Knospen an den Bäumen entfalten ihre Pracht, die ersten Blumen stecken im Garten ihre Köpfe aus der Erde, die Tage werden wieder länger und ein Hauch Leichtigkeit liegt in der Luft. Es ist unverkennbar: Der Frühling kommt! Und mit ihm zahlreiche Möglichkeiten, den Tagen wieder mehr Leben zu geben. Speziell für die Introvertierten unter uns hochsensiblen Müttern habe ich hier fünf Erlebnisse zusammengetragen, die wir uns diesen Frühling auf keinen Fall entgehen lassen sollten (aber natürlich dürfen die Extrovertierten auch mitmachen)!
1. Ein Konzert erleben
Justin Timberlake in Hamburg live erleben? Zu Lenny Kravitz’ Stimme in München abtanzen? Was für viele Menschen als echtes Highlight gilt, löst bei den meisten hochsensiblen Personen alleine schon beim Gedanken an riesige Menschenmassen und überlaute Musik aus den Boxen beschleunigten Atem und einen Fluchtimpuls aus, allen voran bei den Introvertierten, die ihre Erholung nur selten in der Gesellschaft anderer Menschen finden.
Meine Ersatzempfehlung, um dennoch in den Genuss von Livemusik zu kommen: Mache einen Spaziergang durch den Stadtpark, bevorzugt in den frühen Morgenstunden oder am späten Nachmittag. Hier warten zwar nicht Justin oder Lenny auf dich (es sei denn, sie sind drei und fünf Jahre alt und werfen gerade Brotkrumen für die Enten in den Teich), aber dafür bekommst du ein einmaliges Gratiskonzert aus Büschen, Hecken und Bäumen zugezwitschert!
Unseren Singvögeln bei ihren ersten Frühlingskonzerten zuzuhören ist Balsam für meine Ohren und stimmt mich mehr als jeder menschliche Gesang auf den Frühling ein. Und wenn uns anschließend trotzdem noch nach Pop ist, können wir zuhause ja immer noch Spotify starten und Justin’s Privatkonzert genießen.
Mein Geheimtipp für alle sensiblen Mütter, die es noch ruhiger mögen und ihren Nachwuchs noch im Kinderwagen vor sich herschieben: Probiere anstelle des Parks mal einen Friedhof aus! Genauso viel Natur, genauso viel Vogelgesang, aber doppelt so viel Ruhe. Du brauchst allerdings starke Nerven, wenn dein Baby sich plötzlich lautstark zu Wort meldet und die Aufmerksamkeit aller Friedhofsbesucher auf sich zieht.
2. Ins Kino gehen
Wenn du mich fragst, welchen Film ich zuletzt im Kino angesehen habe, muss ich echt lange nachdenken. Ich gehe nicht mehr gerne ins Lichtspielhaus. Die Filme werden für meine Verhältnisse viel zu laut eingestellt, es gibt immer große Leute, die anderen die Sicht versperren (und natürlich sitzt einer davon immer genau vor meiner Nase) und der Zuschauer hinter mir tritt mir regelmäßig in den Sitz. Von den Nachzüglern und notorischen Popcorn-Besorgern während des Films ganz zu schweigen. Darauf kann ich gerne verzichten.
Mein Kinotipp für dich: Schnapp dir einen wirklich guten Roman und stell mal wieder dein Kopfkino an! Besorg dir einen Schmöker in der örtlichen Bücherei oder hol endlich den Krimi aus dem Regal, der da seit der Geburt deines Kindes liegt und nur darauf wartet, dir den Mörder der Gräfin zu präsentieren.
Lass‘ heute Abend mal den Online-Erziehungsratgeber und den Fernseher links liegen, röste dir so viel Popcorn im Topf wie du willst, gieß dir ein Gläschen Wein ein und gönn‘ dir Hochspannung, Humor oder Erotik pur in deinem Kopf!
Mein Lesetipp für dich, wenn du tiefsinnige Romane magst, die dennoch leicht zu lesen sind: Mitch Albom’s „Die fünf Menschen, die dir im Himmel begegnen“.
Das Buch habe ich am Samstag auf meiner Zugfahrt in eine mir unbekannte Stadt gelesen (siehe nächster Frühlings-Tipp) und es hat mich in seiner Wärme und Weisheit berührt. Ein tröstendes Buch für alle, die sich mit dem Gedanken an ihren eigenen Tod schwertun und sich fragen, ob ihr Dasein auf Erden überhaupt wertvolle Spuren hinterlässt.
Übrigens ist mir immer noch nicht eingefallen, in welchem Kinofilm ich zuletzt gewesen bin…
3. Einen Städtetrip machen
London, Paris oder Amsterdam an einem Tag erleben? Klingt nach einer kulturellen Auszeit aus längst vergangenen Tagen. Wann hat man schon mit Kind die Möglichkeit, aus seinem gewohnten Umfeld herauszukommen und die Welt zu bereisen?
Nun, die Welt ist vielleicht gerade wirklich nicht drin, wohl aber ein kurzer Städtetrip ganz in deiner Nähe! Wenn du das Glück hast, den Nachwuchs bei deinen (Schwieger-)Eltern oder deinem bereitwilligen Partner parken zu können, schnapp dir eine gute Freundin und verbringe mit ihr doch einfach mal ein paar Stunden in einer nächstgrößeren Stadt, die ihr beide noch nicht kennt!
Ich habe das am Wochenende mit meiner Mutter gemacht und es fühlte sich tatsächlich an wie ein kultureller Kurzurlaub. Die Frühlingssonne im Park genießen, durch die historische Altstadt bummeln und anschließend im schönsten Café am Marktplatz den Nachmittag ausklingen lassen – dafür brauchten wir weder Tower Brigde noch Eiffelturm oder die Grachten von Amsterdam.
Um Überreizung zu vermeiden, empfehle ich dir, unbedingt einen Spaziergang im Grünen mit einzubeziehen und Tage mit überfüllten Innenstädten zu meiden. Auf jeden Fall kann ich dir raten, nur wenig Aktionen einzuplanen und den Tag eher auf dich zukommen zu lassen. Gehe lieber spontanen Bedürfnissen nach, statt eines vorgefertigten Masterplans, damit du dich als Hochsensible nicht unter Druck setzt und unnötig überstimulierst.
Meine Mutter und ich haben uns lediglich in einem Gesamtumkreis von etwa einem Kilometer bewegt und werden eine andere Ecke der Stadt lieber beim nächsten Mal erkunden.
Dir fehlt ein Babysitter oder die Zeit oder die Nerven für einen Städtetrip? Dann erkunde doch mal dein eigenes Wohnviertel! Wetten, dass dir manche unscheinbaren Seitengassen noch nie aufgefallen sind und du die Architektur der Kirche im Dorf noch gar nicht durch die Linse deiner Kamera bewundert hast? Vielleicht entdeckst du ja sogar euren neuen Lieblingsspielplatz!
4. Im Spa verwöhnen lassen
Eine Schlammmaske im Gesicht, während heiße Steine, auf verschiedenen Körperpartien abgelegt, auch deine Seele wärmen. Im Hintergrund vernimmst du leise Musik einer Bambusflöte und vergisst dabei Zeit und Raum. Ach ja, so ein Tag im Spa ist für viele Frauen wie ein Kurzurlaub und bei den meisten Müttern sicherlich schon wieder eine Weile her. Denn um so einen Tag verleben zu können, bedarf es viel Organisation, aber allen voraus eines Babysitters.
Manchmal hilft allerdings auch schon ein Wellnessprogramm in den eigenen Vier Wänden zur Erholung und wenn es auch noch so kurz ist. Es ist vor allem eine Frage der Achtsamkeit, mit der du dich deinem Körper widmest.
Eine Gesichtsmaske kannst du dir genauso zuhause auftragen wie du auch Wellnessstimmung in dein Bad zaubern kannst. Mit Kerzen statt der hellen Deckenleuchte, ruhiger Musik im Hintergrund und einem Milchbad à la Cleopatra. Oder du gönnst dir mal wieder eine Hand- oder Fußmassage abends auf dem Sofa (mein Favorit seit Jahren: Das Massageöl „Ylang Ylang“ von Kneipp, das exotisch duftet und dabei besonders zart und unaufdringlich zu deiner empfindlichen Nase ist) und lackierst anschließend deine Nägel in deiner aktuellen Lieblingsfarbe!
Natürlich ersetzt das nicht den Wellnesstag mit der besten Freundin im Beautytempel, aber es ist viel leichter zu organisieren und ein Ritual, das sich auch gut in deinen vollen Mama-Alltag einbauen lässt.
Mein Tipp für Mütter, deren Nachwuchs noch keine halbe Stunde auf Mama verzichten kann: Selbst eine morgendliche Dusche von fünf Minuten wird zur Wellnesserfahrung, weil du dir das besonders teure Duschgel gegönnt hast, deinen Körper von oben bis unten mit einem Luffaschwamm abbürstest oder anschließend deine Haut mit der gut duftenden Lotion verwöhnst.
5. Einen Garten gestalten
Wo wir gerade über erholsame Wellnesserfahrungen gesprochen haben: Dein hochsensibles Wesen liebt es mehr als alles andere, Zeit in der Natur zu verbringen (noch mehr, als Stunden in der Badewanne zu liegen ;-)). Besonders im Frühling, wenn die Natur wiedererwacht, der Kreislauf des Lebens von Neuem beginnt, schreit auch in uns alles danach, nach Draußen zu gehen.
Was bietet sich da mehr an, als sich Spaten und Schubkarre zu schnappen und den Garten auf Vordermann zu bringen? Gemüsesamen säen, mit den Händen in der Erde graben und anschließend auf dem Rücken liegend dem Gras beim Wachsen zuhören, erdet dich selbst garantiert auf natürlichste Art und Weise.
Du hast leider keinen eigenen Garten? Über den örtlichen Kleingartenverein erfährst du, ob eine Parzelle im nächsten Schrebergarten frei ist. Oder vielleicht freut sich deine ältere Nachbarin um Mithilfe beim Stutzen ihrer Rosengewächse?
Mein Tipp für jeden noch so kleinen Haushalt: Auch ein Blumentopf auf dem Balkon oder die eigenen gepflanzten Kräuter auf der Fensterbank erfüllen ihren Zweck und berühren deine Sinne. Und wenn es nur der frische Tulpenstrauß auf dem Esstisch ist! Probier‘ es aus!
Zum Flanieren, Anregungen holen und die Seele baumeln lassen: Werfe einmal einen Blick in fremde Gärten! Auf offene-gartenpforte.de findest du Menschen in deiner Nähe, die an bestimmten Tagen im Jahr ihre Gartentürchen für Gäste öffnen. Meist wird um eine geringfügige Spende gebeten, oft gibt es auch selbstgebackenen Kuchen und Kaffee, den man dann unter einer Linde oder neben einem hübsch angelegten Gartenteich genießen kann. Das Paradies für jede hochsensible Frau!
Ich wünsche dir einen schönen Frühling, der deine hochsensiblen Sinne in angenehmer Art und Weise berührt.
(Wie immer spiegeln meine Linktipps und Produktempfehlungen meine eigene Meinung wieder; ich werde vom Hersteller weder bezahlt noch darum gebeten, ja, nicht mal angeschrieben, sein Produkt vielleicht freundlicherweise zu präsentieren.)
Ilona sagt:
Liebe Christine,
danke für Deine Impulse und Anregungen! Schon amüsant: ich kann mich selbst auch nicht mehr an den letzten Kinofilm erinnern. In Ergänzung zu Deiner Liste: wenn die anderen Zuhörer dann noch anfangen während des Films Popcorn zu essen – zum Weglaufen.
Deine Ideen werden mich die nächsten Tage begleiten und ich hoffe, zumindest den einen oder anderen Impuls selbst zu verwirklichen. Danke Dir und auch Dir viel Erfolg dabei!
Herzliche Grüße
Ilona
Christine sagt:
Ohje, ich zähle auch zu den Leuten, die während des Films Popcorn essen…aber an besonders leisen Stellen versuche ich immerhin nur daran zu lutschen :D Aber jetzt gehe ich ja eh kaum noch hin…
Ich freue mich, dass ich dir ein paar Denkanstöße geben konnte und sende dir ganz liebe Grüße zurück!
Carina sagt:
Hallo Christine.
Alles was du schreibst ist so wahr! Es ist so schwer mal wirklich eine Auszeit zu haben und den Tag zu genießen. Ich liebe den Frühling und vor allem das spazieren in der Natur, allerdings kommt das leider oftmals viel zu kurz, was mich sehr traurig macht. Da ich auch alleinerziehend bin, hab ich noch weniger Möglichkeiten mich voll und ganz auf mich zu konzentrieren.
Aber weißt du was ich heute mache? Ich liefere meinen Sohn bei einer Freundin ab und ich gehe spazieren, richtig lang und ganz ohne hören zu müssen: „Mama, schau! Bus!“ oder „Da Vogel! Schau, schau, Mama, Vogel fliegt!!“
Ich freue mich schon richtig darauf.
Danke dir für diesen Beitrag, alles Gute und liebe Grüße
Carina
Christine sagt:
Liebe Carina,
ich freue mich sehr für dich, dass du gestern die Möglichkeit und die Zeit für dich hattest, alleine spazieren zu gehen! Ich hoffe, das Wetter hat mitgespielt und du konntest die Natur genauso genießen, wie du es dir gewünscht hast!
Toll, dass deine Freundin so für dich (und auch für deinen Sohn) da war!
Viele Grüße
Christine