Er kann mir durch den Kopf gehen, wenn ich meinem Sohn zum x-ten Male dabei zusehen und Beifall klatschen soll, wie er die Stange des hohen Klettergerüsts hinunterrutscht. Ich spreche ihn laut aus, wenn ich abends einfach nur meine Ruhe haben möchte und keine lautstarken Streitereien unter den Geschwisterkindern mehr ertrage. Es ist dieser eine Satz, von dem ich als Kinderlose niemals gedacht hatte, dass er so oft in meinem Mutterkopf präsent sein würde und mehr als jeder andere mein strapaziertes Stresslevel zum Ausdruck bringt: „Das Mamasein hatte ich mir vorher ganz anders vorgestellt.“
Das ist so ein Satz, den ich in den letzten fünf Jahren schon öfter geäußert habe. Schriftlich in mehreren meiner Blogbeiträge (z.B. in „Hotel Mama – immer geöffnet?“, „Warum es hochsensiblen Müttern oft so schwerfällt, ihr Muttersein zu genießen“ oder jüngst erst in meinem Beitrag „Im Gefängnis namens Muttersein dennoch ein selbstbestimmtes Leben führen“). Gedanklich habe ich ihn wohl noch viel öfter formuliert. Unzählige Male ist er mir durch den Kopf gegangen und ich bin mir sicher, dass es auch nicht das letzte Mal gewesen sein wird.
Aber warum ist das so? Wie habe ich mir denn mein Mamasein damals vorgestellt und warum driften Wunsch und Wirklichkeit so eklatant auseinander? Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr wird mir klar, dass die Antwort in meinem sensiblen (und damit meine ich nicht zwangsläufig mein hochsensibles) Wesen und meiner eigenen Kindheit zu finden ist.
Ich besaß immer schon ein ruhigeres Temperament. Als jüngste im Familienbund liebte ich es schon früh, für mich alleine zu spielen. Ich verbrachte viel Zeit mit meinen Meerschweinchen, brachte ihnen kleine Kunststücke bei und studierte stundenlang Ratgeber zur artgerechten Haltung und Ernährung. Nach der Schule füllte ich die Nachmittage mit Malen, Kassette hören oder Playmobil spielen.
Natürlich machte ich nicht alles alleine. Streiten beispielsweise kann man bekanntermaßen besser gemeinsam als mit sich selbst. Aber auch eigene Hörspiele auf Tonband aufnehmen oder Kaufladen, Post und Bücherei spielen machte am Meisten mit meiner älteren Schwester spaß.
Und dennoch erinnere ich mich vor allem an die Zeiten, in denen ich für mich war. Und: Ich war glücklich dabei. Nur für mich sein war kein Gefühl der Einsamkeit, sondern der Notwendigkeit. Ich erinnere mich noch gut an meinen zehnten Kindergeburtstag (ich weiß es noch so genau, weil ich so stolz darauf war, endlich „zweistelligen“ Geburtstag feiern zu können). Meine eingeladenen Freunde spielten ausgelassen in meinem Kinderzimmer, während ich mich heimlich ins Wohnzimmer zurückzog und die Stille um mich herum genoss, wobei ich in aller Ruhe mein neues Stickeralbum anschauen konnte. Natürlich wusste ich damals noch nicht von meiner Hochsensibilität, aber, wie es mir im Rückblick erscheint, konnte ich sehr gut auf mich achten und mich bei Bedarf zurückziehen.
Ich muss schon früh gedacht haben, dass es allen Kindern so ergeht. Dass Jeder gerne Zeit für sich benötigt und auch von selbst einfordert.
Als mein Mann und ich über mögliche eigene Kinder nachdachten, hatte ich garantiert meine eigene Persönlichkeit vor Augen. Und was würden wir erst für ruhige, introvertierte Kinder zeugen, immerhin erhielten sie unser beider Gene! Wir waren einfach zu naiv und zu verliebt.
Und, mal ganz ehrlich: In welchen Augenblicken wird die Kinderplanung zwischen zwei liebenden Menschen denn konkret? Wenn beide gestresst vom langen Arbeitstag in der vollen U-Bahn sitzen und neben ihnen seit zwanzig Minuten ein Säugling brüllt oder kotzt? Seufzt man dann glückselig: „Ach, Kinder sind doch einfach was Schönes!“? Sicher nicht!
Kinderplanung findet in romantischen Momenten auf dem Bärenfell vorm Kamin statt oder Sonntagmorgens, wenn man sich gemütlich die dritte Tasse Kaffee nachschenkt und sich im Entferntesten noch nicht vorstellen kann, dass ein Wochenend-Frühstück mit kleinen Kindern garantiert anders aussehen wird (vom dritten Kaffee und einem ordentlich gedeckten Küchentisch mal ganz abgesehen).
Kurzum: Ein Familienleben zu Dritt wird in Situationen besprochen, wenn es ruhig zugeht. Wenn man ausgeglichen ist und Zeit hat, sich ausgiebig die Momente vorzustellen, wie das Baby zum ersten Mal in den Armen liegt und Mama anlächelt. Wie der Dreijährige krank ist und Papa ihn in den Schlaf singt. Wie man Nutella-beschmierte Tapeten einfach weglächelt und selbst noch Schokolade hinterherschmiert.
Und dann kommt die Realität und Mama merkt, dass da neben den schönen Momenten auch ganz schön viel Arbeit, Frust und Gequengel auf sie zukommt. Dass sie ihr eigenes Leben hinter die Bedürfnisse ihres Kindes stecken muss. Und zwar nicht für eine kurze, absehbare Zeit am Tag, sondern nonstop vierundzwanzig Stunden über Tage, Wochen, Monate, Jahre. Schön, wenn man dann viel Unterstützung aus dem Umfeld erhält und nicht alles alleine stemmen muss. Aber selbst dann ist es manchmal immer noch zu viel der Fremdbestimmtheit.
Kinder sind was Schönes! Für die meisten Eltern gibt es nichts Großartigeres auf der Welt. Und das ist auch gut so! Und trotzdem gibt es Frauen, die über kurz oder lang ihre Mutterrolle bereuen und sich ihr altes Leben zurückwünschen. Oft sind es die hochsensiblen Mütter.
Damit will ich nicht sagen, dass alle hochsensiblen Mütter ihre Mutterrolle bereuen oder umgekehrt, dass es nur die Hochsensiblen treffen kann. Aber ich sehe sehr wohl einen logischen Zusammenhang, warum gerade die überempfindlichen Frauen im Mamaalltag durch die starke Reizüberflutung schneller an ihre Grenzen kommen und an Punkten überfordert sind, wo Nicht-Hochsensible noch Luft nach oben haben und einfach noch nicht so gestresst sind.
Womit ich derzeit am Meisten zu knabbern habe, ist die ständige Fremdbestimmtheit und die Tatsache, dass meine Söhne sich nicht stundenlang mit sich selbst beschäftigen können, so wie ich es früher als Kind tat. Vor allem mein ältester, der fünfjährige Maxi, benötigt jederzeit Zuwendung. Und wenn ich jederzeit sage, dann meine ich das wortwörtlich. Nicht mal fünf Minuten kann er etwas für sich machen, alle paar Sekunden soll ich gucken, bestaunen oder mitspielen.
Für mich ist das zum einen schwer zu verstehen, aber noch schlechter auszuhalten. War ich es schließlich siebenundzwanzig Jahre lang gewöhnt, mir öfter am Tag über mehrere Minuten bis hin zu Stunden Auszeiten nehmen zu können. Und von einem auf den anderen Tag bestimmte jemand anderes meinen Tagesablauf.
Natürlich bin ich dafür verantwortlich, dass ich genügend Zeit für mich einräume und ich wusste auch vor der Kinderplanung, dass der Alltag mit Kindern nun mal so aussehen würde. Aber das war Theorie. Und ganz ehrlich (und auch das ist ein Satz, den du schon öfter bei mir lesen durftest): Als Kinderloser kann man sich nicht vorstellen, wie das Leben mit Kind später sein wird! Da kann man noch so oft von stressigen Phasen hören oder sich ausmalen, dass man in den ersten Monaten ganz klar auf viel Schlaf verzichten muss. Aber man kann es sich nicht wirklich vorstellen, sich nicht hineinfühlen, wie sich alleine drei Tage Schlafmangel bemerkbar machen. Von Trotzphasen, hundert Mal am Tag Sätze-nicht-zuende-sprechen-können oder monatelange Probleme beim Trockenwerden ganz zu schweigen.
Und wir Hochsensiblen sind so schnell gestresst, dass unser Alltag so oft zum Hürdenlauf wird! Der Stress muss nicht mal über unsere Kinder kommen, vielleicht hat unsere ältere Nachbarin uns gerade etwas unfreundlich darauf hingewiesen, dass wir vergessen haben, die Mülltonnen rauszustellen oder der große Hund auf dem Weg in die Stadt hat uns mit seinem plötzlichen Gebell zutiefst erschreckt. Die beste Freundin sagt zum wiederholten Mal das Kaffeetrinken ab und auf der Arbeit ist seit Wochen Stress hoch Zehn, weil die Kollegin krank ist. Dann muss nicht viel passieren, jedes noch so winzige (und vielleicht sogar berechtigte) Gequengel nach einem Eis am Hosenbein kann uns dann aus der Haut fahren und den Rest des Tages dünnhäutig sein lassen.
Wir hochsensible Mütter brauchen dann in erster Linie Ruhe, um wieder zu unserer Mitte zu finden, aber die kriegen wir mit Nachwuchs um uns herum in der Regel nicht.
Gut möglich also, dass manche Frau auf Dauer ihre Mutterrolle bereut und ihr altes Leben zurückhaben möchte. Sie liebt ihren Nachwuchs sicher genauso wie die glücklichen Mütter, die sich ein Leben ohne Kind nicht mehr vorstellen können. Die bedauernde Mutter wünscht sich im Gegensatz zu den Nicht-Bereuenden aber vor allem mehr (viel mehr!!!) Selbstbestimmtheit oder aber auch einfach nur ihren kinderlosen Alltag wieder, in dem sie nicht täglich zwei Waschmaschinen laufen lassen und aufhängen muss, montags den Sohn zum Gitarren-Unterricht fahren, regelmäßig im Kindergarten Bastelnachmittage mitmachen oder Flohmärkte auf dem Schulhof organisieren soll.
Kinder krempeln unser ganzes Leben um. Das ist bis zu einem gewissen Punkt erfüllend, stresst viele Mütter aber ab dem Zeitpunkt, an dem sie nicht mehr das Gefühl haben, Herrin der Lage, sprich, ihres Lebens zu sein. Wer den Müttern, die sich dem Phänomen namens „Regretting Motherhood“ anschließen, jedoch Lieblosigkeit, kein Verantwortungsbewusstsein oder gar Kinderfeindlichkeit unterstellt, tut ihnen Unrecht.
Jede Mutter, die sich von Herzen ein Kind gewünscht hat, anschließend aber (öfter oder nur ab und an) ihre Mutterrolle bereut, rennt sicherlich nicht stolz und prahlend damit durch die Gegend, um sich damit in den Vordergrund zu stellen. Im Gegenteil: Die bereuenden Mütter fühlen sich schlecht, klagen sich im schlimmsten Fall selbst an und trauen sich kaum, sich Jemandem anzuvertrauen. Es passt eben einfach nicht in das Bild unserer Gesellschaft, das Nonplusultra der weiblichen Rolle nicht aus ganzem Herzen erfüllen zu können.
Ich wünsche unserer Gesellschaft und vor allem uns Müttern mehr Toleranz, mehr Verständnis und mehr Mitgefühl, wenn wir auf Frauen treffen, die sich verzweifelt ihr Leben ohne Kinder zurückwünschen. Jede hat ihre eigenen Gründe, aber eben auch eine andere Vorgeschichte, ein anderes Wesen als andere Frauen. Jede Mama ist einzigartig und das ist auch gut so!
Auch ich habe Tage, an denen ich meine Mutterrolle bedaure. Wenn der Stress wieder überhandgenommen hat und ich mich einfach nur mal wieder um mich selbst kümmern möchte und die Jahre zähle, bis Mini und Maxi ausziehen. Und dennoch kenne ich auch die Tage, an denen ich mich an meinem Mamasein erfreue. Die Momente, in denen sogar ich gerne meinem Sohn dabei zusehe, wie er zum x-ten Mal die Stange am Klettergerüst herunterrutscht (ja ich weiß: unglaublich!).
Es ist eben alles eine Frage der inneren Stabilität. Und dass diese Stärke immer in uns vorhanden ist, darauf müssen wir Mütter vertrauen. Meistens ist sie einfach nur überdeckt und möchte wieder befreit werden. Und wenn es an so manchem Tag auch nur für einen kurzen Moment gelingt. Sei gewiss, du bist eine gute Mutter und die Beste für dein Kind!
Anja sagt:
Wow, wow, wow. Ein toller Artikel. Ich bin schon eine längere Zeit stille Mitleserin. Als ebenfalls hochsensible Mama mit einer hochsensiblen 3jährigen Tochter finde ich mich in so vielem wieder. Dieser Artikel allerdings trifft für mich in allen Punkten den Nagel auf den Kopf! Vor allem der Misfit zwischen Deinem Wesen und dem Deines Maxis ist etwas, was ich zu 100% unterschreiben kann. Das ist der Punkt, der mich als Anfängermama vollkommen verzweifeln ließ und mich auch heute im Alltag noch aus der Bahn wirft. Auch wenn ich es akzeptieren muss, dass mein Kind nicht das selbe Spielverhalten an den Tag legt wie ich damals, fällt es mir oft unendlich schwer das zu akzeptieren.
Ich könnte noch etliche Dinge nennen, die ich teile. Deinen Blog lese ich unheimlich gern und freue mich über jeden weiteren Artikel!
Christine sagt:
Liebe Anja,
gerade habe ich gesehen, dass mir dein Kommentar beim Beantworten gänzlich durchgegangen ist – entschuldige bitte meine verspätete Antwort!
Ich freue mich, dass es dir hier auf meinem Blog so gut gefällt und du dich in so vielen Beiträgen wiederfindest!
Ich weiß noch, wie ich ganz am Anfang einen liebgemeinten Kommentar bekam, dass sich das Spielverhalten meiner Söhne bald ändern würde, ich solle nur noch ein paar Monate abwarten. Heute, Jahre später, ergeht es mir leider immer noch so. Von demher bin ich gespannt, was die Pubertät bringen wird :-P
Ich wünsche dir und deiner Tochter alles Liebe und würde mich freuen, mal wieder von dir zu lesen.
Liebe Grüße
Christine
D.S. sagt:
Liebe Christine,
ich bin über meine Recherche zum Thema Hochsensibilität auf deinen Blog gestoßen und kann vieles, was Du schreibst nachempfinden. Im Moment kann ich mir keinen mental so anstrengenden Job wie den der Mutter vorstellen, denn selbst im
anstrengendsten Job hat man schließlich irgendwann mal Feierabend. ;) Mich belasten hauptsächlich das tägliche Gejammer und die ganzen Wutanfälle. Das Gefühl der Fremdbestimmtheit kenne ich eher von meinem Job. Schließlich kann ich selbstbestimmt entscheiden, wie und wo und mit wem ich den Tag mit meinen Kindern verbringe.
Allerdings würde ich meine Kinder nie nie niemals im Leben wieder hergeben wollen. Ja, sie sind anstrengend (wie Kinder normalerweise eben sind), ja, die haben ihre Macken, Schwächen und Stärken (wie jeder Mensch), aber sie sind die wunderbarsten Wesen, die ich mir vorstellen kann! Sie sind klug und witzig, sie sind willensstark, liebevoll und einfach nur liebenswert. Ich bin dankbar für das was gut klappt und versuche das, was schlecht läuft, nicht in den Vordergrund zu stellen. Ich arbeite hart an mir selbst, um ihnen eine gute Wegbegleiterin für ihr Leben zu sein und ich bin neugierig auf die Entwicklung, die sie einschlagen werden. Übrigens kann mein Großer auch noch nicht allein spielen, aber ich glaube, das ist normal in dem Alter.
Was mich interessieren würde:
Geht es deinem Mann eigentlich genauso wie dir? Würde er sich auch für ein kinderloses Leben entscheiden, wenn er nochmal vor der Wahl stünde?
Was waren deine Gedanken, als du dein zweites Kind bekamst? da hattest du ja bereits einen guten Einblick bekommen, was es heißt, Mutter zu sein.
Und zu guter Letzt die Frage: denkst du, dass deine Kinder etwas von deinen Gefühlen merken? Oder versuchst du sie zu verbergen? Wird dieser Blog hier jemals für sie zum Thema?
Vielleicht sind das hier ziemlich viele Fragen…verzeih!
Viele Grüße
D.S.
Christine sagt:
Hallo meine Liebe,
ich danke dir für deine persönliche Geschichte, die du uns anvertraut hast und deine vielen Fragen! Ich habe sie in einem eigenen Blogbeitrag beantwortet. Verzeih‘ bitte, dass es so lange gedauert hat!
Liebe Grüße
Christine
Chrissi & die Zwillinge sagt:
Hallo du Liebe!
Ich habe deinen Artikel hier mal wieder mit sehr viel Interesse gelesen, weil du mir so oft aus der Seele sprichst. Mein Sohn kann sich im Gegensatz zu meiner Tochter auch nicht allein beschäftigen. Er hat, das glaubt auch kaum einer, auch noch nie wirklich gespielt. Seine Schwester ist für ihn das Tor zum sozialen Miteinander, weil er selbst nur schwer Beziehungen/Kontakte knüpfen und zulassen kann – selbst wenn andere Kinder sich für ihn interessieren und mit ihm spielen möchten – er weiss eben nicht, wie spielen funktioniert. Seit er 1,5 Jahre alt ist, spricht er unentwegt. Er stellt Fragen über Fragen (tolle Fragen!) und ist eigentlich am Liebsten mit älten Kindern oder Erwachsenen zusammen, die seinen Drang nach Input stillen können. Unsere Tochter ist von ihm genau das Gegenteil – sie ist so, wie ich früher war: sie ist gern mit sich allein in ihrem Zimmer, bei einem Hörspiel am Schreibtisch sitzend vor einem Bild, das sie gerade malt. Ich habe meinem Sohn schon eine Uhr gestellt und ihm gesagt, dass ich mal Zeit für mich brauche, ich den Haushalt machen muss und er bitte auch spielen gehen soll. Was für andere Kinder normal ist, ist für ihn unnormal. Er fleht mich dann quasi an, mir doch bei allem helfen zu dürfen (was er wirklich auch tut!), statt allein in sein (sehr schönes!) Kinderzimmer zum Spielen zu müssen. Als ich ihm die Uhr stellte, saß er weinend davor in seinem Zimmer und schaute dieser beim Runterzählen zu, so eine Qual war das für ihn ohne mich zu sein – obwohl es nur für 20 min gewesen wäre! Natürlich verwehre ich schlussendich meinem Sohn den Kontakt nicht zu mir, aber er zwingt mich zur permanenten Konzentration auf ihn. Diese Konzentration bringt mich innerhalb von 20 min, nachdem beide Kinder von der Schule kamen, zur Erschöpfung und dem ersten verbalen Ausraster. Ich kann einfach nicht verstehen, wieso ihm Ruhe & Zeit für sich nicht wichtig sind, wenn doch genau ICH mich danach sehne jeden Tag !! Meine Kinder sind inzwischen fast 7,5 Jahre alt und ich sehe bei meinem Sohn keine Tendenzen in eine andere Richtung. Ich hoffe so sehr, dass sich bald ein wirklich fester Freund für ihn in seiner Schulklasse findet. Wenigstens einer, mit dem er sich auch am Nachmittag mal treffen kann in Zukunft. Hat er Besuch von Freunden, weiß er oft nicht was er mit ihnen in seinem Zimmer anfangen soll. Alles, was ich ihm vorschlage, findet er dann aber auch nicht gut genug. So ist es schon oft so gewesen, dass seine Kumpels aus dem Kindergarten allein in seinem Zimmer spielten und er lieber mit mir zusammen sein wollte. Das einzige was ihn von mir ablenkt, ist der Fernseher. Am Wochenende für mich und meinen Mann kein Problem beiden Kindern das mal zu gestatten, aber jedes Mal wenn er nicht Spielen möchte?? Das ist für mich absolut keine Option, weil es schlichtweg ungesund vom Eigentlichen ablenkt! Ich empfinde leider aber nie dieselbe Lust mit ihm so viel & ausdauernd zusammen sein zu wollen wie er sie mir gegenüber empfindet. Ich habe deswegen auch ein verdammt schlechtes Gewissen, aber so bin ich nun mal! Ich bin hochsensibel und ich brauche in erster Intanz meine Ruhe für einen funktionierenden, freien Geist! Mein Mann ist ein introvertierter Hochsensibler und ich bin extrovertriert hochsensibel. Ich habe gern Freunde & Familie um mich herum und kann mich stundenlang tiefgründig unterhalten – ein bisschen wie mein Sohn, oder !? Aber mein Mann und ich haben beide in unserer Kindheit viel Zeit auch mit uns selbst verbracht und gespielt über Stunden mit ein und denselben Dingen. Ich vermisse das bei meinem Sohn und ich kann mir einfach nicht erklären, wieso er so anders geworden ist bei unseren Genen. Herzliche Grüße mal wieder, Chrissi & die Zwillinge
Christine sagt:
Liebe Chrissi,
ich hab mich gefreut, mal wieder von dir zu lesen :)
Und ich könnte auch alles so unterschreiben!! Vor allem das schlechte Gewissen, meinem Sohn gegenüber, nicht so viel Zeit mit ihm verbringen zu wollen, wie er mit mir gerne möchte. Mir geht es genauso wie dir, nur, dass ich nicht erst nach 20 Minuten völlig ausgelaugt bin ;-)
Es ist eben etwas anderes, ob man „nur“ Kinder hat oder solche, die permanent Aufmerksamkeit benötigen. Seit Montag ist unser Jüngster, der sich auch gerne mal alleine mit sich beschäftigt, alleine bei uns zuhause, weil mein Großer die Herbstferien bei seiner Oma verbringt. Ich habe zum ersten Mal im Leben das Gefühl: „So fühlt sich das also im „Normalzustand“ mit Kindern an!“ Natürlich geht es auch nicht alles stressfrei zu, aber wesentlich entspannter, so dass auch immer mal wieder Minuten zum Durchatmen habe.
Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft und denke an dich ♡
Dani sagt:
Hallo,
das ist echt der Wahnsinn … mein Großer (mittlerweile 10) ist haargenau so.
Spricht, seitdem er knapp 2 ist, plappert ohne Ende, kann sich aber mit sich selbst nicht (immer noch nicht) beschäftigen. Auch mit Gleichaltrigen läuft es ähnlich. Er tut sich schwer Kontakte zu knüpfen; kommen jedoch die anderen auf ihn zu „stösst“ er sie weg.
Er kann Langeweile nicht aushalten, jegliche Vorschläge meinerseits laufen jedoch in Leere. Lesen (ich bin eine geborene Leseratte) mag er überhaupt nicht.
Er erwartet gefühlt 24/7 Bespassung :-/ Er schafft es nicht, wenn ich ihn darum bitte, mir eine 15-30 minütige Pause zu gönnen.
Zusammen mit meinem Kleinen (6) ist das die Killerkombi. Der redet noch mehr als der Große. Dazu kommen noch seine trotzigen Anfälle und Ausraster. Er war die ersten 1,5 Jahre ein absolutes Schreikind. Vielleicht hab ich da auch meinen Knacks davon getragen.
Ich habe gefühlt ständig ein schlechtes Gewissen, weil ich mich ständig genervt fühle.
Es ist aber auch schwer, da nichts aber auch gar nichts, die beiden zufrieden zu stellen scheint. Sie sind notorische Nörgler und Motzer. Und das nervt auf Dauer gewaltig, weil es eben schon am Morgen beginnt.
Da geh ich vllt. falsch ins Zimmer, nehme die falsche Tasse, der Kakao ist zu heiß, zu kalt, zu keine Ahnung … dann das Anziehen … dies nicht, jenes nicht. Dann kratzt hier was, dann ziept da was.
An alles und jedem haben sie was auszusetzen.
Mein Energielevel ist morgens auf dem Weg ins Büro bereits unter Null. Aber nachmittags geht’s ja weiter :-(
Und das Tag um Tag um Tag …. vergangenes Wochenende war mal wieder für die Tonne und am liebsten hätte ich alles hinter mir gelassen, nur um meine Ruhe zu haben.
Umso schöner fand ich, dass ich bei meinen zahlreichen Recherchen (wer braucht nun den Psychiater) auf diesen Blog gestossen bin und lese, dass ich nicht alleine bin.
Aber es wird schwer werden, dies alles aufzuarbeiten, sich Hilfe zu holen … noch fehlt mir irgendwie der Mut bzw. weiss ich nicht wirklich an welche Stelle ich mich wenden soll ?!
Danke daß es euch gibt.
Christine sagt:
Liebe Dani,
da dein Ältester schon zehn ist, kam mir gerade die Überlegung, ob vielleicht euch als Familie auch eine systemische Familientherapie guttun würde? Es scheint ja euer ganzes Familiensystem zu belasten, sodass eine Fachkraft von Außen möglicherweise Tipps für die Gesamtkonstellation hat? Du kannst auch eine sozialpädagogische Familienhilfe beim Jugendamt beantragen. Keine Sorge, da arbeiten mehr wohlwollende Menschen, als man auf den ersten Blick befürchtet; keiner will dir deine Kinder wegnehmen – im Gegenteil!
Ich sende dir viel Kraft!
Katrin sagt:
Liebe Dani,
Was haelt dich davon ab dir Hilfe zu suchen? Falls du einen guten Hausarzt hast, kannst du dich auch du erstmal nach Informationen erkundigen? Natuerlich bist du nicht ‚krank‘ , das wuerde dann unter Vorbeugung bzw. Vorsorge fallen.
Dieser kann dir Infos zu Selbsthilfegruppen, Selbsthilfebuecher, Therapieangeboten oder Medikamenten geben. Oder du bittest eine(n) gute(n) Freund(in) um Rat, und ihr überlegt an einem Kinderfreien Nachmittag zusammen wo u. wie du dir Unterstuetzung holen koenntest. Ich bin selbst Psychologin, Systemtherapie macht schon Sinn. Mir selbst haben Antidepressiva (Paroxetin) gegen die Ueberstimulation u. Reizueberflutung geholfen. Es hat mich Stressresistenter gemacht. Sobald man erstmal wieder auf ’normalem Stresslevel“ ist kann man schon wieder etwas besser mit all den Reizen umgehen. Ich bin selbst Hochsensibel,. Das gehoert zur Persoenlichkeit u. laesst sich nicht aendern. Wir sind jedoch auch viel anfaelliger fuer Ueberlastung u. da kann eine Therapie echt helfen (selbst wenn es nur Mittel zum Zweck dazu ist Zeit fuer sich zu haben). Schon mal an Babysitter und entspannendes (ruhiges!) Hobby (Toepferkurs, Laufgruppe etc.) gedacht? Ich wuensch dir alles Gute und viel Mut! Es ist in Ordnung um Hilfe zu bitten! Nicht jeder Mensch muss alles (alleine) koennen.
Katrin sagt:
Hallo Chrissi,
Meine Mutter hatte mit 3 Kindern mehrere depressive Episoden. Sie hat nach dem Mittagessen (waehrend wir mit Hausaufgaben beschaeftigt waren) 1-2 h Zeit fuer Entspannungsuebungen eingefordert. Wir wussten dass wir nur im Notfall stoeren durften und das war okay. Eine Art Routine. Allerdings waren wir auch eher ruhig. Ich bin selbst hochsensibel.
Aus heutiger Sicht haette ich mir damals als Kind gewuenscht, dass mir immer wieder versichert wird:
1) … dass meine Eltern immer fuer mich da sind wenn sie in Not sind.
2) …ich nicht an deren Erschoepfung „schuld“ bin.
3) …Menschen unterschiedlich sind, manche reden viel, einige brauchen mehr Ruhe u. ich als Kind lernen muss diese Beduerfnisse und einhergehende Grenzen zu respektieren.
Du bist die Erwachsene und bestimmst somit die Tagesstruktur. Koenntest du auch so eine Art Auszeit fuer dich einfuehren? Am Anfang bestimmt nicht einfach, aber wenn du konsequent bleibst vielleicht dann doch irgendwann Routine?
Ich nutze uebrigens im lauten Buero und övm oft einen (schwarzen unauffaelligen) Gehoerschutz + in ear Kopfhoerer. Totalle Stille <3. Vielleicht funktioniert der Kopfhoerer statt der Uhr als Zeichen, dass du Zeit fuer dich brauchst?
Ich habe selbst keine Kinder, mein Freund haette allerdings gerne Nachwuchs u. deswegen mache ich mir selbst viele Gedanken zum Thema. Ueber Feedback dazu (realistisch?) wuerde ich mich sehr freuen. Ich wuensche euch alles Gute!
B sagt:
Liebe Katrin,
ich bin auch hochsensibel und sehr empfindlich auf Lärm und Unruhe. Ich habe zwei Kinder und sie sind jede zweite Woche komplett beim Kindsvater, da wir wochenweises Wechselmodell vereinbart haben. Die Trennung war die Rettung für mich!!! 24/24 mit meinen Kindern hätte mich UMGEBRACHT!!! Das meine ich todernst…..
Ich weiss nicht, ob Du als Mutter glücklich wirst. Im worst case wird die Beziehung an den Kindern kaputt gehen und Du könntest, wenn der Vater der Kinder ein guter Vater ist, auch die schwere und harte Erziehungszeit gerecht auf beide Schultern verteilen. Generell würde ich Dir eher von Kindern abraten, wenn Du Dein Gleichgewicht und Deine Beziehung zu Deinem Partner behalten willst…..Ich weiss, ist sehr unromantisch ausgedrückt, aber für mich bittere Realität….
Elle sagt:
Liebe Christine,
regelmäßig kommen mir den Tränen bei deinen Worten. Wie kann es sein, dass jmd Fremdes meine Gedanken formuliert? Ich bin seit kurzem Mutter und derzeit in dem Glauben, dass ich nie wieder glücklich sein werde. Tägliche Tränen sind hier an der Tagesordnung, begleitet von Angst. Aber auch die Gesprächstherapie beginnt bald.
Ich selber bin hochsensibel und ich vermute, meine Mutter auch. Es bleibt abzuwarten, ob meine Tochter in die gleiche Kerbe haut oder so optimistisch und frei ist, wie ihr Vater. Was ich ihr sehr wünschen würde. Denn lange habe ich mich gefragt, warum alle anderen soviel schaffen und ich so wenig belastbar bin.
Ich wünsche meine Tochter nicht hinfort, ich wünsche mir glücklich mit ihr zu sein.
Gruß Elle
Christine sagt:
Liebe Elle,
fühl dich bitte einmal ganz fest in den Arm genommen! Es tut mir sehr leid, dass es dir nicht gut geht in deiner Mutterrolle und du denkst, dass du nie wieder glücklich sein wirst. Diese Gedanken und Gefühle kenne ich nur zu gut. Es ist gut, dass du dir Hilfe gesucht hast, darauf kannst du sehr stolz sein, denn es ist gar nicht so leicht, sich das einzugestehen. Gerade wir hochsensiblen Mütter müssen gut auf uns aufpassen und für uns sorgen und mit der Therapie machst du einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung, auch, wenn es am Anfang vielleicht schwer sein wird, Jemand völlig Fremden von seinen intimsten Gefühlen zu erzählen. Aber du hast es nun auch schon hier bei mir geschafft, deswegen hab nur Mut!
Ich würde deiner Tochter übrigens eine Mischung aus beidem wünschen – Hochsensibilität gemixt mit Freiheit und Optimismus. Die Hypersensitivität ist in meinen Augen eine Gabe, sofern man gut auf sich und seine Bedürfnisse achtet und sich nicht mit anderen, Nicht-Hochsensiblen vergleicht. Da du bereits um deinen Wesenszug weißt, hast du die Chance, deiner Tochter ein gutes Vorbild zu sein, zu werden (sofern sie auch davon betroffen ist, ansonsten kann es auch so nicht schaden ;-)).
Ich glaube dir, dass du deine Tochter über alles liebst und ich wünsche euch beiden, dass ihr bald gemeinsam glücklich miteinander werdet!
Alles, alles Liebe dir
Christine
Kristina Jonas sagt:
Hallo, wie geht’s Ihnen?
Mir geht’s genau wie ihnen
Steffi sagt:
Hallo Christine,
Ich bin durch Zufall auf deinen Blog gestoßen und so unendlich dankbar, so etwas lesen zu dürfen.
Ich hatte schon immer das Gefühl etwas anders als andere Mütter zu sein, aber dass ich evtl Hochsensibel bin, kam mir nie in den Kopf, aber ich sehe mich und mein Leben in deinen Texten wieder.
Mein Sohn (4) gehört für mein Empfinden auch zu der sensiblen Art, wenn es zu viel wird schaltet er ab und ist auch sonst ein Ruhiger.
Ich kann mich in jeder Situation gut in ihn herein versetzten und handel dann auch dementsprechend, weswegen ich mir am laufenden Band Kritik von allen Seiten anhören kann, worauf danach immer ein Lob kommt, was er für ein toller Junge sei, wie ich das denn machen würde O.o
Ich kenne ihn am besten und weiß wie ich reagieren muss, dass ich nicht laut werden muss, weil er sonst in seine eigene Welt versinkt und ich mit normalen Reden viel weiter komme.
Er ist wie ich, einfach nur empfindsamer und niemand versteht das. Er würde nur seinen Willen, Aufmerksamkeit wollen, blabla
So sehr ich ihn liebe und ich könnte mir im Traum nicht vorstellen, ihn abzugeben
(was nicht von Anfang an der Fall war) aber die Mutterrolle erfüllt mich, trotz dass wir so gleich sind, überhaupt nicht.
Diese Unabhängigkeit, Gedankenlosigkeit, einfach grad mal schnell zur Post oder mal schnell ne neue Hose kaufen und dieser ganze Kram fehlt mir so unglaublich.
Ich bin schon von dem Gedanken genervt, den Kleinen gleich vom Kiga abholen zu müssen, obwohl ich ihn gerne in meiner Nähe habe, aber dann fängt es wieder an: Mama, Mama, hier, da, Mama, Mama.
Mein Leben ist seit 4 Jahren einfach nur noch ein automatisches Pflichthandeln, aber mit viel Liebe.
Es ist für mich, als würde ich eine immer schwerer werdende, lebende Fußkugel für den Rest meines Lebens hinter mir her ziehen.
Er hatte letzte Woche Scharlach und ich dachte nicht wie andere Mütter, die sich freuen ihren Nachwuchs gesund pflegen zu dürfen….Nein…“klasse, jetzt krieg ich noch meine 2 freien Tage diese Woche versaut“
Ständig diese Rechtfertigung, warum er so ist wie er ist, warum ich bei ihm so handel, wie ich handel, dieser ständige Ärger mit seinem cholerischen Vater, mit dem ich gezwungen bin für immer in Kontakt bleiben zu müssen, die Probleme mit den Arbeitszeiten wegen Kiga,….
Ohne ihn gäb es all den Mist nicht aber wenn ich ihn mir dann anschaue, an guten Tagen mal wieder mehr Mama mit Herz bin, wir am rumalbern sind, als müsste man uns gleich einweisen lassen, lohnt sich mein täglich andauernder Krieg.
Ich bekomme immer gesagt, was für eine starke Frau ich sei, ich würde mich nicht aus der Ruhe bringen lassen und alles wäre ein Klacks für mich.
Keiner weiß, wie unglaublich anstrengend es ist, nach Aussen wie die toughe Mutti auszusehen, wärend im gleichen Augenblick in mir drinnen ein hilfloser Zusammenbruch stattfindet.
Aber trotz allem liebe ich diesen Jungen über alles und würde ihn nie wieder her geben, aber wenn er niemals da gewesen wäre, könnte ich ihn auch nicht vermissen.
Ich bin auf jeden Fall froh zu wissen, dass es nicht nur mir so geht und auch etwas erleichtert, mir das mal von der Seele schreiben zu dürfen.
Ich wünsche euch alles liebe
Christine sagt:
Liebe Steffi,
ganz herzlichen Dank, dass du uns an deiner persönlichen Geschichte und deinen Gefühlen hast teilhaben lassen! Dazu gehört eine Menge Mut (auch, es sich selbst einzugestehen!).
Alles Liebe dir ♥
Kristina sagt:
Hallo Steffi, dass was du beschreibst fühle ich auch.
Jeder Tag ein Kampf.
Ich wünsche mir nichts besseres wie mal glücklich in den Tag zu kommen.
Du kannst mir ja mal eine email schreiben.
Lg
Christine sagt:
(Interne Anmerkung von mir als Bloginhaberin: Aus Datenschutzgründen können Leserinnen die Mailadressen der anderen Kommentatorinnen nicht sehen. Aber vielleicht hast du ja Lust, demnächst bei meinem Kontaktverzeichnis zu schauen, ob du eine andere Betroffene (oder zufällig auch Steffi, falls sie sich anmelden sollte) zum Austausch findest. Gerne darfst du dort auch selbst ein Profil anlegen. Weitere Informationen erhältst du dann auf der neuen Unterseite, wenn sie fertig ist! :) Lieben Dank für deinen Kommentar und deinen ehrlichen Einblick in deine Gefühlswelt. Liebe Grüße Christine)
Lena sagt:
Hallo!
Es ist so schön zu lesen, dass es auch anderen Müttern so geht. Ich liebe meine Kinder über alles und möchte sie auch keinesfalls missen, aber sie treiben mich doch recht regelmäßig an den Rande des Wahnsinns.
Sie sind nur 18 Monate auseinander- mittlerweile 10 Monate und 2 Jahre und 4 Monate alt- und tatsächlich hätte ich es mir niemals so anstrengend ausgemalt.
Ich saß ein paar Wochen nach der Geburt meiner Tochter auf dem Sofa und erinnere mich noch genau wie es mir auf einmal wie durch Mark und Bein schoss: „Dein Leben wird nie wieder wie früher! Nie wieder wirst du einfach so spontan übers Wochenende weg fahren oder geschweige denn einfach nur einen Netflix Nachmittag machen können- die Zeiten sind vorbei!“
Ich muss dazu sagen, dass meine Tochter tatsächlich ein ziemlich anstrengendes Baby war. Bis sie 8 Monate alt war kam sie nachts mindestens 4-5x und nein- auch tagsüber war sie keineswegs pflegeleicht. Sie konnte sich tatsächlich nie selbst beschäftigen und wollte eigentlich fast ausschließlich bei mir oder meinem
Mann auf dem Arm sein und rum getragen werden. Okay, wenn man „nur“ ein Kind hat gewöhnt man sich relativ schnell an die neue Situation und es ist ganz fix normal! Ich muss ehrlich sagen, dass es für mich eigentlich klar war, dass Kind Nr. 2 pflegeleicht wird. Natürlich- wieso auch nicht, denn Kind 1 war ja schon sehr „lebhaft“. Als es dann noch hieß ‚es wird ein Junge!‘ war mir alles klar! ‚Jungs sind viel entspannter‘, ‚sie sind faul und sehr genügsam‘ oder aber ‚also Mein Sohn hat von Anfang an durchgeschlafen im Gegensatz zu meiner Tochter‘ waren nur einige wenige Sätze die ich im Bekanntenkreis zu hören bekam. Aber für mich stand fest KIND NR 2 WIRD PFLEGELEICHT!
Wie naiv ich doch war. Ich muss zugeben mein Sohn ist tagsüber tatsächlich entspannter und beschäftigt sich relativ gut allein (oder es kommt mir nur so vor, weil man mit zweien ja etwas abgestumpfter ist), aber die Nächte sind der absolute Horror. Ich dachte ja schlimmer als bei Nr 1 geht nicht- ooooooh doch! Maximal 1,5h am Stück hat er nicht weniger als 6 Monate lang geschlafen und auch heute ist er vom durchschlafen meilenweit entfernt. Dazu noch das extrem lebhafte Kleinkind und man kann sich vorstellen wie meine Tage mit schlafentzug so aussehen.
Ich hasse dann jede einzelne Frau, die mir dann erzählt, dass ihre GOLDKINDER ja von Anfang an durchgeschlafen haben und auch so merke man sie tagsüber kaum.
Ich habe aber leider auch keine Hilfe- meine Eltern leben nicht mehr und der Rest der Verwandtschaft wohnt zu weit entfernt.
Ich freue mich jetzt schon darauf wenn beide Kinder in die Kita gehen und ich wieder arbeiten gehen „darf“ :-D
Viele liebe Grüße!
Babs sagt:
Mir sind beim Lesen dieses unglaublich rührenden und treffenden Artikels die Tränen in die Augen geschossen, weil ich mich wirklich zu 100000% darin wiederfinden konnte. Ich bin ebenfalls Mutter einer mittlerweile fast 9 Monate alten Tochter und liebe sie abgöttisch, aber sehne mir trotzdem an besonders stressigen Tagen meine Selbstbestimmung zurück, denn ich war schon immer ein äußerst freiheitsliebender Mensch. Auch das Problem der extremen Dünnhäutigkeit kann ich ohne Einschränkungen so unterschreiben. Dass mein Tagesablauf seit ihrer Geburt komplett durch sie diktiert wird, habe ich immer noch nicht ganz verinnerlichen können… Man muss dazu sagen, pflegeleicht sieht auch anders aus ;)
Vermutlich wird das auch nie ganz klappen, aber in den vielen wunderschönen Momenten, die sie uns schenkt, ist das dann auch vollkommen egal und dann weiß man wieder, wie leer und unvollständig das Leben ohne sie eigentlich war und auch in Zukunft sein würde, wenn wir kinderlos geblieben wären.
Wundervoller Artikel, tausend Dank dafür!!!
Christine sagt:
♥
Katharina sagt:
Danke für diesen wertvollen Blog.
Ich fühle mich oft schlecht, weil mein kleiner Sohn so wunderbar vieles alleine macht (Spielen, Ein- und Durchschlafen) und ich dennoch nie genug Auszeiten vom Mama-Dasein haben kann. Er ist so lieb und ruhig, aber trotzdem ist mir oft alles zuviel.
Arbeiten zu gehen ist für mich wie Urlaub. Jetzt haben wir neu eine Kita zu meiner Entlastung in meinen freien Tagen, davon erhoffe ich mir viel.
Christine sagt:
Liebe Katharina,
ich finde es stark, wie mitfühlend du mit dir selbst (und auch mit deinem Sohn) umgehst. Dass du dir trotz des schlechten Gewissens noch mehr Entlastung gönnst – ich kann dich nur darin bestärken! Irgendwann kommt vielleicht der Punkt, an dem du wieder mehr Nähe zu ihm zulassen kannst, und auch das wirst du dann merken und kannst dann wieder mehr mit ihm unternehmen. Deine Entscheidung für Mama-Auszeiten und die KiTa an deinen freien Tagen ist kein Ausdruck von Egoismus, sondern von Selbstfürsorge! Ich wünsche dir sehr, dass es dir dabei hilft, wieder mehr zu dir zu finden ♥