Mama-Momente

Guten Morgen Rumpelstilzchen!


„Du schreibst nicht über irgendein Nerv-Thema. Kein Gemotze, kein Gejammer. Heute schreibst du über irgendetwas Banales. Der letzte Elternabend, der schöne Waldspaziergang mit den Kinder gestern oder irgendwas anderes. So viel depressive und wütende Stimmung hält doch keiner aus. Nicht, dass man später die wenigen Blogbeiträge über friedliche Momente mit der Lupe auf deinem Mama Blog suchen muss!“ Glaub‘ mir, ich habe es mir wirklich vorgenommen! Ich wollte dich verschonen, ich wollte meine Nerven schonen. Ich stand heute Morgen mit dem Gefühl auf, einen durchweg positiven Text zu formulieren. Kaum war das Frühstück beendet, als klar war: Mein Plan geht nicht auf. Schon wieder nicht. Wer oder was mich daran gehindert hat? Rumpelstilzchen höchstpersönlich! Aber der Reihe nach.

Man muss das Märchen der Gebrüder Grimm nicht (mehr) auswendig kennen, aber mit der Figur des Rumpelstilzchens weiß Jeder etwas anzufangen. Ein kleiner Giftzwerg, der mit seinen Tobsuchtsanfällen und einer latenten, schlechten Grundstimmung überall seine negative Energie verbreitet und sich am Ende der Geschichte vor Wut selbst zerreißt, weil die Müllerstochter seinen Namen erraten hat. Dieses Rumpelstilzchen sitzt mir seit einiger Zeit bei den gemeinsamen Mahlzeiten gegenüber. Zufällig nimmt es meistens auf Maxis Stuhl Platz.

Es geht ihm nicht darum, dass wir seinen Namen erraten und er hat sich auch noch nicht in einem seiner Wutanfälle selbst zerrissen. Aber den Rest bringt er jedes Mal mit in das Familiengeschehen ein. Das geht beim Aufstehen los und zieht sich in den meisten Fällen durch bis zum abendlichen Zubettgehen, kurze Pausen, in denen sich alle Beteiligten erholen dürfen, inklusive. Aber die Trotz- und Motzstimmung des kleinen Rumpelstilzchens beherrscht seine derzeitige Lebensphase.

Und als ob das Ganze nicht schon genug des Guten wäre, haben wir inzwischen eine weitere Stufe dieses Theaters erreicht. Sie lautet: Papa motzt und Mama kriegt alles ab. Das muss ich ein wenig erklären, nicht, dass Sie denken, der Knatsch würde zwischen mir und meinem Mann stattfinden. Weit gefehlt. Es ist in etwa so:
Rumpelstilzchen wacht auf. Vielleicht hat es schlecht geschlafen oder Mini hat ihn allein mit seiner Anwesenheit genervt. Vielleicht ist der Himmel zu blau oder die lila-weiß-karierten Blümchen sind schuld. Die Laune ist jedenfalls schon vor dem Aufstehen im Keller. Und wird auf dem Wickeltisch und beim gemeinsamen Tischdecken auch nicht besser. Also wird herumgebrüllt, auf dem Boden herumgestampft (wie sich das für Rumpelstilzchen eben gehört) und der leberwurstbeschmierte Tupperdeckel grinsend an Mamas getrockneter Wäsche auf dem Wäscheständer abgerieben. Kein Wunder also, dass mein Mann, der sich bis dahin alleine um die Kinder gekümmert hat, alle Gründe hat, den Geduldsfaden zu verlieren und dem Rumpelstilzchen deutlich zu verstehen gibt, dass sein Verhalten so nicht akzeptiert wird.

Und was macht das Rumpelstilzchen? Lässt seine Laune an Mama aus, die gerade mit einem fröhlichen „Guten Morgen“ um die Ecke kommt, in Gedanken noch bei ihrem friedlich-neutralen Blogbeitrag. „Ich möchte kein Küsschen Mama!“ „NAAAIN! Nicht Mama Milch eingießen!! Der Papa soll das machen!“ „NAAAIN, nicht Mama den Käse rüberreichen, der Papa soll das machen!“ „Nicht Mama Zähneputzen helfen! Papa soll helfen!“ Und zum Schluss auf dem Weg zum Kindergarten ein Riesengeschrei im Treppenhaus: „Naaaaain, ich möchte nicht an Mamas Hand, ich möchte an Papas Hand!!“, dass man meinen könnte, ich sei die Ursache der schlechten Stimmung.

Guten Morgen Rumpelstilzchen!
„Du darfst das nicht persönlich nehmen!“ Wie oft habe ich diesen Satz (auch in anderen Fällen) schon gehört. Von meinem Mann. Von meiner Familie. Von Freunden. Von Bloggerkollegen. Und ja, sie haben Recht. Sie haben alle Recht. Das Schöne ist, ich weiß selbst, dass ich es nicht persönlich nehmen soll. Und trotzdem geht es nicht spurlos an mir vorbei. In solchen Momenten ist es eben schwer, gleichzeitig unpersönlich zu sein und trotzdem wohlwollende Gefühle seinem Kind gegenüber auszustrahlen. Zumindest ich habe Schwierigkeiten damit. Weil ich auch nur ein Mensch mit Gefühlen bin. Und mit jedem Seitenhieb mehr in meine Richtung verliere ich auch mehr die Lust, freundlich und wertschätzend diesem Rumpelstilzchen zu begegnen.

Ich weiß, dass er das nicht aus böser Absicht tut. Ich weiß auch, dass er in einer schwierigen Entwicklungsphase steckt und das Trotzalter noch nicht hinter sich gelassen hat. Aber es tut trotzdem weh. Vor allem, wenn ich gar nicht mit ihm geschimpft habe, sondern sogar noch unvoreingenommen und liebevoll auf meinen Sohn zugegangen bin und zum Dank dafür trotzdem angestänkert werde.

Ich würde mich sehr freuen, wenn das Rumpelstilzchen langsam mal seine Sachen zusammenpacken und mit Siebenmeilenstiefeln zurück in den Märchenwald zurückkehren würde. Ich würde mir wünschen, dass morgen ein friedliches „Tischlein deck dich“ stattfinden und ein gut gelaunter Maxi auf seinem Hochstuhl Platz nehmen würde. Drei Wünsche hat man der Regel nach in der magischen Märchenwelt doch frei oder??

4 Gedanken zu „Guten Morgen Rumpelstilzchen!“

  1. Frühlingskindermama sagt:

    Das kommt mir alles sehr bekannt vor. Mein Großer war von Anfang an vor allem morgens ein Rumpelstilzchen, ich vermute, weil er nachts immer zu wenig geschlafen hatte. Als Baby schrie er sofort nach dem Aufwachen (die Kleine brabbelte immer erst eine Weile vor sich hin) und später als Kleinkind verströmte er schlechte Laune, grummelte, zickte, wütete, hatte nie ein freundliches „Guten Morgen!“ zu vergeben, auch wenn man ihm mit Engelsgeduld begegnete. Es ist tendenziell bis heute (er ist 4) so geblieben, wenn auch in etwas leichterer Form. Nachdem die Kleine geboren war, kümmerte sich morgens der Papa um ihn und ich stand erst auf, nachdem die beiden in die Kita verschwunden waren. Das war so erholsam nach über 2 Jahren morgendlichen Knatsches. Später dann waren wir wieder alle morgens zusammen und es war sehr schwierig. Ich denke, dass es ihm auch einfach zuviel ist und er morgens seine Ruhe will, wie ich auch. Aber auf ein liebevolles „Guten Morgen!“ tagtäglich angeblafft zu werden, geht schon an die Substanz. Man ist ja als Mama keine Maschine! Bei uns war es auch oft so, dass mein Mann irgendwann geschimpft hat und ich noch versucht habe, verständnisvoll zu bleiben, und dafür auch angemotzt wurde. Na danke auch;( Kann Dich daher total verstehen und wünsche euch, dass es bald besser wird.
    Liebe Grüße!

    1. Christine sagt:

      Hallo :)
      Es ist schön zu lesen, dass Rumpelstilzchen auch bei anderen Müttern Einzug hält, auch, wenn ich es Niemandem wünsche!
      Aber einfach zu wissen, dass man nicht alleine ist….Danke!

  2. Rosalie sagt:

    Es ist nur eine Phase. Es ist nur eine Phase. Es ist nur eine Phase. Es ist nur eine Phase. Es ist nur eine Phase. Es ist nur eine Phase. Es ist nur eine Phase. Es ist nur eine Phase.
    Es ist nur eine Phase. Es ist nur eine Phase. Es ist nur eine Phase.
    Es ist nur eine Phase. Es ist nur eine Phase.
    Es ist nur eine Phase.

    Beim Abgeben heute im Kindergarten: Eine Mutter kommt und bespricht etwas mit der Betreuerin. Ich höre die Worte ’schlechte Laune‘, ‚Tobsuchtsanfall‘, ‚Phase‘, ‚momentan etwas schwierig’… Da bin ich vor Lachen schier zusammen gebrochen. Glaub mir, du bist sowas von NICHT allein!

    1. Christine sagt:

      Ich habe mir den ersten Teil deines Kommentares ausgedruckt und lese ihn mir jetzt drei Mal täglich laut vor ;-)

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