Lebensfragen

„I have a dream“ – Wieviel Sinn steckt in meinem Leben?

„Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum.“ Dieser Spruch ziert wohl tausende Postkarten und Poesiealben. Manch Einer liest ihn, denkt „Ja so ist es“ und macht weiter wie bisher. Denn seien wir doch mal ehrlich: Wer von uns lebt wirklich seinen Traum?

Wenn ich dich fragte, ob du zufrieden mit deinem Job bist, was würdest du antworten? Hast du BWL wirklich studiert, weil du dein Herz an den Job in der Finanzbuchhaltung verloren hast? Oder kanntest du nach dem Abitur einfach keine sinnvollere Alternative und bist jetzt froh, einen sicheren und ordentlich bezahlten Job zu haben? Spielst du immer noch Klavier, weil du dieses Hobby Tag für Tag mit Leidenschaft ausübst oder deshalb, weil deine Eltern sich immer noch so freuen, wenn am Heilig Abend die ganze Familie unter deinen Tastenschwingenden Händen die schönsten Weihnachtslieder mitträllert?

Leben bedeutet für mich nicht nur, ein Dach über dem Kopf zu haben, sein Brot zu verdienen und weitestgehend gesund zu sein. Leben bedeutet, Träume zu haben. Ziele, die unsere Leidenschaft wecken. Die unsere Augen zum Leuchten bringen, wenn wir von ihnen schwärmen. Im Idealfall verwirklichen wir in mehreren Bereichen unseres Lebens solche Träume. Aber wie finden wir heraus, was uns wirklich antreibt? Was uns wirklich wichtig im Leben ist und unser Herz schneller schlagen lässt?

Ich lade dich ein zu einem Selbstversuch:
Mach es dir in einer ruhigen Minute, besser wäre eine Stunde (wenn die Kinder im Bett oder beim Babysitter sind) auf deinem Lieblingsplatz bequem, zücke Zettel, Notiz- oder Tagebuch und Stift und lass deine Gedanken mal kreisen. Stell dir dabei folgende Frage: Wenn Geld, Ort und zwischenmenschliche Beziehungen keine Rolle spielen würden, wo und wie würde ich dann leben? Was würde ich machen? Schreib alles auf, was dir in der Stunde in den Sinn kommt, auch wenn es noch so absurd erscheint.

Was machst du gerne oder würdest es gerne ausprobieren, auch wenn es gerade unrealistisch erscheint? Wenn du meinst, alles notiert zu haben, was dir wichtig ist, schau dir deine Liste an: Gibt es irgendetwas, wo dein Herz Flügel bekommt, wenn du nur daran denkst? Etwas, das dir ein Lächeln auf die Lippen und ein inneres Leuchten herbeizaubert? Lasse noch keine Gedanken à la „Klappt ja eh nicht“, „ist zu weit weg“, „bringt kein Geld“ oder „bin ich zu alt für“ zu! DU befindest dich immer noch im „Geld und Ort spielen keine Rolle“-Modus.

Meine wahren Herzenswünsche erkenne ich daran, dass bei dem Gedanken an sie meine Hände warm werden und anfangen zu kribbeln und Schmetterlinge in meinem Bauch flattern. Das muss bei dir natürlich nicht der Fall sein. Vielleicht spürst du, dass dein Herz anfängt schneller zu schlagen oder du bemerkst ein warmes Bauchgefühl, das „Ja“ zu deiner Idee sagt. Bei mir passiert das z.B. wenn ich an meine zukünftige Arbeit als Heilpraktikerin denke. Oder an meinen Traum, einmal mit wildlebenden Delfinen zu schwimmen.

Das sind natürlich keine Ziele, die ich sofort in mein ach so langweiliges Leben integrieren kann. Aber sie zeigen mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Dass es keine falsche Entscheidung war, den Job als Hotelfachfrau an den Nagel zu hängen. Wer Bauchschmerzen verspürt, wenn er an seine Arbeit als Metzger denkt und weiche Knie bekommt, wenn er vom Gärtnern träumt, der sollte vielleicht überlegen, den Job in der Fleischerei zu kündigen und eine Umschulung zum Landschaftsarchitekten zu machen. Mal platt gesagt.

Dass man nicht alles im Leben direkt über den Haufen schmeißen kann, ist wohl Jedem klar. Aber es sollte genug Raum im Kopf für eigene Träume und Ideen bleiben. Walforscherin, die ich einmal werden wollte, wird wohl unter den vorherrschenden Umständen (kein Wasser weit und breit und zwei Kinder plus Ehemann um mich herum, die gerade anderes im Sinn haben, als Meeressäuger im Atlantik zu erforschen) ein Kindheitstraum bleiben. Die Möglichkeit, in ein paar Jahren zwei Wochen Urlaub auf den Bahamas zu machen, um mit wilden Delfinen zu schwimmen, ist durchaus realistischer.

Guck noch einmal auf deine Liste und markiere alles in deiner Lieblingsfarbe, das es für dich Wert wäre, gelebt zu werden. Eiskunstläuferin? Piratin? Popstar? Alles zu unrealistisch, weil du a) nicht mal auf Inlineskates eine gute Figur machst, b) in den Bergen einen Bauernhof betreibst und c) nicht singen kannst? d) Mutter von drei Kleinkindern, e) sowieso zu alt und f) für alles und Nichts zu unbegabt bist?

Vielleicht tut es ja auch erst einmal eine Übungsstunde in der nächstgelegenen Eislaufhalle mit der besten Freundin, ein zehntägiger Segeltörn in holländischen Gewässern oder die Mitgliedschaft im Gospelchor? Versuche dich im Kleinen, wenn dir deine Träume zu groß und weit weg erscheinen. Wenn du merkst, dass weder Eiskunstlaufen noch Rollschuhfahren deine Leidenschaft weckt, war es möglicherweise „nur“ einen Versuch wert. Aber wenn die raue Seeluft und das Salz in deinen Haaren dein Herz soweit erobern, dass du über Kurz oder Lang über den Segelschein und ein eigenes Hausboot nachdenkst, solltest du vielleicht langsam einen Umzug an die Küste in Erwägung ziehen.

Das ist natürlich alles leichter gesagt als getan, aber mir kommt es vor allem darauf an, dich mal wieder zum Träumen gebracht zu haben. Hin und wieder ist es wichtig, sein Leben unter die Lupe zu nehmen und zu gucken, ob man noch auf der richtigen Spur ist. Erst Träume machen unser Leben lebenswert – wofür brennst du?
"I have a dream" - Wieviel Sinn steckt in meinem Leben?

2 Gedanken zu „„I have a dream“ – Wieviel Sinn steckt in meinem Leben?“

  1. Claudia sagt:

    Klasse Anregung zum Nachdenken!!! Danke dafür!

    1. Christine sagt:

      Freut mich, dass dir der Text gefallen hat!

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