Mein lieber Maxi,
zwei Wochen ist es nun her, seit wir die Praxis des Kinderpsychologen mit einer Diagnose für dich verlassen haben: Autismus. Genauer gesagt „Atypischer Autismus“. Es war ein surrealer Moment, obwohl uns der Arzt schon Wochen vorher mit dieser möglichen „seelischen Behinderung“, wie er es nannte, konfrontiert hatte. Wir hatten also Zeit genug gehabt, uns auf einen eventuellen Autismus einzustellen und uns schon einmal einzulesen in die Thematik. Und doch war es wie ein kleiner Schockzustand, in dem ich anschließend schwebte. Und, wie gesagt, surreal. Eben noch die Diagnose erhalten, standen wir beide dreißig Minuten später bei REWE an der Kasse und bezahlten unser Mittagessen. Das Leben musste eben weitergehen, keine Zeit zum Luftholen. Es erinnerte mich an den Zustand nach deiner Geburt.
Damals, vor fünfeinhalb Jahren, lag ich gerade mal eineinhalb Stunden auf dem großen Bett in dem Geburtshaus, bis du auch schon das Licht der Welt erblicktest. Und kaum warst du da, wurden wir auch schon nach Hause geschickt. Keine Frage, wir wollten es so, und es war auch kein Rausschmiss, über zwei Stunden nach den Erstuntersuchungen waren wir noch in Obhut des Hebammen-Teams geblieben, aber für mich vergingen diese zwei Stunden wie im Flug, als wären es nur Minuten gewesen.
Dein Vater fuhr uns nach Hause und da lagst du nun schlafend in der Kinderwagenschale, die wir für den Transport genommen hatten. Ich saß keine fünf Minuten auf der Couch, als ich meinen Mann auch schon fragte, was ich uns zum Abendessen kochen solle, obwohl ich es körperlich nicht mal alleine bis zum Klo schaffte. Weitermachen, so schien meine Devise zu lauten, bloß nicht ausruhen, nur nicht den Moment genießen. Wie sollte ich ihn auch genießen? Du warst mir so fremd. War ich damals auch schon in so einem kleinen Schockzustand?
Dieser blinde Aktionismus, er fing direkt nach deiner Geburt an und ist auch heute noch oft spürbar. Hauptsache in Bewegung, immer etwas tun, statt die Gegenwart eines kleinen Kindes einmal in Ruhe zu genießen, ja, wenigstens auszuhalten.
„Bindungsproblem, sagen Sie? Das kann ich beim besten Willen nicht sehen. Die Bindung zwischen Ihnen und Ihrem Sohn ist gut, das erkenne ich auf den ersten Blick!“ Wir waren zum Erstgespräch bei diesem Kinderpsychologen, der in der gleichen Praxis arbeitete wie dein Kinderarzt und er war uns auf dem Flur schon immer sympathisch erschienen, weswegen wir ihn für ein Gespräch auserwählt hatten. Jetzt spieltest du auf dem Boden mit der Holzeisenbahn, sahst immer wieder zu mir hin und sagtest „Guck mal, Mama!“ Oder so was in der Art.
Die Frage, warum wir denn bei ihm wären, wollte ich dem Psychologen dann aber doch lieber unter vier Augen beantworten, weshalb du und Papa nach gerade mal fünf Minuten wieder ins Wartezimmer gegangen seid, damit wir ungestört reden konnten. Ich erzählte ihm von deiner niedrigen Frustrationsgrenze, deinen Wutausbrüchen, die inzwischen unzählige Male die Stunde auftraten, von deinem Verhalten im Kindergarten, das die Erzieherinnen an ihre Grenzen brachte und mich entscheiden ließ, dich fortan zuhause zu betreuen.
Ich erzählte ihm auch von meiner Hochsensibilität und meinem Verdacht, du könntest ebenfalls diesen sensitiven Wesenszug geerbt haben. Dass du mit dem offenen Konzept im Kindergarten und den fünfzig Kindern um dich herum, gleich dem Gewusel in einem Taubenschlag, total überfordert seist und eine Eins-zu-Eins-Betreuung benötigen würdest, wie es auch deine Erzieherinnen schon erkannt hatten. Dass du noch keine Freundschaften zu anderen Kindern geschlossen hattest und, geräuschempfindlich, wie du bist, lieber alleine in einer stillen Ecke für dich spielst.
Ich erzählte ihm aber auch offen von meinen postpartalen Depressionen nach deiner Geburt, dass ich dich vom ersten Augenblick, da ich dich sah, ablehnte, dich nicht als meinen Sohn wahrhaben konnte. Ich erzählte dem Psychologen von schweren, tief traurigen Monaten, in denen ich Nullkommanull Liebe für dich empfinden konnte -das muss eine unschuldige Kinderseele erst einmal überleben- und dass ich erst durch eine eigene Therapie meine Seele heilen und mein Herz endlich für dich öffnen konnte.
„Ihre Beziehung zu Ihrem Sohn scheint gesund zu sein, das habe ich soeben im interaktiven Spiel gesehen, als Ihr Sohn immer wieder zu Ihnen geschaut und mit Ihnen gesprochen hat!“ war, neben ein paar aufmunternden Worten zu meiner depressiven Zeit, das Einzige, was er dazu zu sagen hatte. Mit Hochsensibilität kannte er sich, nach eigener Aussage, zudem auch zu wenig aus. Ob mir Autismus etwas sage? Möglicherweise würde es bei Maxi auch in diese Richtung gehen.
Und jetzt haben wir diese Form der Entwicklungsstörung Schwarz auf Weiß. Zwei Testungen bei einer Kindertherapeutin und zwei kurze Besuche bei eben jenem Psychologen (einschließlich des kurzen Kennenlernens im Erstgespräch) brachten deine Diagnose. Atypischer Autismus, wenn auch in einer abgeschwächten Form. Deine Testergebnisse waren hauptsächlich in den unteren Grenzwerten angesiedelt, sodass wir vor der endgültigen Diagnosestellung gefragt wurden, ob wir mit der Diagnose überhaupt einverstanden wären.
Papa und ich sagten sofort „Ja“, wie aus einem Mund. Wir dachten nur an das Gutachten. Denn ohne diese sozialmedizinische Stellungnahme, wie es im Fachchinesisch heißt, dürftest du jetzt nicht in den heilpädagogischen Kindergarten gehen, der dich nach unserem Umzug erwartet. Und wir sind uns beide ganz sicher, dass nur solch ein Kindergarten jetzt das Richtige für dich ist. Mit spezialisierten Fachkräften, die sich zu Viert um gerade mal sieben Kinder in einer Gruppe kümmern.
Ich glaube trotzdem nicht, dass es alleine der Autismus ist, der deiner kleinen Kinderseele zu schaffen macht. Natürlich, ich will gar nicht abstreiten, dass deine frühe Kindheit in fehlender Mutterliebe zu dieser Entwicklungsstörung geführt haben könnte. Ehrlich gesagt wäre es für mich auch sehr erleichternd zu wissen, dass der Kinderpsychologe die richtige Diagnose gestellt hat. Aber es ist immer dieses „Aber“ in meinem Hinterkopf.
Niemand ist auf die gestörte Beziehung zwischen uns beiden eingegangen (wenn man überhaupt von Beziehung sprechen konnte, schließlich habe ich mich monatelang von dir abgewendet wo ich nur konnte). Der Psychologe hat ausschließlich den Jetzt-Zustand beurteilt, ganz nach dem Motto: „Es gibt eine Interaktion, also gibt es auch keine Probleme in der Mutter-Kind-Bindung.“
Viele Ärzte behandeln meiner Meinung nach immer noch lieber das, was offenkundig sichtbar ist, das gilt für das gebrochene Bein genauso wie für seelische Störungen.
Bindungsstörungen scheinen, genauso wie Kinderdepressionen, immer noch weitestgehend unbekannt in der Facharztszene und zusätzlich schwer zu erkennen zu sein, besonders in jungen Jahren. Wie viel leichter ist es dann vermutlich, verhaltensauffälligen Kindern viel zu schnell den ADHS-Stempel (der übrigens auch noch zusätzlich auf deinem Gutachten zu finden ist) oder andere „typische“, weil bekanntere, Krankheiten bzw. Störungen aufzudrücken, statt langwierig und kostenintensiv nach einer Nischenkrankheit zu schauen?
Wie viele junge Patienten bekommen möglicherweise die falschen Therapieangebote, im schlimmsten Fall die falschen Medikamente? Man kann diesen Fachärzten grundsätzlich keine böswilligen Absichten, sondern höchstens Unwissenheit vorwerfen, was dennoch leider nichts am Ergebnis ändert.
Gott sei Dank gibt es genug aufgeschlossene Ärzte und Psychologen, die sich stetig fortbilden und das gewonnene Wissen in ihre Arbeit integrieren, notfalls die Eltern an einen Kollegen weiterempfehlen, der sich auf dem Gebiet besser auskennt. Ich möchte unserem Kinderpsychologen gar keine Inkompetenz vorwerfen. Ich gehe nur so weit, dass ich glaube, dass er nicht alle ihm genannten Punkte berücksichtigt hat. Jetzt haben Maxi und ich ein gutes Verhältnis, das man sehen kann. Aber das erste Lebensjahr ohne Mutterliebe muss in irgendeiner Form Spuren hinterlassen haben.
Nur den Autismus zu behandeln, kommt mir vor wie reine Symptombehandlung, ohne an die Wurzeln zu denken.
Lieber Maxi, ich muss ehrlich sagen, dass ich erleichtert bin, dass die Zeit der Eigenbetreuung sehr bald vorbei ist! Sechs Monate lang habe ich dich unter der Woche fast täglich alleine betreut, von morgens bis abends. Für mich als hochsensible Person war es wirklich keine leichte Zeit. Nicht nur, dass ich grundsätzlich nicht gerne rund um die Uhr Kinder um mich herumwuseln sehe, deine fordernde Art machte mir zusätzlich schwer zu schaffen.
Dass du nicht mal zwei Minuten alleine für dich spielen kannst, ohne, dass ich wenigstens daneben sitzen und zugucken muss, ist genauso schwer für mich wie deine permanenten Wutanfälle, wenn etwas nicht so klappt, wie du es dir vorstellst.
Deine Eifersucht deinem vierjährigen Bruder Mini gegenüber steigt mittlerweile in unvorstellbare Dimensionen, die für alle Beteiligten nur schwer nachvollziehbar und noch weniger auszuhalten ist. Und Rollenspiele, bei denen ich dich am Seil, wie an einer Hundeleine, durchs Wohnzimmer Gassi gehen führe, während du an meinem Sofa das Bein hebst, mache ich nur für dich, weil ich denke, dass deine bedürftige Seele das braucht. Ich selbst würde in diesen Momenten am liebsten schreiend wegrennen.
Am Schmerzhaftesten ist es für mich allerdings, zu akzeptieren, dass du derzeit keine Küsse magst. Leidglich Luftküsse darf ich dir zuwerfen, sogar beim Guten-Morgen-Gruß und beim Gute-Nacht-Sagen. Mir fehlt da was, ist es einfach mein natürliches Bedürfnis, meinen Liebsten um mich herum zur Begrüßung und Verabschiedung einen Kuss zu geben. Aber selbst das erdulde ich, dir zuliebe. Ich hoffe, dass es, wie vieles, auch nur eine Phase ist, die wieder vorübergeht.
Und dennoch. Obwohl ich so oft geflucht habe, jeden Tag unzählige Male in dieser Zeit der Selbstbetreuung, so bedaure ich im Nachhinein kein bisschen meine Entscheidung, meine freie Zeit gegen die Zeit mit dir zuhause, eingetauscht zu haben. Für unsere Beziehung war es genau richtig so. Ich empfinde unser Verhältnis heute als sehr eng und völlig „normal“, wie man es sich zwischen Mutter und Kind nur wünschen kann.
Ich wünsche mir sehr für dich, dass dir diese Diagnose „Autismus“ erst einmal weiterhilft. Dass du dir von dem auf dich spezialisierten Therapieangebot im neuen Kindergarten etwas für dich mitnehmen kannst und hoffentlich ein wenig ausgeglichener wirst. Und dennoch habe ich mir schon fest vorgenommen, an unserem neuen Wohnort nach einem Kinderpsychologen zu suchen, der auf Bindungsstörungen spezialisiert ist. Vielleicht hat er dann noch einmal einen anderen Therapieansatz für dich, für uns. Damit ganz alte Wunden langsam heilen können und du dich bald wieder richtig wohl fühlst in deiner Haut.
Aber ganz egal, was auch auf dich zukommen mag: Ich bin immer für dich da. Egal, ob Autismus, Bindungsproblem oder sonst was für eine Störung. Am Ende ist es für mich völlig egal, welche Diagnose auf einem Gutachten steht: Für mich bist du einfach nur mein Kind, mein Sohn. Ich liebe dich.
Deine Mama
Jil sagt:
Uff. Ich finde es bewundernswert, wie gut ihr mit der Diagnose umgeht! Wird er dann nach dem Kindergarten eine „gewöhnliche“ Grundschule besuchen? Seid ihr da Vorgaben unterworfen?
Ich habe gerade heute einen Artikel zum Thema Abstempeln geschrieben. Das fand ich so passend und werde deinen Beitrag auf Facebook mal teilen :)
Christine sagt:
Liebe Jil,
nein, es stehen uns bzgl. der Grundschule mehrere Optionen zur Verfügung. Entweder eine Förderschule oder eine „normale“ Grundschule mit oder ohne Förderkraft. Das ergibt sich dann im Kindergartenjahr. Zum Glück sind die auch spezialisiert auf Autismus und es können nochmal weitere Tests gemacht werden, zur Sicherung der Diagnose oder eben zur Prüfung, ob es doch kein Autismus ist. Klingt sehr beruhigend :)
Danke für deine Worte und auch fürs Teilen ♡
Nadine sagt:
Liebe Christine,
Dein letzter Satz ist der wichtigste und entscheidende:
„Am Ende ist es für mich völlig egal, welche Diagnose auf einem Gutachten steht: Für mich bist du einfach nur mein Kind, mein Sohn. Ich liebe dich.“
Ich schicke dir viele liebe Grüße und positive Gedanken !
Liebe Grüße Nadine
P.s.: „Mein Auszeitbad“ mit Buch ist fest geplant für heute Abend -endlich
Christine sagt:
Lieben Dank für deine Grüße und positiven Gedanken!!
Ich wünsche dir einen besonders entspannten (und vor allem ungestörten) Abend im bzw. am Wasser :) Lass‘ es dir gut gehen!
fee sagt:
liebe christine,
ich hatte auch eine postpartale depression, allerdings nicht ganz so schlimm wie du. es ist furchtbar – man fühlt sich wie in einer nebelbank, grau, weg von allem…grauslig….bei meinem mittlerweile 8 jährigen steht und stand noch immer der autismus verdacht im raum. unabhängig davon ist er ebenfalls hochsensibel – und ich glaube mittlerweile, dass hochsensible kinder fast alle mit regulationsstörungen zu kämpfen haben, zumindest die, die ich kenne, ua auch meine eigenen. die wutanfälle etc etc all das ist nicht unbekannt für mich, es ist unheimlich ermüdend. ich bewundere dich sehr dafür, dass du deinen maxi 6 lange monate zu hause betreust, ich kann mir glaube ich ansatzweise vorstellen, was das bedeutet.
viel glück in dem neuen kindergarten, hört sich perfekt an. lg felicitas
Christine sagt:
Liebe Felicitas,
es tut mir leid zu hören, dass du auch unter einer postpartalen Depression gelitten hat – völlig unabhängig wie schwer sie nun gewogen hat, jede Depression ist gleich hart. Es ist sicherlich auch für dich nicht leicht, wenn so lange ein Verdacht wie Autismus im Raum steht und nicht eindeutig bestimmt werden kann. Und von den Wutanfällen ganz zu schweigen, wie du schon sagst, es ist sehr ermüdend und macht es in manchen Situationen nicht leicht (zumindest für mich kann ich sprechen) meine Mutterrolle ganz zu akzeptieren.
Der neue heilpädagogische Kindergarten scheint tatsächlich perfekt zu sein, mein Mann und ich durften ihn schon vorab kennenlernen, und die MitarbeiterInnen wirkten sehr freundlich und engagiert. Wollen wir hoffen, dass sich der erste Eindruck bestätigt.
Lieben Dank für deine offenen Worte und deine Wünsche!
Liebe Grüße Christine
Frühlingskindermama sagt:
Liebe Christine,
ich glaube, jeder, der sich mit Hochsensibilität beschäftigt, wird früher oder später auch auf das Phänomen Autismus stoßen, da es einige Berührungspunkte und sogar Überschneidungen gibt. Da euer Kinderpsychologe sich mit Hochsensibilität nicht auskannte, war die naheliegendste Diagnose für Maxis „Eigenarten“ Autismus, was nicht heißen soll, dass das nicht der Fall sein kann. Allerdings kennt er Deinen Maxi nur aus 2 kurzen Terminen (1x nur 5 min.?) und den 2 Tests, Du dagegen aus den letzten 5 Jahren. Erkennst Du Deinen Maxi in den Kriterien und Charakteristika des atypischen Autismus? Kann das passen? Passt es mehr oder weniger als die Hochsensibilität?
Vielleicht gibt es in dem heilpädagogischen Kindergarten jemanden, der dazu eine Einschätzung geben kann, wenn er/sie Maxi kennengelernt hat. Vielleicht sucht ihr auch nochmal einen anderen Kinderpsychologen auf, der sich evtl. mit Hochsensibilität auskennt. Ich denke nicht, dass dazu das letzte Wort schon gesprochen ist. Aber nun zieht erstmal in Ruhe um <3
Liebe Grüße!
Christine sagt:
Liebe Frühlingskindermama,
ja du hast tatsächlich richtig gelesen, der Kinderpsychologe hat unseren Maxi im Erstgespräch nur fünf Minuten erlebt und das zweite Mal war dann auch gleichzeitig das letzte Gespräch, in dem die Diagnose eigentlich schon feststand. Deswegen hoffen wir auch auf einen ergiebigeren Test im neuen Kindergarten, wo sie erstens auf Autismus spezialisiert sind und zweitens Maxi täglich um sich haben und sich dann ein genaueres (sprich auch: authentischeres) Bild von ihm machen können. Unter vertrauten Personen gibt er sich schließlich nochmal anders als vor Fremden.
Tja, für mich halten sich die Kriterien des atypischen Autismus und die Charakteristika der Hochsensibilität etwa die Waage, weshalb ich auch so verunsichert bin. Aber wie du schon sagst, das letzte Wort ist noch nicht gesprochen und es ist ja auch keine Diagnose auf Lebenszeit, bzw. kann (und soll) sie auch immer mal wieder geprüft werden. Uns war sie erst einmal eine große Hilfe, um überhaupt in die heilpädagogische Einrichtung zu kommen. Jetzt werden wir in Ruhe umziehen, durchatmen und dann, wenn es erforderlich ist, nach neuen Möglichkeiten Ausschau halten.
Lieben Dank für deine Worte und viele Grüße!
Sabine sagt:
Ich lese gerade diesen schon 2Jahre alten Beitrag.
Mein Sohn ist 5 und auch sehr fordernd. Auch er bekommt schnell und häufig Wutanfälle und hatte schon als Baby Regulationstörungen, also er schrie, wenn er müde war, statt einzuschlafen. Man konnte ihn nicht ablegen etc.
Lange Rede, kurzer Sinn:
Mich würde mal interessieren, wie es nun 2 Jahre später um diese Diagnose Autismus steht!?
Habt ihr eine Zweitmeinung eingeholt?
Christine sagt:
Liebe Sabine,
danke der Nachfrage! Wir haben inzwischen sogar schon zwei unabhängig voneinander ausgesprochene Zweitmeinungen von Autismus-Therapeut*innen bekommen. Beide bestätigen, dass bei unserem Maxi kein Autismus in irgendeiner Form vorliegt.
Eine neue/andere Diagnose haben wir allerdings noch nicht, wenn es soweit ist, werde ich diesbezüglich noch etwas schreiben.
Ich wünsche dir und deinem Sohn alles Gute und dass ihr einen Weg findet, mit seinen Wutanfällen und Regulationsstörungen umzugehen.
Alles Liebe
Christine
Jule sagt:
Ich kann Frühlingskindermama nur beipflichten. „Fachleute“ , die sich mit dem Thema Hochsensibilität nicht auskennen, könnten sehr rasch zur Diagnose „Autismus“ oder „ADHS“ greifen. Du machst das ganz richtig, indem ihr eine Fachkraft, die sich mit Hochsensibilität auskennt, aufsuchen wollt.
Gute PsychologInnen, welche die Diagnostik für Hochbegabung durchführen, testen auch auf Autismus, ADHS etc. Und diese kennen sich meistens auch sehr gut mit Hochsensibilität aus, weil viele Hochbegabte auch hochsensibel sind.
Schau mal in dieses Forum…hier gibt es einen interessanten Austausch.
https://www.facebook.com/hochsensiblefamilie/photos/a.1716942765241911.1073741828.1713275905608597/1916670261935826/?type=3&theater
Viele Grüße
Christine sagt:
Liebe Jule,
danke dir für deine Einschätzung! Einen Test auf Hochbegabung habe ich übrigens auch bei dem Kinderpsychologen durchführen lassen, allerdings auf mein Drängen hin, weil ich eben auch schon vorher recherchiert hatte, dass eventuell auch eine Hochbegabung bei Maxi vorhanden sein könnte. Das Ergebnis war jedoch ein Mix zwischen durchschnittlich intelligent und undefinierbar, weil Maxi nicht auf alle Fragen antwortete bzw. reagierte.
Danke auch für deinen Link zur Facebookgruppe; klingt sehr interessant, was auf der Seite besprochen wird!
Viele Grüße
Christine
Anne sagt:
Ich kann da nur die Sunshine Therapie aus Amerika empfehlen. Ich denke, dass diese auch bei Bindungsstörungen helfen kann. Bei YouTube gibt es Videos von den Therapeuten.
Viele Eltern von autistischen Kindern berichten uns auf Arbeit übrigens, dass diese Störungen nach Impfungen oder Narkosen aufgetreten sind. Die Kinder sich vorher altersgerecht entwickelten. Viel Kraft!
Christine sagt:
Liebe Anne,
vielen Dank für deine Einschätzung und deinen Tipp mit der Sunshine Therapie! Habe ich ehrlich gesagt noch nie etwas von gehört, weshalb ich gleich mal bei YouTube nachschauen werde.
Klingt, als hättest du beruflich mit autistischen Kindern bzw. deren Eltern zu tun?
Viele Grüße und danke für die gesandte Kraft :)
Christine
Anne sagt:
Ich hatte dir unter einen anderen Bericht geschrieben, dass Autisten meiner Meinung nach auch immer hochsensibel sind. (bin die Zwillingsmama) Momentan bin ich in Elternzeit aber ansonsten arbeite ich im Lebenshilfe Kindergarten. Ich beschäftige mich mit Leidenschaft mit dem Thema Autismus und will da noch viele Weiterbildungen besuchen. Dadurch,dass ich viele Verhaltensweisen dieser besonderen Kinder kenne, habe ich mich eine zeitlang gefragt, ob ich nicht auch eine Form des Autismus habe. Hochsensibilität und Autismus liegen für mich nah beieinander.
Christine sagt:
Liebe Anne,
ich erinnere mich :) Wie geht es deinen beiden eigentlich? Sind die Zähne durch (bzw. die nächsten hoffentlich nicht schon hinterher)? Ach, ein Lebenshilfe Kindergarten ist das, in dem du arbeitest. Konntest du die Diagnose Autismus dann bei dir ausschließen? Ich wurde (für mich) letztens auch auf den Gedanken gebracht, möglicherweise Autismus zu haben – ehrlich gesagt habe ich mich (noch) nie damit auseinandergesetzt, weil ich bislang auch noch nicht die vielen feinen Stufen einer Autismus-Spektrum-Störung kannte. Autisten waren für mich die klassischen, hochbegabten Kinder, die eine Sinfonie von Mozart nach einmaligem Hören perfekt auf dem Klavier nachspielen können und keinen Blickkontakt zu ihren Mitmenschen halten. Naja, jetzt werde ich mich durch die Diagnose zwangsläufig noch einmal intensiver mit der Störung auseinandersetzen, aber in erster Linie für meinen Sohn, weniger für mich.
Dass Autismus und Hochsensibilität so viele Berührungspunkte aufweisen, bzw. so nah beieinander liegen, ist wirklich spannend. Entweder ist dein Kind behindert oder einfach „nur“ mehr sensibel. Verrückt…
Alles Liebe und viel Kraft auch dir weiterhin!
Angie sagt:
Hallo,
dass ist ein so wunderschöner und ehrlicher Beitrag! Ich bin sehr beeindruckt! Ich hatte glücklicherweise nach der Entbindung keine Depressionen, kann mir aber vorstellen,dass es sehr belastend ist. Um so beeindruckender finde ich deine Auseinandersetzung mit der Thematik und dass du auch jetzt noch sensibilisiert bist für eventuelle „Spätfolgen“. Es zeigt wie sehr du deinen Sohn mittlerweile liebst und wie viel er dir bedeutet! Ich hatte das Vergnügen in meinem Leben schon einige Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung kennenzulernen und kann dir sagen: Alles ist möglich! Gerade mit der richtigen Förderung. Mein Titelbild (Einfach Mamangie) ist einmal gemeinsam mit einem meiner „Schützlinge“ entstanden. Die Jugendliche hat Frühkindlichen Autismus und ist beim Malen oft über sich hinaus gewachsen. Ich wünsche dir und deiner Familie einen guten Neustart nach dem Umzug!
Christine sagt:
Liebe Angie,
ich danke dir von Herzen für deinen lieben und vielversprechenden Kommentar in Puncto Über sich hinauswachsen :)
Ich habe mir dein Tietelbild angesehen; es strahlt wirklich viel aus! Lieben Dank für deine guten Wünsche,
Christine
Anne sagt:
Also rückblickend war heute ein sehr schöner Tag mit den Beiden. Die Zähne kommen aber ohne Pause und wir haben vor dem ersten Geburtstag jetzt schon jeweils 7. Der erste Kitatag rückt ja immer näher ;)
Hast du dir die Therapie aus Amerika schon angeschaut?
Was den Autismus und mich betrifft…Da habe und werde ich mich nicht weiter beschäftigen. Ich bin so wie ich bin und möchte mir keinen Stempel verpassen. Vor den beiden Mäusen kam ich auch ganz gut mit mir klar. Jetzt muss ich wieder neu lernen, wann und wie ich mir Pausen einräume. Es gibt ein Buch, dass habe ich mir aus dem Autismuszentrum gemerkt. Es heißt „So sehe ich deine Welt, willst du auch meine sehen? Da ist ein Waschbär drauf. Es gibt schon wirklich schöne Bücher für Mutti und Kind. Kann ich mich hier eigentlich irgendwie anmelden, dass du beim Namen gleich weißt das ich geschrieben habe?
Christine sagt:
Hallo Anne,
das freut mich zu lesen :) Ich habe nach der Therapie geschaut, bin aber ehrlich gesagt nicht so ganz schlau draus geworden. Kannst du mir kurz mit eigenen Worten das Verfahren erklären? Danke auch für deinen Buchtipp!
Anmelden in dem Sinne, wie du es meinst, kannst du dich hier nicht, aber ich sehe ja im Admin-Bereich, wer du bist, anhand deiner E-Mail-Adresse.
Liebe Grüße und bis bald :)
Anne sagt:
Ja, klar mach ich: Die Sunshine Therapie bedeutet im großen und ganzen, dass du während dieser Therapiezeit das autistische Kind beobachtest und nachahmst/imitierst. In allem Gestik, Mimik egal was es macht. Man denkt zwar, dass man sich dabei zum Klops macht, aber der Autist fängt dadurch an sich zu öffnen. Er fühlt sich dadurch wahrgenommen und du lässt dich auf seine Welt ein. Ich finde das sehr wichtig, auch bei „normalen“ Kindern. Einfach selber mal wieder Kind sein und das Denken ausschalten ;D Uns Hochsensiblen fällt das manchmal ja besonders schwer.
Man spielt durch diese Art der Kommunikation mit ihnen und sie haben ein riesen Spaß dabei. Ich habe vor der Schwangerschaft versucht Kontakt zu diesen Therapeuten aufzunehmen, um mir das in den USA anzuschauen. Vielleicht werde ich das irgendwann nochmal in Angriff nehmen. Da flammt schon wieder die Leidenschaft hoch, wenn ich davon erzähle *grins *
Christine sagt:
Verstehe..Ist ja eine spannende Art und Weise daran zu gehen! Ich drücke dir die Daumen, dass du dein Vorhaben in die Tat umsetzen wirst – klingt, als wäre es genau dein Ding :)
Danke für die schnelle Erklärung!
Julia Bender sagt:
Liebe Christine,
mir wird unglaublich warm ums Herz, wenn ich deine Texte lese – so wundervoll empfinde ich dich als Mama :-)
Höre bitte weiter so gut auf deine Intuition – ich drücke euch die Daumen, dass ihr einen guten Psychologen für euch finden werdet.
Alles Liebe und Gute,
eine Hochsensible
Christine sagt:
Das hast du lieb gesagt, ich danke dir sehr für deine Worte ♥