Mama-Momente

Warum ich (noch) keinen Urlaub mit meinen Kindern mache


Gestern hatten wir das große Glück, einen Tag Urlaub an der See verbringen zu können. Mein Mann suchte uns ein Städtchen nah am Wasser aus, wir packten drei große Taschen voller Klamotten, als auch die Kinder ins Auto und los ging’s! Allerdings erst einmal für einen Zwischenstopp zu unseren Eltern, um Mini und Maxi und zwei der Taschen direkt wieder aussteigen zu lassen.

Nach der Verabschiedung kletterten wir zurück ins Auto, atmeten einmal tief durch und packten die Süßigkeiten aus machten uns auf den Weg. Wie jetzt? Ein Kurzurlaub am Meer an einem sonnigen Junitag ohne Kinder? Allen Müttern und Vätern, die jetzt entsetzt aufschreien und ungläubig den Kopf schütteln, möchte ich gerne erzählen, warum ich auf Urlaub mit meinem Zwei- und Dreijährigen momentan noch verzichte. Der letzte Trip ging jedenfalls erholungstechnisch mächtig in die Hose…

„Wir werden im nächsten Sommer noch einen weiteren Mitreisenden dabei haben“ verkündete ich stolz meiner Schwester und ihrem Mann, während ich über meinen (bis dahin noch unsichtbaren) Babybauch streichelte. Der Urlaub mit unseren kinderlosen Verwandten und unserem Maxi für August 2013 war bereits gebucht und nun erfreuten wir uns gemeinsam an dem Gedanken, auch noch ein Baby mit an Board zu haben. Zehn Tage Baltrum also mit unserem Eineinhalbjährigen und dessen Geschwisterchen, das dann etwa ein halbes Jahr alt sein würde.

Was für ein Spaß würde das geben! Wir malten uns in Gedanken schon aus, wie Maxi stundenlang Salzwasser und feinkörnigen Sand in seine Eimerchen kippen würde, während wir abwechselnd mit ihm spielten oder uns auf den Handtüchern die Sonne auf den Bauch scheinen lassen ließen. In der Ferienwohnung würden wir uns eh nur zum Essen oder Schlafen aufhalten und die paar stressigen Momente mit den Kindern einfach weglachen, man ist ja schließlich im Urlaub und hat genug Muße, sich nicht über alles aufregen zu müssen. So dachten wir jedenfalls vorher.

Warum ich (noch) keinen Urlaub mit meinen Kindern mache
Wer die Nordseeinsel Baltrum nicht kennt, dem sei gesagt, dass die sechseinhalb Quadratkilometer große Insel im Wattenmeer zu den beliebtesten Inseln für Familien mit Kindern zählt. PKW, Motorräder und Co sind dort nicht erlaubt, was nicht nur für gute Luft sorgt, sondern auch stressfreies Begehen der Straßen ermöglicht, immerhin könnte man theoretisch nur von einem Pferdekarren oder Bollerwagen überrollt werden. Strand und Dünen laden zu stundenlangen Wanderungen ein und an Regentagen bietet ein überdachter Kinderspielplatz kleineren und größeren Kindern viel Möglichkeit, sich auszutoben. Ansonsten ist die Insel recht überschaubar. Ein paar Lädchen, ein Minigolfplatz und eine kulinarische Vielfalt an Gastronomie. Für Jemanden, der ein paar Tage auf überschaubaren Raum ohne Reizüberflutung Erholung sucht, genau die richtige Adresse. Dass unsere kleine Familie aber gerade damit überfordert war, merkten wir ziemlich schnell.

Warum ich (noch) keinen Urlaub mit meinen Kindern mache
Die erste stressige Situation entstand durch die – ich nenne sie mal- „suboptimale“ Zimmerverteilung in unserer Ferienwohnung. Das kleine Kinderzimmer, das nur Platz für ein Babybett (zwischen den unverrückbaren Holzbetten für Erwachsene) bot, befand sich direkt neben der Küche, die wiederum gleichzeitig Eingang und Flur in einer Person war. Kochen und Abspülen während der Schlafenszeiten der Kinder war also schon mal tabu. Ansonsten gab es noch ein großes Badezimmer und einen Wohnraum, hinter dessen Schrankwand sich die Elternbetten befanden.

Maxi bekam nach kurzem Überlegen das Kinderzimmer zugesprochen, während wir Minis Rollbett (mit meterbreiten Zwischenräumen zwischen den einzelnen Gitterstäben) erst einmal im Wohnzimmer parkten. Leider haben sowohl Mini, als auch seine Mutter, einen leichten Schlaf. Also erkoren wir nach langem Hin und Her das Badezimmer als Schlafstätte für unseren Jüngsten aus, schoben das Kinderbett (dick gepolstert mit einer übrig gebliebenen Bettdecke, die mein Mann per Webtechnik zwischen die Gitterstäbe klemmte) in die großzügige Nasszelle und mussten uns über die nächsten zehn Tage angewöhnen, den letzten Klogang vor unserem Zubettgehen und das anschließende Zähneputzen im Dunkeln und vor allem äußerst leise zu verrichten.

Der nächste Supergau ließ aber nicht lange auf sich warten. Am zweiten Tag ging uns nämlich das mitgebrachte Milchpulver aus. Kein Problem, dachten wir und kauften für Maxi, der bis dato noch nicht an Beikost gewöhnt war und partout auf die Mahlzeit aus der Flasche bestand, ein hochwertiges Produkt aus dem winzigen Inselmarkt, der selbstredend nicht unsere Standartmarke im Sortiment führte. Für uns kein Problem. Für Maxi schon. Nach dem ersten Schluck verwehrte er jeglichen weiteren Tropfen dieses anscheinend völlig unzumutbaren Gebräus und bereitete damit sicherlich nicht nur uns Dreien im Haus einen ziemlich lebhaften Abend. Fortan waren wir gezwungen, den Hipp-Bestand an Babynahrung im Inselmarkt aufzukaufen, denn Maxi stieg nach diesem Abend schlagartig auf feste Nahrung um. Aber bitte schön auch hier keine Abwechslung! Die Geschmacksrichtung „Spaghetti Bolognese“ war in Ordnung, alles andere mit Hühnchen und Reis oder Kartoffeln und Pastinaken wurde gleich wieder ausgespuckt.

Ähnliches Schicksal überfiel uns mit den Windeln. Obwohl mein Mann mir zuhause noch ungläubig dabei zusah, wie ich einen Extrakoffer nur mit Pampers füllte („Schatz, die haben garantiert auch Windeln auf der Insel!“), merkte er doch nach der Hälfte des Urlaubs, wie wertvoll die Extraration an Einmalhöschen doch gewesen war. Nachdem unser Vorrat aufgebraucht war, beschlossen die Kinder in diesem Fall aber leider nicht, dass sie über Nacht trocken werden könnten. Also mussten wir nachkaufen. Und zwar zu Inselpreisen. Klar, dass es da einen kleinen Aufpreis geben würde. Dass wir damit unsere Urlaubskasse sprengen würden, hätten wir allerdings nicht gedacht. Doppelt (!) so teuer wie Zuhause in der Drogerie und natürlich gab es nur die eh schon teuren original Pampers-Windeln.

Das alles für sich war schon chaotisch und kräftezehrend. Aber es war nichts im Vergleich zu dem Dauerregenwetter, der keine langen Aufenthalte am Strand ermöglichte. Dem Dauergeknatsche in den viel zu engen Vier Wänden. Dem ständigen Wachwerden unseres Jüngsten bei Nacht. Der Dauerbelastung, die zwei kleinste Kleinkinder nun mal mit sich bringen. Und dann auch noch weit entfernt von der gewohnten Umgebung. Je öfter mein Mann und mein Schwager mit den Kindern im Bollerwagen die Insel umrundet erkundet hatten, je mehr Zeit wir auf dem Fleckchen namens Baltrum unsere Zeit totzuschlagen schienen, desto mehr brannte in uns der Wunsch, wieder die Fähre Richtung Festland und damit Richtung Zuhause zu betreten.

Warum ich (noch) keinen Urlaub mit meinen Kindern mache
Ja, wir hatten auch unsere schönen Momente. Als Maxi nach anfänglicher Scheu vor dem riesigen Meer begeistert mit seiner neuen Gießkanne gen Wasser rannte. Als Mini sich das erste Mal in seinem Leben hingesetzt und dabei so herrlich gekichert hat. Als uns die Strandmuschel trotz des Windes nicht um die Ohren geflogen ist. Als meine Schwester und ihr Mann bei den Jungs Babysitten waren, während mein Mann und ich einen Abend nur für uns hatten.

Und trotzdem konnten diese friedlichen Momente nicht den ganzen Stress auffangen, dem wir zehn Tage lang ausgesetzt waren. Vielleicht hatten wir auch nur zu hohe Ansprüche, vielleicht waren wir auch zu blauäugig. Nach diesem Urlaub war uns eines auf jeden Fall klar: Kein Urlaub mehr mit den Kindern, bis sie ein gewisses Alter erreicht haben. Für mich heißt dieses Alter vielleicht Vier oder Fünf. Jedenfalls erst dann, wenn man mit ihnen mehr unternehmen kann.

Eine Sandburg bauen, die nicht mit dem ersten Schaufelhieb zerstört wird. Ein Bilderbuch, das bei schlechtem Wetter angeguckt werden kann und nicht nur auseinander gerissen wird. Ein Restaurantbesuch, bei dem zwischen Bestellung und Servieren der Getränke nicht lautstark herumgehampelt und genörgelt, sondern ein Spiel gespielt oder auf der Tischkante dem Malblock mit Buntstiften herumgekritzelt wird.Warum ich (noch) keinen Urlaub mit meinen Kindern mache

Und so genossen mein Mann und ich den gestrigen Tag ohne Kinder am Strand und erholten uns prächtig. Ich gebe zu, das ein oder andere Mal wünschte ich mir schon, Mini und Maxi könnten jetzt das blaue Meer sehen, den feinen Sand unter ihren Füßen und den Wind in ihren Haaren spüren. Ich stellte mir vor, wie sie lachend Muscheln einsammeln und mit der Schaufel im Sand buddeln würden. Aber dann wich meinem verträumten Ausdruck schnell wieder der Blick in die Realität. Die Kinder würden die Muscheln nach fünf Minuten uninteressiert gegen ein Gekreische eintauschen, das dem Bruder gilt, weil der natürlich mal wieder genau mit dem Sandspielzeug spielen muss, das der Andere gerade unbedingt haben muss. Nein, so wie es gestern war, war es schon genau richtig. Zumindest für Jetzt.

4 Gedanken zu „Warum ich (noch) keinen Urlaub mit meinen Kindern mache“

  1. SilkeAusL sagt:

    Ich kann den Horror einerseits nachvollziehen, meine Mädels sind eineinhalb Jahre auseinander.
    Kann gar nicht mehr sagen, wann und wo wir mit BEIDEN das erste Mal im Urlaub waren, aber das erste mal mit beiden ALLEINE war ich drei Wochen zur Mutter-Kind-Kur auf Langeoog, als die Kleine neun Monate alt war. Wusste ich auch nicht besser. Aber ich war so ausgelaugt von einem ständig unzufriedenem Kind seit mehr als zwei Jahren und einem Baby, das immernoch nicht durchschlief, da wollte ich es mir mal gönnen.
    Unter der Woche ging es tagsüber auch, da es dort ja für beide eine Betreuung gab.
    Nachts war ab der zweiten Woche der Horror, denn da wurden beide krank(starke Erkältung, bei der Kleinen mit fast 40 Fieber über drei Tage). Da war dann nicht nur die Kleine nachts ständig wach, sondern die Große AUCH noch.
    Effekt der Kur also nicht nur Null, sondern quasi sogar minus!
    Jetzt sind die Beiden vier und zweieinhalb Jahre alt und Anfang Mai war ich auch wieder mit beiden ALLEINE an der Nordsee(Esens)in einem Haus, wo wir letztes Jahr im Juli auch schon einmal waren.
    Der Vorteil war:Ich kannte die Räumlichkeiten und wusste, damit komme ich gut zurecht, und ich kenne mich dort mittlerweile so gut aus, dass ich wusste, wo ich mit beiden hinfahren kann, damit sie zufrieden sind.
    Meine Eltern waren fast drei ganze Tage auch dort, sodass ich nicht ganz alleine war und am Wochenende habe ich mich sogar getraut, alleine mit den Kids Tagesausflüge auf die Inseln zu machen.
    Angst hatte ich am Anfang schon vor dem Urlaub, aber im Nachhinein muss ich sagen, es war weitaus weniger schlimm, als ich es mir vorgestellt habe.
    Also nur Mut für den nächsten Urlaub!
    Liebe Grüße
    Silke

    1. Christine sagt:

      Hallo Silke,

      das klingt wirklich nach einem stressigen Kuraufenthalt – vor allem, wenn dann noch Krankheiten dazukommen und dadurch alles noch stressiger wird.
      Umso schöner zu lesen, dass euer Urlaub im Mai viel entspannter gewesen schien. Toll auch, dass deine Eltern ein paar Tage dabei waren und dich unterstützt haben. Respekt, dass du auch alleine die Tagesausflüge mit deinen beiden Mädchen gemacht hast, ich finde, da kannst du echt stolz auf dich sein!
      Liebe Grüße
      Christine

  2. Niggelo sagt:

    Ich versteh diese Eltern auch nicht, die mit einem Säugling, einem Kleinkind am Strand sitzen. Abends sieht man sie dann in irgend einem Restaurant, die Mutter total genervt von dem Geplärre, den Vater genervt von der Frau. Das kann doch keine Erholung sein!
    Damals, als meine Kinder so klein waren, sind wir auch zu Hause geblieben. Wir haben unseren ersten Urlaub gemacht (Urlaub auf den Bauernhof) als die Kleine 2,5 und der Grosse 5 war. Das ging gerade so, weil die Animation auf dem Hof dementsprechend war. Und heute: geniessen wir wieder Urlaub zu zweit!!

    1. Christine sagt:

      Hallo :)
      Animation auf dem Bauernhof klingt gut! Das hatten wir auf der überschaubaren und verregneten Insel ja leider nicht. So trat sich Jeder nur auf die Füße und wusste nix mit sich anzufangen. Besonders für bzw. mit Kindern für mich der Horror. Schön, dass sich euer Urlaub mit den Kindern doch irgendwie gelohnt hat und ihr jetzt wieder die Ferien zu Zweit genießen könnt.
      Lieben Gruß
      Christine

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