Lebensfragen

Das innere Kind

Das kleine Mädchen stand am Zaun, den Blick in meine Richtung gerichtet. Es wartete auf mich und ich erkannte es bereits von Weitem. Mit seiner roten Brille und den zwei Zöpfen, die an beiden Seiten des Kopfes keck nach Außen standen, erinnerte es mich sofort an mich früher. Natürlich tut es das, dachte ich bei mir selbst, während ich weiter auf den Zaun zuging, immerhin befand ich mich gerade auf einer inneren Reise zu mir selbst und begegnete gleich zum ersten Mal ganz bewusst meinem inneren Kind. Ein bisschen mulmig war mir schon zumute. Wie würde das kleine Mädchen auf meinen Besuch reagieren? Würde es sich freuen oder gar weglaufen, mich vielleicht sogar beschimpfen, weil ich mich so lange nicht um es gekümmert hatte? Ich atmete noch einmal tief durch und drückte dann entschlossen die Klinke des hölzernen Tores herunter, um meinem inneren Kind entgegen zu treten.

Das innere Kind wohnt in jedem von uns. Es ist der Teil von uns, der in der Kindheit geprägt wurde und nun in mehreren Facetten und Altersstufen zu unserer Persönlichkeit gehört. In der Psychologie sind vor allem der fröhliche innere Anteil (manche Experten sprechen vom sog. „Sonnenkind“) und der verletzte innere Anteil (auch „Schattenkind“ genannt) von Bedeutung. Das Sonnenkind steht für all das Unbeschwerte und die schönen Erfahrungen, die wir in unserer Kindheit gemacht haben und das Schattenkind für die verdrängten, weil schmerzhaften, Erfahrungen.

Solange man sich als Erwachsener mit sich und seinen inneren Anteilen im Reinen befindet, stehen diese Anteile einem grundsätzlich nicht im Weg; im Gegenteil! Wer mit sich im Reinen ist, akzeptiert sich so, wie er ist. Er hat gelernt, sich selbst anzunehmen, bewahrt sich seine (kindliche) Neugier und Spontanität und kann genug Selbstliebe aufbringen, auch die Schattenseiten wohlwollend zu integrieren.

Ich zähle nicht zu diesen Menschen. Wie so viele von uns musste ich mich als Kind schon zu sehr anpassen und durfte (zu) oft nicht so sein, wie ich bin. Ich wuchs in einer Atmosphäre auf, in der meine Bedürfnisse nicht wahrgenommen wurden und mir viel zu oft suggeriert wurde, dass ich nicht in Ordnung sei, so wie ich bin. Sätze wie „Sei nicht so zimperlich!“ oder ähnliche taten bei mir als Hochsensible ihr übriges, im Laufe meines Älterwerdens bestimmte Anteile in mir zu verdrängen, um als Erwachsener „vernünftig“ zu leben.

Nachdem ich mithilfe meiner Therapeutin vor geraumer Zeit schon angefangen hatte, mich mit meinem inneren Kind auseinanderzusetzen, wollte ich nun intensiver in die Materie einsteigen.

Irgendwo dort musste der Schlüssel für meine Blockade zu finden sein, die seit meiner ersten Geburt vor über sechs Jahren zwischen meinem Wunsch, gerne Mutter zu sein und der Realität, die Mutterrolle zu bereuen, lag.

Mir fehlt der leichte Zugang zur Mütterlichkeit. Das Gefühl, gerne für meine Kinder zu sorgen, ist für mich nicht permanent greifbar, weil es ständig von einem anderen Gefühl überdeckt wird. Dieses Gefühl kenne ich nur zu gut, es ist jenes der Fremdbestimmtheit, vermischt mit der Angst vor Kontrollverlust und übermächtiger Verantwortung oder es nicht gut genug zu machen. Vom Gefühl der Fremdbestimmtheit kann nahezu jede Mutter in irgendeiner Phase des Mamaseins mal berichten. Das muss nicht automatisch auf verletzte innere Anteile zurückzuführen sein. Bei mir persönlich ist das jedoch der Fall: Solange ich mich fremdbestimmt fühle, agiere ich nicht mehr, sondern reagiere nur noch und fühle mich regelrecht bedroht in meiner eigenen Freiheit und Selbstbestimmtheit.

Das innere KindRichtig bewusst, dass sich grundlegend etwas bei mir ändern musste, wurde mir das Ganze, nachdem ich in meinem Alltag zwar immer mehr Zeit für mich hatte und trotzdem in den kurzen Phasen am Tag mit den Kindern schon nach kürzester Zeit gereizt reagierte. Früher konnte ich es auf den Mangel an Me-Time schieben, nun kristallisierte sich heraus, dass das Problem tiefer saß. Es ging nicht (nur) um die freie Zeit, sondern um meine innere Verfassung.

Und dass da zwei Seiten in mir vorhanden waren, zwei Stimmen, die abwechselnd für und gegen die Mutterrolle sprachen, zeigte mir, dass die Pro-Stimme die erwachsene Seite in mir war und die Kontra-Stimme ein verletzter Anteil meines inneren Kindes. Und dieses Schattenkind schrie innerlich inzwischen so laut, dass ich nicht umhin kam, mich ihm endlich zuzuwenden und hinzuhören, was es mir zu sagen hatte! Gott sei Dank!

Wenn ich meinen Söhnen Mini und Maxi dauerhaft und nicht nur phasenweise die empathische, verantwortungsvolle und berechenbare Mutter sein möchte, die sie verdienen, komme ich nicht drum herum, den erwachsenen Anteil in mir zu stärken und mich genauso auch meinem inneren Kind zuzuwenden. Es geht darum, dessen Ängste und Bedürfnisse zu erfragen und diese, so gut es geht, in meinen Alltag zu integrieren.

Vier Wochen ist es nun her, seit ich den geheimen Ort meines inneren Kindes zum ersten Mal bewusst betreten habe. Sehr zu meiner Erleichterung kam mir das kleine Mädchen freudestrahlend entgegen, zeigte mir sein gemütlich eingerichtetes Zelt, in dem es Kraft tanken und zur Ruhe kommen kann und sein Schutzwesen, das bei ihm wacht.

Immer wieder räume ich mir seitdem Zeit in meinem Alltag ein, in dem ich mit meinem inneren Kind in Kontakt trete. Nicht immer ist das kleine Mädchen fröhlich gestimmt. Manchmal ist es auch traurig oder wütend. Dann erfahre ich von alten Verletzungen, die es in der Vergangenheit erlebt hat und die es ihm immer noch schwer machen, anderen Erwachsenen zu vertrauen, einschließlich meines eigenen erwachsenen Anteils.

Das innere KindIch nehme ihm das nicht übel. Im Gegenteil. In Gedanken nehme ich mein inneres Kind dann in den Arm und sage ihm, dass jetzt alles gut ist. Dass ich für es da bin und auf es aufpassen werde. Ich gebe ihm das, was meine Eltern ihm damals nicht ausreichend geben konnten, obwohl sie es wollten. Nicht nur an seiner Reaktion, die sich in dem Moment dann auch bei mir körperlich als Erleichterung und dem Gefühl des Angenommen-seins breit macht, erkenne ich, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Das verletzte Kind in mir ist, seitdem ich mich regelmäßig mit ihm beschäftige, auch deutlich ruhiger geworden, was es mir erlaubt, im Familienalltag ausgeglichener zu reagieren.

Aber auch im Beisein meiner Kinder bemerke ich Veränderungen. Wenn ich meinen Jüngsten aus vollem Herzen trösten kann, obwohl der Grund für mich nicht „triftig“ genug ist. Wenn ich meinem Großen anbiete, mitzuspielen, obwohl mir mitspielen eigentlich schwerfällt. Es sind keine bahnbrechenden Veränderungen, die wie durch Zauberhand alles leichter machen. Aber das erwarte ich auch nicht. Innerhalb von vier Wochen lassen sich nicht viele Jahre aufarbeiten.

Ich ahne, dass es noch ein langer Prozess ist, in dem ich mich befinde. Alte Wunden lassen sich nicht von heute auf Morgen heilen. Aber vielleicht können wir im Außen wirklich nur etwas verändern, wenn wir uns zuerst nach Innen wenden.

„Nur, wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein Mensch.“

-Erich Kästner

Wer sich für das Thema Inneres Kind interessiert: Das Buch „Kraftquelle inneres Kind“ von Susanne S. Weik ist mir bei meiner eigenen inneren Arbeit eine große Hilfe, weil es viele Übungen enthält, die sich sowohl mit den die Begegnungen mit Sonnenkind und Schattenkind, als auch mit der Stärkung des erwachsenen Anteils befassen. Etwas nüchterner setzt sich das Buch „Das Kind in dir muss Heimat finden“ von Stefanie Stahl mit der Thematik auseinander, aber nicht weniger spannend, weil sehr theoretisch und pädagogisch-wissenschaftlich fundiert. Ich habe es als Einstieg zu der praktischen Arbeit zuerst zum grundsätzlichen Verständnis gelesen.

Die vorgestellten Bücher habe ich aus freien Stücken gelesen, nicht, weil sie als Werbemittel oder Leseexemplar zur Verfügung standen.
Fotolizenzen in diesem Beitrag mit freundlicher Genehmigung von © YakobchukOlena (Titelbild), © pavel_shishkin (Bild 2), © nadezhda1906 (Bild 3), alle fotolia.com

10 Gedanken zu „Das innere Kind“

  1. Claudia sagt:

    Toll wieder von dir zu lesen! Ich bin jedesmal tief berührt, wie sehr ich mich wiederfinde. Danke! Jetzt werde ich mir mal erstes Buch bestellen…Liebe Grüße und gutes Weitervorankommen im Aufarbeiten! Claudia

    1. Christine sagt:

      Liebe Claudia,
      mich freut es ebenfalls, wieder von dir zu lesen :)
      Ich wünsche dir auch viele gute Stunden mit dem Buch! Kannst mir ja mal bei Gelegenheit berichten, wie es dir damit ergeht.
      Liebe Grüße

  2. Jasmin sagt:

    Das finde ich sehr spannend. Ich habe schon so oft desillusioniert festgestellt, dass die erkämpfte Ich-Zeit rein gar nichts gebracht hat. Nur für den Moment. Im Umgang mit den Kindern war es dann manchmal schlimmer als vorher. Ich habe es darauf geschoben, dass man in der kurzen Ich-Zeit durch Entwöhnung quasi seine Stress-Resilienz abbaut. Ich werde mich nun auch mit der aufgeworfenen Thematik näher beschäftigen. Danke!

    1. Christine sagt:

      Lieben Dank auch für deine Rückmeldung!
      Das gleiche Phänomen kenne ich auch: Dass es nach einer Auszeit für mich alleine oftmals noch schlimmer war als vorher, besonders, wenn ich die Zeit mit meinem Mann verbracht habe. Ich habe mal darüber gebloggt und es die „unstillbare Sehnsucht nach kinderfreien Zeiten“ genannt. Rückblickend erkenne ich, dass in den kinderfreien Zeiten mein verletzter innerer Anteil sehr viel Raum bekam, was ja im Grunde auch gut ist, aber eben leider damals noch absolut unreflektiert und dieser Anteil dann anschließend im Beisein meiner Söhne stark rebelliert hat. Wäre es mir damals schon bewusst gewesen, dass im Grunde das innere Kind „herumwütet“ und einen liebevollen Blick benötigen würde, hätte ich mich zum Abschluss meiner freien Zeit damit beschäftigen können, um dann wieder in der „Erwachsenenposition“ meinen Jungs begegnen zu können. Deine These mit der abgebauten Stress-Resilienz klingt aber auch plausibel, sicherlich trägt das auch seinen Teil dazu bei!
      Manchmal ist die Psychologie genauso spannend wie anstrengend, nicht wahr? :)

  3. Julia sagt:

    Es ist Wahnsinn, ich erkenne mich in so vielen (beinahe allen) Beiträgen von dir wieder. Meine Kindheit war im Grunde schön, aber nicht immer einfach. Ich war die Erstgeborene und musste immer „die Große“ sein. Mir fehlt heute die Leichtigkeit und das Spontansein, was dafür meine Schwester hat; ich plane das Meiste, bin überkorrekt und perfektionistisch. Deshalb fällt es mir (noch immer) so schwer, zu akzeptieren, dass nun meine Tochter mein Leben bestimmt. Ich kann da schwer aus meiner Haut. Es ist zwar besser geworden, weil ich wieder arbeite, trotzdem überkommt mich oft das Gefühl des „Eingesperrtseins“. Dann sag ich zu mir: Du bist undankbar! Ich liebe meinen Wildfang von Herzen, würde ihr gerade so gerne die schlimme Erkältung abnehmen und könnte mir es ohne ihr eh nimmer vorstellen. . . Und dennoch diese Gedanken und Gefühle.

    Christine, auch diese kinderlosen Ziele haben mittendrin bei mir eingeschlagen: Ich habe solche Ziele. Und dann sag ich wieder zu mir: Denk doch nicht an sowas, genieße die Zeit, sie werden eh so schnell groß. Aber diese Wünsche sind trotzdem da. Mein Wunsch ist eine Malediven Reise mit meinem Mann, so banal es auch klingt. Und sofort nagt das schlechte Gewissen gegenüber dem Kind.

    Auch der Blog mit der eigenen Intuition hat mich berührt: mein Bauch-Gefühl sagt mir, ich bin (noch) nicht bereit für ein zweites Kind, wer weiß ob jemals noch. Meine Energetikerin meinte vor ca 1.5 Jahren, sie sähe fix ein zweites und zwar jetzt so herum. Ich werde dann so abergläubisch und denke darüber nach, ja was ist, wenn wir wirklich kein zweites mehr bekommen?, weil die Energetikerin schon sehr oft Recht (familiär, Zeitraum der Geburt des 1. Kindes…) hatte. Jetzt will ich absolut keins, die unbefleckte Empfängnis gibts nicht und wir verhüten. Tja . . . Ich habe überlegt, ob ich wieder mal hinfahre. Aber worauf ich hinauswill ist, dass ICH das ja wissen muss, ob ich noch bereit für ein zweites bin, egal, was sie sieht.

    Ich bin jedenfalls sehr froh, dass es diesen Blog gibt, wo ich mir meine Gedanken von der Seele schreiben kann. Reden kann ich mit niemandem, auch nicht mit meinem Mann.

    Alles Liebe euch allen! Lg Julia

    1. Christine sagt:

      Hallo liebe Julia,

      wie schön, dass du da bist, fühle dich herzlich willkommen auf meinem Blog für freiheitsliebende Mütter!

      Ich wünsche dir, dass du dich nach und nach freimachen kannst von inneren Sätzen, die deine Wünsche und Bedürfnisse kleinreden. Ja, du liebst dein Kind und TROTZDEM darfst du Ziele wie die Reise nach den Malediven haben (und du darfst dich sogar darauf freuen!). Davon nimmt deine Kleine keinen Schaden. Sicherlich wirst du für diese Zeit eine gute Unterkunft für sie haben, in der es ihr gut geht (oder sie ist dann schon so groß, dass sie eigene Pläne hat; ich weiß ja nicht für wann du diese Reise planst).

      Was die Energetikerin betrifft, kann ich deine Gedanken/Gefühle sogar nachvollziehen, weil mir auch mal so eine Person vorausgesagt hat, in welche Richtung es bei mir beruflich weitergeht und ich dann, als ich mich für einen anderen Weg entschied, immer wieder daran denken musste, ob es jetzt wichtiger ist was ICH denke oder was ER sieht. Das ist jetzt schon ein paar Jahre her und ich muss manchmal noch daran denken, aber ich bin sehr froh über den Weg, den ich selbst gewählt habe.

      Ich weiß nicht, ob ich dir weiterhelfen konnte, aber ich möchte dir gerne mitgeben, dass der eigene Bauch immer noch am besten „weiß“, was gut für uns ist :)

      Ich wünsche dir alles liebe und freue mich, wieder von dir zu lesen!
      Herzlichst,
      Christine

  4. Adriana sagt:

    Ich habe das Buch von Stefanie Stahl gelesen und kenne daher das innere Kind. Auch mein inneres Kind und seine Bedürfnisse habe ich kennengelernt. Ja, auch ich bin hochsensibel und habe die Erfahrung in der Familie gemacht, nicht ich sein zu dürfen und abgewertet zu werden, auf Grund der Art und Weise, wie ich war. Geworden bin ich dann jemand anderes. Angepasst und auf das Fokussiert, was andere von mir erwarten und wollen. Natürlich hat mich das von mir selbst entfernt und mich entfremdet. Irgendwann war ich am Ende meiner Kräfte. Dieser Zustand hält bis heute an. Man begibt sich auf eine lange Suche und kehrt zurück zu seinen Ursprüngen und erkennt: Ich bin gar nicht mehr ich. Ich bin das geworden, was meine Umwelt aus mir gemacht hat und leide so sehr darunter. Auf den langen Weg wieder zu mir zu kommen, habe ich mich bereits vor 7 Jahren begeben. Auch ich glaube, dass es noch sehr lange dauert, bis ich wieder ich sein kann. Bis ich mich selbst akzeptieren kann und verstehe, dass es nicht darauf ankommt, was andere von mir wollen und erwarten. Aber ich glaube auch, dass es irgendwann so weit sein wird, dass ich wieder frei und vollkommen ich sein kann.
    Nun bin auch ich schwanger und die Dinge die da kommen, werden für mich viel Unbekanntes und Ungewohntes bereit halten. Durch deinen Blog habe ich bereits ein paar Einblicke bekommen, wie das Muttersein für eine andere hochsensible Mama ist. Dafür bin ich wirklich dankbar. Denn im Umfeld habe ich niemanden, der so ist wie ich oder mit dem ich auch mal über die Schattenseiten reden könnte. Daher hilft es mir, dass ich auf deinem Blog immer mal wieder vorbei schauen kann. Mach weiter so, ich wünsche dir ganz viel Kraft und Ruhe.

    1. Christine sagt:

      Liebe Adriana,

      lieben Dank für deine tiefen und ehrlichen Einblicke, von denen du hier so offen sprichst!
      Ich finde es großartig, dass du bereits seit sieben Jahren für dich selbst einstehst und immer weiter kämpfst, um irgendwann wieder ganz frei und du selbst sein zu können. Dazu gehört eine große Portion Mut und Ausdauer! Da kannst du echt stolz auf dich sein!
      Glückwunsch zur Schwangerschaft! Ich wünsche dir auch einen einfühlsamen Frauenarzt bzw. eine empathische Hebamme, die dich während der Schwangerschaft und auch anschließend nach der Geburt gut betreuen und für alle Fragen und Ängste offen sind.
      Schau gerne wieder bei mir rein, du bist auf meinem Blog ganz herzlich willkommen!

      Alles Liebe dir,
      Christine

  5. Kaya sagt:

    Danke für diesen Beitrag. Danke für diese Seite. Danke für Deine Offenheit. Es ist eine so große Erleichterung das alles hier zu lesen. Es geht mir genau so. Trotz vermehrter Zeit für mich und geregelterem Schlaf, nerven mich meine Kinder, bin ich weiterhin leicht reizbar, dünnhäutig manchmal auch kalt und abweisend.
    Bei diesem Absatz hat es mir die Tränen in die Augen getrieben, weil ich mich so sehr wiedergefunden habe:
    „Mir fehlt der leichte Zugang zur Mütterlichkeit. Das Gefühl, gerne für meine Kinder zu sorgen, ist für mich nicht permanent greifbar, weil es ständig von einem anderen Gefühl überdeckt wird. Dieses Gefühl kenne ich nur zu gut, es ist jenes der Fremdbestimmtheit, vermischt mit der Angst vor Kontrollverlust und übermächtiger Verantwortung oder es nicht gut genug zu machen.“
    Und deshalb fühle ich mich so schlecht. Meiner Vorstellung einer guten Mutter genüge ich einfach nicht. Ich mache es besser als meine Mutter, aber das reicht mir nicht. Ich bekomme es einfach nicht hin, ständig warm, zugewandt, verständnisvoll, ausgeglichen, ausgleichend, freundlich, eben mütterlich, etc. zu sein. Ich bin oft genervt, brülle und mecker rum, bin überfordert. Furchtbar! Ich gebe mein Bestes, aber es reicht einfach nicht. Auf der anderen Seite denke ich mir, dass sich das Schicksal doch etwas dabei gedacht haben muss, mir drei Kinder geschenkt zu haben. Ich habe nur noch nicht verstanden was…
    Ich höre manchmal fassungslos anderen Müttern zu, die von ihrem Muttersein schwärmen, dass sie noch nie etwas so erfüllendes und sinnvolles getan haben. Dass sie es vermissen werden, wenn kein „Kinderkram“ mehr in ihrem Leben sein wird. Wie sehr sie es genießen, mit ihren Kindern zu spielen, basteln, rumzualbern. Ich erwische mich auch dabei zu rechnen, wann ungefähr das letzte Kind das Haus verlassen haben wird. Jetzt beim Schreiben dieser Zeilen fühle ich mich grauenhaft. Wo soll ich hin damit?
    Danke für diesen Artikel, Deine Ehrlichkeit und Deinen Mut, dich auf diese Weise mit diesem Thema so sichtbar zu machen.

    1. Christine sagt:

      Liebe Kaya,

      wie schön, dass du hergefunden hast – sei herzlich willkommen!
      Gerade heute Morgen hatte ich eine Situation, von der ich dir gerne erzählen möchte: Ich bin nach dem Aufstehen ziemlich ausgeglichen und zugewandt meinen Kindern gegenübergetreten (aber vorher musste ich mich aktiv und bewusst in diesen Zustand begeben). Ich habe das gesamte Frühstück über die schlechte Laune meines Jüngsten ertragen, ohne es persönlich zu nehmen (schon nicht einfach bei mir) und habe die hochziehenden Schnupfnasen so gut es ging ignoriert. Dann, eine Minute bevor die Kinder mit dem Papa zur Tür hinaus sind, kam eine kurze Situation, die mich dermaßen triggerte, dass aus der ausgeglichenen eine meckernde und vor-sich-hinschimpfende Mutter wurde. Innerlich war ich wieder dominiert von meinem inneren Kind („Keiner hat mich lieb“) und als meine Jungs weg waren, beschlich mich das Gefühl, „mal wieder“ versagt zu haben. Genau was du beschrieben hast: „Ich mache es besser als meine Mutter, aber das reicht mir nicht. […] Ich gebe mein Bestes, aber es reicht einfach nicht.“
      Zum Glück erinnerte mich mein Mann daran, dass es bis zu der Situation schon gut gelaufen war! Höchstens 10% war meinem eigenen Frust und meiner Überforderung geschuldet – 90% sind also gut gelaufen!
      Und das möchte ich dir auch mitgeben! Dass du es schon besser machst als deine Mutter ist nicht selbstverständlich und bereits ein Riesen Fortschritt! Du kannst sehr stolz auf dich sein, schon alleine deswegen, weil du dir die Mühe machst, deine Mütterlichkeit, Wärme und Zugewandtheit Stück für Stück zu entfalten!
      Ich glaube, wir müssen sehr viel Geduld haben. Der Wille allein ist ein oft unterschätzter Motor, aber es braucht eben auch Zeit, die neuen Trampelpfade zu einem breiten, begehbaren Weg auszubauen.
      Ich wünsche dir ganz viel Geduld und Mitgefühl mit dir selbst für diesen schwierigen und langen, aber sicherlich lohnenswerten Weg! Ich glaube übrigens auch, dass sich das Schicksal etwas (gutes) dabei gedacht hat, dir drei Kinder zu schenken :)

      Wenn du dir gerne noch ein bisschen was von der Seele schreiben magst, weil du sonst nicht weißt wohin mit deinen Gefühlen und Gedanken, darfst du mir gerne eine Mail an mail@pusteblumen-fuer-mama.de schreiben!

      Sei herzlich gegrüßt und fühl dich gedrückt wenn du magst!

      Christine

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