Mama-Momente

Warum hier keine Erfahrungsberichte mehr von mir zu Postpartalen Depressionen zu finden sind


Authentisch sollten sie sein. Ehrlich. Schonungslos. Meine Beiträge zum Thema Postpartale Depression. Ich schrieb so emotional wie möglich, um anderen betroffenen Müttern und Vätern zu helfen. Aber tut es das wirklich? Heilt das Wissen, dass es anderen mindestens genauso schlecht geht wie einem selbst ernsthaft Wunden? Machen Texte Mut, deren Inhalte sich um die schlimmste Zeit des Lebens drehen?

Je mehr Zeit vergeht, je mehr ich bei mir selbst ankomme, desto mehr merke ich: Es hilft Niemandem wirklich. Oh doch, natürlich, für einen kurzen (oder auch längeren) Moment transportieren meine Texte vielleicht das Gefühl von „Hey, da gibt es Jemanden, dem erging es ähnlich oder noch viel schlimmer als mir.“ Für einen gewissen Zeitraum mag das anderen Menschen, die Ähnliches erlebt haben wie ich, augenscheinlich helfen.

Warum hier keine Erfahrungsberichte mehr zu Postpartalen Depressionen zu finden sind
Ich denke, echte Heilung kann nur in einem selbst entstehen. Das ist mit jeder Krankheit so. Physisch oder psychisch. Natürlich bedarf es oft eines gewissen Inputs von Außen, einer Anlaufstelle, die einen dabei unterstützt, wieder auf den Weg der Gesundung zu kommen. Das kann ein Arzt oder Heilpraktiker sein, der Therapiemöglichkeiten in Form von Medikamenten oder Kräutertinkturen vorschlägt. Das kann ein Psychologe sein, der einen auffängt, zuhört und zum Umdenken anregt. Das kann aber eben auch ein anonymer Internetblogger sein, der von seinen schlimmsten Albträumen erzählt, die er erlebt hat und Andere daran teilhaben lässt, um ihnen zu zeigen, dass sie nicht alleine sind.

Und trotzdem wirst du dein Trauma, deine Krankheit, deine Vergangenheit nicht heilen können, wenn du tief in deinem Inneren nicht bereit dazu bist. Selbst die besten Medikamente, chinesischen Akupunkturnadeln oder ein therapeutisches Gespräch können nur dann etwas bei dir bewirken, wenn du einer wahren Gesundung irgendwo in deinem Inneren positiv gegenüber stehst. Was hat das Ganze jetzt mit meinen Blogbeiträgen zum Thema Wochenbettdepression zu tun? Ich glaube inzwischen, dass meine Texte dir nicht zu deiner inneren Freiheit verhelfen werden, wie ich es anfangs vielleicht noch erhofft hatte.

Warum hier keine Erfahrungsberichte mehr zu Postpartalen Depressionen zu finden sind
Ich habe lange darüber nachgedacht. In mich hineingehorcht und nachgespürt. Was machen die Blogbeiträge mit mir selbst? Mit der Zeit fiel es mir nämlich zusätzlich auch sichtlich schwer, neue Rückblicke aus der Zeit der Wochenbettdepression zu erstellen. Über negative Gefühle meinem Sohn gegenüber zu schreiben, auch wenn dies schon so lange her ist, fühlte sich nicht mehr richtig an. Und irgendwann bin ich zu der persönlichen Einsicht gekommen, dass negativ behaftete Texte nicht nur dir, sondern auch mir auf Dauer eher schaden als helfen. Sie kleben ein bisschen in der Gegenwart wie ein hartnäckiger, alter Kaugummi, den man nicht ganz unterm Schuh abgekratzt hat, der einen beim Laufen aber immer daran erinnert, dass er noch da ist.

Auch heute, lange nach der Zeit mit postpartalen Depressionen schwingt immer noch ein Stück negative Schwingung mit, die ich nicht ganz loswerde. Solange die Erfahrungsberichte noch bestehen und Teil meines Blogs sind, kann ich mit dem Thema Depressionen nicht vollständig abschließen. Nicht vollständig heil werden. Aber genau das wünsche ich nicht nur mir, sondern auch dir.

Warum hier keine Erfahrungsberichte mehr zu Postpartalen Depressionen zu finden sind
Ich möchte dir deswegen statt melancholischer Texte lieber folgenden, persönlichen Ratschlag mit auf den Weg zu deiner Gesundung geben:

1. Akzeptiere dich und deine derzeitige Situation (oder belastende Erlebnisse aus der Vergangenheit) bedingungslos!
Erst wenn du dich so annehmen kannst wie du bist, ohne dich selbst zu bewerten, zu verurteilen oder dir die Schuld an der (vergangenen) Situation zu geben, kann Heilung geschehen. Akzeptiere dich und dein Leben mit allen positiven wie negativen Seiten. Alles hatte und hat seinen Sinn, auch wenn wir ihn nicht immer sehen können.

2. Nimm Unterstützung an und gehe neue Wege!
Ob das in Form eines therapeutischen Fachmannes geschieht, der mit dir zusammen seelische Blockaden aus der Kindheit löst oder ob du deinem Lebensstil eine neue Richtung verpasst, neben der Mutterrolle auch die Frau in dir wiederfindest, vielleicht ein (altes) Hobby (wieder-)entdeckst, die Ernährung umstellst oder wieder mehr unter Leute oder in die Natur gehst, das musst du für dich selbst herausfinden. Schaue ehrlich in dich hinein oder beratschlage dich mit einer engen Vertrauensperson, die du gut kennst, was dir dabei helfen könnte, alte oder ungute Gefühlsmuster zu durchbrechen. In meinem Menüpunkt „Postpartale Depressionen“ findest du einige Anlaufstellen.

3. Lasse los!
Wenn du merkst, dass du die Vergangenheit hinter dir gelassen und genug aufgearbeitet hast, lasse die Vergangenheit los. Auch, wenn es nicht immer leicht ist: Versuche stets, den Blick auf die Gegenwart zu richten, ohne olle Kamellen wieder aufzuwärmen. Loslassen kann sich sehr befreiend anfühlen.

Warum hier keine Erfahrungsberichte mehr zu Postpartalen Depressionen zu finden sind
In diesem Sinne wird es auch für mich nun Zeit, das melancholische Herzstück dieses Blogs, loszulassen. Ich bedanke mich an dieser Stelle für den Zuspruch, den ich an unzähligen Stellen in Form von Kommentaren, Emails und über Social Media für meine Beiträge zum Thema postpartale Depressionen erhalten habe. Ich freue mich, wenn ich dir zeigen konnte, dass du mit deinen depressiven Muttergefühlen nicht alleine bist und dich ein Stück deines Weges mit meinen Texten begleiten durfte.

Mögen wir alle unseren Frieden finden.

4 Gedanken zu „Warum hier keine Erfahrungsberichte mehr von mir zu Postpartalen Depressionen zu finden sind“

  1. Frühlingskindermama sagt:

    Hmm, ich bin ganz ehrlich, das wird mir fehlen. Natürlich hast Du irgendwie recht mit dem, was Du schreibst. Und wenn es für Dich besser so ist, dann musst Du es auch machen. Aber fehlen werden mir solche Berichte trotzdem. Und warum hast Du alle alten Texte gelöscht? Das gehört doch zu Deiner Geschichte und Deinem Blog dazu, selbst wenn Du nicht mehr darüber schreiben möchtest. Ich bin ein bisschen traurig.
    Wünsche Dir alles Liebe für Deinen Weg!
    Liebe Grüße!

  2. Katharina sagt:

    Hallo!
    Ich finde Blogs ganz hilfreich. Gerade als Mutter ist man oft so isoliert und es funktioniert „nur“ mehr das Surfen mit dem Baby im Arm. So wenig ist das gar nicht, wenn man „da draußen“ dann Beiträge von Frauen findet, denen es ebenso geht.
    Ja, es kann schon passieren, dass man dann in der Situation stecken bleibt. Das gibt es auch.
    Aber ich denke, dass es, ein bisschen wie in einer Gruppentherapie sein kann, man sich von jemand anders, der etwas schon lösen könnte, ermutigt fühlt, seinen eigenen Weg zu gehen.

    Insofern find ich’s gut, dass die Beiträge weiterhin zu finden sind. Das hätte mir jetzt leid getan, hätte ich den einen mit den fünf Sätzen nicht verlinken können. :)

    Liebe Grüße,
    Katharina

    1. Christine sagt:

      Liebe Katharina,

      sei herzlich willkommen auf meinem Mama-Blog für hochsensible Mütter. Die alten Beiträge, die ich in diesem Text erwähne, gibt es tatsächlich nicht mehr. Es waren sehr, sehr persönliche Erfahrungsberichte, die von meiner ganz privaten, schlechten Anfangsbeziehung zu meinem ältesten Sohn Maxi handelten und von 2013-2015 auf meinem damaligen Blog („Villa Schaukelpferd“) zu finden waren.

      In meinem neuen Blogkonzept der „Pusteblumen für Mama“ liegt ein Schwerpunkt nun tatsächlich wieder auf dem Bereich „postpartale Depression“. Der Fokus liegt hier aber wirklich in der Hilfe zur Selbsthilfe, aufmunternden Texten oder sachlichen Gesichtspunkten. Da gebe ich dir wirklich Recht, dass ich es wichtig finde, die psychische Krankheit nicht unter den Teppich zu kehren, sondern damit an die Öffentlichkeit zu gehen.

      Insofern wirst du auch zukünftig Beiträge zum Thema Wochenbettdepression finden. Nur eben nicht mehr ganz so persönlich wie damals, bevor ich diesen Artikel geschrieben habe :)

      Freut mich sehr, dass du die 5 Sätze verlinkt hast! Vielen lieben Dank, auch für deine klugen Worte!

      Liebe Grüße
      Christine

  3. Katharina sagt:

    Ah, danke für Deine Erläuterungen! Das kann ich gut nachvollziehen. Nach einiger Zeit würde ich es wohl auch nicht mehr online haben wollen, wenn ich innerlich ja schon wieder woanders stehe.. So cool es ist, man macht sich ja auch verletzlich. Und ja, da gebe ich Dir Recht, dass ich zB diese fünf Sätze (und was ich sonst noch gelesen habe) ermutigend fand…

    Liebe Grüße,
    Katharina

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