Mama-Momente

Wenn Mamasein die Luft zum Atmen nimmt


Mir ist schlecht. Mein Hals ist wie zugeschnürt. Ich kriege kaum Luft. Ich will das nicht. Und doch ist es da, tief in mir drin: Das Gefühl, meine Mutterrolle loswerden zu wollen. Einfach mal auskotzen, die Belastung loswerden. Luft holen vom Mamasein. Ich habe es so satt. Die ewig gleichen Auseinandersetzungen mit den Kindern. Der ewig gleiche Eiertanz zwischen Unterforderung und Überforderung. Die ewig gleichen Blogbeiträge.

Seit mehr als vier Jahren bin ich nun Mutter und genauso lang bin ich es nicht gerne. Oh, halt, natürlich, es gibt sie tatsächlich, die schönen Momente, in denen Mini und Maxi mir beweisen, dass es sich lohnt, das ganze Kämpfen. Dass ein Leben mit Kindern eine echte Bereicherung sein kann. Und doch fällt es mir immer wieder schwer, mich an diesen Strohhalmen festzuhalten. Gerade in letzter Zeit fällt mir das Kämpfen sehr schwer.

Regretting Motherhood: Wenn Mamasein die Luft zum Atmen nimmt
Was bedeutet Muttersein für mich? Ich meine, jede Frau versteht darunter sicher etwas anderes. Früher dachte ich immer, Muttersein hieße „Glück auf acht Beinen (Mama + Papa + zwei Kinder) mit gelegentlichen Tiefen“. Damals, als ich noch glaubte, Erziehung wäre ein Kinderspiel und fröhliche Kinder das reine Ergebnis dessen. Damals, als ich noch nichts von meiner Hochsensibilität wusste und nicht den Hauch einer Ahnung hatte, wie sich diese Empfindsamkeit in Bezug auf mein Leben mit Kindern auswirken würde.

Heute bedeutet Muttersein für mich „Lebenslang“. Es klingt wie ein Richterspruch nach der Verurteilung, aber gerade deshalb fühlt es sich so passend an. Wie oft durchlebe ich Zeiten, in denen sich die Mutterrolle wie ein Gefängnis anfühlt? Kinder sind eine Verantwortung, die man ein Leben lang trägt. Das weiß man natürlich vorher. Ich wusste das auch. Was es wirklich bedeutet, weiß ich jedoch erst seit Mini und Maxi auf der Welt sind. Und die romantische Vorstellung, dass der Alltag immer rosig ist, weil die Kinder einem ja angeblich so viel (zurück-)geben, habe ich ganz schnell ad acta legen müssen. Aber was erzähle ich dir da, du hast es ja bereits in zwölfunddreißig Beiträgen meines Mama-Blogs gelesen…

Also warum rege ich mich immer und immer wieder darüber auf? Vielleicht, weil ich das Gefühl habe, dass sich die Dinge nicht grundlegend ändern. Die Kinder werden älter, aber anscheinend nur auf dem Papier. Wann habe ich mich zum Beispiel das letzte Mal über Tischmanieren ausgelassen? Unserem Frühstück heute Morgen nach zu beurteilen, muss es erst gestern gewesen sein. Und wieso dachte ich noch gleich, dass Vierjährige nicht mehr Buchseiten herausreißen? Wann genau finden Jungs noch mal heraus, dass auch ein Leben ohne Windel Spaß machen kann? Und immer wieder diese Fremdbestimmtheit, der ich ausgeliefert bin…

Regretting Motherhood: Wenn Mamasein die Luft zum Atmen nimmt
Regretting Motherhood. Was passiert eigentlich, wenn wir andere Rollen unseres Lebens bereuen? Die Position als Bürokauffrau, die nicht zu uns passt? Die Frau in uns, die sich schon lange mit ihrer besten Freundin auseinander gelebt hat? Die Joggerin, die nach ein paar Wochen merkt, dass sie lieber auf der Couch sitzt, als Sport zu treiben? Als außenstehende Freundin würden wir ihr raten: Kündige deinen Job und schlag doch beruflich mal einen anderen Weg ein! Beende die Freundschaft und suche dir neue Bekannte, die zu deinem Lebensstil passen! Lass’ das Joggen sein, wenn es nichts für dich ist! In den meisten Fällen unseres Lebens können wir eine Entscheidung revidieren, obwohl wir vorher dachten, dass wir in der entsprechenden Rolle aufgehen würden. Was sagt man einer Mutter, die trotz Wunschkinder ihre Mutterrolle bereut?

Vielleicht bin ich auch immer noch zu ungeduldig. Mit mir und mit den Kindern. Und ganz sicher ist es auch nicht förderlich, dass meine hochsensible Seite starke Ansprüche stellt: Bitte viele Rückzugsmöglichkeiten, bitte keinen Krach, bitte anspruchsvolle Kommunikation. Ohne Kinder lässt sich mit mehr oder weniger Aufwand alles davon problemlos einrichten. Mit Kindern hingegen wird der Alltag in der Hinsicht zum Hürdenlauf. Schließlich wartet der Nachwuchs an jeder Ecke mit lautstarker Anwesenheit und Pipi-Kacka-Gesprächen.

Nein, ich habe mich noch nicht hundertprozentig an die Mutterrolle gewöhnt. Manchmal komme ich schon an den Punkt, an dem ich mein Leben mit Kindern als beglückend empfinde. An manchen Tagen sind es vielleicht aber auch nur knapp 51%. Grundsätzlich ist es besser geworden. Und doch fühlt es sich nie ganz richtig an. Nicht so „rund“ wie bei den vielen Mamis da Draußen, die ihr Muttersein nie wieder gegen das alte, fast schon langweilig anmutende, kinderlose Leben eintauschen wollen würden. Ich gönne es ihnen sehr.

Regretting Motherhood: Wenn Mamasein die Luft zum Atmen nimmt
Wenn ich Mini und Maxi anschaue, freue ich mich für sie, dass sie da sind. Und wenn ich in den Spiegel gucke, freue ich mich, dass ich auch noch da bin. Noch nicht davongelaufen vor den Problemen, wie es viele Väter gerne tun. Als Mann kann man sich die Entscheidung vielleicht leichter machen. Weil man ja „nur“ der Vater ist, der ja augenscheinlich eh nicht die engere Bindung zu den Kindern hat, weil er sie nicht neun Monate im Bauch herumtrug. Zumindest akzeptiert die Gesellschaft solch einen Entschluss von Männern eher, als wenn die Mutter sich aus dem Staub macht. Womit ich nicht sagen will, dass die Gesellschaft die Flucht der Väter gut heißt. Und dennoch ist es leider immer noch fast normal, wenn die Mutter irgendwann als Alleinerziehende dasteht. Meine Mutter wurde es, als ich fünf Jahre alt war.

Ich werde nicht gehen. Mein Mann wie es aussieht auch nicht. Und die Kinder packen im gesunden Fall auch erst als junge Erwachsene ihre Koffer. Bleibt mir also nur, meinen jetzigen Zustand zu akzeptieren. Mir einzugestehen, dass ich immer noch nicht so weit bin, wie ich zwischendurch gehofft hatte. Es ist nicht leicht. Und dennoch, einmal laut ausgesprochen, löst sich wenigstens ein kleiner Teil des Knotens um meinen Hals.

Befreit bin ich dadurch noch nicht. „Lebenslang“ habe ich immer noch. Aber vielleicht habe ich den anstrengendsten Teil der Kindererziehung ja bald mal hinter mir. Zumindest bis die Pubertät anfängt. Vielleicht werden es ja irgendwann 80 oder 90% Anfreundung mit meiner Mutterrolle. Vielleicht aber auch nicht. Meine Kinder liebe ich dadurch ja nicht weniger. Und mich auch nicht.

20 Gedanken zu „Wenn Mamasein die Luft zum Atmen nimmt“

  1. rino sagt:

    Augen zu und durch, 15 Jahre vergehen auch schneller, als man denkt!

    (Übrigens: ich bin stay-at-home Vater)

    1. Christine sagt:

      Lieber Rino,

      das würde ich im Nachhinein nach gerade mal vier Jahren auch gerne sagen…Sprechen wir uns doch in 11 Jahren nochmal ;-)

    2. B sagt:

      Lieber Rino, bei 2 Kindern können das locker mal 22 Jahre sein……ist zwar noch nicht lebenslänglich, gefühlt aber schon. Ich habe noch 14 Jahre vor mir……

  2. Claudia sagt:

    Hallo liebe Christine! Ich möchte auch gerne einen Kommentar zu Deinem Beitrag und damit zu Deiner gefühlten Situation als Mama, die es sich mit ihrer Rolle nicht einfach macht, hinterlassen. Ich kenne das Gefühl, welches Di beschreibst, phasenweise auch, und ich gehe mal stark davon aus, dass jede Mutter/jeder Vater sich nicht 24/7 ihrer bzw. seiner Funktion als Elternteil gewachsen fühlt. Man blickt eben gerne auch mal zurück auf die kinderlose Zeit, in der man nur für sich selbst verantwortlich war. Ich glaube nicht, dass das etwas mit Reife zu tun hat, sondern Teil des Lebens ist, eben auch mal melancholisch und träumerisch zu werden. Deine Kinder sind Teil Deines Lebens, meine Kinder sind Teil meines Lebens, und man kann sie nicht wie einen unlieben Job wechseln oder abgeben, wenn es mal schwierig wird und man langsam zuviel hat von den Pipi-Kacka-Unterhaltungen. Ich finde aber, dass es in jenem Phasen einfach voll wichtig ist, sich auf etwas anderes zu konzentrieren als auf das Muttersein. In meinem Fall sind das z.B. meine Arbeitstage, in denen mein Gehirn auf was komplett anderes gerichtet wird als auf Kinder, Haushalt, Zankereien usw. Ich jedenfalls bekomme dadurch etwas Abstand und gehe abends dann auch gerne heim. Und wenn mir zu Hause mit den Kids, die nicht hören wollen, streiten, Unfug anstellen etc. mal der Geduldsfaden reisst, dann denke ich manchmal an die Familien, die 3 odernich mehr Kinder haben und bei denen es schlichtweg nicht möglich ist, immer alles unter Kontrolle zu haben, überall einschreiten zu wollen, Perfektion und Gehorsam zu verlangen. Was ich damit (Dir und auch mir!) sagen möchte ist, dass man sich manche Situationen einfach den Buckel runterrutschen lassen muss. Dann reden die Kinder eben ekliges Zeug, dann sollen sie sich ihren Streit doch unter sich ausmachen (muss man ja auch lernen!), dann wird eben mal ausserhalb der Routinezeiten der Fernseher angemacht, damit Mama mal was für sich machen kann. Oder den Kindern kleine Aufgaben gegeben, mit denen sie helfen können. Das heisst ja nicht, dass man die Kuds sich selbst überlässt, sondern von ihnen verlangt, dass alle ihren Beitrag zu einem gelingenden familiären Zusammenleben leisten müssen. Nützt ja nix, wenn Mama auf dem Zahnfleisch geht. Und ich finde, man sollte sich nicht auf die Mutterrolle beschränken, das heisst ich finde es schon wichtig, nicht immer und ständig das Gefühl zu haben, fremdbestimmt zu sein. Alle haben ein Recht auf Selbstbestimmung, und die Kinder sollten nicht der Grund sein, warum eine Mutter sich aufgibt. Das geht nämlich nur eine zeitlang gut…

    1. Christine sagt:

      Liebe Claudia,

      vielen lieben Dank für deine Meinung zu meinem Blogpost. Leider komme ich erst jetzt, nach unserem kleinen Familienurlaub, zum Antworten.

      Also besonders hängen geblieben bei mir (und ich denke tatsächlich seitdem fast täglich daran!) ist dein Satz „dass es in jenen Phasen einfach voll wichtig ist, sich auf etwas anderes zu konzentrieren als auf das Muttersein.“ Das ist für mich in sofern sehr wichtig, als dass ich tatsächlich ein ensch bin, der sich vor allem gerne auf die negativen Seiten konzentriert und sich darin festbeißen kann, bis ich dann auch nichts anderes (schönes) mehr um mich herum wahrnehme. Deswegen tat (und tut) mir deine Erinnerung daran sehr gut!!

      Und tatsächlich habe ich es im Urlaub auch geschafft, in stressigen Zeiten (z.B. beim Packen vor der Abreise) einfach als Notlösung den KiKa einzuschalten und die Kinder vor den Fernseher zu setzen, damit sie nicht die ganze Zeit zwischen den Koffern hin und herspringen. So eine entspannte und ruhige Stunde hatte ich glaube ich in den ganzen drei Tagen nicht ;-)

      Danke dir also nochmal, das ist auch mit dein Verdienst!

  3. SilkeAusL sagt:

    Liebe Christine,
    Danke für die ehrlichen Worte und:ich fühle mit Dir.
    Ich denke auch:Es muss doch langsam mal besser werden. Wird es aber irgendwie nicht. Das eine Problem, mit dem ich überfordert war, konnte ich verlassen in der Hoffnung, so zumindest „geregelt“etwas mehr Zeit für mich zu haben und gelassener mit den Kindern umgehen zu können.
    Dann sind da aber immer diese Nächte mit zu wenig Schlaf.
    Nein, ich kann nicht einfach eher ins Bett gehen, denn das Mittagsschlafkind schläft nicht vor halb zehn, zehn. Schon x Diskussionen im Kindergarten gehabt-sie wollen es nicht ändern. Sch…egal, ob die Mutter auf dem Zahnfleisch geht und das Kind sich den fehlenden Nachtschlaf tagsüber holen muss.
    Ist DAS Kind endlich eingeschlafen, weckt mich an 5 von 7 Nächten ihre Schwester, die nachts wach wird und es nicht geregelt bekommt, sich einfach umzudrehen, ihre Puppe in den Arm zu nehmen und weiter zu schlafen…grrrrr.Morgens um vor sechs klingelt dann der Wecker und ich habe wieder einen 16-Stunden-Tag vor mir mit ungewissem Ausgang.
    Die Unterstützung des Kindsvaters funktioniert auch nicht wie erhofft(vor der Trennung war es aber fast noch bescheidener…), „Auszeiten“für mich nur mit Begründung, Rechtfertigung oder Gegenleistung(heute die Bitte,die Kinder von der KiTa abzuholen,damit ich mal einkaufen kann ohne Theater und ohne die Hälfte zu vergessen, aber nur, wenn ich ihm seine Rechnungen schreibe, weil er mit seinem Programm nicht klar kommt und zu faul ist, sich mit der „Anleitung“zu beschäftigen!).
    Die Große war immer schon ein „schwieriges Kind“,was mich das Muttersein noch nie hat genießen lassen-oder seeehr selten. Ihre Schwester entschädigt mich ein wenig davon, obwohl sie im Moment auch so eine eklige Art an sich hat(grundsätzlich NICHT das zu tun, was man ihr sagt und dann noch kneifen und kratzen….). Ich würde also sagen:“Halbes regretting motherhood“. Es tut mir so leid gegenüber der Großen, aber aufgrund ihres „lebhaften Charakters“(ich würde es manchmal eher dominant, unverschämt, rücksichtslos,oft egoistisch bis durchgedreht nennen)fällt es mir echt schwer, sie genau so zu behandeln wie ihre Schwester. Und mit fünf Jahren sollte man langsam mal so ein paar Sachen beherrschen wie:Rücksichtnahme und leise sein, wenn z.B.jemand schläft und etwas Geduld haben und mal eben fünf Minuten warten können, bevor man „bedient“wird…Ich kann es noch so oft sagen, sie ermahnen, es ihr erklären, auf Verständnis hoffen-niente…
    Ich höre immer :“Sei doch froh, dass du so ein lebhaftes Kind hast, was nicht faul und ruhig in der Ecke oder vor dem Fernseher rumhängt!“Nein, sorry, bin ich aber nicht, weil sie es in allem übertreibt. Oder steht Ihr alle auf ein Kind, was mindestens ein Mal am Tag auf einmal aus heiterem Himmel losschreit?Einfach so?Sitzt eben noch ruhig da und malt und plötzlich muss überschüssige Energie rausgeschrien werden?
    Ich hab keine Ahnung, wie lange ich das noch durchhalte. Ja, wahrscheinlich werde ich mir Hilfe bei einer Erziehungsberatung suchen, die das Kind letztens schon im Kindergarten „beobachtet“haben, aber wie die mir helfen wollen, weiß ich auch nicht.
    So, Ende des Vortrages, vielleicht hat ja noch jemand Ideen, wie man sich da helfen kann.

    LG Silke

    1. Christine sagt:

      Liebe Silke,

      erst einmal: Fühl dich bitte umarmt, wenn du magst!
      Wenn ich deine Situation lese, komme ich mir fast schon vor, als würde ich über Luxus-Probleme schimpfen.
      Es muss schlimm für dich sein, dass du weder vom Kindsvater noch vom Kindergarten die Unterstützung erhältst, die du brauchen würdest. Schade, dass die ErzieherInnen so unkooperativ beim Thema Mittagsschlaf sind. Sie wissen doch sicher, was das bei euch zuhause abends für Auswirkungen hat?

      Und Sätze von Außen à la „Sei doch froh,…“ helfen dir im Stress mit der Lebhaftigkeit der Großen sicher auch nicht weiter.
      Hast du dich inzwischen (noch mal) an die Erziehungsberatung gewendet? Weiß sie einen Rat? Bzw. was sagt sie zu ihren Beobachtungen im KiGa? Ich würde mich freuen, wenn du mir davon erzählen möchtest (gerne auch per Mail)! Morgen habe ich nämlich auch ein Gespräch mit den Erzieherinnen wegen der Verhaltensweisen Maxis im Kindergarten…

      Liebe Grüße und halt die Ohren steif!

  4. Frühlingskindermama sagt:

    Liebe Christine,
    Du wirst Dir denken können, dass es mir da genau wie Dir geht, und zwar so, wie Du es beschrieben hast: „Grundsätzlich ist es besser geworden. Und doch fühlt es sich nie ganz richtig an“. Es ist viel viel besser geworden bei mir, und ich kann teilweise Zeit mit den Kindern, vor allem mit einem Kind allein, schon richtig genießen. Allerdings genieße ich immer noch und immer wieder viel mehr die Zeit allein und habe immer, jeden Tag Sehnsucht danach. Sehnsucht nach den Kindern dagegen habe ich kaum, wenn ich sie nicht sehe, im Gegenteil, ich freue mich über jede Stunde Freiheit. Ich glaube, dass dieses Gefühl in dem Ausmaß nur wenige Mamas haben.
    Manchmal denke ich, ich hänge mich selbst zu sehr an meine negativen Gefühle aus den ersten Kinderjahren und lasse nicht genug von der vorherigen Zeit los. Dann wieder spüre ich, wie stark diese Gefühle trotz aller positiver Entwicklung noch sind und dass sie wohl immer zu meinem Mamasein dazugehören werden. Schade, dass ich immer noch niemanden habe, mit dem ich mich persönlich dazu austauschen kann. Ich umarme Dich virtuell!
    Liebe Grüße!

    1. Christine sagt:

      Hallo meine Liebe!

      Entschuldige bitte die späte Antwort, wir haben es tatsächlich freiwillig gewagt, mit den Kindern ein paar Tage ans Meer zu fahren (ich weiß: UNGLAUBLICH!) und ich wollte dir auf deinen Kommentar in Ruhe antworten.

      Es ist immer wieder beruhigend zu lesen, dass es dir in diesem Punkt sehr ähnlich geht, auch, wenn das konkret natürlich nichts an meiner (oder deiner) Situation ändert. Trotzdem.

      Sehnsucht nach den Kindern an freien Tagen habe ich interessanterweise auch immer noch nicht (oder wenn, dann nur für ein paar Sekunden; dann überwiegt wieder die Freude an der eigenen Auszeit). Niemals würde ich eher den Urlaub abbrechen, um die Kinder schneller wieder zu sehen. Umgekehrt habe ich bereits am zweiten Urlaubstag heulend den Wunsch geäußert, sofort wieder nach Hause zu fahren ;-) (was wir zum Glück dann doch nicht getan haben).

      Du hast es sehr schön ausgedrückt: „Dann wieder spüre ich, wie stark diese Gefühle trotz aller positiver Entwicklung noch sind und dass sie wohl immer zu meinem Mamasein dazugehören werden.“ Da sprichst du mir ganz aus der Seele! Genau wie bei dir liegen ja inzwischen (wenn auch manchmal kleine) Welten zwischen der Anfangszeit mit den Kindern und heute. Eigentlich müsste die Sehnsucht nach Ich-Zeit also kleiner geworden sein. Ist sie aber bei mir auch nicht. Wahrscheinlich hilft es am Meisten, das einfach zu akzeptieren und sich nicht mit anderen Muttis zu messen. Wie so häufig.

      Umarmung zurück :)

  5. Jessi sagt:

    An alle lieben Mütter, die – so wie ich – oft mit ihrer Mutterrolle hadern!

    Allein die Tatsache, dass ich mit meinen Gefühlen nicht alleine bin und mich dadurch so angenommen fühle – und mal nicht schuldig, weil ich das Muttersein auch so oft als Einengung und Fremdbestimmung empfinde – tut mir gut! Ich bin hier nur von den perfekten Mamas umgeben, die alle scheinbar die Erfüllung ihres Lebens gefunden habe. Und ja – oft beneide ich sie darum, weil ich das auch gerne so fühlen würde. Aber das ist selten so. Leider.
    Es gibt Tage, da fällt es mir leichter und ich schaue mit viel Freude und Wohlwollen nach Vorne. Und dann gibt es diese anderen Tage….. Wo ich schon beim Aufstehen heulen könnte…. Und mir allein die Vorstellung diesen Tag irgendwie rumzukriegen alle Kraft raubt.

    Umso mehr bin ich dankbar und froh hier auf Christines wundervollem Blog von anderen Mamas zu hören und zu lesen, dass ich nicht alleine bin.

    Liebe Christine, ich bin ähnlich wie du ein sehr empfindsamer und sensibler Mensch, der auch gefährlich schnell dazu neigt sich in negative Dinge zu verheddern und sich darin zu verlieren. Ich habe leider noch kein Patentrezept dagegen gefunden, aber ich möchte dir wenigstens auf diesem Wege sagen: du bist nicht allein! Mir hilft immer die Gewissheit, dass es mir nicht alleine so ergeht. Und dadurch gewinne ich wieder etwas Kraft zum weiteren Durchhalten!

    Ich bin so dankbar und glücklich über deinen wundervollen Blog und ich liebe deine Art zu schreiben. Du hast einen ganz besonderen Stil, den ich als einfühlsam, humorvoll und intelligent empfinde. Mach weiter so! Allein durch deine Kinder kannst du solch tolle Beiträge schreiben und uns da draußen damit beglücken und wir können mit dir fühlen und lachen und weinen!

    Danke dafür!

    Jessica

    1. Christine sagt:

      Liebe Jessi,

      ich freue mich sehr, mal wieder von dir zu lesen :)
      Beim letzten Mal klangst du sehr verzweifelt – auch, was die tägliche Hausarbeit angeht. Ich hoffe, die Wäscheberge halten sich inzwischen in Grenzen; dein Sohn ist ja ein paar Monate älter geworden seit deinem letzten Kommentar. Oder ergeht es dir wie mir (und sicherlich dem Großteil der Mütter), dass die Waschmaschine keinen freien Tag in der Woche hat? ;-)

      Deine ehrlichen und einfühlsamen Gedanken, an denen du uns teilhaben lässt, haben mich wieder sehr berührt!
      Es ist nicht einfach, auch Monate nach der Geburt immer noch mit dem neuen Leben zu hadern, nicht wahr? Ich hatte mir jedenfalls gewünscht, dass diese „Phase“ schneller endet, dass ich doch endlich mal glücklicher und entspannter sein müsste! Das zu akzeptieren, dass es eben nicht so schnell geht wie gewünscht, das alleine ist oft schon schwer genug und braucht auch seine Zeit.

      Manchmal frage ich mich, ob wirklich alle Muttis in unserer Umgebung (bzw. unseren Umgebungen) permanent so happy und heiter sind oder ob es vielleicht nur unsere Wahrnehmung ist, weil sie sich nach Außen hin so geben. Ich selbst würde auch nicht jeder „wildfremden“ Kindergartenmama offen gegenüber anvertrauen, dass es Tage gibt, an denen mich meine Mutterrolle gelinde gesagt ankotzt. Oder sprichst du von engeren Freundinnen? An die perfekte Mutter glaube ich sowieso nicht :)

      Es freut mich, dass du aus meinem Mama-Blog und dem Wissen, dass es anderen Müttern ähnlich geht wie dir, viel Kraft ziehen kannst (und lieb von dir, dass du mich auch daran erinnerst ;)). Bei deinen Lobeshymnen über meinen Schreibstil werde ich schon wieder ganz rot… Schön, dass du dich hier so wohl fühlst!

  6. Birgit sagt:

    Der Artikel könnte von mir geschrieben worden sein. Ich bin auch hochsensibel und der ganze Lärm und Tumult, den meine beiden Söhne zu Hause veranstalten, treibt mich täglich an die Grenze meiner Belastungsfähigkeit. Ich empfinde sehr sehr oft einen Fluchtreflex, also einfach die Haustüre aufmachen und schnell weg irgendwohin und die Beiden allein zu Hause lassen. Natürlich macht man das nicht, aber man spürt den Drang in sich. Ich bin auch oft unglücklich, wenn ich an die vielen Jahre denke, die noch vor mir liegen, bevor ich wieder meine Ruhe habe…und wieder zu mir selbst kommen kann. Für mich bedeutete Kinderhaben eine andauernde und ständige Belastung, nervlich, körperlich, psychisch. Natürlich liebe ich trotzdem meine Kinder und bin stolz wie sie sich entwickeln aber diese blöde Mutterrolle liegt mir einfach nicht. Das Sich-Aufopfern, unegoistisch sein und Sich-Unterordnen konnte ich noch nie sehr gut. Gottseidank habe ich mich vom Kindsvater getrennt und so habe ich die Kinder nur jede zweite Woche um mich herum. Die andere Woche bin ich, bis auf die Besuche meines neuen Partners am Wochenende, weitgehend allein und geniesse das Alleinsein total; keiner der was von mir will. Das ist so wunderbar! Ich freue mich schon darauf, wenn meine Kinder ausziehen werden.

    Ach und in meiner Umgebung gibt es keine Mütter, mit denen man sich über solche Gedanken ehrlich austauschen könnte. Vielleicht eher noch mit Männern. Bei den Müttern herrscht nur eitel Sonnenschein und der Meinung, dass das Leben mit Kindern einfach supertoll ist und sich alle ALLE Opfer lohnen, Punkt, Schluss. Andersartige Gedanken sind gesellschaftlich derart tabuisiert, dass man es gar nicht wagt, darüber zu reden. Und ganz ehrlich: wenn ich zurückkönnte, würde ich keine Kinder mehr bekommen. Das ist zwar eine krasse Aussage, aber für mich die logische Konsequenz aus meinem Hadern mit dem Muttersein.

    1. SilkeAusL sagt:

      Hallo Birgit,

      dann bin ich ja nicht so alleine mit meinen Empfindungen. Ich denke immer: Ist das jetzt dieses „Regretting Motherhood“?
      Auch ich liebe meine Kids, aber ich sehne mich auch nach Zeiten des Alleine seins.
      Der Vater nimmt die Kids leider nicht alle 14 Tage, und auch nicht BEIDE, weil die Eine nicht „will“ und lieber bei Mama ist.
      Einerseits freut mich das ja, aber manchmal ist es eben auch zu viel.
      Lieber wäre ich dieses Wochenende alleine an die See gefahren, wo die Große doch mit Oma und Opa im Urlaub ist. Aber das wollte ich dem Vater doch nicht antun, alleine mit dem Kind zu sein, was gar nicht will….
      Aber auch nur mit einem Kind war es ganz schön.
      Man muss eben versuchen, „das Beste“ draus zu machen.
      Und die Zeit gut zu nutzen, die man mal für sich hat. Alle 14 Tage verlässlich für mich wäre natürlich noch schöner. Wo man auch mal was planen kann. Ich werde es demnächst wohl einfach machen. Bin dann eben nicht da.
      Gruß Silke

    2. Christine sagt:

      Liebe Birgit,

      ich bin ganz berührt von deiner Offenheit und dem dazugehörigen Vertrauen, das du mir und meinen Leserinnen entgegenbringst. Danke, dass du uns so ehrlich von deinen Gefühlen berichten kannst! Es tut mir sehr leid zu hören, dass du so sehr mit der Mutterrolle haderst. Manchmal hilft wirklich allein der Gedanke, wie es sein wird, wenn die Kinder irgendwann ausgezogen sind. Ich weiß jetzt nicht, wie alt deine beiden sind, aber ich wünsche dir sehr, dass irgendwann auch noch die Jahre kommen, in denen ein entspannteres Miteinander möglich ist und du auch trotz Anwesenheit deiner Söhne zu dir und deiner inneren Ruhe finden kannst.

      Ja, schade, dass man öffentlich und auch vor anderen Müttern noch nicht offen über solche Themen und Gefühle reden kann. Es muss irgendwann eine Selbstverständlichkeit werden, denn Frauen, die ihre Mutterrolle bedauern, tun das ja nicht aus schlechten Absichten, sondern aus einer inneren Verzweiflung heraus.

      Alles Liebe dir!
      Christine

    3. Sophia sagt:

      Ich bin alleinerziehend mit 4 Kinder. Sie sind 19,17,16 und 8. Ich hab 4x lebenslänglich und wollte gerade joggen gehen, schmiss die Jacke in die Ecke und spiele nun Playmobil… Ich habs so satt manchmal.

  7. Birgit sagt:

    Hallo,

    ich denke aber auch dass unsere Gesellschaft aus der Mutterschaft eine heilige Ikone gemacht hat. Viel zu übertrieben. Kinder brauchen gar nicht soviel an Mutter, Mutterliebe, Mutteraufmerksamkeit und Beglucktsein. Im Gegenteil: es schadet ihnen eher. Ich fände es gut, wenn wir in einer Gesellschaft leben könnten, in denen Mütter lediglich die Kinder gebären und dann aber eine grosse Anzahl an Erwachsenen sich zuständig und verantwortlich fühlen, dass dieses Kind einen guten Start ins Leben bekommt. Wie entlastet wäre die arme Mutter! Wie toll wäre es, wenn die Verantwortung auf viele Schultern verteilt würde. In einer solchen Gesellschaft würde mir das Kinderhaben sogar Spass machen. So wie es aber momentan ist: die Eltern werden komplett alleine gelassen und keiner schert sich einen Dreck um die Kinder anderer Leute, ist es einfach nur Mist. Keine gute Welt, um Kinder zu bekommen. Warum haben wir diese übertriebenen Vorstellungen von Mutterschaft im Hirn, wieso überlasten sich Mütter so? Sie haben auch Recht auf Alleinsein und wieder zu sich finden. Nicht nur die Männer. Von demher denke ich, dass ich mit meiner Reaktion ganz normal auf eine kranke Welt reagiere.

    1. Christine sagt:

      Liebe Birgit,

      dazu fällt mir das afrikanische Sprichwort „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen“ ein. Ich denke es ist kein Zufall, dass die Menschen dort trotz Armut glücklicher sind als wir.
      Viele Grüße und danke für deine gesunde Wahrnehmung!

  8. ZinZin sagt:

    Danke für den Blogpost..
    ich hab mir das Leben mit Kind auch immer schöner vorgestellt, als es nun ist. Unser Kleiner ist jetzt bald 16 Monate alt und meine Mom fragt ständig, ob wir nicht noch eins machen wollen. Für kein Geld der Welt möchte ich mir das noch mal antun. Das erste halbe jahr war eine Katastrophe, als er laufen konnte (mit 10 Monaten schon), wurde es besser, aber schön ist es immer noch nicht. Ich hab so wenig gute Erinnerungen seit er auf der Welt ist; und alle Nase lang treten mir Leute auf den Schlips, die nichts toller finden, als Kinder zu haben. Für mich ist es keine Bereicherung.
    Nun habe ich das Wochenende für mich (Papa und Sohn sind bei den Großeltern) und seit langem war ich nicht so glücklich und frei. Die Stille tut unendlich gut. Ich mag gar nicht, dass sie wieder kommen, wenn ich ehrlich bin. Wieder das Gekreische, Genörgel, treten und meckern, rumrennen den ganzen Tag und doch kein Danke bekommen.. das ist einfach so erschöpfend.
    Es ist schön zu lesen, mit solchen Gefühlen nicht allein zu sein.

    1. Christine sagt:

      Liebe ZinZin,

      ich freue mich sehr für dich, dass du nun an diesem Wochenende ganz viel Zeit nur für dich zum Regenerieren hast! Auch, wenn die Zeit wahrscheinlich vergeht wie im Flug…
      Danke für deine ehrlichen Worte. Du bist nicht alleine mit deinen Gedanken und Gefühlen ♥

  9. Stefanie sagt:

    Hallo 👋

    Deine Worte beeindrucken mich sehr. Es geht mir seit 2 Jahren ähnlich wie dir, meine Tochter war ein absolutes Wunschkind, doch seit dem sie da ist, fühlt es sich an, als würde ich jeden Tag ein bisschen mehr Zerbrechen.
    Sie nimmt mir die Luft zu atmen.
    Ich lebe nur noch für sie und dafür daran zu arbeiten mit dem Muttersein besser umzugehen.
    Natürlich gibt es auch sehr schöne Momente und ich liebe sie von Herzen, doch daran kann ich mich oft nicht festhalten weil mein Leidensweg so sehr im Vordergrund ist.

    Ich drück dich

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