sich am Wach-Sein. Nur sind sie da die Einzigen, die sich freuen. Denn mit Wieder-Einschlafen ist dann nichts mehr.

Wenn mich früher Jemand aufgeklärt hätte, wie empfindsam ich einmal werden würde, was Geräusche und deren Auswirkungen angeht, ich hätte schallend gelacht. Heute würde ich gerade noch ein Grinsen ins Gesicht bekommen, weil das deutlich leiser von Statten geht. Als Kinderloser hat man nämlich keine Ahnung von dem, was Einen mal erwartet: Hindernislaufen um Bauklötze herum, Pesto-Saucen-Mixen im Schlafzimmer, weil sich die Küche zu nah am Kinderbett befindet, Auswendiglernen der knarzenden Parkettbretter, usw. usw.

Du wirst sicher unbeeindruckt nicken, weil du weißt, dass ich all das schon selbst erlebt habe und kannst mir garantiert eigene Horror-Szenarien aus deinem Leben mitteilen. Mein persönlicher Höhepunkt in punkto Lärm-Vermeiden der Kinder wegen trat im Sommerurlaub in Kraft: Die Ferienwohnung war räumlich anders aufgeteilt als vorher gedacht und so musste Mini’s Schlafstätte kurzerhand ins Badezimmer umquartiert werden. Abend für Abend rollten wir sein Kinderbett in die großzügige Nasszelle, auf dass alle Familienmitglieder zu ihrem wohlverdienten Schlaf kamen.

Leider bedeutete das für uns Eltern auch: Waschen und letzter Klogang um 18.30h. Denn wer will schon nachts um halb elf mit Zähneputzen und Toilettenspülung ein quengeliges Kind riskieren? Obendrauf wird man ja mit der Zeit paranoid und baut sich sinnbildlich die Eierkartons ums Kinderzimmer und die Wattebäuschchen unter die Fußsohlen. Glasflaschen werden wie Mikadostäbe aus dem Kühlschrank balanciert, während die Situation garantiert klirrend und scheppernd endet. Immer, wenn ich nämlich versuche, etwas besonders leise zu machen, wird es mit allergrößter Sicherheit zum lauten Fiasko.

Zum Glück geht es aber auch umgekehrt. Dann nämlich, wenn die Eltern die Horrornacht der Nächte nicht vermeiden können und plötzlich positiv überrascht werden: Silvester, wenn unter Maxi’s Fenster ein Böller nach dem Nächsten hochgeht und das Kind friedlich durchschläft, als wäre nichts gewesen oder sich ein sonst so schreckhafter Mini unbeeindruckt zeigt, während Hagel, Blitz und Donner auf das Dachfenster über seinem Kopf niederprasseln. Dann zittern nur Mama und Papa bei jedem Knall.

Was auch nicht viel besser ist, denn schlafen kann man beim Zittern nicht. So bleibt uns nur übrig, der nächsten Silvesternacht etwas gelassener entgegen zu gehen und den Naturgeräuschen zu vertrauen, dass sie unsere Kinder auch in Zukunft schlafen lassen. Nur gegen den alltäglichen Wahnsinn sind wir weiterhin machtlos: Heute wurden wir schon auf die nächste Lärm-Attacke vorbereitet. Bei unseren Nachbarn wird das Badezimmer renoviert. Geschätzte Baustellendauer: Vier Wochen. Garantierte Bohrmaschinen-Raushol-Stunde: Mittags, wenn Mini und Maxi gerade eingeschlummert sind.

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