Vor ein paar Tagen hatte mein Mann unser Auto über Nacht unter eine Reihe von Bäumen gestellt. Du kannst dir kaum vorstellen, wie unser eh schon dreckiger Wagen am nächsten Morgen aussah. Ich habe bewusst auf ein Beweisfoto für den Mama Blog verzichtet, aber soviel sei gesagt: Es hätte Stunden gedauert, alle einzelnen Vogelkleckse zu zählen.
Um Nachbarn und Vorbeifahrenden nicht das Gefühl zu geben, wir hätten einen Transporter des städtischen Zoos gemietet, hieß es also kurzerhand: „Ab durch die Waschstraße!“. Eine spaßige Angelegenheit, die wir auch Mini und Maxi nicht vorenthalten wollten. Anscheinend waren wir aber schon lange lange, lange… nicht mehr in der überdimensionalen Waschmaschine zum Durchfahren gewesen, denn beide Kinder saßen verschreckt und heulend in ihre Sitze gedrückt, sobald die riesigen Bürsten und lautstarken Wasserfontänen sich näherten. Ein Anblick, der mir das Herz brach.
Vor allem Maxi ist gerade in einer Phase angekommen, in der er vor vielen lauten Geräuschen Angst hat. Ob Mixer, Staubsauger, Haartrockner von Mama oder Rasenmäher der Nachbarn. Da kommt dann schon mal ein „Tür. Zu. Machen.“, sobald ich mit frisch gewaschenen Haaren auf den Fön zusteuere. Die Wohnzimmercouch wird zur obligatorischen Rettungsinsel auserkoren, von der aus Maxi, Teddy und Bär kritisch beäugen, ob die Mama auch nicht zu nahe mit dem Staubsauger vorbeifährt. Und geplante Spazierwege sind gefährdet, abgebrochen zu werden, wenn aus der angesteuerten Richtung ein elektrisches Motorengeräusch ertönt. Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, weiß ich genau, von wem er das hat.
Meine Oma Elli brauchte nur den Handstaubsauger aus seinem Versteck zu holen, um mal eben zwischen den Fugen ein paar Krümel wegzusaugen, und schon hatte ich mich mit drei Sätzen auf dem Sessel in Sicherheit gebracht. Luftballons-Kaputt-Schlagen auf Kindergartenfesten war für mich kein fröhlicher Freizeitspaß, sondern die Lärmhölle schlechthin und Folter für meine hochempfindlichen Ohren.
Die Tatsache an sich, dass Maxi Angst vor Geräuschen hat, finde ich nicht schlimm. Schließlich hat a) Jeder ein subjektives Verständnis von Lautstärke und dem Empfinden von Lärm und b) haben kleine Kinder noch keinen Erfahrungsschatz, was gefährlich im Leben ist und was nicht. Gruselig wird es also erst, wenn Dritte ihren Senf dazugeben und die Ängste der Kleinen nicht ernst nehmen, sondern womöglich noch ins Lächerliche ziehen: „Was? Davor hast du Angst? Das ist doch nicht laut!“ „Nun stell dich mal nicht so an, das ist doch nur ein XXX (hier ist Platz für Kinderohrenfeindliche Geräuschquellen oder andere Monster)“. Ich jedenfalls hätte mich damals sehr gefreut, wenn ich im Kindergarten nicht zu diesem –für mich- dämlichen Spiel gezwungen worden wäre, nur um die Erwachsenen um mich herum bespaßen zu müssen.
Aus dieser Erfahrung heraus versuche ich auch mit Maxi und seinen Ängsten entsprechend verständnisvoll umzugehen. Klar, ich kann laute oder unbekannte Geräusche nicht immer vermeiden. Ansonsten würden wir hier im Dreck ersticken und meine Haare zukünftig nur noch wie Schnittlauch vom Kopf hängen. Das wäre auch für Maxi der falsche Weg. Im weiteren Leben wird er noch auf so manche schlimme Situation treffen. Und ich kann und will ihm nicht beibringen, vor all seinen Ängsten davonzulaufen.
Aber auf ihn zugehen, ihn in den Arm nehmen oder ihm auch gestatten, sich zurückzuziehen, wenn es für ihn zu stressig wird, ist für mich das Mindeste. Oder mich mit den Kindern beim nächsten Mal vor die Waschanlage stellen, damit sie Papa beim Rein- und Rausfahren zuwinken können. Wir können nicht verhindern, dass unsere Kinder sich vor neuen Situationen ängstigen, aber wir können sie begleiten. Und versuchen, ihnen zu zeigen, dass alles nur halb so schlimm ist, solange Mama und Papa bei ihnen sind.
Claudia sagt:
HIHI! Unsere Kleine hat vor kurzem die Schlagsahne als neues Monster entdeckt und empfindet dieses eigenartige Sprühgeräusch als äusserst unangenehm. Neben Fön, Staubsauger und Pürierstab natürlich. Trotz allem möchte sie sich nicht unterkriegen lassen und verlangt förmlich danach, das Objekt der Angst nach dem ersten skeptischen Zögern „streicheln“ zu dürfen… Viele Grüsse! Claudia
Christine sagt:
Oh, das Phänomen beobachte ich bei meinem Mini in letzter Zeit auch immer wieder. Erst Panik schieben, danach sofort mit dem Objekt der Angst konfrontiert werden wollen :) Aber die Schlagsahne ist echt gut, hihi ;)
Claudia sagt:
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