Gesellschaft

Selbstmitgefühl bei Regretting Motherhood

Ich stand an der Bahnsteigkante und winkte meinem Ältesten zu. Maxi hatte bereits die letzten Stufen des Intercitys erklommen und lächelte in meine Richtung. „Tschüss Mama, bis in einer Woche!“ „Ja bis dann! Viel Spaß bei der Omi!“ rief ich ihm hinterher, während der Schaffner weiter hinten am Gleis bereits zur Abfahrt pfiff und der Zug sich langsam in Bewegung setzte. Eine Woche, dachte ich bei mir und realisierte zeitgleich, was das für mich bedeutete. Eine Woche kinderlos, sieben Tage keine Verantwortung rund um die Uhr für jemand anderen tragen müssen. Das Gefühl der Erleichterung, der Geschmack von Freiheit setzte unmittelbar ein und ich entspannte augenblicklich. Beinahe im selben Moment, vielleicht nur eine Zehntelsekunde später, durchfuhr mich ein Ruck und zwang mich, meine Augen zu öffnen. Ich stand nicht auf dem Bahnsteig, ich lag in meinem Bett, nebenan im Zimmer Maxi, der gleich bespaßt werden wollte. Ich hatte alles nur geträumt und sofort krampfte mein Herz zusammen.

Wenn es etwas gibt in meinem Leben, das ich in den letzten fünf Jahren meines Mamaseins verstanden habe, dann die Tatsache, dass es Dinge gibt, die man nicht immer verstehen kann, es aber wichtig ist, sie ohne Wertung anzunehmen.

Zum Beispiel, wenn das Leben sich ganz anders entwickelt, als man es sich erträumt hatte und man plötzlich Gefühle fühlt, die man nie zu träumen gewagt hätte. Vor allem, wenn man sie gegenüber seinem eigen Fleisch und Blut fühlt.

Maxi war unser Erstgeborener und absolutes Wunschkind. Neun Monate trug ich ihn stolz unter meinem Herzen und konnte es kaum erwarten, ihn in unserem Leben willkommen zu heißen. Damals ahnte ich noch nicht, was für eine schlimme Zeit auf uns alle zukommen würde. Viele Monate war mein Mutterherz verschlossen und ich wünschte mir nichts sehnlicher als mein kinderloses Leben zurück.

Der TraumHeute weiß ich, dass ich unter einer schweren Form von postpartalen Depressionen litt, aber vor allem an der permanenten Fremdbestimmung, an der Überforderung mit einem Kind, dem keine Gebrauchsanweisung beilag, und an der 24h-Verantwortung.

Damals, zu Zeiten der Wochenbettdepression, flüchtete ich jede Nacht in eine andere Wirklichkeit. Wenn ich schlief, konnte ich woanders sein. Dort, in der Traumwelt, war ich einfach nur Ich. Ohne Verantwortung, ohne Rücksichtnahme, ohne Kind. Ich liebte die Nächte und hasste die Tage. Am liebsten wäre ich über Nacht für immer in einer Parallelwelt verschwunden, ohne in der Realität wieder zu erwachen.

Interessanterweise kann ich mich im Nachhinein an keinen Traum wie an Besagtem vor ein paar Tagen erinnern, in dem ich einen bewussten Abschied oder eine Trennung von meinem Sohn erlebte. Als ich meinte, meinen Fünfjährigen wie selbstverständlich Hunderte von Kilometern alleine mit der Bahn zu meiner Mutter in die Heimat fahren zu lassen. Aber in Träumen wirken ja selbst die kuriosesten Situationen völlig normal.

Der TraumAber das Gefühl, aus einem friedlichen Zustand heraus plötzlich und ruckartig in die Realität katapultiert zu werden, nämlich in eine, die gerade nur schwer auszuhalten ist, das kannte ich noch zu gut. Es fühlt sich an, als ob dir Jemand überraschend einen Eimer mit eiskaltem Wasser über den Kopf gießt. Die Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit ist einfach zu groß, so dass es bei der Realisierung manchmal sogar körperlich schmerzt.

Ohne Wertung annehmen. Das war und ist für mich ein steter Prozess. Kein Vorhaben, das mal eben so mit einem Fingerschnipp erledigt und abgeschlossen ist. Nicht bewerten fällt uns Menschen naturgemäß schwer.

Kann man Jemandem vorwerfen, dass er sich in einen gleichgeschlechtlichen Menschen verliebt hat? Dürfen wir die Moralkeule schwingen, wenn ein Straftäter um eine Lebertransplantation bittet, weil er, wie alle Sterbenskranken, überleben will, selbst wenn das Leben im Gefängnis nicht lebenswert scheint? Ist es unsere Aufgabe, Mütter, die mit ihrer Mutterrolle hadern, für ihre Gedanken und Gefühle zu beurteilen?

Aber vor allem müssen wir dabei aufpassen, uns selbst nicht zu bewerten und zu verurteilen. Niemand kann etwas für seine Gefühle. Weder der (oder die) Homosexuelle, noch die Mutter, deren Gefühlsspektrum nicht nur Richtung Sonnenschein-glücklich, sondern auch bis abgrundtief traurig und wütend hoch zehn reicht, und die am liebsten alles hinschmeißen möchte.

Der TraumWir dürfen uns nicht fertig machen, nur weil wir nicht in der Mutterrolle so aufblühen, wie wir uns das vorher erhofft hatten. Wir dürfen uns keine Schuldgefühle einreden, wenn wir nicht so viel schaffen wie andere Mütter.

Wir müssen vor allem uns selbst so akzeptieren wie wir sind. Nur aus der radikalen Selbstakzeptanz kann sich auch Selbstliebe entwickeln. Wenn auch oft nur stetig und Schritt für Schritt über einen holprig gepflasterten Weg. Für die Selbstakzeptanz brauchen wir eine gehörige Portion Selbstmitgefühl und wenn wir davon als Kinder nur wenig von unseren Eltern mitgegeben bekommen haben (aus welchen Gründen auch immer), kann es ein langer Prozess werden, selbst gnädig mit sich zu sein und eigene Schwächen oder die gesamte Gefühlspalette, die man durchlebt, wertfrei anzunehmen.

Im Traum stieg mein Sohn in den Zug, der in die entgegengesetzte Richtung fuhr, fort von mir. Für mich nach wie vor ein befreiendes Gefühl. Allerdings weiß ich inzwischen auch, dass dieses Gefühl vor allem eine Momentaufnahme meines aktuellen Stresslevels ist, auch, wenn dieser Moment seit der Geburt sehr oft eintritt.

Der TraumWenn ich ausgeglichen bin, nicht überreizt oder in Perfektionismus gefangen, dann kann ich mein Mamasein auch genießen. Ich wünschte, diese Momente würden ein gesundes Gegengewicht zu all den anstrengenden Phasen des Tages bilden, damit ich dauerhaft meine Mutterrolle als Segen empfinden könnte. So wie all die Mütter, die zwar auch die stressigen Phasen des Alltags kennen, aber dann schnell den Fokus wieder auf die entzückenden Momente richten. Währenddessen bin ich noch dabei, meinen inneren Scherbenhaufen zusammenzufegen, alle eingeprasselten Gefühle ihren eigentlichen Besitzern wieder zuzuordnen und erneut zu mir selbst zu finden.

Als Hochsensible komme ich kaum zum Erholen von den vielen Reizüberflutungen und dem Gefühl der Fremdbestimmtheit, das permanent über mich hereinbricht. So kann es leicht passieren, dass ich die Wut auf diese vielen Eindrücke und das stetige Organisieren und Reagieren-Müssen auf meine Mutterrolle oder meine Kinder projiziere, auch, wenn es vielleicht ungerecht ist und ich das gar nicht will.

Es gibt noch einen anderen Traum. In dem gehe ich mit meinen beiden Kindern am Strand entlang spazieren. Ein jedes hält meine Hand, genauso wie meine beiden Hände fest die Kinderhände umschließen. Links die Brandung, rechts die Dünen. Kein Mensch weit und breit, nur wir drei, mal lachend, mal schweigend, eingehüllt in Frieden. Es ist ein wohlwollendes Schweigen, die Gewissheit, dass alles gut war, gut ist und gut sein wird, ganz gleich was war, ist und sein wird.

Der TraumDiesen Traum träume ich nicht des Nachts. Es ist mein Tagtraum, den ich mir immer wieder vor Augen halte, wenn ich mal wieder am Sinn meines Mutterseins zweifle. In diesem Traum schaffen meine Kinder das, was ich heute noch zu oft vermisse: Sie geben mir Kraft und die nötige Energie, weiterzumachen.

Ich weiß, es wird gut, irgendwann. Dass meine hochsensible Seele sich wieder erholen kann von all dem Stress mit zwei Kleinkindern und dem ganzen Trubel, dem sie momentan ausgesetzt ist. Ich bin stolz auf das, was ich als Mutter mit meinen beiden Jungs schon geschafft habe. Und irgendwann wird es sich nicht mehr als Pflicht, sondern wie Kür anfühlen, davon bin ich überzeugt.

Es waren Tagträume wie dieser, die mich damals in akuten Zeiten meiner postpartalen Depression über Wasser gehalten und mich immer wieder motiviert haben, für meine Kinder weiterzumachen. Heute weiß ich, es hat sich gelohnt, denn ich bin schon einen großen Schritt weiter.

13 Gedanken zu „Selbstmitgefühl bei Regretting Motherhood“

  1. Christina sagt:

    Liebe Christine,
    Ich liebe deinen Satz:
    „Und irgendwann wird es sich nicht mehr als Pflicht, sondern wie Kür anfühlen.“
    Seit wenigen Wochen verfolge ich deinen Blog und manchmal denke ich du beschreibst 1 zu 1 meinen Alltag mit Bubi (4J.) und Mädi (1J.)
    Ich bin auch eine die sich gerne in Traumwelten flüchtet. Wann immer es geht muss ich Bücher lesen.
    Ich habe oft gehadert bzw. hadere ich immer mit meiner Mutterrolle. Aber es ist viel besser seit ich wieder arbeite. Ich habe endlich wieder etwas woraus ich Energie schöpfen kann, denn die Nächte reichen dafür nicht aus weil die Kleine noch bis zu 3x kommt…
    Ich wünsch dir alles Gute, einen besinnlichen Advent und ein entspanntes Weihnachtsfest.
    Christina

    1. Christine sagt:

      Liebe Christina,

      sei herzlich willkommen auf meinem Blog für hochsensible Mütter, ich freue mich, dass du hergefunden hast!
      Ich finde es gar nicht verwerflich, wenn man sich in Traumwelten oder Romane flüchtet – meistens ist das für uns Kleinkind-Mütter ja der einzige Weg nach „Draußen“. Wichtig ist eben, dass man auch den Weg wieder „zurück“ findet, aber den Spagat wirst du sicherlich gut hinkriegen :)

      Ich freue mich sehr für dich, dass du wieder arbeiten gehen kannst! Eine Freundin von mir würde so gerne, aber sie hat drei Kinder unter drei Jahren und wird aufgrund der Betreuungssituation erst frühestens nächsten Herbst wieder einsteigen können. Ich freue mich auch darauf, dass ich ab Januar wieder eine regelmäßige Beschäftigung außerhalb meiner vier Wände habe. Wie du schon so schön schreibst, brauchen wir erschöpften Mütter eben etwas, woraus wir wieder Energie ziehen können, wenn es bei uns schon leider nicht durch die bloße Anwesenheit unserer Kinder klappt.

      Ich danke dir ganz herzlich für deine lieben Worte und wünsche dir ebenfalls viele entspannte Momente nur für dich in der Advents- und Weihnachtszeit!
      Alles Liebe dir ♥

  2. Anja sagt:

    Liebe Christine,

    du beschreibst oft Dinge, die ich genauso erlebe und bis ich Deinen Blog entdeckte, für völlig unnormal hielt. Ich habe mir mein Kind sehr gewünscht. Ich überstand Fehlgeburten , mehrere schockierende Diagnosen, die mir eine Erfüllung des Kinderwunsches erschwerten. Es hieß, ich könne keine Kinder bekommen, heute wünschte ich mir – manchmal – es wäre so. Ich liebe mein Kind. – sehr sogar. Aber der Alltag macht mich einfach fertig. Ich bin Lehrerin, übe derzeitig eine dreiviertel Stelle aus, die aber durch meine Zusatzaufgaben eigentlich eine ganze Stelle ist. Ich führe die Liste mit dem Korrekturaufwand an. Ich lächle, ich halte dem Stand. Ich dachte, ich sei eine Powerfrau, die alles geregelt kriegt. Ich habe nie viel Schlaf gebraucht, habe meinen Beruf mehr als gut ausgefüllt, meinen Haushalt mehr als ordentlich geführt und der Garten sah auch immer toll aus. Ich dachte, dass ich so ein Kind doch locker schaffe. Ich, als Powerfrau. Heute weiß ich, dass ich eine Depression hatte, ein Notkaiserschnitt, zuvor eine Schwangerschaft, die mich zumeist ans Bett fesselte, machten es mir schwer. Unser Kind, ein Schreikind. Jeden Tag, mehrere Wochen, 12 Stunden Gebrüll am Tag. Es ist für sein alter sehr weit, sagen alle. Es spricht mit 17 Monaten schon sehr ordentlich, bildet Sätze, kann die Farben auseinanderhalten, klettert alleine die Spielplätze entlang und und und. Es erfüllt mich alles voller Stolz, aber es macht mich auch alles fix und fertig. Ich muss es akzeptieren. Ich muss akzeptieren, dass ich so bin wie ich bin. Alle paar Wochen geht es zu den Großeltern. Ich blühe auf, vermisse aber auch das Kind. Wenn ich weiß, dass es wiederkommt, werde ich unruhig, nervös. Es freut sich so, uns zu sehen, ich mich auch, aber ich weiß dann auch: Es geht wieder los.
    Danke für Deinen Blog. Es tut gut, zu wissen, dass man nicht alleine ist.

    1. Christine sagt:

      Liebe Anja,

      ich fühle sehr mit dir und kann dich so gut verstehen. Als Kinderlose schätzt man seine Belastungsgrenzen ganz anders ein, als sie nachher mit Kind neu gesteckt werden, nicht wahr? Da kann man noch so tough und voller Energie im Leben stehen und plötzlich wird man ganz anders gefordert und eben manchmal auch zu Boden gedrückt.
      Deinen -manchmal im Nachhinein gedachten- Wunsch, du wärest lieber kinderlos geblieben, kann ich sehr gut nachvollziehen und ich glaube dir trotzdem zu 100%, dass du dein Kind über alles liebst ♥
      Ich persönlich glaube, dass uns das Leben nur das zutraut (oder auch anvertraut), was wir bewältigen können. Auch, wenn das manchmal mit sehr vielen Schmerzen verbunden ist. Aber wir haben immer die Chance, daran zu wachsen. Ich glaube, es hat seinen (guten) Sinn, dass du trotz aller Schicksalsschläge und auch Fehlgeburten nun dieses Kind bekommen hast. Und dein liebendes Mutterherz weiß es ja auch :)

      Akzeptieren ist leider nicht immer ein einmaliger Akt, der anschließend abgeschlossen ist. Vielleicht wirst du noch (so wie ich) viele Male an den Punkt kommen, an dem du immer und immer wieder aufs Neue akzeptieren musst, dass du so bist wie du bist. Aber irgenwann wird es wie von selbst passieren.

      Ich bin froh, dass du so bist wie du bist – und dass du gerne auf meinem Blog bist :)
      Alles Liebe dir
      Christine

  3. Liz den Veer sagt:

    Hallo Christine,
    hast Du Dir Gedanken darüber gemacht, was Deine Kinder denken und vor allem fühlen werden, wenn sie diese Deine Texte irgendwann mal lesen werden?
    .. und was ich wirklich bitter finde: in welche Reihe Du homosexuelle Paare stellst. Nämlich in eine Reihe von Menschen, die man TROTZ ihrer Verfehlungen akzeptieren soll, obwohl sie es vermutlich nicht verdient haben. Warum das? Mir zeigt das leider nicht mehr als ein immer noch sehr verbreitetes und engstirniges Denken und Verurteilen. War nicht so gemeint? Ersetze in dem Satz doch einfach mal ein Wort: „Niemand kann etwas für seine Gefühle. Weder der (oder die) Heterosexuelle, noch die Mutter, deren Gefühlsspektrum nicht nur Richtung Sonnenschein …“. Klingt auf einmal komisch, nicht wahr? Ja, traurig .. :-/

    1. Sabrina sagt:

      Hallo Liz,

      wo schreibt Christine denn etwas von „Verfehlungen“?
      Sie hat doch die Homosexualität nur als Beispiel benutzt um zu verdeutlichen, dass gewisse Gefühle und Gedanken oft, nicht immer, verurteilt werden – von außen oder eben von der Person, die so fühlt. Es geht darum aufzuzeigen, dass es eine Herausforderung sein kann nicht der Norm zu entsprechen oder so zu denken, handeln und fühlen, wie es ein Großteil der Gesellschaft vermutlich nicht tut.
      Wenn du dich durch dieses Beispiel angegriffen fühlst, dann empfinde ich das als ziemlich weit her geholt.

      Was Christines Kinder angeht: Wenn du ihre Texte alle aufmerksam gelesen hast wirst du feststellen, dass sie ihre Kinder liebt und alles tut, damit es ihnen gut geht. Ihr ein schlechtes Gewissen zu machen, weil sie ihre nun einmal nicht immer positiven Gedanken im Hinblick auf dass Mutter Sein in Worte fasst und damit vielen Frauen, denen es ähnlich geht, aus der Seele spricht, finde ich unangebracht. Wenn du es als engstirnig und intolerant empfindest, dass sie Homosexualität als Beispiel nennt für mögliche (!) Gewissensbisse, dann auf der anderen Seite aber ihre Gedanken verurteilst, dann kann es bei dir eigentlich auch nicht weit her sein mit der Toleranz. Irgendwie hört sich das für mich an, als suchtest du nach einem Vorwand um deinem Ärger Luft zu machen – wo auch immer der herkommt.

      Christine, falls du diesen Text nicht veröffentlichen möchtest, weil du nicht willst, dass die Diskussion eskaliert, dann verstehe ich das. Ich mag das aber nicht unkommentiert stehen lassen. Fühle dich umarmt – du weißt, dass du dich rechtfertigen musst und vielen Müttern Kraft schenkst mit deinen Worten,

      Sabrina

      1. Liz sagt:

        Hallo Sabrina,
        meine Frage war überhaupt nicht als Vorwurf sondern ernst gemeint. Dabei geht es mir überhaupt nicht darum, hochsensible Mütter in irgendeiner Weise zu verurteilen oder ihnen ein schlechtes Gewissen zu bereiten (ganz im Gegenteil: Ich finde es mehr als angebracht, auch Themen wie ‚Mutterschaft/Elternschaft bereuen‘ stärker in den Blick zu nehmen und damit zu enttabuisieren.), nur war es eine ehrlich gemeinte Interessensfrage, was z. B. der Plan ist, wenn die Kinder größer werden, lesen können und das Internet durchforsten und dabei auf eben diese Berichte stoßen. Werden die Einträge gelöscht, soll es den Kindern erklärt werden oder, oder ..? Mehr wollte ich nicht wissen .. Also: Enstpannung, bitte.
        Verärgert hat mich lediglich die Reihe mit der Erwähnung von homosexuellen Paaren, weil ich finde, das es dieses herzlose – und auch von Dir erwähnt – Kategorisieren und Normieren von Menschen und ihren Liebensbeziehung durch stetiges Zitieren nur weiter festigt. Mehr nicht.
        Grüße
        Liz

  4. Liz van Veert sagt:

    Krass, dass Du meinen Kommentar einfach gelöscht hast! O.O

    1. Christine sagt:

      Liebe Liz,

      sicherlich hast du meinen Hinweis beim Absenden deines Kommentars überlesen, dass es bis zu 24h dauern kann, bis ich die Kommentare manuell freischalte.
      Danke auch für deine Meinung.

      Gruß, Christine

  5. Fine sagt:

    Hallo Christine,

    ich wollte dir nur mitteilen, wieviel mir dein Blog an Kraft gibt und wie sehr mir gerade solche Beiträge helfen, den Alltag zu bewältigen. Deine Texte geben mir das Gefühl verstanden zu werden und bilden in beeindruckender Weise all die ambivalenten Gefühle des Mutterseins ab. Ich kenne keinen Ort im deutschsprachigen Internet, der die Mutter so ausdrücklich in den Mittelpunkt stellt und ihr Raum gibt, sowohl die hellen als auch die dunklen Seiten dieser Lebensphase zu reflektieren. Bei vielen so genannten Momblogs fühle ich oft den Druck, perfekt und dauerfröhlich sein zu müssen, immer die kindlichen Bedürfnisse über meine stellen zu müssen, dabei noch zu lachen und kreativ/ pädagogisch sein zu müssen und müssenmüssenmüssen.

    Hier kann ich durchatmen. Deine Arbeit hier ist so wichtig, gerade für hochsensible Mütter. Liebe und Erschöpfung, Fürsorge und Selbstsorge wechseln sich ab und halten sich auch nicht immer in der Waage. Es ist so wichtig, das realistische, bunte Bild von Elternschaft abzubilden, in denen auch die Erwachsenen im Mittelpunkt stehen dürfen. Glückliche Kindern haben glückliche Eltern, sodass ich der festen Überzeugung bin, dass Kindeswohl immer auch das Elternwohl vorrauszusetzen ist. Gesunder Egoismus und v.a. Authenzität sind durchaus Werte, von denen eine Familie als Ganzes enorm profitieren kann. Zu seinen Emotionen zu stehen und ihnen Ausdruck zu verleihen, auch wenn sie nicht dem Bild der Hochglanzfamilie entsprechen, ist so wichtig und durch deine Texte fühle ich mich immer wieder bestärkt, meine Gefühle und Bedürfnisse ernst zu nehmen und im Familiengeflecht zu priorisieren.

    Ich möchte dir danken und freue mich auf weitere Texte.

    Liebe Grüße, Fine

    1. Christine sagt:

      Liebe Fine,

      wow, vielen vielen Dank für dein Feedback!!
      Ich bin wirklich berauscht von deinen Worten und dass du dich so wohl auf meinem Mama-Blog für hochsensible Mütter fühlst! Es ist schön zu lesen, dass ich mit meinen Texten andere Frauen im Herzen erreiche, denn genau deswegen schreibe ich.
      Ganz lieben Dank ♥

  6. Franka sagt:

    Liebe Christine,
    Danke für deinen Blog und diese wundervoll ehrlichen Worte. Von allen hier. Ich fühlte mich lange Zeit so alleine mit meinen Gedanken und Gefühlen, mit dem Wunsch, mein altes, kinderloses Leben zurück haben zu wollen. Ich schäme mich richtig dafür, obgleich ich meinen Kleinen (2 Jahre alt) über alles liebe und ihn nie nie mehr hergeben wollen würde. Aber stünde ich nochmals vor der gleichen Entscheidung: Kind – Ja oder nein? Ich würde mich heute wohl anders entscheiden. Welche Mami denkt so etwas? Allein bei diesen Gedanken muss ich weinen. Und es gibt nicht viele denen man sich anvertrauen kann, denn allzu oft, begegnet man doch Unverständnis und weiß dass die anderen Mamis nicht so empfinden. Natürlich ist mein kleines Exemplar nun auch besonders lebhaft, eine 80% Stelle im Schichtdienst mit Verantwortung und Haushalt mit Ehemann ohne familiäre Hilfe (Wohnen alle zu sehr weg) tragen ihr übriges bei, aber ich will das Mamasein auch endlich mehr genießen können. Ich will es wirklich! Ich werde oft gefragt, wann denn nun das zweite Kind wohl kommt, wobei ich innerlich bei dieser Frage schon wieder weinen könnte, da ich offensichtlich mit einem schon überfordert bin und alles so unglaublich zehrend ist. Jedoch wünscht sich ein Teil von mir mehr Kinder und hofft, dass ich in meine Rolle hineinwachsen kann, die Mami werde, die ich so sehnlichst sein möchte. Und doch kennt ein anderer Teil in mir wohl die bittere Wahrheit und weiß, dass ich daran zerbrechen würde. Es wäre nichts mehr da von der einst kinderlosen Person mit all ihren Interessen, Freiheiten und Unabhängigkeiten. Und würde ich diese Person noch sein wollen?
    Danke für deinen Blog. Schade, dass ich ihn erst jetzt entdeckt habe.

    1. Christine sagt:

      Liebe Franka,

      es ist nie zu spät dafür, meinen Mama-Blog zu finden :-P
      Und es freut mich wirklich sehr, dass du nun hier bist!

      Du musst dich nicht dafür schämen, dass du dein kinderloses Leben zurückhaben wolltest! Es ist traurig genug, dass Menschen, die „unerwünschte“ Gefühle haben, in unserer Gesellschaft immer noch an den Rand gedrängt werden. Du konntest doch vorher nicht wissen, in welchem Ausmaß du dein Muttersein nicht genießen konntest, sondern als fremdbestimmt erlebt hast! Bitte mache dir keine Schuldgefühle! Für seine Gefühle kann Niemand etwas. Sie kommen hoch, weil sie uns auf tiefere Bedürfnisse unseres Selbst hinweisen möchten.

      Deine zwiegespaltenen Gedanken bezüglich eines weiteren Kindes kann ich sehr nachempfinden und ich wünsche dir, dass du eine Entscheidung für dich triffst, mit der du im Reinen bist.

      Alles Liebe dir und danke für deine ehrlichen Worte!
      Christine

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