Lebensfragen

Verantwortung und Kümmern als Preis fürs Muttersein zu hoch?

Als ich mich dazu entschied, Mutter zu werden, wusste ich nicht, welchen Preis ich dafür bezahlen würde. Ich wusste vorher weder, wie hoch mein Bedürfnis nach Autonomie und Freiheit ist, noch wie sehr Kinder einen an seine Grenzen bringen können, geschweige denn, wie oft sie es tun. Ich hatte keine Ahnung von den Dimensionen an Wäschebergen, Spielzeugchaos im Haus und wie sehr mich die Bewältigung all dessen auf die Palme bringen würde.

Hätte ich vorher gewusst, wie hoch der Preis ist, den ich zahle, wäre ich nicht auf den Kuh-Handel eingegangen. Ehrlich gesagt, hatte ich mir damals überhaupt keine Gedanken um den Preis gemacht. Ich dachte, Kinder bekommt man vom Leben geschenkt! Bis es genau diese Kinder waren, die mir erst mit der Zeit bewusst machten, dass man für ALLES im Leben einen Preis bezahlt. Wir wollen es nur oft nicht wahrhaben.

Das fatale an unserer (westlichen) Lebenseinstellung ist, dass wir immer alles umsonst haben wollen. Wir haben verinnerlicht, dass wir alles bekommen können, was wir wollen.
Wir haben nicht begriffen, dass sich das Leben die Währung für jeden Einzelnen von uns aussucht. Es gibt immer einen Preis zu zahlen.

Wir glauben, wenn wir uns nur für den richtigen Weg entscheiden, wir unsere Lebensziele erreicht, den perfekten Mann, Job oder Wohnort gefunden haben, wären wir alle unsere Sorgen los. Aber so ist es nicht. Denn es liegt in der Natur der Sache, dass nicht immer alles nur gut oder nur schlecht ist.

Aber in der Regel können wir uns der vermeintlichen Ungerechtigkeiten entziehen, wenn der Traummann zu viele Macken hat, der neue Chef sich als Choleriker entpuppt oder das neue Hobby doch zu viel Arbeit macht, und all jenes aus unserem Leben streichen, wo uns der Preis zu hoch ist.

Und dann waren da ja noch die Mütter, die ihre Mutterrolle gerne wieder abgegeben hätten, weil ihnen das Preis-/Leistungsverhältnis, welches das Leben ihnen aufgestellt hatte, nicht gerecht schien.

Wo Mütter wie ich das Gefühl haben, ständig in Vorkasse zu gehen, unsicher, ob sie jemals einen gleichwertigen Gewinn machen.

Das klingt hart. Vielleicht bin ich auch die einzige Mutter, bei der es sich danach anhört, als ob sie mit Aktien an der Börse handelt, wenn sie über ihr Muttersein spricht. Tatsächlich bin ich sehr wehmütig, wenn ich daran denke, was ich alles verpasse (genügend Schlaf, Stille und Sauberkeit im Haus, verschonte Nerven, ein selbstbestimmteres Leben).

Verantwortung und Kümmern als Preis fürs Muttersein zu hoch?Immer das gleiche und das seit über acht Jahren, zumindest solange wie die Kinder sich schon selbst ausziehen und ihre Dreckwäsche eigenhändig in die Wäschetonne bugsieren konnten: Nun stand ich bereits zum dritten Mal in dieser Woche seit zehn Minuten an der Waschmaschine und stülpte jeden einzelnen blöden Socken wieder auf Rechts, nachdem alle falsch herum (weil einfacher auszuziehen) in der Tonne gelandet waren. Wenn ich sie einfach so in die Waschmaschine stecken würde, bliebe wieder der ganze Sand und Dreck in den Socken hängen!

Und schon nahm mein Gedankenkarussell wieder Fahrt auf: „Jedes Mal aufs Neue der gleiche Mist, warum immer ich? Wieviel Arbeit mit den Kindern würde mir das Leben noch aufbürden? Die Socken sind ja nur der Gipfel des Eisberges!“

Und das Leben antwortete: Das Kümmern um Haushalt und Kinder ist mein Preis, den ich dafür verlange, dass du eben jene hast.

So krempelte ich gerade die wahrscheinlich 50. Socke um, als ich plötzlich keine Lust mehr hatte, ewig alles aufzurechnen. Und ich hörte das Leben wieder, wie es mir zuflüsterte „Das Kümmern ist der Preis dafür, dass du ein Leben mit zwei Kindern gewählt hast“.

Und auf einmal nahm ich es nicht mehr als hämische Moralpredigt wahr, sondern schlicht als nüchterne, neutrale Tatsache.

Und es ging mir noch ein Gedanke durch den Kopf:

Möchte ich wirklich noch die nächsten Jahre mit dem Leben verhandeln, ob auch wirklich alles angemessen verrechnet wird? Was ist mit den Glaubenssätzen, an denen ich sonst noch festhalte? Beispielsweise, dass wir hier auf Erden sind, um uns zu entwickeln und dass das Leben uns nie mehr aufbürdet, als wir tragen können. Freundlicher formuliert: Dass wir vom Leben genau das bekommen, was wir brauchen!

Nicht jeder bekommt den gleichen Preis, weil das Leben genau weiß, woran jeder Einzelne wachsen muss (besser als wir es wissen!). Und so mancher Preis, den wir heute als ungerecht ansehen, betrachten wir morgen vielleicht schon als notwendigen Weckruf auf unserem Weg der persönlichen Entwicklung.

Wenn ich über die Widrigkeiten des Lebens lamentiere, vergesse ich gerne, dass diese zum Leben dazugehören. Und dass kein Mensch frei von Sorgen ist. Weil so ein Leben nämlich völlig sinnlos wäre. Weil wir den Wert des Guten dann nicht begreifen, nicht schätzen könnten, wenn wir das Negative nicht erleben würden.

Jeder Mensch hat es in der Hand, ob er zufrieden ist oder nicht. Davon bin ich überzeugt.

Und damit meine ich nicht, dass wir alle im Schlaraffenland leben könnten, wenn wir nur wollten, sondern, dass wir es lernen können, unser Leben als Paradies zu begreifen, obwohl nicht ständig Milch und Honig fließt.

Zufriedenheit ist eine Lebenseinstellung. Kopfsache. Genauso wie deprimierende Gedanken und das ewige „Was fehlt mir noch?“

Der Unterschied zu glücklichen Menschen scheint der zu sein, dass jene den Preis für ihre Entscheidungen zu zahlen bereit sind. Selbst Krankheit oder Behinderung sind keine zwingende Voraussetzung für lebenslanges, depressives Dasein. Wie viele erkennen in ihrem Leid die Chance, für das, was ist, dankbar zu sein oder ihre Lebenseinstellung zu überdenken? Selbst, wenn das Leben auch weiterhin nicht ohne Schmerz und Kummer verläuft.

Und nun leide ich seit über acht Jahren vor allem an der Verantwortung des Kümmerns.

Verantwortung und Kümmern als Preis fürs Muttersein zu hoch?Ich gebe zu, mir fällt es schwer, das Kümmern. „Ich kümmere mich darum“ klingt mehr nach Pflicht, denn als Kür. Nach unangenehmer Aufgabe, die man auf der To-Do-Liste abhaken muss, damit danach endlich Zeit für den Spaß des Lebens ist. Leider empfinde ich das Muttersein sehr oft auch genau als solch eine Aneinanderhäufung von lästigen Pflichtaufgaben.

Elterngespräche mit Erzieherinnen und Lehrerinnen oder das Ausfüllen von drögen Anträgen, die ich eh nicht verstehe, zum Beantragen von irgendwas sind dabei natürlich der meistgehasste Supergau. Aber diese Angelegenheiten machen nur einen Bruchteil dessen aus, von dem, was be-kümmert werden möchte:

Saubere Kleidung für die Kinder jederzeit aufgefüllt im Kleiderschrank bereitlegen, neue Sportschuhe für die größer gewordenen Kinderfüße zeitnah bis zum nächsten Sportunterricht besorgen, eine warme Mahlzeit am Tag auf den Tisch bringen (und nicht zum dritten Mal Pommes in der Woche, wegen der Gesundheit!), …

Es sind die scheinbaren Selbstverständlichkeiten, die bei mir schnell ein Gefühl von Hilflosigkeit auslösen. Zu viele Aufgaben am Tag, vor allem damals, als die Kinder in dem für Ü-Eier und deren verschluckbare Kleinteile noch zu jungen Alter waren und mir zehnmal öfter auf die Bluse kotzten, das Glas Orangensaft am Tisch umstießen oder die Windel gewechselt bekommen mussten.

Zu viel Kind, zu wenig Ich.

Und so wurde mein Leben als Mutter zum reinen ÜBERleben. Ein monotones Abhaken von Pflichtaufgaben mit nur wenigen Pausen, wo ich mir Zeit für mich nehmen konnte, um anschließend wieder zum Hamsterrad zurückzukehren, in dem sich Wäsche, warme Mahlzeiten und Besorgungen munter weiterdrehten.

Vielleicht geht es gar nicht darum, mit der nie enden wollenden Arbeit irgendwann mal fertig werden zu wollen, sondern um unsere Einstellung ihr gegenüber. Dann wird die harte Arbeit, der es zu entrinnen gilt zu einem natürlichen Kreislauf ohne Ziel: Was ich schaffe, schaffe ich, der Rest bleibt liegen bis ich die Zeit dazu finde.

Ich glaube, dass mir das Kümmern, sich sorgen und pflegen schon immer schwerfiel, auch zu kinderlosen Zeiten. Waren es Hobbies, die nach kurzer Zeit zu anstrengend oder langweilig wurden oder Freundschaften, die eine Durststrecke erlebten: Sobald mein inneres Feuer nicht mehr brannte, ließ ich sie nach und nach ver-kümmern, wie eine vertrocknete Pflanze.

Damals war mir dieser Vorgang gar nicht so präsent, ich hatte viele Ausreden, warum ich meine Energie in andere Dinge stecken wollte. Ich lernte nie, Durststrecken hinzunehmen oder auch langweilige Arbeiten auf Dauer auszuführen. Beschämt muss ich, während ich das schreibe, an all die Menschen in armen Ländern denken, deren Lebensaufgabe ausschließlich darin besteht, jeden Tag aufs Neue Wasser aus einem kilometerweit entfernten Brunnen zu besorgen. Interessanterweise sind diese Menschen meist glücklicher als wir in unserer Welt voller Fülle und Möglichkeiten.

Jetzt, wo ich Mutter bin, kann ich mich nicht mehr rausziehen aus langweiligen Arbeiten und Durststrecken. Ich kann (und will!) meine Kinder nicht ver-kümmern lassen. Und ich denke, dass das Leben mir genau diesen Preis überreicht hat für meine persönliche Entwicklung.

Kinder ermöglichen es einem, am Ball zu bleiben, wo man in anderen Lebensbereichen (Mann, Job, Hobbies,…) vielleicht schon längst das Handtuch geworfen hätte.

Verantwortung und Kümmern als Preis fürs Muttersein zu hoch?Ich möchte mich von nun an ganz bewusst mit der Haltung des Umsorgens um etwas kümmern, damit dies auch bei der langweiligen Hausarbeit meine Grundhaltung wird.

Die Oma meiner ersten Schulfreundin hat einmal gesagt:

„Erschrecke nicht am Morgen, wenn du die Arbeit siehst. Es ist so schön zu sorgen für Menschen, die du liebst!“

Obwohl dieses Zitat bereits seit einigen Jahren, auf einem inzwischen schon verblichenen Post-it notiert, am Küchenschrank meiner Mutter klebt, und wenngleich ich den Satz schon so oft gelesen hatte, nahm ich seine Bedeutung erst bei meinem letzten Besuch richtig wahr.

Ich darf die Wäsche meiner Kinder waschen, um damit gut für sie zu sorgen. Ich möchte ihnen eine warme Mahlzeit am Tag bereiten, damit sich ihre Seelen und Körper daran erfreuen können. Und vor allem: Ich kümmere mich dabei nicht nur um die Kinder, sondern auch um mich, um mein eigenes inneres Kind, das früher selbst keine Mutter als Vorbild hatte, die enthusiastisch die Hausarbeit erledigt hat oder die sich mir nicht immer aus vollem Herzen zuwenden konnte.

Und so stand ich neben der Waschmaschine, hielt die nächste Stinkesocke in meiner Hand und fing plötzlich an zu lächeln: Was für ein unglaubliches Geschenk mir das Leben hier doch bereithielt, was für eine riesige Möglichkeit, das Ganze mit anderen Augen zu betrachten und mich nicht länger in der ewigen Opferrolle zu fühlen!

Und ich wusste: Es wird Zeit, den Preis, den mir das Leben zugedacht hat, endlich zu akzeptieren, vielleicht sogar Dankbarkeit zu empfinden. Um mich mit Freuden meiner Verantwortlichkeit stellen zu können. Damit meine ich keinesfalls, dass ich als Mutter bzw. Frau alles alleine an Aufgaben rund um Haus und Kinder übernehmen muss, um alteingestaubte Klischees einer guten Hausfrau aus den 50er Jahren zu erfüllen! Aber um diejenigen Tätigkeiten, die in meinen Aufgabenbereich fallen, möchte ich mich ab sofort mit einem freudigen Gefühl kümmern.

Ich habe den Kindern trotzdem noch am selben Tag erklärt, dass sie ihre Wäsche ab sofort bereits nach dem Ausziehen „richtig herum“ in die Wäschetonne schmeißen müssen, immerhin sind sie nun auch alt genug, ein weiteres kleines Stück Verantwortung zu übernehmen. Auch das bedeutet Kümmern: Erkennen, wann man als Mutter Aufgaben delegieren und somit den Kindern auch etwas zutrauen kann.

Kümmern hieß für mich früher: Abarbeiten. Heute bedeutet Kümmern: Du bist es mir wert! Wie unterschiedlich sich plötzlich die immergleiche Hausarbeit oder das erneute Trösten des Sohnes wegen scheinbarer Kleinigkeiten anfühlen kann!

Seitdem ich das Kümmern aus einem anderen Blickwinkel betrachte, fällt es mir leichter, schon wieder das Händehandtuch neben dem Waschbecken zu wechseln, weil es eindeutig nicht gründlich weggewaschene Dreckspuren aufweist oder dem Sohn aufmerksam zuzuhören, wenn er mir etwas erzählt, das ich total unspannend finde. Aber wie in jeder anderen Therapieform, braucht es auch hier Geduld und Selbstmitgefühl, wenn ich nicht direkt bei jeder Verantwortlichkeit Juhu schreie oder doch noch ab und zu mit den Augen rolle.

Und: Bevor ich mich gut um andere kümmern kann, muss ich vorher auch gut für mich selbst (und für meine Entlastung) gesorgt haben!

Man kann nur aus der Fülle schöpfen und an andere weitergeben, wenn man seine Vorräte vorher aufgefüllt hat. Weswegen gerade Mütter mit Säuglingen und Kleinkindern unheimlich viel Unterstützung von Außen benötigen, damit sie Zeit zum Luftholen und Regenerieren haben!

Eins ist jedenfalls gewiss:

Egal, was ich auch tue, letztendlich tue ich es für mich, aber eben nicht ausschließlich! Denn nur, wenn ich mich selbst wohlfühle, in dem was ich für mich und meine Lieben mache, werden auch meine Kinder später gerne für sich und andere sorgen.

(Auch in diesem Beitrag habe ich freundlicherweise Unterstützung von guten Fotografen bekommen: Das Titelbild ist von Danielle Macinnes und die Kirschen hat mein Mini geknipst.)

11 Gedanken zu „Verantwortung und Kümmern als Preis fürs Muttersein zu hoch?“

  1. Kay sagt:

    Hi Christine,
    toller Artikel zu dem Thema! Er hat mir ein paar schöne Denkanstöße mitgegeben, wo mich das Kümmern und die immer gleichen Aufgaben als „Hausfrau und Mutter“ momentan eh ein wenig umtreiben. Du schaffst es mal wieder, das Ganze auch aus anderen Perspektiven zu sehen, das versuche ich auch immer wieder. Und es hilft mir sehr, dabei Anregungen von außen zu bekommen (danke dafür!). Bei einem Punkt möchte ich noch mal ausdrücklich sagen: Ja, definitiv! Nämlich, dass wir nicht vergessen dürfen, so gut es geht auch für uns selbst zu sorgen. Bei Susanne Hühn habe ich gerade dazu gelesen, man solle sich dreimal selbst nähren; einmal für sich, einmal als Reserve und einmal zum Weitergeben. Klingt oft utopisch als Mutter kleinerer Kinder, ich weiß, aber da ist was dran. Es zeigt uns doch auf, was wir als Menschen brauchen und dass es unsere Pflicht ist, gut für uns zu sorgen, um uns dann wiederum um andere hingebungsvoll kümmern zu können. Und wie du sagst: Besonders die Mütter kleinerer Kinder brauchen viel Unterstützung. Das ist so ein großer Punkt bei alldem! Wir müssen immer noch sehr Vieles alleine schaffen. Und so sollte es nicht sein (man vergleiche das Leben früherer Zeiten oder in manch anderer Kultur, wo eine ganze Gemeinschaft sich um die Kinder kümmert).
    Deine Anregung, das Kümmern (in jeder Hinsicht) neutral als Preis anzunehmen, den mir das Leben aus einem Grund zugedacht hat, finde ich sehr wertvoll und werde es von jetzt an im Hinterkopf behalten. Danke :)

    1. Christine sagt:

      Liebe Kay,

      freut mich, dass ich dir ein paar Denkanstöße mitgeben konnte!
      Sehr interessant auch die These von Susanne Hühn! Wir Mütter (und Frauen im Allgemeinen!) sind uns eh schon nicht so viel wert, dass wir uns so viel Gutes gönnen. Gerade mal das Nötigste (wenn überhaupt!) an Selbstzuwendung gestatten wir uns, und das noch gepaart mit einem schlechten Gewissen. Es ist sehr ermutigend zu hören, dass wir uns noch viel mehr um uns kümmern müssen (dürfen!), aber auch das verlangt von einer ganzen Generation Mütter den Mut, das auch für uns einzufordern!

      Liebe Grüße
      Christine

  2. Nina sagt:

    Hallo Christine,

    der Artikel ist meines Erachtens echt gut geschrieben. Ich denke auch, dass es im Leben immer um die Perspektive geht… Sie ist schlussendlich ja der einzige Parameter, den wir ändern können in all dem Chaos aus Verantwortung und endlosen Verpflichtungen.
    Aber ebenso ist halt alles auch ein wenig Schönrednerei (nicht böse gemeint!). Es ist, wie’s halt is: Uns fällt es schwerer als den meisten anderen Müttern, unseren Sinn in den Kindern zu finden. Da gibts nicht viel mehr dazu zu sagen. Demzufolge sind halt auch all die Dinge, die damit zusammenhängen, um ein Vielfaches schwerer f. uns. Und das wird leider so bleiben; wirklich abfinden werde ich mich nie damit können.
    Ich danke dem Universum jeden Tag dafür, nur ein Kind zu haben. Und da setzt bei mir oft (leider) auch ein wenig Unverständnis ein: Wieso bekommen so viele ein zweites Kind, wenn doch das erste schon völlig reicht, oft gar meist überfordert…????

    1. Christine sagt:

      Hallo Nina,

      vielen Dank für deine Meinung zu diesem Thema. Vielleicht geht es auch gar nicht unbedingt darum, in den Kindern einen Sinn zu sehen. Mir ist es nur wichtig, dass ich trotz der Kinder noch mein Leben aus einer sinnvollen Perspektive betrachte und nicht ständig mit allem hadere. Nach Außen hin wirkt es meinetwegen wie Schönrederei, aber das ist mir immer noch lieber, als immer alles schwarz zu sehen :)

      Die Frage, warum so viele -trotz des Bereuens- noch ein zweites Kind kriegen, ist wohl nicht pauschal zu beantworten. Ich kenne auch viele Mütter, die erst mit dem zweiten Kind an ihre Grenzen kommen und vorher, mit nur einem Kind, das Muttersein als gar nicht so belastend empfanden.
      Zudem geht es ja nach wie vor um die Mutterrolle und die Belastungen, welche diese mit sich bringt. Dass Mütter (wie ich), die bereits beim ersten Kind die negativen Auswirkungen spüren, dennoch ein weiteres Kind haben möchten, liegt zum einen an der Hoffnung, dass die Fremdbestimmtheit und die Selbstaufgabe nach den ersten Monaten bzw. wenigen Jahren wieder vergeht, und zum anderen an der Liebe zum Kind selbst.

      Umgekehrt kenne ich auch Mütter, die sich so sehr ein zweites Kind wünschen, als Teil ihrer Familie, als Ausdruck ihrer Liebe, und trotzdem fürchten sie so sehr die größere Belastung, die sie jetzt schon spüren und entscheiden sich gegen ein weiteres Kind. Ich kann das sehr gut nachvollziehen und dennoch finde ich es sehr schlimm, dass gebildete, gesunde und im Leben stehende Frauen sich aufgrund der gesellschaftlichen Ansprüche und des sozialen Konstrukts dagegen entscheiden (müssen). In anderen Kulturen gibt es viel mehr Unterstützung für Mütter (seitens Familie oder Staat) und deswegen finde ich es verkehrt, den Müttern den Ball zuzuschieben, warum sie sich für ein weiteres Kind entscheiden (auch nicht als Angriff gegen dich gemeint!).

  3. Vanessa sagt:

    Hallo Christine,
    du sprichst mir mal wieder aus der Seele. Toller Artikel. Es ist wirklich enorm wichtig, sich auch um sich selbst zu kümmern und nicht nur um andere (egal wer das ist). Denn dann wird das „sich um andere kümmern“ zur Last und man macht es nicht mehr gerne und irgendwann macht es einen krank. Manches muss einfach sein, wenn man einen gewissen Weg eingeschlagen hat (z. B. Kinder zu kriegen), daran lässt sich nichts ändern, aber vielleicht an der Einstellung/Perspektive. Anderes können wir aber sehr wohl ändern, damit es uns besser geht. Ob man es ändert, liegt dann an jedem selbst. Ich bin immer noch dabei ich in der Mutterrolle zu positionieren, im Moment auf einem guten Weg, mir geht es wieder besser und ich sehe auch Erfolge bei meinem Kind und seinem Verhalten. Das motiviert dann natürlich.

    Liebste Grüße

    1. Christine sagt:

      Hallo liebe Vanessa,

      zuerst einmal wollte ich dich noch ganz herzlich willkommen auf meinem Blog heißen! Schön, dass du mitliest! :)
      Freut mich sehr zu lesen, dass du auf einem guten Weg bist, dich in der Mutterrolle zu positionieren. Und das mit den Erfolgen kann ich nur bestätigen: Ich habe es gestern (mit dem Hintergrund des Kümmern-wollens) tatsächlich geschafft, als mein Sohn mit Teller in der Hand über die offene Spülmaschinentür gestolpert ist, direkt zu ihm zu laufen, ob alles okay mit ihm ist, statt (wie früher) angesäuert aus der Distanz die Moralkeule zu schwingen: „Das wäre nicht passiert, wenn du hingeguckt hättest, wohin du gehst. Jetzt ist der schöne Teller kaputt!“ Der kaputte Teller wurde völlig nebensächlich, mir war es viel wichtiger, ihm mitzugeben, dass er mir wichtiger ist und dass ich auch weiß, dass er es nicht mit Absicht gemacht hat. Das hätte ich mir damals von meiner Mutter auch gewünscht (denn mal ehrlich: Sowas kann selbst mir heute noch passieren).

      Oder letztens, wo der Mini (mal wieder) das volle Wasserglas beim Abendbrot umgeworfen und über den halben Tisch gekippt hat und ich sofort Küchenpapier besorgt habe, um mit ihm gemeinsam aufzuwischen, statt ihn laut anzugehen, wie denn das schon wieder passieren konnte.

      Es sind die kleinen Veränderungen, die mich motivieren, genau wie du schreibst!

  4. B sagt:

    Das mit der Wäsche der Kinder handhabe ich mittlerweile ziemlich pragmatisch: die Kleidung kommt genau so in die Wama wie sie in den Wäschekorb gesteckt wurde, also linke Wäsche bleibt auf links und verkrumpfelte Socken bleiben so. Wenn die Wama fertig ist und ein Kind ist in der Nähe wird es dazu verdonnert, die Wäsche aufzuhängen, wobei ich das Gejammere „immer ich“ und „wieso muss der X das nicht machen?“ geflissentlich überhöre „Du machst das jetzt, basta! Sonst heute Abend nix TV!“. Die trockene Wäsche wird dann nach Besitzer sortiert und lediglich auf einen Haufen getan. Jeder muss dann selbst im Zimmer „seine“ Wäsche falten und in die Schränke räumen. Oder der Grosse muss alle 2 Wochen das WC putzen sonst gibts kein WLAN die Woche über etc. etc. Der Kleine hilft mir auch viel im HH. Eigentlich läuft es so sehr gut.
    Oder der Grosse beim Abendessen: „Das Essen schmeckt mir nicht“. Dann ich: „OK, nächsten Samstag bist DU für das Essen zuständig – du sagst mir, was Du brauchst und ich kaufe es ein“. Er hat dann sich tatsächlich selbständig Rezepte herausgesucht und Kartoffelpuffer mit Apfelmus sowie eine selbstgebackene Pizza natürlich mit meiner Anleitung und Mithilfe gezaubert, aber trotzdem echt stark für einen 12 Jähringen :-)
    Der Grosse ist weitestgehend selbständig und ist oft bei Kumpels; ich sehe ihn immer seltener. Der Kleine hängt noch oft hier herum und kann sich nicht beschäftigen. Noch 3 Jahre und die Grundschulzeit ist auch für ihn vorbei und er wird hoffentlich selbständiger so wie sein grosser Bruder. Und irgendwann ist die Pubertät auch überstanden und sie ziehen dann möglichst früh aus…und ich kann mich wieder mehr meinem eigenen Leben widmen. Es ist ja auch oft schön mit ihnen aber irgendwann will man ja sein Haus wieder für sich haben und z.B. den Holzboden erneuern oder ein neues Bad lohnt sich erst, wenn alle Kinder > 12 Jahre sind oder am besten noch: aus dem Haus ausgezogen sind…

  5. B sagt:

    Aber wie Du auch sagst; dieser ganze bürokratische und von der Gesellschaft geforderte übertriebene Aufwand ist mir auch ein Gräuel. Formulare ausfüllen, Elternabende, Elterngespräche, Entwicklungsgespräche, Arzttermine, Schulfeiern, Kuchenbacken, Kindergeburtstage etc. etc. und ich bin froh, wenn das irgendwann mal aufhört und ich davon verschont werde.
    Ausserdem kann ich mich mit den meisten Eltern leider nicht mehr unterhalten, weil wir gefühlt von verschiedenen Planeten abstammen. Ich finde, dass die meisten Eltern ihre Kinder zu sehr verwöhnen und beglucken und damit zu unselbständigen und verweichlichten Erwachsenen erziehen. Die Kinder werden ständig von A nach B herumgekarrt, ihre Rucksäcke werden von den Eltern gepackt und bei jedem Problem kommen sie gleich angeschwirrt und wollen es für die Kinder lösen, sie machen sämtliche Termine FÜR die Kinder aus wie ehrenamtliche Sekretäre und haben immer sämtliche Termine der Kinder im Kopf anstatt dass die Kinder mal selbst ihre organistorischen Talente erproben könnten. Diese (die Kinder) werden Null gefordert, weder in der Schule noch im Haushalt. Sie bleiben damit in der passiven Opferrolle und können kein selbstbestimmtes Leben führen. Aber die meisten Eltern sehen das nicht oder wollen es nicht sehen. Ich verstehe es einfach nicht. Oder vielleicht führt auch mein gesunder Abstand zu den Kindern dazu, dass ich diese Dinge viel klarer sehe und erkenne, dass ich Ihnen nur schaden würde, wenn ich ihnen alles Unangenehme vom Hals halten würde. Nein, sie sollen aus ihren Fehlern lernen und wer z.B. seine Schülermonatskarte wegen Schlampigkeit verliert, der muss eben von seinem Taschengeld Einzelfahrscheine lösen, um den Rest des Monats zur Schule zu kommen. Das war dann die letzte Monatskarte, die verloren geht….
    Aber später wird das Leben nicht sanft mit ihnen umgehen und lieber lernen sie es hier jetzt mit mir als später auf die ganz harte Tour….

  6. Antonia sagt:

    Hallo B.,

    da hast du völlig recht, was das Verwöhnen angeht…ich finde auch, dass von den Eltern viel zu viel Betüddelei erwartet wird, mein Gott, um was sollen sie sich sonst noch alles kümmern?!? Dass in der Schule beim ersten Schultag schon von ‚Mitarbeit der Eltern‘ gesprochen wird…also echt, wo leben wir denn? Meine Mutter hat kein einziges Mal meine Hausaufgaben kontrolliert, und das war auch besser so.
    Ansonsten kann ich eher von der Erziehung meiner Mutter sagen, dass sie auch zu über(ver)sorgend war. Immer mich an alles erinnern, alles aus der Hand nehmen und mich dann nachher beschuldigen, dass ich faul und verwöhnt bin und nichts alleine mache. Tja.
    Hat sie sich selber eingebrockt, oder? Und ich war und bin auch tatsächlich etwas undankbar, denn insgesamt tut es einem wirklich nicht gut, wenn einem alles abgenommen wird, ich kann es nur bestätigen.
    Finde ich toll, wie du das mit deinen Söhnen machst! Und siehe, sie machen es auch alleine, und das ist VIEL BESSER für sie. Denn jeder ist irgendwann mal auf sich alleine gestellt, und dann ist es besser, wenn man vorbereitet ist.
    Also, Mut zur Lücke für uns Mütter!
    Ich habe da sowieso keine Lust drauf auf die ganze Kümmerei…
    Seid gegrüßt und lasst uns gemeinsam faul sein,
    Antonia

    1. B sagt:

      Hallo Antonia,

      absolut, kann Dir nur zustimmen! Manchmal kam ich mir sogar so vor, als ob ich als Mutter wieder in die 1. Klasse eingeschult werde und man von mir alles mögliche verlangt ;-) Und bei jedem Versagen der Kinder ist man höchstpersönlich selbst schuld denn die Kinder sind ja nur die Appendixe von einem , so wie der linke Arm und der kann ja nichts von sich aus tun. Viele in den Schulen heutzutage haben so eine kranke und falsche Sicht auf ihre Schüler……kein Wunder gibt es so viele Helikoptereltern, weil die Schulen das ja schon fast von den Eltern fordern, um GUTE Eltern zu sein……
      Meine Mutter hat meine Hausaufgaben nie angesehen und hat sich nur eingemischt, wenn sich der Lehrer beklagt hat, also fast nie.
      Ich sehe aber den Unterschied: meine Söhne im Vergleich zu anderen gleichaltrigen Jungs: das sind Welten!!!!
      Manchmal ist es als Mutter wirklich besser, wenn man sich faul zurücklehnt und mal die Kinder oder Andere machen lässt. Liegt halt mal wieder an der Scheiss Sozialisation der Mädchen zu Frauen…..dass sie sich für alles verantwortlich fühlen und sich für die Familie aufopfern. Aber, nein danke, nix für mich!

      1. Lehrerin aus Z sagt:

        Als Lehrerin muss ich hier schmunzeln… Ich kenne dieses „die Eltern mit einbeziehen“ und hasse es ohne Ende.. Mir hat auch nie einer bei den Hausaufgaben geholfen und es hat nicht geschadet, ganz im Gegenteil. Leider denken nicht nur viele Kollegen so, sondern auch Mütter, weshalb sich das zur Zeit wirklich stark hochschaukelt. Dass sich Eltern und nun auch Lehrer nur noch um die Kinder drehen richtet enormen Schaden an!!

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