Lebensfragen

Grässliche Geschenke für Kinder entwenden?


Gestern war es wieder einmal soweit: Die mehr oder weniger nahe Verwandtschaft aus der Ferne rückte zum verspäteten Ostertreffen an. Es gab ein großes Hallooo, feuchte Begrüßungsküsschen für Groß und Klein, Kaffee und Kuchen en masse und natürlich Geschenke für die Kinder. Nun ist es ja schon lange nicht mehr so, dass man sich zu Ostern Schokoladenhasen und gekochte Eier schenkt.

Allein bei der Größe der Geschenkverpackung graute mir also schon vorm Auspacken, es hätte sich locker eine Schreibmaschine (für die jüngeren Leser unter uns: Fremdwörter bitte googlen!) darunter verbergen können. Mal davon abgesehen, dass ich es nicht gut heiße, wenn Ostern und Nikolaus inzwischen ausgeschlachtet werden wie Weihnachten und Geburtstag zusammen (aber das würde hier eh den Rahmen sprengen), gehört besagter Teil der Verwandtschaft jener Spezies an, bei denen die Geschenke grundsätzlich eine Spur größer, wilder und lauter ausfallen.

Laut ist das Stichwort. Schon zu Weihnachten bekamen wir ein dickes Paket geschickt, in dem sich für unseren Maxi ein quietschgelbes Plastikauto befand, das beim Drücken die gruseligsten Töne von sich gab. Ganz unter uns gesagt: Wir haben das Auto gar nicht erst unter den Weihnachtsbaum gelegt, sondern gleich bei eBay eingestellt. Ja ich weiß, nicht die feine englische Art. Aber kannst du wirklich zwölf Stunden am Tag in Dauerschleife ein Getute, Gebrumme und mechanisches Tatütata aushalten? Ich nicht. Und weil die Verwandtschaft eh so weit weg wohnt, dass spontane Kontrollbesuche inklusive Suche nach dem grässlichen Gefährt wegfallen, wurde die Entscheidung, das Auto zu verkaufen, alles andere als in die Länge gezogen. Eine Rückgabe an Absender und somit eine ehrliche Meinung, was wir von dem Geschenk in Wahrheit hielten, fiel aufgrund des Verwandtschaftsverhältnisses aber auch flach.

Aber wo soll das hinführen? Noch sind Mini und Maxi nicht alt genug, dass sie verschwundenem Spielzeug lange hinterher weinen (es sei denn es handelt sich um Ente und Teddy, wenn die weg sind, dann ist hier Land unter). Aber sie werden größer. Und neugieriger. Und irgendwann kann ich die Geschenke nicht mehr heimlich über Nacht entwenden. Möchte ich auch eigentlich gar nicht. Aber wie stellt man es dann an? Soll ich die Verwandten bitten, in Zukunft nur noch Holzspielzeug aus unbehandeltem Holz, das nicht aus dem Regenwald stammt und mit geprüftem Gütesiegel versehen ist, zu überreichen (um es mal überspitzt zu sagen)?

Oder ihnen gleich jeden einzelnen Wunsch akribisch aufschreiben, damit mir keine böse Überraschung droht? Aber wo bleibt da der Schenkspaß für die Schenkenden? Wo sie die Kinder eh schon so selten sehen. Muss ich da einfach durch? Warten, bis die Batterie in dem chinesischen Spielzeug ihren Geist aufgegeben hat? Eine Bekannte sagte einmal, dass sie ihrem Kind kein Geschenk verwehrte. Es seien schließlich nicht ihre Geschenke, sondern die ihrer Tochter. Hm, aber in dem Alter? Hat man denn als Eltern nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, zu gucken was pädagogisch wertvoll für die eigenen Kinder ist?

Wie handhabst du das denn zuhause? Sind die Ostergeschenke noch alle in Betrieb oder schon auf dem Weg zum Höchstbietenden eines Online-Auktionshauses? Ich bin gespannt auf deine Meinung. Hier, bei Twitter oder bei Facebook – schreib mir!

Übrigens, eine Schreibmaschine haben Mini und Maxi dann doch nicht geschenkt bekommen. Es war auch zum Glück nichts, was batteriebetriebene Töne von sich gibt. Ein Bagger und eine Schildkröte aus Plastik für die Badewanne. Die Luft, die Mama also tief (und heimlich) vorm Auspacken geholt hatte, konnte sie danach in der Küche beim Kaffee holen genauso heimlich, aber wesentlich entspannter wieder ausatmen. Glück gehabt, bis zum nächsten Mal dann!

3 Gedanken zu „Grässliche Geschenke für Kinder entwenden?“

  1. Mama Motte sagt:

    Tja, das ist ja so eine Sache – ich bin ehrlich: ich ärgere mich darüber, wenn jemand vorher nicht fragt, was man dem Kind denn zum Geburtstag, Weihnachten etc. schenken kann. Nicht weil man ihr etwas schenken möchte- das ist lieb und freut mich ganz arg – aber oft bekommt man dann das 20. Stofftier oder die 100. Packung Lego – und dabei hätte es so viele Dinge gegeben, die man wirklich braucht oder die die Maus sich wünscht.

    In unserem Umkreis wissen Gott sei Dank alle, dass wir das so lieber mögen – oft wird dann auch gefragt: wir würden ihr gern das und das schenken – ist das gut?
    Das finde ich toll – so zeigt es doch, dass sich der Schenker auch Gedanken gemacht hat.

    Und in vielen Fällen weiß man als Eltern eben auch am besten, was das Kind sich wirklich wünscht oder was gerade heiß geliebt wird…

  2. MamaMuh sagt:

    Ich finde es ganz schrecklich, wenn insbesondere die Großeltern und Urgroßeltern Schadstoffschleudern schenken, die ihnen gefallen oder die es günstig im Discounter vor der Haustür gab. Ich habe zumindest meiner Mutter schon mehrfach gesagt, dass ich vieles nicht will bzw. dass am liebsten ich vorher aussuche und ihr dann quasi zulotse- weil sie ja unbedingt schenken will! Sie hält sich dann auch zum Teil daran, und dann!?! Gibt es plötzlich „…ist doch nur ‚ ne Kleinigkeit!“- eine Kleinigkeit, die nicht im geringsten an das Wohl des Kindes denkt- sei es aus pädagogischer oder aus gesundheitlicher Sicht.
    Und das Schlimmste ist, dass genau solche billigen Merchandising-Gift-Schleudern auch meinen Kindern dann irgendwie besonders gefallen! Warum?! Und ja, sie werden älter, und mittlerweile kann leider auch nicht mehr irgendetwas verschwinden lassen, ohne dass ich mich noch Monatelang dafür rechtfertigen muss. Ich suche auch Rat, wie ich damit umgehen kann. Ich habe sogar schon meiner Tochter gesagt, dass die verschwundene Perlenkette so giftig gestunken hat, dass ich nicht möchte, dass sie oder ihre jüngere Schwester, damit spielt. Da sagte sie, dass doch wenigstens eine giftige Sache okay sei. Kinderlogik! Es ist auch wirklich schwer, immer wieder allen möglichen Leuten NEIN zu sagen und zu sagen warum NEIN- insbesondere der Verwandtschaft. Und dass es so ist, das ärgert mich auch…

    1. Christine sagt:

      Liebe MamaMuh,

      ja, gesundheitsschädliche Sachen sind für mich auch noch einmal eine etwas andere Hausnummer als „nur“ pädagogisch wertloser Schrott. Von dem kann man sicher auch mal ein, zwei Teile haben, sonst wird es später alleine deswegen interessant, weil es in der Kindheit immer verboten war.

      Aber wie du auch schon sagst: Am Schlimmsten ist es einfach, wenn die eigene Verwandtschaft nicht konform geht und sich nicht an Abmachungen bzw. Elternwünsche hält. Das ist ja für euch alle unbefriedigend. Die Idee, dass ihr Sachen aussucht und sie dann deiner Mutter bzw. dem Schenkenden gebt, finde ich super! So ist es doch für alle ideal. Vorausgesetzt, es bleibt dann dabei…

      Ich wünsche dir weiterhin gute Nerven und Verstecke für all den Schrott ;-)

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