Gesellschaft

Abtreibung: Indiskutabel?

Letztens blieb meine Periode aus.

Seit ich die Pille nehme (und das sind mit zwei gewollten Unterbrechungen nun fast 20 Jahre am Stück), kann ich die Uhr danach stellen, wann meine Regel einsetzt. Aber nun blieb sie den ganzen Tag über aus und ich sah mich gezwungen, mich mit meiner ansteigenden Nervosität auseinanderzusetzen. Ich freunde mich zwar langsam mit meiner Mutterrolle an, aber jetzt nochmal bei Null beginnen? Das ganze Muttersein nochmal von vorne durchmachen?

Ein drittes Kind, selbst wenn es diesmal das langersehnte Mädchen würde, das wäre für mich zum jetzigen Zeitpunkt absolut unvorstellbar. Aber was wäre die Alternative, wenn ich tatsächlich schwanger war? Würde ich abtreiben?

Abtreibung. So hässlich wie das Wort schon klingt, so schrecklich fand ich immer genauso den Gedanken, dass Frauen sich das neue Leben, welches entstehen will, aus dem Unterleib entfernen lassen.

Herzlos. Egoistisch. Verantwortungslos.

Diese drei Attribute (und sicher noch mehr in der Art) hätte ich früher jeder Frau zugeschrieben, die das wertvollste Geschenk Gottes ablehnt und wieder zurück an Absender schickt.

Die Befürworter (oder sagen wir besser Verteidiger) jener Frauen, die sich gegen das Kind entscheiden, argumentieren u.a. mit seelenlosen Zellklumpen, die der Embryo im frühen Stadium noch darstellen könnte.

Dem kann ich persönlich aus eigener Erfahrung heraus nicht zustimmen.

Bei der Entstehung von unserem Mini habe ich förmlich gespürt, wie seine Seele während der körperlichen Verschmelzung in mir Einzug erhielt. Dass das jetzt sehr esoterisch und abgedreht klingen muss, ist mir klar! Aber ich kann es einfach nicht anders beschreiben. Ich sagte zu meinem Mann: „Ich bin schwanger“ und zwei Wochen später bestätigte mir der Test aus der Apotheke dieses (für mich in keiner Weise überraschende) Ergebnis.

Im Laufe meiner letzten Bloggerjahre habe ich immer wieder auch Mails von verzweifelten Müttern bekommen, die ungewollt schwanger waren und nicht wussten, ob sie die Verantwortung für ein (weiteres) Kind tragen konnten.

Abtreibung: Moralisch verwerflich?Da nicht jede Frau, nur, weil sie es gerne möchte, schwanger wird, vertrete ich die Ansicht, dass Gott (vielleicht nennst du es auch eine höhere, wissende Schöpfungskraft) einer werdenden Mutter das Kind zutraut.

Die Frage ist aber nicht nur: Trauen wir uns das ebenfalls zu? Sondern auch: Trauen wir uns im Falle des Zweifels, unsere Bedürfnisse vor die eines anderen zu stellen, auch, wenn dieser Jemand ein ungeborenes Kind ist?

Spätestens jetzt schreit die Welt (oder du als Leser) womöglich auf.

So, wie ich all die Jahre auch aufgeschrien hätte.

Und ich bin auch immer noch der Meinung, dass wir Frauen nach wie vor (neben den Männern!) die Verantwortung tragen, für gute Verhütung zu sorgen bzw. nicht leichtfertig die Entscheidung einer Abtreibung zu fällen.

Jede Mutter sollte sich der Verantwortung über das Lebewesen in sich bewusst sein und genau hinspüren, was die wahren Gründe ihres geplanten Aborts sind. Treiben mich Ängste um? Ist es eigentlich die Unterstützung aus meinem Umfeld, die mir für ein (weiteres) Kind fehlt und wo ich vielleicht „nur“ über meinen Schatten springen müsste, um mir Hilfe einzugestehen und zu erbitten?

Und doch hat das Leben mich inzwischen gelehrt, dass Leben nicht immer einfach ist.

Dass es Entscheidungen im Leben gibt, die nicht einfach zu treffen sind. Nicht, weil wir zu doof oder unfähig sind, sondern weil wir in der verzweifelten Situation stecken, in der wir nur zwischen zwei Nöten wählen können.

Mütter, die eine Abtreibung als alternatives Mittel der Wahl nehmen, weil es für sie eine bequemere Option zur Verhütung darstellt, meine ich damit nicht! So eine junge Kollegin begegnete mir damals im Hotel, die förmlich damit prahlte, „mal wieder“ abgetrieben zu haben, als hätte sie sich lediglich einer weiteren Schönheits-OP unterzogen.

Ich spreche von Frauen, denen es im Herzen weh tut, sich für eins der beiden Leben entscheiden zu müssen:

Entweder treibe ich das Kind ab und werde von der Gesellschaft verachtet, kann auch selbst nicht mehr in den Spiegel schauen, ohne von Schuldgefühlen zerrissen zu werden, oder ich entscheide mich für das Kind und zerstöre damit mein eigenes Leben und somit meine Selbstverwirklichung.

Von außen betrachtet verleitet diese Denkweise schnell zur Verurteilung. Wer nicht drinsteckt, für den zählt das arme, ungeborene Leben mehr, weil es kein Mitspracherecht erhält und aufgrund der Selbstverwirklichung der Mutter zurückstecken muss.

Und genau hier liegt meines Erachtens nach die Problematik unserer Gesellschaft.

Nicht nur schwangere Frauen, die über eine Abtreibung nachdenken, werden verachtet, sondern bereits Mütter im normalen Leben, die sich Auszeiten von ihrem Kind nehmen. Frauen, die sich das Recht herausnehmen, ihre Bedürfnisse über die ihrer Kinder zu stellen.

Abtreibung: Moralisch verwerflich?Wer als Mutter übers Wochenende alleine wegfährt, erntet zuweilen entsetzte Blicke, wie man denn Mann und Kinder alleine zuhause lassen könne, wie man denn überhaupt nur eine Sekunde ohne Nachwuchs sein könne (und wolle!).

Dass Mütter auch ihre eigene Identität neben der Mutterrolle leben möchten, scheint immer noch ein Anliegen zu sein, das man hinter vorgehaltener Hand äußern muss.

Aber der Wunsch nach Selbstbestimmtheit, er steckt in jeder Frau. Es ist ein natürlicher Anteil in uns, der gelebt werden möchte. Bei der einen mehr und der anderen weniger.

Und so stelle ich mir auch immer wieder die Frage, inwieweit man (auch und gerade als Mutter) die eigenen Bedürfnisse an erste Stelle legen darf. Und inzwischen vertrete ich die Ansicht, dass wir Frauen auch ein Recht auf unser Leben haben, welches wir im Falle der Kindes-Austragung für viele Jahre (wieder) zurückstellen müssten.

Und was ist mit Gott? Wie würde er das wohl finden, wie wir mit seinen Geschenken umgehen?

Meiner Meinung nach ist das genau der springende Punkt, wie wir mit seinem Geschenk, seinem Vertrauen in uns und unsere Mütterkräfte umgehen.

Wie viel leichter würde es Frauen in dieser Not gehen, wenn sie sich diese Entscheidung selbst verzeihen dürften, sich in Würde von dem kleinen Wesen verabschieden und es voll Vertrauen zurück in Gottes Hände geben könnten?

So eine Gesellschaft wünsche ich mir, wo wohlwollend das individuelle Leid betrachtet und ein eingeschlagener Weg nicht kategorisch in Richtig oder Falsch unterteilt wird.

Eine Leserin schrieb mir mal: „Ich vertraue darauf, dass ich meine Entscheidungen frei treffen kann und dennoch vom Leben und von Gott geliebt und gehalten werde.“

Dem kann ich nur zustimmen. Auch ich merke in vielen Bereichen des Lebens, wie vielschichtig das Leben, die Launen der Natur, Ereignisse und Schicksalsschläge sind. Und immer mehr frage auch ich mich: Gibt es überhaupt ein Richtig oder Falsch?

Sind es nicht vielmehr unsere Ängste vor vermeintlich falschen Entscheidungen (und entsprechend auch vor einem strafenden Gott), die uns daran hindern, ein Leben nach unseren wahren Herzensbedürfnissen zu leben?

Abtreibung: Moralisch verwerflich?Und wer weiß schon was Gott denkt? Ich persönlich glaube, dass er vor allem möchte, dass wir glücklich sind und uns selbst verzeihen lernen.

„Liebe deinen nächsten wie dich selbst“ sagte er einst zu uns. Leider hört unsere Gesellschaft seit Generationen immer nur die erste Hälfte seines Gebots; wir haben es uns schlicht verboten, unsere eigenen Bedürfnisse gleichwertig zu setzen.

Wie oft kämpfen wir mit Schuld- und Schamgefühlen, wo wir eigentlich glücklich(er) sein könnten, wenn wir es nur wagen würden, unserem Bauchgefühl zu vertrauen, wenn wir nicht so geprägt von Moralvorstellungen und Glaubenssätzen wären?

Bevor ich Mutter wurde hätte ich andere Mütter dafür verurteilt, wenn sie gesagt hätten, dass sie das Muttersein am liebsten hinschmeißen würden.

Und heute? Stand ich selbst oft genug am Abgrund und merke erst, dass man zwei von außen scheinbar gleiche Situationen nie miteinander vergleichen kann, dass Gefühle unberechenbar sind und dass jedes Nein zu einem anderen ein Ja zu sich selbst ist.

Meine Periode kam dann übrigens verspätet am darauffolgenden Tag. Und mit ihm die Erleichterung und unendliche Dankbarkeit.

Und was würde ich nun machen, sollte ich trotz der besten Verhütung doch noch einmal schwanger werden?

Ich würde mich vor allem für meinen Weg entscheiden. Ob der dann mit einem dritten Kind an meiner Hand weiterführt oder nicht, lasse ich dann, wenn es soweit ist, mein Herz entscheiden.

Und nicht meine Angst.

13 Gedanken zu „Abtreibung: Indiskutabel?“

  1. Marianna sagt:

    Schwieriges Thema. So wertschätzend geschrieben.

  2. Birgit sagt:

    Hallo Christine,

    oh ja. Wichtiges Thema! Eigentlich fand ich beide Schwangerschaften bisher schrecklich und der Kontrollverlust über meinen Körper und die Gewichtszunahme war auch schlimm, die Geburt traumatisch und nicht sehr romantisch, beides Mal starke Depressionen […]. Alles, was ich nie wieder erleben will!
    Ich bin auch jetzt immer panisch darauf bedacht, dass meine Kupferspirale noch sitzt und genügend Kupfer abgibt um zuverlässig alle Spermien abzutöten! Eine ungewollte Schwangerschaft jetzt wo ich sowieso gefühlt ständig mit dem Muttersein extremst hadere, wäre für mich wie eine Krebsdiagnose. Klingt zwar schlimm, aber ist einfach so. Auf GAR KEINEN FALL möchte ich noch einmal schwanger werden und ein Kind gebären und auch noch aufziehen müssen. Und wenn es keine Möglichkeit der Abtreibung gäbe, dann würde ich […] so wie es ja früher auch ganz viele Frauen machen mussten, weil ihnen eine komplikationslose Abtreibung verwehrt wurde und sie es heimlich machen mussten, da sie den Hass der Gesellschaft gefürchtet haben. Eine möglichst schmerzhafte Geburt war ja sowieso lt. Kirche die Strafe für all ihre Sünden und die gesellschaftliche Strafe für Abtreibung war ja auch sehr greifbar auf einem Scheiterhaufen….
    Früher dachte ich auch immer: oh wie schrecklich, wenn man behinderte Kinder im Rahmen der Früherkennung abtreibt oder überhaupt abtreibt. Mittlerweile sehe ich das ziemlich pragmatisch. Ich würde jetzt ohne zu zögern eine Abtreibung in Kauf nehmen ohne Schuldgefühle. Ausserdem: schon ein gesundes Kind grosszuziehen führt mich täglich an meine Belastungsgrenze; mir vorzustellen, wie das mit einem behinderten Kind wäre ?!? Würde ich das behinderte Kind vielleicht irgendwann sogar hassen, weil es so schwer mit ihm ist, weil es mein Leben zerstört?! Keiner hilft dir dann, wenn das behinderte Kind auf der Welt ist, wie immer werden die Eltern mit diesem Schicksal komplett alleine gelassen und es gibt nur dämliche Werbesendungen, dass „jedes Leben wertvoll ist bla bla bla, auch das Leben von geistig behinderten Kindern“ na danke! Das ist meine absolute Urangst: ein Down-Syndrom-Kind – sorry ist einfach so.
    Den Seelen geht es in der geistigen Welt viel besser als hier auf diesem Teufelsplaneten. Da lasse ich die Seelen doch lieber bei ihrem geistigen Vater….
    Ich will auf jeden Fall nicht wieder für die Geburt eines weiteren Erdenmenschen verantwortlich sein…..wie oft habe ich mir vorgeworfen, dass es mein freier Wille war, zwei Kinder einfach so auf diese kalte Welt zu bringen weil ich es wollte. Ich habe mir deshalb Vorwürfe gemacht und hätte es gerne rückgängig gemacht.
    Leider sehr nüchtern meine Analyse aber ich habe komplett jegliche rosa Brillen dieses Thema betreffend verloren…

    [Anmerkung von Christine: Triggernde Inhalte im Kommentar wurden entfernt]

  3. Rica sagt:

    Ich habe zwei Kinder, über und mit denen ich sehr froh und glücklich bin-aber oft sehr am Limit des für mich Erträglichen. Genau wie mein Mann. Ich wüsste ziemlich sicher, dass ich (und mein Mann auch!) an einem dritten Kind kaputt gehen würde. Gleichzeitig weiß ich, dass ich eine Abtreibung kaum verarbeiten könnte. Gott und die Gesellschaft wären mir egal, aber ich bin ziemlich sicher, dass ich mein Leben lang nicht von diesem abgetriebenen Kind loskommen könnte. Deshalb habe ich echt Angst vor dieser Situation, in die ich hoffentlich niemals komme!

    Ich wünsche allen Frauen, dass sie die für sich richtige Entscheidung in einer solchen Situation treffen können! Be- oder Verurteilen darf das niemand!

  4. CoVaSo sagt:

    Ich habe auch mega Respekt vor Eltern, die ein geistig / körperlich behindertes Kind aufziehen. Die Kinder, die so gehandikapt sind, dass sie ohne Hilfe nicht existieren könnten. Vor meiner Schwangerschaft war dies ein Punkt, wo ich auch sagen musste, dass ein Mensch in Würde sein Leben leben sollte und wir Menschen doch Möglichkeiten haben, dieses Schicksal nicht entstehen zu lassen.

    Ich bin froh über meine 2 gesunde Mädchen und weiß, dass die Zeit der Schwangerschaften nun vorbei ist.

    Das Thema Abtreibung ist so individuell und betrifft das Schicksal einzelner, dass ich niemals ein Urteil darüber fällen würde. Niemals würde ich eine Mutter anklagen, die diese schwere Entscheidung trifft, auch wenn sie dies selber nicht als schwer empfinden.

    Ich glaube daran, dass jede noch so kleine Seele existiert und eine Chance bekommt seine Erfahrungen zu machen. Und ich glaube auch daran, dass man Kontakt zu diesen Seelen aufnehmen kann und ja auch für sie beten kann.

    1. Christine sagt:

      Liebe CoVaSo,

      ich bin mir gar nicht so sicher, ob die (von Geburt an) Behinderten ihr Schicksal als ähnlich schlimm ansehen wie wir von außen. Ich habe mal von einem (auch geistig) schwer behinderten Jungen gelesen, der seiner Mutter mit etwa 10 Jahren gesagt hat, dass er so froh ist, dass es ihn gibt (die Mutter quälte auch innerlich ständig der Gedanke, sie hätte vielleicht lieber abtreiben und ihm somit Leid ersparen sollen, obwohl sie es ihm gegenüber nie erwähnt hat).
      Meine Mutter arbeitete lange Zeit als Heilerziehungspflegerin in einer Behinderten-Einrichtung und hat mir immer wieder berichtet, welche Lebensfreude diese Menschen oft an den Tag legen.
      Von demher wäre eine Behinderung für mich persönlich kein Grund zur Abtreibung, solange ich mir generell ein Kind in meinem Leben vorstellen könnte. Wenn ich sowieso bereit wäre, die Verantwortung für ein Kind zu tragen, würde ich mich an dieser Stelle der zusätzlichen Herausforderung stellen (aber dann eben auch alle Unterstützung beantragen, die es gibt). Aber auch hier würde ich niemanden (mehr) verurteilen, für den es ein Grund ist, sich gegen ein behindertes Kind zu entscheiden.

      1. Birgit sagt:

        Ich denke nicht, dass es für die geistig Behinderten selbst ein schlimmes Schicksal ist und sie sich mit schweren Gedanken vielleicht auch nicht besonders belasten, sondern vielmehr für die ELTERN die quasi bis zum Tod für dieses Kind VERANTWORTLICH sind. Und mit all ihrem Geld, Kraft, Nerven und Zeit für ihre Entscheidung gerade stehen müssen – bis zum Ende ihrer Tage….
        Das ist ja schlimmer als lebenslänglich Gefängnis!
        Bei gesunden Kindern darf man ja hoffen, dass sie irgendwann selbständig leben und arbeiten können und man irgendwann von der Last befreit wird…..
        Ich denke nicht, dass Eltern es sich wirklich in aller Tiefe bewusst machen, was es heisst, ein (geistig) behindertes Kind aufzuziehen….

  5. Sabrina sagt:

    Sehr schön geschrieben!
    Ich finde es sooo wichtig, dass jeder sein Leben leben darf, wie er möchte. Hauptsache man ist mit sich selbst im Reinen (bei diesem Thema zwar schwierig, weil immer zwei Anteile in einem selbst gegeneinander kämpfen).

    Aber es wird ja eigentlich alles (egal um welchen Lebensbereich es geht) von anderen verurteilt.
    Eigentlich nur aus deren Unreife und fehlenden eigenen Erfahrungen heraus.

    Ich habe schon sooft gedacht, dass ich etwas heutzutage anders beurteile als noch vor einigen Jahren, einfach weil ich nun schon mehr Erfahrungen gesammelt habe.

    Ich denke immer an den Spruch: Urteile nie übe jemanden, in dessen Schuhen du nicht gelaufen bist.

  6. Vanessa sagt:

    Hallo zusammen,

    schwieriges Thema….ich denke, da muss jeder für sich versuchen die richtige Entscheidung zu treffen. Wichtig ist, dass man niemanden verurteilt. Ausgenommen sind für mich jedoch die Frauen, die einfach keine Lust auf Verhütung haben und munter abtreiben, wenn sie schwanger werden. Ich kenne eine Kollegin, die das ganze 4x so gehandhabt hat. Das geht gar nicht.
    Für mich stünde fest, sollte ich schwanger werden wieder, wäre das absolut nicht gewollt und meine Entscheidung wäre ganz klar, Abtreibung. Es würde mir schwer fallen und ich glaube, ich hätte auch lange an meinem schlechten Gewissen zu knabbern (viell. würde ich mir zur Verarbeitung auch professionelle Hilfe nehmen), aber die Vorstellung noch ein Kind zu kriegen, noch mehr Fremdbestimmt zu sein und evlt. nochmal so ein anstrengendes Kind zu kriegen wie meinen Sohn, wäre für mich persönlich noch schlimmer. Ich finde, so ehrlich muss man zu sich selbst dann auch sein, denn im Endeffekt tut man niemandem einen Gefallen, wenn man so denkt und fühlt und trotzdem ein Kind bekommt. Man selbst geht daran kaputt und tut sich und seinen Kindern/seiner Familie damit auch keinen Gefallen. Das kann ich für mich so zumindest sagen. Wie gesagt, das ist aber eine sehr persönliche und individuelle Entscheidung, die man bei niemandem verurteilen sollte.

  7. Lisa sagt:

    Hallo Christine,
    war bisher lange schon stille Mitleserin deines Blogs und gehe mit meinen 31 Jahren seit ein paar Jahren bereits länger ernsthaft der Frage nach, ob ich Mutter werden möchte (wird ja ansonsten einfach mal so angenommen und eher unüberlegt „getan“).
    Landete immer beim „Nein“, auch weil ich mich in deine Beiträge gut hineinfühlen kann und ebenfalls hochsensibel bin.
    Habe mich deshalb vor knapp einem Monat sterilisieren lassen, was mir ein erleichterndes/befreiendes und entschlosseneres Gefühl gibt! Es ist einfach die rational beste Entscheidung für mich. Der Verein bzw. die Website von „Selbstbestimmt steril“ war mir da eine große Hilfe.
    Also vielleicht ein Tipp für alle Mitlesenden, die nicht (noch mal) Mutter werden möchten und auch nicht in die Bredouille der Frage „Abtreibung ja/nein“ kommen möchten (dieser Situation wollte ich nämlich auch unbedingt zuvorkommen).

    1. Christine sagt:

      Liebe Lisa,
      hab vielen Dank, dass du den Mut aufgebracht hast, so offen von deiner persönlichen Geschichte zu erzählen. Die Entscheidung für diesen Schritt war sicher nicht einfach! Deshalb freue ich mich, dass sie dir Erleichterung gebracht hat und du im Nachhinein nicht das Gefühl hast, die Falsche getroffen zu haben.
      Nochmals vielen Dank für deine Offenheit und deine so persönliche Auseinandersetzung mit diesem Thema!

    2. Birgit sagt:

      Hallo Lisa,

      toll, dass Du ehrlich zu Dir selbst warst und ganz unabhängig von Deiner Umgebung, Deine ganz bewusste Entscheidung getroffen hast! Das schafft nicht jede Frau.
      Nach zwei Kindern habe ich mich wegen einer Sterilisation an meinen Frauenarzt gewandt, weil ich auf keinen Fall mehr schwanger werden wollte! Seine Antwort: das macht man heutzutage nicht mehr sondern man arbeitet mit Verhütung, bis die Periode ganz aufhört. Das sei wohl schonender für den Körper. Ich werde mir jetzt noch ein letztes Mal für 5 Jahre eine Kupferspirale einsetzen und danach gleich den Frauenarzt wechseln, denn ich fühle mich bei ihm überhaupt nicht wohl…..Na ja die Spirale muss man alles selbst zahlen. Nach den 5 Jahren dann evtl. Sterilisation, aber da musst du dann auch den Arzt finden, der das „mitmacht“….Wir Frauen haben es sehr schwer denn von Selbstbestimmung über den eigenen Körper kann in diesem Gesundheitssystem wohl überhaupt nicht die Rede sein!

      1. Christine sagt:

        Liebe Birgit,

        das tut mir leid, dass du so ein unbefriedigendes Erlebnis mit deinem Frauenarzt hattest. Es ist ja schon schwer genug, solche Gedanken zu äußern bzw. sich für diesen Schritt zu entscheiden. Da hätte ich mir für dich mehr Empathie gewünscht, notfalls mal eine Überweisung an eine Fachklinik, Beratungsstelle o.ä.
        Ich finde, der Mann hätte auch ruhig mal seine Überforderung zugeben und das Beste für dich in deiner Situation herausholen können! Immerhin gibt kein Verhütungsmittel wirklich 100%igen Schutz! Und dann noch Jahre mit der Angst vor einer erneuten Schwangerschaft herumlaufen zu müssen kann ja wohl auch nicht schonender sein.

      2. Lisa sagt:

        Hallo Birgit,
        tut mir leid, von solchen Erfahrungen habe ich auch öfter gehört.
        Bin direkt auf die Website von dem Verein gegangen, dort werden auf einer Karte Ärzt*innen aufgelistet, die problemlos Sterilisationen durchführen, vielleicht hilft dir das weiter:
        https://www.selbstbestimmt-steril.de/karte/

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