Mama-Momente

Familiensonntage, die weder familiär noch sonnig sind

Eigentlich sollte dieser Beitrag anfangen mit den Worten „Während ich diesen Mama Blog Beitrag verfasse, dröhnt mir gerade Nightwish über die Lautsprecher entgegen“. Allen, die tatsächlich noch nicht in Berührung mit der populären Metal-Band gekommen sind, sei gesagt: Die Musik ist laut, wild und düster. Und damit der perfekte Ausdruck meiner heutigen Laune.

Aber bevor du jetzt verängstigt wegklickst, aus Furcht, ich könne dich gleich anbrüllen oder wild um mich schlagen: Ich habe mich schon wieder beruhigt. Momentan laufen die Bee Gees über die Soundcloud und meine Gemütsverfassung hat sich schnurrend neben mir auf der Couch zusammengerollt (wenn sie könnte). Das sah vor zwei Stunden aber noch nicht danach aus. Heute ist Sonntag, also Familientag. Der Tag in der Woche, an dem zwei entspannte Elternteile und ebenso gutgelaunte Kinder zusammen ihre Zeit verbringen, wie hundert andere Familien in Deutschland eben auch. Naja, vielleicht wird’s ja nächstes Jahr was mit meiner Bilderbuchvorstellung. Bei uns vergeht jedenfalls kaum ein Sonntag ohne Geheule.

Und wenn es grad nix zu heulen gibt, kommt sicher schnell einer auf die Idee, die grässlich leere Stille mit Geschrei füllen zu müssen. Unser Mini hatte es sich heute wohl zur Aufgabe gemacht, den Part des Lückenfüllers zu übernehmen. Gebrabbel am laufenden Band. Ohne Punkt und Komma quatschte er uns heute zu was das Zeug hielt. Die Pausetaste fand er auch dann nicht, als wir ihn zum längst überfälligen Mittagsschlaf hinlegten. Während mein Mann und ich uns auf ein Stündchen Füße hochlegen auf der Couch freuten, quakte, kicherte und sang es uns permanent aus dem Nebenzimmer entgegen.

Nach dem Mittagessen setzten wir uns dann ins FluchtAuto, auf der Suche nach einem Ort, der unseren Sohn vielleicht zum Schweigen bringen könnte. Maxi lag uns sowieso schon den halben Vormittag in den Ohren, wann wir denn endlich spazieren gehen würden, also war die Fahrt in die Ferne unserer Meinung nach die beste Idee. Wir waren allerdings bei schönstem Sonnenscheinwetter noch keine 15 Minuten weit im Park unserer Wahl gekommen, als ausgerechnet unser Ältester anfing, wieder ins Auto und nach Hause zu wollen. Meine Nerven waren zu dem Zeitpunkt schon nicht mehr die Dicksten, wie Sie sich vielleicht inzwischen denken können. Kaum spazierte der Eine still und zufrieden mit seinem Stöckchen Ast Baumstamm durch Wald und Flur, übernahm sein Bruder Maxi den Part des Motzkönigs. Und wann, fragten wir uns nebenbei, kam noch mal die Zeit, wo ein Sonntag endlich mal von allen Beteiligten zum Entspannen genutzt wird?

Endlich am Auto wieder angekommen. Maxi kuschelte sich zu seinem Teddy in den Sitz, nur unser Mini hatte sich anscheinend noch nicht müde gelaufen. Im Gegenteil: Jetzt schien er erst so richtig in Fahrt zu kommen. Auf jeden Fall was sein Mitteilungsbedürfnis und Sprachtempo anging. Selbst eine Sekunde Luftholen schien für ihn pure Zeitverschwendung zu sein. „Wie niedlich“, könnte der ein oder andere Leser von Ihnen jetzt denken. Aber jede Mutter, jeder Vater, der am Ende einer eh schon kinderreichen Woche mal ans Ausspannen denkt, wird mir sicher nachempfinden können, dass selbst „niedliches“ Gebrabbel irgendwann die Nerven tötet. Wird es dann auch noch lauter und langgezogener, kann das schon mal ein Grund sein, die Musik im CD-Player lauter zu drehen. David Guettas DJ-Mix schmetterte mir in einer beinahe schmerzhaften Lautstärke entgegen, aber alles war mir in dem Moment lieber, als meinen Zweijährigen auf der Rückbank hören zu müssen (der sich übrigens nicht von dem beliebten DJ den Mund verbieten ließ, wie in leiseren Passagen zu vernehmen war).

Und wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo eine Kinderkrankheit daher. Maxi wollte anscheinend nicht ohne Grund seinen gewünschten Tagesausflug eher beenden, wie der Blick aufs Fieberthermometer und das angebissen liegen gebliebene Fleischwurstbrot zeigten (Letzteres war von beidem der sichere Indikator). Naja 5 Tage Kindergarten ohne eine Krankheit mit nach Hause zu nehmen wäre ja auch fast fernab aller Realitäten gewesen.

Ich plädiere an dieser Stelle nach diesem Tag für die Erweiterung des Mutterschutzurlaubs und fordere für jede gestresste Mutter unter uns zwei kinderfreie Wochen im Monat. Um mal klein anzufangen. Eine Woche Halli Galli mit dem Nachwuchs, eine Woche SPA, Ausschlafen und Machen, worauf frau gerade Lust hat. Nur wer mitmachen will natürlich. Auch gut möglich, dass ich dann bald alleine da sitze und mir den Nacken massieren lasse. Jetzt liegen die Kinder jedenfalls in den Betten und es ist ruhig. So leise, dass man selbst das Türenknallen der Nachbarn und ein Martinshorn vor der Haustür vernehmen könnte. Herrlich. Also ist ja doch noch Sonntag. Für den Herrn Papa, für mich, für die Bee Gees. Können wir uns ja zusammen den lang ersehnten, entspannten Sonntag machen.

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