Freitags ist Mama-Tag. Dann treffen zwei Generationen Mütter aufeinander und quatschen, was das Zeug hält. Wenn mein Mann mittags nach Hause kommt, tische ich noch schnell das Mittagessen auf, um mich danach aus dem Staub und gleichzeitig auf den Weg zu meiner Mutter zu machen. Es ist eine kleine Oase der Ruhe nach einer Woche voller Trouble mit zwei kleinen Jungs. Meistens bleiben wir bei ihr in der Wohnung, Mutti kocht Kaffee, während die Andere (3x darfst du raten, welche von Beiden) am Küchentisch schon mal heimlich ein paar Kekse nascht.
Dann reden wir über Gott und die Welt, versuchen, das Gespräch nicht zu lange auf die Kinder zu lenken („Baut Maxi zuhause auch so gerne Haushaltsgegenstände aus Duplo nach?“) und lassen die Seele baumeln. Bei unserem letzten Treffen haben wir uns aber mal wieder raus in die Innenstadt gewagt. Ich sage bewusst „gewagt“, denn über unsere Köpfe fegten Wind und Regen mit knapp 100 km/h.
Also, Mütze tief ins Gesicht gezogen, Schirm gegen den Wind gestemmt (alles Andere hätte zu einer mittleren Katastrophe geführt, wie ich sie letztens mit Maxi erlebt habe) und schnellen Schrittes zu unserem neuen Lieblingscafé gestiefelt. Einmal drin in der guten Stube, stellten wir zu unserer Entzückung fest, dass die beliebte Eckbank am Fenster, gegenüber der Kuchentheke, noch frei war und somit war die Entscheidung der Platzwahl schnell gefällt.
Ich kann dir nur vorschwärmen von diesem gemütlichen Café, in dem die Zeit stillsteht (kein Witz, sämtliche Kaminuhren der Gaststätte sind absichtlich nicht aufgezogen, damit die Gäste die Zeit vergessen können). Kuchen und Torten werden vom Besitzer frisch gebacken und die Getränkeauswahl reicht von hier bis Istanbul. Ich trinke am Liebsten eine Kräuterteemischung, angereichert mit Zitronengras, dazu ein Stückchen Kandiszucker und lasse mich in eins der weichen Kissen auf besagter Eckbank sinken. Das Sahnehäubchen im Café ist das zuvorkommende und freundliche Personal, dem man die Freude an ihrer Arbeit sofort ansieht. Hier steht wirklich der Gast und der Spaß am Servieren im Vordergrund und das genieße ich umso mehr, da ich selbst jahrelang im Service gearbeitet habe und beide Seiten kenne.
So quatschten meine Mutter und ich uns fest, sahen Gäste kommen und gehen, nur um zwei Stunden später erstaunt feststellen zu müssen, dass die Zeit mal wieder schneller geflogen ist, als uns lieb war. Zumindest in der Wirklichkeit, die Café-Uhren standen ja immer noch still. Also wieder runter von der kuscheligen Eckbank, noch mal rein in die Damentoilette und raus in den Sturm. Nur diesmal waren wir mit warmen Kräutertee und einem mächtigen Stück Zupfkuchen im Magen gewappnet für den kalten Rückweg. Ein schöner Nachmittag war das. Ich möchte sie nicht mehr missen, die Mama-Tage mit meiner Mutter. Nächsten Freitag fahre ich wieder hin. Und wenn uns mal wieder nach einer Portion Ruhe ist, nach verwöhnt werden und einem leckeren Stückchen Kuchen, dann werden wir ganz bestimmt wieder hingehen: Zu dem Ort in der kleinen Gasse, in dem die Uhren still stehen und die Seele Zeit für eine Pause vom Alltag hat.