An Tagen wie heute bin ich sehr erschöpft. Und damit meine ich nicht körperlich, auch, wenn ich wie so oft sehr viel gemacht habe. Nein, heute bin ich emotional erschöpft, denn heute ist ein Tag, an dem ich gerne den ganzen Tag in Jogginghose auf der Couch herumgegammelt und kitschige Filme auf DVD gesehen hätte.
Draußen lag der Morgen noch im Nebel und das Thermometer zeigte an, dass der Tag perfekt für mein Vorhaben in den eigenen Vier Wänden geeignet wäre. Tja. Hätte ich keine Kinder, wäre das ein perfekter Sonntag im Spätherbst geworden. Aber ich habe nun mal zwei Kinder, die leider noch in einem Alter sind, in denen sie sich nicht für kitschige DVDs und schon gar nicht fürs Herumgammeln interessieren. Nicht mal fünf Minuten am Frühstückstisch können sie still sitzen. Und genau das war heute Gift für meine Nerven.
Ich muss dazu sagen, dass ich generell sehr dünnhäutig und empfindlich, weil hochsensibel, bin. Meine Nerven halten augenscheinlich nicht so viel aus, wie ich mir das vor meinem Muttersein immer gewünscht hatte. Die immerzu geduldige und äußerst belastbare Mama, die ich immer sein wollte, wohnt vielleicht woanders – hier bei mir ist sie leider nicht eingezogen. Laute, latent herumhampelnde Kleinkinder, die nur dann mit dem Reden aufhören, wenn sie schlafen oder den Mund voller Essen haben (und selbst dann versuchen sie weiterzukommunizieren), sind schon im Alltag eine Herausforderung für mich. An manchem Wochenende ist es der Horror schlechthin.
Wenn theoretisch die Möglichkeit zum Entspannen besteht (z.B. weil der Mann sonntags frei und man sonst keine Verpflichtungen hat), gilt es schon eine verdammt harte Nuss zu knacken, den inneren Schweinehund vom Herumgammeln auf der Couch abzuhalten und ihn für einen Tag vor der Haustür oder mit Kinderlärm auf dem Spielteppich zu begeistern.
Mein Mann schnappte sich mittags netterweise unseren Maxi und ging mit ihm am Bach angeln Stöcke baden, während ich mich eine Zeitlang ausruhen konnte, weil Minis Mittagsschlaf anstand. Den Gefallen tat mir unser Jüngster allerdings nicht und quatschte mich ohne Pause vom Bett aus noch zu (durch die Wand versteht sich). Bis zum Nachmittag war ich also schon so gerädert, dass ich das Kaffeetrinken bei meiner Mutter nur aus dem Grund nicht absagte, um dem Geknatsche zuhause mal zu entkommen.
Manchmal habe ich auf gut Deutsch mal die Faxen dicke. „Kindersatt“ nennt mein Mann das. Dann möchte ich gerne die Stopptaste drücken und kein Kind sehen und hören. Früher als Kinderlose ging das ganz einfach. Wenn ich mich für mich zurückziehen wollte, habe ich mich einfach für ein paar Minuten oder auch Stunden ausgeklinkt. Niemanden störte das, Niemanden belastete das. Wenn ich heute Zeit für mich möchte, muss ich automatisch immer Irgendwen belasten. Denn Irgendwer muss in der Zeit ja auf Mini und Maxi aufpassen. Ein komisches Gefühl. Da möchte man sich „nur“ Zeit für sich nehmen und muss gleichzeitig Andere „belästigen“, ihnen Verantwortung in Form von zwei kleinen Rabauken übergeben und vor allen Dingen noch absprechen, wann man sich die Pause nehmen darf.
Ja, ja, ich weiß, das hätte ich vorher wissen müssen. Bevor ich schwanger wurde, in einer Zeit, in der man nur mit einer rosaroten Brille in die ach so wundervolle Zukunft mit Kindern blickt. Ich gestehe, dass ich diese Brille wohl ein wenig zu oft auf der Nase sitzen hatte, während ich mit meinem Mann Zukunftspläne in Richtung Kinderwunsch schmiedete. Heute, knapp drei Jahre später, bin ich innerlich mindestens zehn Jahre gealtert. Weniger gereift, denn verbraucht, ausgezehrt und mitgenommen.
Die spärlich gesäten Momente, die meine Kinder mich zum Jungbrunnen machen, scheinen gegen den psychischen Alterungsprozess nicht anzukommen. Ich kann nur hoffen, dass auch diese Zeit rückblickend schneller vergangen sein wird, als heute noch befürchtet. Dass wir uns irgendwann zu Viert in Jogginghose auf unser Sofa quetschen und keine Lust auf das diesige Nebelwetter haben. Oder die Kinder zumindest so groß sind, dass sie sich auch mal ein, zwei Stündchen alleine beschäftigen können (leise und ohne irgendetwas kaputt zu machen).
Jetzt sind die Kinder im Bett und der Mann schon auf der Couch. Vielleicht wartet er bereits auf mich, weil er auch mal eine Pause vom heutigen Tag braucht und zusammen mit mir „gammeln“ möchte. Ich werde es gleich erfahren. Zumindest für heute Abend brauche ich Niemandem mehr die Verantwortung für meine Auszeit aufzudrücken. Immer in kleinen Schritten denken. Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen. Oder so ähnlich.
mamavomkleinenmucki sagt:
Hallo, es ging mir heute ganz genau so. Ich bin völlig gerädert, müde und kaputt. Sitze auf der Couch die Kinder sind in Bett. Ich lese Twitter, Instagram nebenbei läuft der Tv. Richtig was mit bekomme Ich nicht zu erschöpft.
Ich bin so froh wenn morgen wieder Kindergarten ist . Und nur noch ein Wirbelwind hier tobt. Einen guten Start in die Woche….
Christine sagt:
Liebe mamavomkleinenmucki,
es freut mich zu hören, dass es auch Anderen ab und an so geht, auch, wenn das nur indirekt hilft ;) Unser Maxi darf ab Februar in den Kindergarten. Inzwischen zähle ich schon die Tage…
Sei lieb gegrüßt!
Christine
Rosalie sagt:
Also, du hörst das vielleicht öfter und es geht mir weder darum zu sagen, deine Entscheidung zu Hause zu sein, sei falsch gewesen, noch möchte ich ein Patentrezept abgeben. Aber ich kann dich sehr sehr gut verstehen und für mich ist ganz klar die Lösung, kinderfreie Zeit am Tag zu haben. Weil es relativ schwer zu sagen ist, man bringe die Kinder in die Kita, damit man mal seine Ruhe habe (hab ich auch schon gemacht, wenn ich meinen kratzbürstigen Tag hatte), sage ich meist, ich arbeite in dieser Zeit. Das stimmt allerdings, und auch wieder nicht. Denn ich arbeite zwar, aber für mich und nicht für Geld und ich lasse die Kinder auch öfter einfach eine Stunde länger in der Kita, als nötig. In dieser Zeit gehe ich in ein Kaffeehaus, esse Kuchen so viel ich will, trinke den teuersten Kaffee und lese Zeitung. So komme ich nicht auf den blöden Gedanken ‚ich muss noch schnell… bevor ich die Kinder abhole‘.
Ich beneide die Mütter, die von ganzem Herzen glücklich den ganzen Tag mit den Kids verbringen, tolle Sachen basteln, Plätzchen und Kuchen backen, Geschenke für die Omas selber machen etc. Wenn die echt glücklich sind, dann find ich das total super!
Ich bin auch total glücklich, wenn ich mit meinen Kindern zusammen bin. Ich kann dann in Ruhe spielen und vorlesen und mich voll auf sie konzentrieren. Aber nur, weil ich täglich ein paar Stunden für mich habe und mich darum ausgewogen fühle. Und das sage ich ganz freimütig. Dafür muss man sich nicht entschuldigen. Es und nur ein paar Stunden am Tag. Aber die geb ich nicht wieder her.
Das passt nun nicht in jedes Familienkonzept. Ich weiß das. Und du klingst auch nicht todtraurig, nur erschöpft. Ich meine nur, stell dir vor, beide Kinder sind 2-3x die Woche für 5 Stunden in der Kita. Du kannst in dieser Zeit: zum Frisör, in Ruhe Mittagessen oder Frühstücken, ins Thermalbad gehen oder – meine Lieblingsbeschäftigung – dich in dein Bett legen, alle Viere von dir strecken und 4 Stunden zusätzlich schlafen. Danach noch ausgiebig Duschen und ne Tasse Tee.
Ich kann das nur empfehlen. Denn nicht die Rundumversorgung von Mama macht die Kinder glücklich, sondern glückliche Eltern machen die Kinder glücklich.
Mir ist klar, dass das nicht für jeden die Lösung ist. Aber nicht die Kinder halten die Familie zusammen, sondern im Allgemeinen die Mütter. Also muss man auf sie besonders gut aufpassen.