Nun ist sie also da, unsere „erste“ Kindergartenzeit. Sohn Maxi geht ab Februar täglich in die örtliche Einrichtung, sein Bruder Mini wird dann nächstes Jahr folgen. Und auch, wenn (oder vielleicht gerade weil) wir uns mit der fremden Kinderbetreuung drei Jahre Zeit gelassen haben, ist das für uns alle nicht nur ein großer Schritt, sondern auch für Jeden von uns eine weitere Möglichkeit, sich selbst noch einmal besser kennen zu lernen. Zumindest ich, die selbsternannte Loslass-Queen, erlebte am ersten Eingewöhnungstag vor einer Woche eine völlig andere Seite in mir. Aber der Reihe nach.
Am Anfang einer jeden Kindergartenzeit steht bekanntlich die Eingewöhnung. Man begleitet das Kind in die Einrichtung, bleibt den Vormittag da, lernt die zuständige Erzieherin kennen und beobachtet vom Rande aus das Geschehen. Irgendwann bringt man seinem Kind schonend bei, dass man mal für 10 Minuten aus dem Raum geht, am nächsten Tag vielleicht 20 Minuten und schrittweise mehr, je nachdem, wie viel das Kind verträgt. So meine Vorstellung, mit der ich, Maxi an der Hand, den Kindergarten betrat. Wie sehr sollte ich mich geirrt haben.
Der vermeintlich schüchterne Maxi lief sofort von Raum zu Raum, rührte in kleinen Kochtöpfen, malte sein erstes Kindergartengemälde und stapelte Bausteine. Mutter saß unbeachtet daneben. Falsch. Unbeachtet war ich nicht. Denn nur, weil mein Sohn bereits nach einer Viertelstunde völlig in seinem Spiel versunken war, hieß das nicht, dass sich nicht andere Kinder für mich interessierten. Kurzerhand wurde ich von Louis bekocht, Levin zeigte mir stolz sein gemaltes Bild und Lotta brauchte ganz dringend meine Hilfe, den Reißverschluss für ihr Prinzessinnenkostüm zu schließen. Melanie, die Erzieherin, war auch längst aus dem Puppenraum verschwunden, also saß ich da, fünf neugierige Kinder um mich herum, die mich Löcher in den Bauch fragten und mit mir spielen wollten. Wo war noch mal gleich mein eigenes Kind? Eingewöhnung hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt.
Kein Wunder also, dass mich Melanie bereits nach einer halben Stunde fragte, ob ich denn nicht mal für ein Stündchen nach Hause gehen wolle. Eigentlich verständlich. Eigentlich. Aber mit meiner Vorstellung, die ich vor Betreten der Einrichtung noch hatte, stimmte das nun so gar nicht überein. Jetzt schon? Am ersten Tag? Und gleich so lange? Müsste ich mich nicht erst mal für zehn Minuten in einen anderen Raum setzten? Fragte ich mich, während Maxi, in einem pelzigen Affenkostüm steckend, an mir vorbeischoss und nur kurz winkte, während er schon auf dem Weg in die Bauecke unterwegs war.
Ich merkte ein seltsames, mir bis dato relativ unbekanntes, Gefühl in mir aufsteigen. Ich hatte Schwierigkeiten loszulassen. Denn wenn ich darüber nachdachte, hatte mir Maxi mit seinem Verhalten schon deutlich zu verstehen gegeben, dass er den Übergang in den Kindergarten für den Tag schon längst geschafft hatte. Jetzt war ich es, die an starren Dogmen festhielt und sich schwer damit tat, die Situation zu akzeptieren. Ich blieb also noch eine ganze Stunde da, aber mehr, um mich selbst einzugewöhnen. Maxi hatte den Schritt längst vollzogen.
Ja, in der Regel tun sich neue Kindergartenkinder schwer damit, sich von der Bezugsperson zu lösen und sich auf Erzieher und eine neue Umgebung einzulassen. Das hatte ich schon oft von anderen Müttern gehört, selbst die Kindergartenleitung bereitete mich im Vorfeld auf diese Möglichkeit vor. Aber auch in meinem nahen Verwandtenkreis gibt es zwei liebe Menschen, die die Aufgabe der Kindergärtnerin zu ihrem Beruf gemacht haben. Wenn du also von zig Seiten hörst, dass ein Kind normalerweise eine langsame Abnabelung in der Eingewöhnung braucht, dein Kind das aber ganz anders sieht, ist es ganz schön schwer, sich nach den Bedürfnissen des Kindes und nicht nach den festgefahrenen Vorstellungen im eigenen Kopf zu richten.
Für den zweiten Eingewöhnungstag nahm ich mir schließlich nach langen Überlegungen vor, sämtliche „müsste, hätte, sollte“-Vorstellungen hintenan zu stellen und mich nur auf Maxis Tempo einzustellen. Immerhin war das doch das Wichtigste. Und trotzdem fühlte es sich erstmal komisch, weil entgegen der Norm, an. Aber aufgrund meiner neu erarbeiteten Einstellung war ich diesmal gar nicht überrascht, mich bereits nach einer Dreiviertelstunde vor der Erzieherin stehen zu sehen, um ihr mitzuteilen, dass ich Maxi nun gerne für den Rest des Vormittags dalassen wolle, unter der Voraussetzung, dass sie mich sofort kontaktieren mögen, falls es ihm zuviel würde. Melanie hatte nicht im Geringsten etwas dagegen und auch Maxi war sofort einverstanden, als ich ihn fragte, ob Mama mal gehen dürfte.
Vielleicht halten mich Manche jetzt für eine Rabenmutter. Oder Eine, die ihr Kind abschiebt. Ich für meinen Teil habe lediglich darauf geachtet, meinen Sohn so weit zu begleiten, wie er sich sicher fühlt. Den Rest musste er jetzt alleine, zumindest ohne Mama, (durch-)machen. Aber so ist das im Leben nun mal. Wir alle müssen uns immer mal wieder an verschiedenen Stationen im Loslassen üben. Und Mama für ihren Teil auch.
War es bei dir ganz anders? Wie klappte es bei dir mit dem Verabschieden? Fühl(t)en du und dein Kind sich wohl in der Kindergartenstätte? Wie siehst du die Anfangsphase im Rückblick? Ich bin gespannt auf deine Erfahrungen mit der Eingewöhnungszeit.
Frühlingskindermama sagt:
Das ist doch toll, wenn es so reibungslos mit der Eingewöhnung klappt! Bei 3-jährigen ist das ja auch eine ganz andere Baustelle als bei 1-jährigen. Bei uns kommen die meisten Kinder mit ca. einem Jahr in die Kita und da sind die Eingewöhnungen oft sehr mühsam und dauern lange. Ich selbst habe in der ersten Kita meines Großen fast 3 Monate eine problematische Eingewöhnung (Start mit 13 Monaten) mitgemacht und dann nochmal in der zweiten Kita knapp 1 Monat. Die 3-jährigen in meinem Bekanntenkreis hatte da alle keine größeren Probleme. Die meisten Mamas konnten auch am 2./3. Tag nach Hause gehen. Die Abnabelung von den Eltern ist ja schon viel weiter fortgeschritten, sie sind Fremdbetreuung (Großeltern, Babysitter) oft schon gewohnt. Bei manchen Kindern kommt dann erst nach einiger Zeit die Erkenntnis, dass sie da jetzt jeden Tag hingehen „müssen“. Schwieriger stelle ich mir es bei euch vor, dem kleinen Bruder zu erklären, dass er noch nicht in den Kindergarten darf. Meine Kleine hatte damals schon vor ihrem 1. Geburtstag manchmal gezeigt, dass sie es doof findet, wenn der große Bruder in der Kita bleibt und sie nicht;)
Liebe Grüße!
Christine sagt:
Vielen Dank für deinen langen Kommentar! Ja, das wird sicher noch mal schwierig für unseren Mini, wenn er bald morgens wieder mit mir nach Hause gehen muss, während sein Bruder im Kindergarten bleibt. Zur Eingewöhnung jetzt ist er ja noch nicht mit dabei, aber wenn er dennächst seinen großen Bruder mit wegbringen muss, wird das ganz sicher öfter Protest geben…
Viele Grüße
Nina sagt:
Mein Mäusebär ist jetzt in seiner zweiten Woche der Eingewöhnung. Die wird wirklich behutsam gemacht. Er ist aber auch erst 13 Monate. Zum Glück macht das der Papa. Ich hätte auch Probleme los zu lassen. Lg
Christine sagt:
Liebe Nina,
es ist schön zu hören, dass die Eingewöhung behutsam gemacht wird, das gibt euch als Eltern bestimmt auch noch mal mehr Sicherheit! Toll, dass dein Mann die Eingewöhnungszeit übernimmt. Wie geht es ihm damit?
Lieben Gruß
Christine
nina sagt:
Hi Christine,
jetzt erst gesehen,dass ich damals eine Antwort bekommen habe.:-) Mein Mann hat gern die Eingewöhnung gemacht und wird sie auch bei Kind 2 wieder über nehmen. Mein „Großer“ geht zum Glück super gern in die Kita.
Liebe Grüße
Nina