Eigentlich sollte an dieser Stelle ein Blogbeitrag von unserem wunderschönen Familiensonntag heute stehen. Stattdessen trägt er den Titel „Motzbeitrag“, so wie es schon Motzbeitrag 1.0 und Motzbeitrag 2.0 gab. Es gibt leider viel zu viele Tage, in denen der Wurm drin ist.
Dann kann man es den Kindern zu keinster Gelegenheit recht machen, und zwar deshalb, weil die Kleinen an solchen Tagen selbst am Allerwenigsten wissen, wie man es ihnen recht machen kann. Bei unserem Maxi finden solche Tage bevorzugt dann statt, wenn er den Vorigen bei einer seiner Großmütter verbracht hat. Nicht, dass ich ihr die Schuld für sein Verhalten in die Schuhe schieben oder sie in irgendeiner Weise kritisieren will. Großeltern sind schließlich dazu da, Kinder besonders zu verwöhnen und sich ihnen als Rund-um-die-Uhr-Bespaßer zur Verfügung zu stellen. Aber kaum sind die Kinder wieder zuhause, geht das Drama los. Das wirst du als Mutter vielleicht auch kennen.
Dann wird erst einmal wieder ausprobiert, ob die Eltern auch genauso tolerant sind, wenn gesammelte Kastanien quer über den Tisch oder Richtung Fernseher geworfen werden, ob man mit einer Extraportion Gequengel vielleicht doch noch ein Nutellabrötchen beschmiert bekommt oder alle anderen Familiengesetze möglicherweise über Nacht aufgehoben wurden. Anstrengend sind solche Tage. Wie Zahnschmerzen, die nachdrücklich und penetrant im Mund ihres Amtes walten.
Es gibt Menschen, die nennen ihr Kind an solchen Tagen „Arschlochkind“. Weil es in einer Tour schreit, wenn es nicht nach seiner Pfeife geht oder soeben ausgesprochene Verbote vom Vater breit grinsend missachtet werden. Arschlochkind. Ein nicht ganz so hübsches Wort, das sicher die Wenigsten laut aussprechen würden. Vor allem nicht vor Familie und Freunden. Nagle mich bitte nicht darauf fest, ob mir das Wort nicht auch das ein oder andere Mal schon durch den Kopf gegangen wäre, ich lüge nämlich nur ungern.
Manchmal frage ich mich schon, wann denn endlich die Zeit kommt, wo man an so Sonntagen wie heute mit der ganzen Familie gemeinsam herumgammeln kann. Wo man das Haus nicht bei Nebel, Nieselregen und Untertemperaturen verlassen muss, nur um den kleinen Kindern den täglichen Spaziergang zu gönnen, auf den nachdrücklich mit Genörgel bestanden wurde (und man als Dank sowieso nur Geschrei erntet, weil a) der Waldweg nicht „waldig“ genug war, b) der vorhandene Ententeich nicht zum Plantschen genutzt werden durfte und c) der Bruder immer den besseren Stock in der Hand hielt).
Mein Mann und ich hätten viel lieber mit heißem Kakao vor irgendeiner billigen Kitschkomödie auf dem Sofa gehangen und die Kinder mit Lego und Co. bespaßt. Aber davon scheinen wir noch weit entfernt. Ich glaube den ruhigsten Moment hatten wir heute, als wir die Jungs zwecks Haareschneiden 10 Minuten vor „Spongebob“ setzten. Ansonsten war der Nachmittag ein einziges Geheule. Als krönenden Abschluss wurden beim Abendbrot die Pistazien aus der Wurst gepult und Käsescheiben unter den Tisch geschmissen. Und jetzt sitze ich hier und wollte dich eigentlich noch an den Montagsmoment morgen erinnern, was mir ehrlich gesagt nach diesem anstrengenden Tag etwas schwer fällt. Aber morgen ist morgen. Und vielleicht hilft so eine Nacht Schlaf ja dabei, aus meinen Arschlochkindern Nervensägen wieder meine liebenswerten Söhne zu zaubern.
Maja sagt:
Und genau deshalb werde ich nie verstehen, warum immer wieder auf dieser „Grosseltern sind zum Verwöhnen da“-Masche rumgeritten wird. Ich finde das einen ziemlich egoistischen Blödsinn. Klar sind die Kleinen brav, wenn sie alles kriegen, was sie wollen – aber auch die Grosseltern können sich ein wenig Mühe geben, ein paar Grenzen setzen, ein paar Diskussionen ausfechten.
Es ist ja nicht nur, dass die Eltern unter den Folgetagen zu leiden haben: den Kindern geht es auch nicht gut damit. Weder, wenn sie mit Süßigkeiten vollgestopft werden, noch wenn sie machen können, was sie wollen – noch, wenn es mit Mama und Papa nur noch Zoff gibt.
Die Kinder haben auch so schon genug schlechte Tage, an denen man es ihnen kaum recht machen kann – das muss man nicht auch noch forcieren. Viel mehr sollten alle an einem Strang ziehen. Das erleichtert doch allen (und nicht zuletzt den Kindern) das Leben ungemein.
Morgen wird besser. Ganz bestimmt!
Christine sagt:
Liebe Maja,
vielen Dank für dein ehrliches Feedback zu meinem Artikel. Ja, wenn es die Großeltern mit dem Verwöhnen übertreiben, hilft das wirklich Niemandem. Ich glaube aber auch, dass man es sich mit der Methode selbst schwer macht. Spätestens, wenn die Enkel einem dann irgendwann nur noch auf der Nase herumtanzen. Dann wird es sicher schwieriger, plötzlich Regeln aufzustellen.
Liebe Grüße
Christine