Im Dialog

Selbstdarstellung in elf Akten: Eine Liebster-Award-Nominierung


Die wichtigsten Fragen des Lebens muss man sich nicht immer selbst stellen. Manchmal kommen sie auch von Außen, verpackt in Awards, Blogstöckchen, Interviewanfragen und dergleichen. Und machen vor allem deswegen so viel Spaß. Sophie von „Kinder haben…und trotzdem leben!“ ehrte mich dieser Tage mit einer Liebster-Award-Nominierung (inzwischen meine Zehnte, wie ich mit Schrecken feststellen musste („Bin ich wirklich schon so alt?“)). Nun ja, wer denkt, er könne mich auch in Zukunft mit solchen Spielchen ärgern, der muss sich schon was anderes einfallen lassen. Interviews –gleich welcher Art- gebe ich zugegeben nämlich schrecklich gerne, vielleicht, weil sie meinem Ego so schmeicheln. Und das möchte sich eben ab und an auch mal mitteilen. So sei es nun:

1) Verteile Prozentpunkte und mach die 100 voll: Zu wie viel Prozent entspricht dein Blog: a) Tagebuch b) Selbstdarstellung c) Gesellschaftskritik d) Sonstiges (bitte erläutern)

Ich habe von Anfang an darauf geachtet, meinem Blog keinen Tagebuchcharakter überzustülpen, weil es mir immer zu langweilig schien, Lesern meinen stinknormalen Alltag zu präsentieren. Lieber blogge ich seltener, dafür aus gutem Grund (auch wenn der meist den stinknormalen Alltag beinhaltet).

Rein rechnerisch gesehen müsste mein Blog mindestens zu 50% der Selbstdarstellung entsprechen, immerhin ist er unterteilt in „Mamazimmer“ und „Kinderzimmer“. Da liegt es nahe, dass rund die Hälfte meiner Blogbeiträge mit mir zu tun haben. Da ich mich und mein Befinden aber auch im Kinderzimmer einbringe, würde ich auf 70% Selbstdarstellung erhöhen.

Hin und wieder mache ich mir auch über das Verhalten unserer Gesellschaft Gedanken. Meist hat das aber dann auch wieder einen Bezug zu mir und meinen Kindern. Also können wir das auf 5% beschränken.

Bleiben noch 25 Prozentpunkte zu verteilen. 20 davon bekommen meine Söhne Mini und Maxi zugeschrieben, 5% widme ich meinen aktiven Lesern und BloggerkollegInnen, die sich fleißig in meine Projekte wie den ElternRat einbringen oder kommentieren oder mir ihre Meinung per Facebook und Twitter zukommen lassen und somit ihren wichtigen Teil der Selbstdarstellung übernehmen.

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2) Schon mal einen Troll gehabt? Was hast du da gemacht?

Ich finde es zunächst einmal wichtig, jede Meinung zu respektieren und zu akzeptieren. Das bedeutet in erster Linie, dass ich jeden Kommentar, der bei mir eintrifft, auch freischalte. Ich versuche immer, so respektvoll wie möglich auf alle, auch spitze Kommentare zu antworten. Trolle sind ja berühmt dafür, ihr Gift zu versprühen und in Diskussionen hauptsächlich herumstänkern zu wollen oder gar beleidigend werden. Aber auch Trolle sind nur Menschen, die irgendein Bedürfnis befriedigt bekommen wollen oder die sich im Schutz des anonymen Internets verbal mal so richtig austoben möchten. In meinem Mama Blog hat sich bisher zum Glück noch keiner herumgetrollt. Falls mir das mal passiert, würde ich ihn wahrscheinlich ignorieren. Ich mag meine Energie gar nicht in anonyme Angriffe stecken.

3) Quantität oder Qualität: Suchst du viele Leser/innen oder die richtigen? Wie sieht die Leserin aus, die zu dir passt?

Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht beides wollte ;-) Trotzdem muss ich hier die vorhersehbare, ja fast langweilig anmutende Antwort „Qualität“ geben. Ich habe meinen Mama Blog vor über zwei Jahren gegründet, um Müttern und solchen, die es manchmal nicht mehr sein wollen, zu zeigen, dass das Leben mit Kindern nicht immer nur Schweben auf Wolke 7 bedeutet. Inzwischen habe ich viele StammleserInnen und sie alle bestätigen mir, dass auch bei ihnen der Alltag mit dem Nachwuchs chaotisch und nervenaufreibend sein kann. Das ist großartig, weil es einfach normal ist! Ich finde es immer wieder schön zu beobachten, dass es auch viele andere Mütterblogs gibt, die ehrlich und authentisch über die kleinen, unperfekten Alltagskrisen berichten und keine heile Welt vorspielen.

Die Leserin, die zu mir passt, hat 1-3 Kinder, ihre Idealvorstellungen vom Leben mit Kind längst über Bord geworfen, rennt mit Augenringen und immer genug Feuchttüchern in der Handtasche herum (wobei sie mir bei Letzterem einiges voraus hätte). Sie liebt ihren Nachwuchs, verliert aber sich selbst und ihre Bedürfnisse dabei nicht aus den Augen, weil sie weiß, dass nur eine ausgeglichene Mutter die beste Mutter für ihre Kinder sein kann.

4) Bist du immer ehrlich, oder erfindest du manchmal etwas (dazu)?

Manchmal bin ich selbst überrascht, wie viel Unglaubliches im Alltag mit zwei Kleinkindern passieren kann. Wenn ich da noch etwas hinzuerfände, würde das sicherlich den Blog sprengen.

Villa Schaukelpferd Twitter
5) Macht Social Media dir wirklich Spaß, oder ist es mehr Mittel zum Zweck?

Meine LeserInnen finden mich bei Twitter und Facebook. Auf Twitter habe ich inzwischen wirklich das Gefühl, dass wir wie eine große Familie zusammengewachsen sind. Die Eine postet selbstgenähte Babysöckchen, der Andere berichtet abends um Elf genervt, dass der Nachwuchs immer noch in den Betten herumturnt – das macht mir wirklich Spaß, ein Teil davon zu sein. Mit Facebook hingegen muss ich mich immer noch anfreunden. Wir sind irgendwie immer noch in der Phase, uns gegenseitig zu beschnuppern und miteinander warm zu werden. Facebook ist immer noch mehr Mittel zum Zweck.

6) Deine Lieblingsfarbe?

Altrosa. Ein pudriges Rosa, das niemals kitschig ist.

7) Was war das bisher kontroverseste Thema in deinem Blog?

Ich glaube am meisten diskutiert wurden bisher Themen, zu denen Jeder etwas zu sagen hat: „Vermisst man als Jungsmama eine Tochter?“ oder „Wann ist endlich wieder Montag?“ stehen da hoch im Kurs. Aber auch Gesellschaftskritische Berichte wie das viel diskutierte „Gender Mainstreaming“ zeigte eine deutliche Resonanz. Viele Kommentare bekam ich auch für meine Berichte über postpartale Depressionen. Warum ich mit diesem Kapitel in meinem Blog jetzt jedoch abgeschlossen habe, kann man hier nachlesen.

8) Hast du Blogs gelesen, bevor du selbst mit dem Bloggen angefangen hast? Wer oder was hat dich inspiriert (oder auch nicht)?

Ehrlich gesagt wusste ich überhaupt nicht, dass andere Mama Blogs existieren, bevor ich auf die Idee kam, selbst online über den Mutteralltag zu schreiben. Ich spürte ein Bedürfnis, all die kleinen und größeren Nervenzusammenbrüche aufgrund meines Mamaseins niederzuschreiben und war mir nicht im Klaren darüber, dass andere Mamis auch auf diese abstruse Idee kommen könnten. Als ich dann danach googlete, merkte ich schon schnell, dass der Markt vorhanden ist, was meiner Idee aber in keinster Weise einen Abbruch tat. Im Gegenteil!

Eifersucht am eigenen Kind
9) Kannst du schon vorher abschätzen, welcher Artikel bei den Lesern einschlagen wird? Welcher Erfolg hat dich überrascht?

Meistens ist es eher umgekehrt. Blogbeiträge, bei denen ich denke „das interessiert doch kein Schwein“, werden geliked, geshared und vielfach diskutiert. Auch über die Suchanfragen erfahre ich natürlich, welche Themen im Internet gefunden werden wollen. Überraschend, wenn man es so sagen kann, finde ich es nach wie vor, wie oft das Thema „Eifersucht am eigenen Kind“ in die Suchmaschinen getippt wird. Alleine daran merke ich, wie aktuell auch solche schwierigen Themen in der Gesellschaft sind und dass ich mal wieder nicht der einzige Mensch auf dem Planet mit widersprüchlichen Gefühlen bin. Das hilft auch dabei, sich selbst nicht allzu wichtig zu nehmen und mich in Gelassenheit zu üben.

10) Was hältst du von Werbe-Kooperationen in Blogs? Planst du selbst welche?

Wer es bis jetzt noch nicht gesehen hat, dem sei an dieser Stelle verraten: Mein Mama Blog war, ist und bleibt auch in Zukunft werbefrei. Meiner Meinung nach verliert ein Blog an Authentizität und „Seele“, wenn der Anteil an Werbebannern, Testberichten und Gewinnspielen Überhand nimmt. Aber Jeder, der das auf seinem Blog anbietet, wird schon seine Gründe dafür haben, deswegen verurteile ich das nicht. Für mich hat es einfach keinen Mehrwert. Mir ist meine Glaubwürdigkeit wichtiger als die Zwei Euro Fünfzig, die ich mit Werbekampagnen dazuverdienen könnte.

11) Eine Botschaft: Was würdest du deinen Leser/innen gerne sagen?

Respekt, wenn Sie sich das Interview tatsächlich bis hier unten durchgelesen haben!

Meine Nominierungen habe ich nicht nach Bloggröße ausgewählt, sondern weil mich die Personen hinter den einzelnen Online-Tagebüchern interessieren. Von demher freue ich mich ganz besonders, wenn folgende Mama (und Papa-) BloggerInnnen meine Fragen beantworten würden:

Frühlingskindermama
Frida Mercury von 2KindChaos
Mo Zart von 2KindChaos
Séverine alias Mama on the Rocks
Papa Nico mit Hut
Kathi alias Kullerkind
Rosalie von Parents don’t…
Paula von Bleibcoolmami
Und last, but not least: Sophie von Kinder haben…und trotzdem leben (weil sie nicht nur ein begeisterter „Neu-Fan“ des Liebster-Awards, sondern nebenbei noch eine sehr sympathische Mutti ist)

1) Freiheit ist ein großer Begriff. Was bedeutet Freiheit für dich persönlich?
2) Welches Mittagessen gelingt dir immer?
3) Wovor kannst du dich so richtig ekeln?
4) Spielst du ein Instrument? Warum ja? Warum nicht?
5) Womit kann dich dein Nachwuchs so richtig auf die Palme bringen?
6) Hättest du gerne in einer anderen Zeit gelebt? Wo und wann?
7) Dein bestes Hausmittel bei kleineren Wehwehchen?
8) Wärst du ein Tier, in welcher Gestalt kämst du daher?
9) Dieses Buch darf in keinem Kinderzimmerregal fehlen!
10) Welchen Spaßfaktor hast du dank deines Kindes/deiner Kinder wiederentdeckt?
11) Dein goldener Tipp für lange Autofahrten mit dem Nachwuchs?

2 Gedanken zu „Selbstdarstellung in elf Akten: Eine Liebster-Award-Nominierung“

  1. Frida, 2KindChaos sagt:

    Liebe Christine, danke erstmal dass du an mich gedacht hast <3 Allerdings bin ich kein Fan von Kettenbriefen und habe bisher alle Nominierungen abgelehnt :D also sei bitte nicht sauer wenn ich deine auch nicht beantworte… Ganz liebe Grüße, Frida

    1. Christine sagt:

      Liebe Frida,

      nein quatsch, sauer bin ich nicht! Obwohl mich deine Antworten natürlich sehr interessiert hätten, weil du so ein interessanter Mensch bist ;-) Aber gut, dass du es ehrlich sagst (dann weiß ich es auch schonmal fürs nächste Mal). Ich finde es absolut in Ordnung, das, was nicht auf den Blog passt, wegzulassen. Geht mir ja in Bezug auf Werbekampagnen ähnlich (siehe Punkt 10).
      Liebe Grüße zurück
      Christine

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