Lebensfragen

Kinderfreie Auszeit – Rechnet sich das überhaupt?


Eigentlich hatte ich meinen „Mamazeit-Auszeit-wie-wichtig-ist-das-überhaupt-und-so-weiter“-Beitrag im Rahmen der Blogparade von Severines Mama Blog „Mama-on-the-rocks“ ja am Wochenende schon geschrieben. Direkt per Express-Sendung noch vom Wellnesshotel aus als Blogbeitrag zu dir auf dein Smartphone herauf. Somit war dir quasi schon beim Anklicken des Artikels klar, welchen Standpunkt ich in Punkto Mütterauszeit-nehmen vertrete, wenn der Blogpost einhändig von der Hotelbar aus getippt wird, während sich die andere Hand an einem Caipirinha Cappuccino festklammert. Eigentlich war also alles gesagt. Eigentlich. Und dennoch beschäftigt mich das Thema heute, vierundzwanzig Stunden nach dem Pärchenurlaub immer noch. Und ich will dir auch sagen wieso.

„Eins steht für mich jedenfalls jetzt fest: Ich will definitiv keine Kinder bekommen!“ Mit diesen Worten begrüßte mich beinahe noch im Treppenhaus die kinderlose Verwandte, die freundlicherweise für drei Tage mit auf unseren Maxi aufgepasst hatte, offensichtlich erleichtert, dass die Zeit der Betreuung mit meinem Klingeln an der Haustür endlich ein Ende gefunden hatte. Mein Mann und ich hatten das erste Mal in den letzten dreieinhalb kinderreichen Jahren endlich einmal die Reißleine gezogen und uns übers Wochenende in ein Wellnesshotel einquartiert. Ohne Kinder. Ohne Geknatsche. Ohne Kacke in den Windeln. Mini und Maxi teilten wir für dieses Unterfangen auf unsere Familien auf, um Niemandem zu viel zuzumuten, denn wer jemals einen lebhaften Zweijährigen und einen Dreijährigen in der Trotzphase auf einem Haufen erlebt hat, weiß, wie anstrengend schon drei Minuten sein können. Und hier ging es um drei Tage.

Bei Minis Babysittern sah es jedoch ähnlich aus. Müde Gesichter von allen Seiten, die erschöpft auf stützenden Ellbogen über der Tischplatte ruhten und nicht verbergen konnten, wie kräftezehrend das Wochenende mit unserem Sohn gewesen sein musste. Ein Anblick, der mir zu denken gab. Dürfen wir uns auch in Zukunft immer mal wieder eine kleine Auszeit gönnen, wenn die Verwandtschaft schon nach kürzester Zeit von meinen Jungs so in Mitleidenschaft gezogen wird? Denn genau dafür habe ich in meinem letzten Blogbeitrag plädiert: Mal wieder die Verantwortung abgeben, Andere einspannen und die Kinder guten Gewissens abgeben.

Sicher, sie haben es alle freiwillig und zu unserer Entlastung gemacht. Und den Kommentar meiner lieben Verwandten, sie würde niemals Kinder bekommen wollen, habe ich auch nicht wirklich ernst genommen, sondern nur ihrem Ist-Zustand nach drei Tagen Kleinkindbetreuung zugeschrieben. Aber, wie ich auch in anderen Blogbeiträgen zu dem Thema Mamazeit immer wieder gelesen habe, ist genau der Punkt des Abgebens doch eh schon so schwierig für uns Mütter: Familie und Freunde um Hilfe zu bitten, um uns selbst eine Auszeit vom Mamasein zu gönnen. Nicht nur für zwei Stunden Behördengänge, sondern um sich selbst mal wieder etwas Gutes zu tun. Wie sollen wir Mütter da ruhigen Gewissens ein paar Tage verreisen, in dem Wissen, dass der Babysitter sich jetzt am Rande des Wahnsinns die schlaflosen Nächte um die Ohren hauen darf?

Kinderfreie Auszeit - Rechnet sich das überhaupt?
Ein weiterer Punkt, der mich beim Abholen gestern Abend beschäftigte, waren die Reaktionen unserer Söhne auf unser Erscheinen. Obwohl wir uns jetzt drei ganze Tage nicht gesehen hatten, gab es weder euphorischen Jubel, noch eine kurze Umarmung. Eigentlich verlief die Begrüßung so, als wenn ich nur vom Kartoffelnholen aus dem Keller wieder zurückgekehrt wäre – also gar nicht. Nur, um mir beim Fortgehen heulend und kreischend mitzuteilen, dass sie sowieso nicht mit nach Hause kommen und lieber bei ihren Babysittern bleiben wollten.

Ja, sie waren müde. Und ja, ich freue mich auch, dass sie sich bei unseren Verwandten so wohl gefühlt haben und weiß, dass diese Reaktion für dieses Alter völlig normal ist. Ich habe auch ehrlich gesagt mit keiner anderen Begrüßung gerechnet. Einen kleinen Stich ins Herz gab mir das trotzdem. Weil ich mich sehr auf Mini und Maxi gefreut habe. Was bekomme ich dafür zurück? Geschrei, vor dem ich drei Tage vorher erst geflüchtet bin.

In solchen Momenten frage ich mich dann schon, ob sich der ganze Aufwand überhaupt gerechnet hat. Drei Tage Wellness gegen schlechtes Gewissen, erschöpfte Verwandtschaft und quengelige Kinder. Und dann erinnere ich mich daran, was für ruhige Tage wir fernab der Heimat hatten. Wie wir das leise Vogelgezwitscher auf dem Waldspaziergang wahrnehmen konnten. Wie verliebt mein Mann mich im Hotelrestaurant beim Abendessen angelächelt hat. Wie beim ersten Date. Und ich weiß, das war die ganze Sache wert.

9 Gedanken zu „Kinderfreie Auszeit – Rechnet sich das überhaupt?“

  1. SilkeAusL sagt:

    Ich hätte dann immer die Befürchtung, dass alle insgeheim denken: „Wenn se das Wochenende alleine Urlaub machen wollten, dann hätten se sich mal am Besten keine Kinder angeschafft!“
    Drei Tage!Hier undenkbar.Nimmt sich nur der Mann raus. Und erzählt mir dann noch, ich hätte ja mitfahren können. Natürlich MIT den Kindern. Sorry, da ich dann dort dasselbe habe wie zu Hause nur auf beengtem Raum….dann kann ich besser zu Hause bleiben. Aber das ist ein anderes Thema…
    LG Grüße

    1. Christine sagt:

      Ohje, liebe Silke, ich hoffe, dass du diese Hätte-Wenn-und-Könnte-Gedanken nicht vor jeder geplanten Auszeit bekommst. Das wäre ja ein Argument für alles weitere im Leben! Außerdem kann sich Niemand wirklich ein Bild machen von einem Leben mit eigenen Kindern, solange er noch keine hat. Schade auch zu lesen, dass dein Mann sich offenbar selbstverständlicher um seinen Kurzurlaub kümmert. Kann er nicht mal übers Wochenende den Babysitter machen, während du es dir im nächsten SPA gemütlich machst?

  2. SilkeAusL sagt:

    Liebe Grüße Grüße, nee, is klar. Vielleicht sollte ICH mal ne Runde wegfahren?!

  3. Si Ri sagt:

    Huhu, es lohnt sich auf jeden Fall! Und sei froh, dass ihr Verwandte habt, die die Kinder für drei Tage nahmen. Würd ich auch machen, wenn ich welche hätte! Aber ich bin mir ziemlich sicher, meine Kinder (3 und 5) würden mich sehr vermissen und ich weiß, dass ich auch deshalb ein sehr schlechtes Gewissen hätte. Bei uns ist bisher leider nicht mehr als ein paar Stunden kinderfreie Zeit drin :-(
    Liebe Grüße, auch wieder aus dem Urlaub, der dank Oma u Opa, die dabei waren und die Kinder recht viel genommen haben (für unsere Verhältnisse) auch zumindest ein bisschen entspannend war…
    Lg Si

    1. Christine sagt:

      Es freut mich sehr zu lesen, dass Oma und Opa sich im Urlaub viel Zeit für die Kinder nehmen konnten und du dadurch auch mehr Zeit für dich hattest!
      Ich drück dich fest!

  4. Lareine sagt:

    Die Frage, ob es sich lohnt, habe ich mir früher auch öfter gestellt.
    Die (damals noch drei) Kinder waren bei Oma und Opa, fuhren sogar mit ihnen in Urlaub – danach waren sie nölig, „aufsässig“ und wogen drei Kilo mehr.
    Darüber durfte man natürlich nichts sagen. Schweigegebot aus Dankbarkeit und so …

    Wenn man es schafft, sich innerlich abzugrenzen gegen die möglichen Einwände und Anstrengungen der Verwandtschaft, dann kann man so eine Kinderfreie Auszeit genießen. Nur dann. Denn sonst raubt in der Tat bereits der Moment der Abholung die Entspannung dieser wenigen Tage. Und das fällt Müttern (Eltern) ja oft besonders schwer.

    Ich finde, eine gute Hilfe ist man, wenn man danach nicht klagt und kein schlechtes Gewissen verteilt oder Dankbarkeit erwartet – so halte ich es immer und wenn ich merke, dass ich das nicht schaffen werde, dann sage ich keine Hilfe zu. Und wenn ich früher mal gedacht habe, dass ich die Großeltern mit meinen Kindern überbelastet habe, dann habe ich mich genau daran erinnert: Es sind auch ihre Verwandten (Enkel) und sie lieben sie. Und sie wollten helfen – das kostet eben Mühe.
    Fiel mir dennoch schwer …

    1. Christine sagt:

      Liebe Lareine,
      da sprichst du wirklich etwas wichtiges an! Ich glaube der meiste Stress entsteht sowieso erst mal in unseren Mütterköpfen, weil wir auch irgendwie erwarten, dass bei den Babysittern alles irgenwie ähnlich abzulaufen hat wie Zuhause – was natürlich, wie du schon schön beschreibst, meistens nicht der Fall ist. Also in den sauren Apfel beißen und sich nicht über dickere, nölige Kinder aufregen, sondern lieber an die schöne, erlebte Auszeit erinnern.
      Danke für deine Gedanken!

  5. Séverine sagt:

    Oh, mein Tweet ist da ja präsent ! :-))
    Ich finde schon, dass sich das lohnt und rechnet. Aber es ist schon fies, wenn man dann so empfangen wird. Du bist quasi innert Sekunden in die Realität zurückkatapultiert worden. ich schicke Dir ganz viel Ommmm <3
    LG
    MamaOTR

    1. Christine sagt:

      Danke für das Ommmm, werde bei Bedarf auch noch mal öfter darauf zurückgreifen…

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