Mama-Momente

Warum es mir heute schwer fällt, meinen Hochzeitstag zu genießen

„Schatz, was hältst du davon, wenn wir morgen Nachmittag mit den Kindern in den Zoo fahren?“ Manchmal trifft es mich immer noch tief. Dann ballt sich in meinem Magen alles zusammen und wandert meinen Hals hinauf, bis mich ein dicker Kloß beinahe ersticken lässt. Ich fühle mich dann erschöpft, ohnmächtig und regungslos, unfähig, dem Ganzen etwas Positives abzugewinnen. In diesen Momenten empfinde ich meine Kinder wieder als Klotz am Bein.

Wir hatten Mini und Maxi gerade ins Bett gebracht und saßen nun alleine im Wohnzimmer beisammen. Eigentlich sollte ich mich über sein Angebot freuen. Einen stinknormalen Donnerstag im Juni gemeinsam mit meinem Mann und den Kindern im Zoo verbringen, wenn das mal nicht Glück ist? Vor allem, weil mein Mann sich den Nachmittag gezielt frei genommen hatte. Und dennoch brachte ich nur ein gequältes Lächeln über die Lippen. Es war eben kein stinknormaler Donnerstag im Juni. Es war unser Hochzeitstag.

Mein Mann hatte sich extra den halben Tag frei genommen. Er wollte, dass ich nicht den Nachmittag mit den Kindern alleine verbringe, wie an jedem normalen Tag. Er wollte mir eine Freude machen. Und jetzt saß ich da und wusste nicht, ob es mir lieber wäre, er würde einfach ganz anständig arbeiten gehen. Nicht, dass ich nicht gerne mit ihm und den Kindern in den Zoo gehen würde! An jedem x-beliebigen Tag im Jahr hätte ich sein Angebot auch mit Kusshand angenommen und den Kindern gerne ein paar Stunden gemeinsam mit ihren Eltern im Tierpark ermöglicht.

Warum es mir heute schwer fällt, meinen Hochzeitstag zu genießen
Aber unser Hochzeitstag, der ist mir eben heilig. Den möchte ich nur mit meinem Mann verbringen. Dieser Tag symbolisiert die enge Verbundenheit zwischen uns beiden. Wenn es nur uns gibt. Ihn und mich. Und Niemand drängt sich dazwischen. Und so egoistisch das klingen mag, aber da haben meine Kinder nichts zu suchen. Natürlich sind sie das Produkt unserer Liebe, aber dennoch geht es an diesem Tag um die partnerschaftliche, zarte Zuneigung, die nur meinem Mann gilt. Und da brauche ich kein Genörgel meines Dreijährigen, dass die Pinguine langweilig sind, da kann ich auf ein „Ich will jetzt sofort zum Spielplatz, sonst werde ich sauer!“ des Vierjährigen getrost verzichten. Einen Tag von 365 im Jahr habe ich noch weniger Lust als sonst, dass sich Mini und Maxi mit ihren Nörgeleien in den Vordergrund drängen. Immerhin können sie noch nicht verstehen, wie wichtig uns dieser Tag ist.

Ich versuchte, mir meine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen, was natürlich so gut funktionierte wie freihändig mit geschlossenen Augen auf der A1 Fahrrad zu fahren. Irgendwann rutschte mir dann doch raus, dass mir der Tag ohne Kinder lieber wäre. Und noch während ich es aussprach, wusste ich, dass es eh nicht funktionieren würde. Meine Schwiegereltern mussten nachmittags arbeiten und wollten abends auf einem Konzert abrocken, meine Mutter fiel krankheitsbedingt aus. Es gab also Niemanden, der uns die Kinder abnehmen konnte. Ich wusste das und sprach es trotzdem aus.

Meinem Mann ging es zum Glück ähnlich. Immerhin. Das verband uns. Und trotzdem nützte es uns nichts. Abends im Bett lag ich auf der Seite meines Kopfkissens und große, leise Tränen kullerten nur so über den weißen Stoff, bis ich irgendwann erschöpft eingeschlafen war.

Warum es mir heute schwer fällt, meinen Hochzeitstag zu genießen
Natürlich könnten wir den Ehrentag auch ganz einfach bei nächster Gelegenheit nachholen. Aber irgendwie hat eben genau dieses Datum etwas magisches, das kein anderer Tag ersetzen kann. Ich zwang mich förmlich dazu, mich an dem Positiven der ganzen Sache festzuklammern. Mein Mann und ich würden immerhin den halben Tag Zeit miteinander verbringen können, statt nur abends erschöpft vorm Fernseher auf der Couch abzuhängen. Und ich würde mir fest vornehmen, im Zoo die ganze Zeit mit ihm Händchen zu halten. Ganz kitschig und ganz verliebt. Und wenn irgendeins der Kinder nörgelnd am Hosenbein zieht, werde ich meinen Mann einfach zu mir heranziehen und ihn so lange küssen, bis das Kind die Lust am Nörgeln verloren hat. Und danach werden wir gemeinsam mit den Kindern den Zoospielplatz unsicher machen. Schließlich können Mini und Maxi am Wenigsten dafür, dass Mama und Papa es versäumt haben, ihren Hochzeitstag für sich alleine zu buchen. Aber für nächstes Jahr planen wir dann besser schon weit im Voraus unseren Hochzeitstag. Inklusive Babysitter.

4 Gedanken zu „Warum es mir heute schwer fällt, meinen Hochzeitstag zu genießen“

  1. Lisa sagt:

    Ich kann dich so unglaublich gut verstehen!
    Am Freitag haben mein Mann und ich auch Hochzeitstag und auch wenn wir den großen Sohn bei Oma und Opa „parken“ können, der Kleine muss noch bei uns bleiben. :/
    Ich liebe meine Jungs wirklich sehr, aber am Hochzeitstag mit Kindern was unternehmen, das passt wirklich nicht zusammen.
    Fühl dich mal lieb gedrückt.

    1. Christine sagt:

      Das zu lesen tut grad sooo gut. Ich nehme die Umarmung gerne an und wünsche dir und deinem Mann morgen „trotzdem“ einen sehr schönen Hochzeitstag!

  2. Grace sagt:

    Hallo
    Der Beitrag ist nun doch schon etwas älter, aber mir geht es gerade ähnlich. Mein Mann und ich haben am 19.9. Hochzeitstag und just an diesem Abend ist der Elternabend der 3.Klasse, in die unser Sohn seit kurzem geht. Ich hab eigentlich gar keine Lust da hin zu gehen, wichtig wäre es aber schon, denke ich. Was soll ich tun? Bin vollkommen verzweifelt.

    1. Christine sagt:

      Liebe Grace,

      ich kann deine Gefühle auch heute noch, zwei Jahre nach dem Beitrag, gut verstehen! Das ist wirklich ein Dilemma, weil der Elternabend sicher wichtig ist. Könnt ihr euren Hochzeitstag sonst nachfeiern? Oder könnte eine andere Mutter für dich mitschreiben bzw. Infoblätter mitnehmen?
      Sicherlich fällt dir die Entscheidung nicht leicht, so oder so. Ein schlechtes Gewissen oder ein blödes Gefühl irgendwem gegenüber wirst du sicherlich in jedem Fall haben… Ich wünsche dir auf jeden Fall eine (für dich) stimmige Entscheidung und schöne Stunden mit deinem Mann, auch, wenn ihr sie eventuell nachholen müsst.
      Viele Grüße
      Christine

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